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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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7322 ««rsmblau!. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 138, 18. Juni 1911. Nichtamtlicher Teil. Aus dem französischen Buchhandel. i. Kantate in Paris I Nur eine Woche nach den Leipziger Festlichkeiten fand diesmal auch in Paris eine Art Kantate statt. Übrigens nichts Außergewöhnliches, nur das alljährlich wiederkehrende »Vtvsr Los Uibrsirvs», zu dem auch eine Anzahl von Provinzsortimentern als Vertreter der Lokal- vereine größerer Städte herbeigeeilt war und dem eine fachliche Besprechung vorausgegangen war oder folgte. Also fast so wie in Leipzig, und für jemanden, der beide Fest lichkeiten mitgemacht hat, war eS natürlich interessant, Ver gleiche zu ziehen. Während wenige Tage vorher die Herren der Schöpfung im Buchhandel, die großen Verleger, ihr Jahresfest im »Osrols äo ls libralris« in stolzer Ab geschlossenheit und, wie versichert wird, auch Steifheit gefeiert hatten, war der Sortimenterverein, das »S^uäioot äes läbrairss«, viel zugänglicher. Es waren sogar Ein ladungen an die Damen der Mitglieder ergangen, und alles verlief äußerst nett und gemütlich. Im Gegensatz zu Leipziger Gepflogenheiten begann die Festlichkeit nicht um 3»/, Uhr nachmittags, sondern etwas nach 8 Uhr abends. In 1^ Stunden war das sehr um fangreiche Menü, sogar mit den dazu gehörenden Reden, er ledigt; wer sich für lukullische Genüsse interessiert, kann die übrigens künstlerisch ausgeführte Tafelkarte in der Biblio thek des Börsenvereins ansehen. Diese verhältnismäßige Schnelligkeit, mit der sich alles abwickelte, wurde sehr angenehm empsunden, denn für jemanden, der das nicht gewohnt ist, bedeutet ein vierstundenlanges Bei- Tisch-sitzen in Leipzig ein nicht zu unterschätzendes Stück Arbeit. In wohltuendem Gegensatz zu Leipzig stand auch der Umstand, daß in Paris nur vier und nur ganz kurze Reden angehört werden mußten, die alle während des Desserts verdaut wurden, während zu unserer Kantatefeiec die Reden schon beim Fisch beginnen und durch ein respektwidriges Klappern mit Messern und Gabeln nur zu oft unterbrochen werden. Nach Schluß der Tafel begab man sich in einen Nebensaal, in dem bei Kaffee und Zigarren in einzelnen kleinen Gruppen kräftig gefachfimpelt wurde, also ganz so wie bei uns am Begrüßungs abend. Inzwischen war der geräumige Speisesaal von dienenden Geistern in einen Theater- und Konzertsaal um gewandelt worden, und nun folgte der zweite Teil der Festlichkeit, der ungefähr unserem Kantate-Montag entspricht. Das Gebotene war in künstlerischer Beziehung durchaus erstklassig; Schauspieler und Sänger mit glän zendem Ruf und Namen waren für schweres Geld engagiert worden und taten ihr Bestes; aber merkwürdig ist, daß dem Franzosen der Sinn für etwas Fachsimpeln auf der Bühne mit oder ohne Spitze vollständig abgeht. Nichts, was direkt oder indirekt auf den Buchhandel oder auf tragikomische Ereignisse im Berufsleben Bezug hatte und was gerade unserem Kantate-Montag seinen eigenartigen Reiz verleiht, war hier zu sehen, obgleich es an entsprechendem Stoff hier ebensowenig gefehlt hätte wie in Leipzig. Dafür ist der Franzose nicht zu haben. Immerhin, es war ein äußerst angenehmes, glänzend verlaufenes Fest, und Herrn Eugsne Rey, dem vielbeschäftigten, tatkräftigen Vorsitzenden des »szwäioat äos Uibrairos», dem für solche Fälle kein Festausschuß zur Seite steht, gebührt höchste Anerkennung. Seit dem Erscheinen meines letzten Pariser Briefes — es ist schon ziemlich lange her — ist bei Eugsne Fasquelle in Paris ein Werk erschienen, das wenn auch nicht gerade im deutschen Publikum, so doch im deutschen Buchhandel Interesse beanspruchen dürfte: es ist dies der neueste Band des geistreichen Erzählers und Mitredakteurs des »Figaro», Jules Huret, »1.» Lavidr« st Io 8axo». Diese Studien über Deutschland, deutsches Leben und deutsche Verhältnisse, die schon seit Jahren in zwangloser Reihenfolge und immer in Bänden zu 3 Frcs. 50 Cts. bei Fasquelle erscheinen, haben in Frankreich einen recht bedeutenden Erfolg gehabt, nicht zuletzt des Namens und der glänzenden Schilderung ihres Autors wegen. Jules Huret kann sich rühmen, von allen seinen Landsleuten derjenige zu sein, der Deutschland und deutsche Verhältnisse am besten kennt, der wenigstens am schärfsten beobachtet und, wo dies not tut, auch kritisiert. Mehrere deutsche Verleger haben sich im Vertrauen aus den Namen des Autors und die »Ent hüllungen«, die er bringen würde, zur Herausgabe einer deutschen Übersetzung der einzelnen Bände des Huretschen Sammelwerks entschlossen, doch scheint der Erfolg der deutschen Ausgabe dem der französischen in keiner Weise nahezukommen. Übrigens ist dieser neue Band, wie ich höre, in Deutschland beschlagnahmt worden, während die deutsche Übersetzung un beanstandet geblieben ist. Wenn ein Mann wie Huret das Königreich Sachsen und die Stadt Leipzig schildert, so kann er den Buchhandel dabei nicht übergehen, und in dieser Schilderung unseres »Llstior« liegt der Grund für eine Besprechung seines Buches im Börsenblatt, denn es ist doch ganz interessant, zu erfahren, wie der böse Nachbar über einen denkt. Huret hat unsere Organisation schnell begriffen und erklärt diese seinen Lands leuten richtig und vorurteilslos. Er stellt sie sogar als mustergültig hin, wobei er allerdings nur ihre Vorzüge er wähnt, während die Mängel und Unzuträglichkeiten, die unser Beruf, wie jeder andere auch, mit sich bringt, ihm als Fremden: und Nichtfachmann entgangen sind. Und wenn ec zuweilen allgemeine deutsche Sitten und Gebräuche kritisiert, so darf uns das nicht wundernehmen; das passiert wohl so ziemlich jedem, der ein paar Jahre im Ausland gelebt und Deutschland aus der Ferne betrachtet hat. Herr Huret scheint einer von den wenigen Bevorzugten zu sein, die die Firma F. A. Brockhaus sogar unter Führung des Chefs in allen Einzelheiten haben besichtigen dürfen. Außer diesem Hause, dessen Umsatz Huret mit SO Millionen angibt, wird immer die Richtung und der Betrieb einer auf ihrem Gebiete besonders hervortretenden Firma ge schildert: Als Musikverlag Breitkopf L Härtel, als Kommissions haus F. Volckmar, als Antiquariat Gustav Fock und endlich die Firma Karl Baedeker, welch letztere vielleicht mit alleiniger Ausnahme von Brockhaus dem Franzosen am geläufigsten und bekanntesten sein dürfte. Außerdem werden die Bestell anstalt, der Börsenverein und feine Einrichtungen, das Buchhändler- und Buchgewerbehaus einer eingehenden Be sprechung unterzogen. Wie weit Herr Huret in die Interna des Buchhandels eingedrungen ist, geht aus dem Umstande hervor, daß ihm auch die Geschichte und Bedeutung der Petters-Hose nichts Fremdes ist, wenn er auch die Entstehungsgeschichte der be rühmten Hose mit einer etwas anderen Variante erzählt, als ich sie gehört habe. Herr Petters selbst, der mit Namen genannt und als »srovllsvt bowmo» bezeichnet wird, kommt als Wohltätigkeitsapostel im Buchhandel zu seinem vollen Recht. — Jedenfalls ist es ein Buch, das als buchhänd lerisches Kuriosum in der Bibliothek des Börsenvereins seinen Platz verdient.
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