Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19110523
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191105239
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19110523
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1911
- Monat1911-05
- Tag1911-05-23
- Monat1911-05
- Jahr1911
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6276 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 118 23. Mai 1911. spreche und erst hernach aus dem stenographischen Bericht erfahre, was ich gesprochen habe. (Heiterkeit.) Die Stenographen waren mir überhaupt früher keine sehr angenehme Erscheinung; aber nachdem wir uns erst aneinander gewöhnt haben, sind sie schon seit langer Zeit stets so liebenswürdig, meine Rede so heraus zubringen, wie ich sie etwa hinterher für den Bericht gesprochen haben möchte; wir verstehen uns sehr gut, und sie wissen schon, was sie von mir bringen sollen. Und wenn ich heute meine Rede ablese, so geschieht das nicht etwa aus Furcht vor den Stenographen, sondern ich habe dazu einen ganz bestimmten Grund, den ich Ihnen nachher verraten werde. »Hochverehrte Festversammlung! Nach den donnernden Hochs, die beim heutigen Festmahle in diesen Räumen erbraust sind, gestatten Sie auch mir, einige Worte an Sie zu richten. Sind sie doch dazu bestimmt, die Saite des menschlichen Herzens anzuschlagen, die in so inniger Har monie mit der Saite der Freude und Fröhlichkeit erklingt: ich meine die der Wohltätigkeit. Es ist ein schöner Zug des mensch lichen Charakters, daß gerade da, wo das Gemüt freudig sich bewegt, wo das Herz höher schlägt im Gefühl ungezwungenen Frohsinns, daß wir gerade in solchen Augenblicken jener schönen und edlen Regung zugänglicher sind, dem Drange, wohlzutun und mitzuteilen. — Und wenn eine Versammlung den Stempel des Frohsinns trägt, so ist es sicher die Vereinigung deutscher Buchhändler am Kantate-Sonntag in Leipzig. Sind doch aus allen Gauen des deutschen Vaterlandes von nah und fern die Berufsgenossen zusammengeströmt in der Metropole des deutschen Buchhandels, um nach einem Jahr voller Last und Arbeit die geschäftlichen Sorgen für eine kurze Spanne Zeit im Kreise guter Freunde und Kollegen von sich abzuschütteln. Und so ist denn auch das Kantate-Festmahl wie keine andere Vereinigung dazu berufen, zur Linderung von Not und Elend armer und kranker Berufsgenossen ein Scherflein beizusteuern und dem Unterstützungsverein eine Spende zuzuführen. Nun, meine Herren, öffnen Sie Ihre mildtätige Hand; möchte das kleinste Scherflein nicht kleiner als eine Mark sein, nach oben hin verbietet mir meine Bescheidenheit Ihnen eine Grenze zu ziehen. Lassen Sie die rechte Hand nicht wissen, was die linke tut, und im nächsten Jahre lassen Sie die linke nicht wissen, was die rechte tut: so wird der Unterstützungs verein dabei am besten fahren. Sind wir das ganze Jahr hindurch auch erbitterte Feinde der Schleuderei, so lassen Sie uns heute einmal nach Herzens lust schleudern, geben wir dem Vereine nicht 6 Prozent, nicht 25, sondern 99 Prozent!« So, meine lieben Freunde und Festgenossen, habe ich Kantate 1887 am 8. Mai — es war fast dasselbe Datum wie heute — das erste Mal zu Ihnen gesprochen. (Große Heiterkeit und Bravo!) Ich habe gestern im Börsenblatt nachschlagen lassen, es war damals noch im Krystallpalast, als ich die Ehre hatte, an die verehrte Festversammlung diese Worte zu richten. Damals kam der Senior des Deutschen Buchhandels, mein alter Freund und Gönner Herr vr. Eduard Brockhaus zu mir und sagte: Petters, wir sind einigermaßen in Verlegenheit, wir möchten jemand haben, der ein paar Worte über die Aufgaben der Wohltätigkeit fagt. Ich antwortete: Herr Doktor, ich bin selbstverständlich immer bereit, mit meinen bescheidenen Mitteln für diese gute Sache zu wirken, und so habe ich denn diese Rede gehalten, und Sie sehen nun, daß Sie mich eigentlich dem Herrn vr. Eduard Brockhaus zu verdanken haben (Heiterkeit) und nicht nur mich, sondern den ganzen Erfolg meiner Sammlungen, die damals das erste Mal schon 886 .k ergaben und nun von Jahr zu Jahr dank Ihrem liebenswürdigen Entgegenkommen und Ihren warmen Herzen immer schönere Erträge gebracht haben Heute nach der langen Reihe vonJahren bewegt es mich ganz sonderbar, daß ich nun wieder vor Ihnen stehe und eigentlich weiter nichts sagen kann, als was ich das erste Mal wörtlich gesagt habe; es bewegt mich wehmütig, daß diese lange Zeit verflossen ist, und ich muß ja das Gefühl haben, daß ich nun die längste Zeit auf diesem ehren vollen Posten hier gestanden habe. Meine lieben Freunde und Festgenossen! Wenn man auf so viele Jahre zurückblickt und das alles an seinem geistigen Auge vorüberziehen läßt, was einem da Liebes und. Gutes entgegen gebracht worden ist, so viel Freundschaft und Herzlichkeit, so kann ich nicht anders, als Ihnen allen den innigsten und aufrichtigsten Dank aussprechen für die viele und große Freundlichkeit und Nachsicht, die Sie mir stets haben zu teil werden lassen, für alles, was Sie von mir eingesteckt haben und was ich zum Besten des guten Zwecks von Ihnen einstecken durfte. Und nun komme ich zu dem hochverehrten Herrn Ober bürgermeister I)r. Dittrich, der meiner heute in so reizender Weise gedacht hat. Ich habe nun schon drei Oberbürgermeister hier an mir vorüberziehen sehen, den einen ja erfreulicherweise noch mitten in seiner vollen Tätigkeit; ich habe den alten Georgi und den leider zu früh verstorbenen Tröndlin zu meinen Freunden rechnen dürfen, wir haben uns bei jeder Kantateversammlung als Fest redner hier getroffen. (Heiterkeit) Ich denke heute noch mit Freude an ein Kantatefestmahl, an dem u a Reichsanwalt Hamm und Exzellenz Treitschke so liebenswürdig sprachen, und als Magnifizenz Zweifel redete, da gab es einen Knall von einer Blitzlichtaufnahme: wir sollten nämlich alle in die »Woche kommen. Dann redete Oberbürgermeister Tröndlin, der hatte seinen Dittrich bei sich, mit dem er alles öffnen konnte, und nun steht der Dittrich selbst an Stelle seines unvergeßlichen Chefs all jährlich unter uns und öffnet unsere Herzen durch seine glänzenden Festreden Ich kann ihm nur meinen allerherzlichsten Dank sagen für die große Anerkennung, die er mir heute in so liebens würdiger Weise gezollt hat. Es haben ja schon verschiedene Vorredner heute hier von dieser Stelle gesprochen, vor allem der gute Seemann. Herrgott, hat der mich für Naturwissenschaft begeistert! Ich habe zuletzt gar nicht mehr gewußt: bin ich eine Biene, eine Wanze oder eine Hummel, habe ich eine lange oder eine kurze Zunge? Das sind so die Wissenschaftler, die mit den gelehrten Ausdrücken nur so um sich werfen können; man versteht sie ja doch nicht. Und wenn ich mir die wundervolle Festkarte hier ansehe, mit dem Onkel, der den Hosenklingelbeutcl ausschüttelt mit den un zähligen Goldstücken! (Große Heiterkeit.) Daß weder ich noch mein a ter Freund Max Winkelmann, dem ich so manches Mal den vollen Hosenklingelbeutel ausgeleert habe, für diese Festkarte Modell gestanden haben, ist augenscheinlich, und doch sind wir in unserer Tätigkeit unverkennbar. Ich würde gern noch manches sagen, aber der Mensch wird älter, und da wird man leicht weichmütig; das Walzer-Lied, das soeben gesungen wurde, hat mich ganz besonders ergriffen, weil es gerade der Walzer ist, den ich mit meiner soeben der Tanzstunde entwachsenen Tochter so oft gesungen und getanzt habe: Hupf, mein Mädel! Ich werde ihr den Vers nach Lausanne in die Pension nachschicken, wo sie seit 14 Tagen weilt, und da wird sie ihre herzliche Freude darüber empfinden. Was soll ich weiter sagen, meine lieben Freunde und Fest genossen? Ich kann nur immer dasselbe wiederholen, was ich Kantate 1887 das erste Mal zu Ihnen gesprochen, daß die Wohl tätigkeit ein Band ist, das den deutschen Buchhandel immer geeinigt hat und eng umschließt: darin sind wir immer konser vativ geblieben und unserer Zusammengehörigkeit uns be wußt. Ich rufe Ihnen also wieder zu, was ich damals ausrief: Greifen Sie in die Taschen, und lassen Sie die der Linken hinein, die nichts davon weiß, was die Rechte getan hat, und erfreuen Sie mich aus Veranlassung des fünfundsiebzig- jährigen Jubelfestes des Unterstützungsvereins mit einem ganz besonders reichlichen Scherflein. Und nun fordere ich Sie auf, Ihr Glas zu erheben und mit mir zu trinken auf das gemein same Band, das uns im Buchhandel immer eng umschlingt und zunächst weitere 25 Jahre umschlingen soll: Die Wohltätigkeit im deutschen Buchhandel soll weiter blühen, wachsen und ge deihen, sie lebe hoch! (Bravo! Dreimaliges Hoch!) Von allen Seiten stürmte man auf den Redner ein, um ihm die Hand zu schütteln und ihn zu diesem seltenen Ehrentage zu beglückwünschen, der zwar ein volles viertel- hundert Jahre im Dienste der Wohltätigkeit noch nicht ab- schließt, aber doch wohl geeignet ist, ihm den herzlichsten Dank für seine Tätigkeit schon heute zum Ausdruck zu bringen. Hatte schon der Oberbürgel meister Herr vr. Dittrich in seiner Rede die un-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder