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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-23
- Erscheinungsdatum
- 23.01.1909
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- Deutsch
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960 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 18. 23. Januar 1909. abkoinmen, die Deutschland mit Belgien, Frankreich und Italien 1907 unterzeichnet hat, auch nach Inkrafttreten der in Berlin revidierten Berner Konvention vom 13. November 1908 ihre Bedeutung namentlich in bezug auf die Regelung der rückwirkenden Kraft aus dem ausschlaggebenden Gebiete des Übersctzungs- und Aufführungsrechts und hinsichtlich der Meistbegiinstigungsklausel durchaus nicht verlieren. Wilhelm Woernle. Zum sechzigsten Geburtstage des Künstlers. Von Adalbert Noeper. Einer aus der alten Schule feiert heute seineil sechzigsten Geburts tag, einer, der die Entwicklung der graphischen Kunst voll den streng gebundenen Formen des Linienstiches bis zu den freien und schranken losen Äußerungen der modernen Malerradierung in seinem eigenen Schaffen mit durchlebt hat und der hellte als ein achtunggebietender uusgereifter Künstler auf ein reiches Lebenswerk fleißigster Arbeit zurückblicken kann. Wilhelm Woernle gehört nicht zu den zügellosen Himmelsstürmern, die mit gewaltigen Sprüngen ein nebelhaftes Ziel erreichen wollen und von denen nur wenige die titanische Kraft be sitzen, bis zum Schlüsse auszuhalten; in stiller und unermüdlicher Arbeit ist er seinen Weg gegangen, gut diszipliniert in der harten unfreien Schule des Kupferstiches, hat er es doch bald fertig gebracht, die engeil Fesseln dieser Kunsttechnik abzustreifen und sich zur vollen Meister schaft iil der Anwendung der Radiernadel und des Atzwassers durch zuringen, zu jener nie versagenden Beherrschung aller technischen Ausdrucksmittel, die sich an j e d e Aufgabe der reproduzierenden Kunst heranwagen darf. Ein Blick auf das nachfolgende Verzeichnis seiner fast alle Schulen, Länder und Zeiten umfassenden Reproduktions arbeiten bestätigt dies. In Stuttgart am 23. Januar 1849 als Sohn des Dekorations malers Carl August Woernle geboren, kam er schon mit vierzehn Jahren in die Werkstätte des Kupferstechers V. Froer, der an den Stahlstichen der Pechtschen Schiller-Galerie (Verlag von F. A. Brockhaus, Leipzig 1859) und Goethe-Galerie (derselbe Verlag 1864) mitgearbeitet hat. Mehr als das rein Handwerksmäßige seines Berufes konnte er sich unter diesem Meister wohl nicht aneignen. Während der vierjährigen Lehrzeit besuchte er die damals von dem Cornelianer Bernhard Nester geleitete Stuttgarter Kunstschule. Danach arbeitete Woernle eine Zeitlang im Atelier von A. Wagenmann, der sich besonders durch seine tüchtigen Stiche nach Defregger »Das letzte Aufgebot« und Lüben »Der Taufschmaus« und »Schnadahüpfeln« bekannt gemacht hat. Als der junge Stecher sich stark genug zur selbständigen Tätigkeit fühlte, ging er nach Nürnberg und errichtete dort ein eigenes Atelier, das er aber nach kurzer Zeit wieder aufgab, um sich der Malerei unter Leitung -H- Zügels in München zu widmen, der ihm von der Stuttgarter Kunst schule her befreundet war. Zunächst griff er nun zum Zeichenstift und war als Illustrator tätig. 1873 ging er nach Italien, wo er mehrere Jahre verblieb und meist in Venedig Landschaften malte. Erst 1877 kehrte er nach München zurück und begann nun, angeregt durch die! damals Aufsehen erregenden radierten Galeriewerke William Ungers, sich in der Ätzkunst zu versuchen. Woernles erste druckreife Platte, eine fein und zart ausgeführte kleine Radierung nach Zügels Tier bildchen Miemand daheim« erschien 1877 in der Zeitschrift für bil dende Kunst. Dieselbe Zeitschrift brachte im nächsten Jahre die etwas größere Platte nach F. A. Kaulbach »Burgfräulein«, eine radistische Leistung von nicht geringen malerischen Qualitäten und glücklicher An passungsfähigkeit. Die Wiener Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, die zu jener Zeit die ungarische Landesgalerie in Budapest radieren ließ und dazu tüchtige Kräfte brauchte, wurde auf das neu auftauchende Reproduktionstalent aufmerksam und zog den Künstler in ihren Dienst. Das gab ihm Veranlassung, sich 1879 dauernd in Wien niederzulassen, wo er dann mit seinem Vorbilde Unger in regeren Verkehr trat und vielfache Anregungen und Förderungen von diesem Vater der mo dernen Radierung erhielt, wenn er auch nicht als dessen Schüler im eigentlichen Sinne des Wortes anzusehen ist. Woernle war bereits ein fertiger Künstler, als er nach Wien kam; er war durch die doppelte Schule des Stechers und Malers gegangen und hatte sich technische Kenntnisse angeeignet und malerische Fähig keiten ausgebildet, die ihm in dem neugewählten Beruf des Repro duktionsradierers sehr zu statten kamen. Sein malerisches Talent, das er in fleißigem Studium zu einer gewissen Höhe vervollkommnet hatte, verband sich in ergänzender Harmonie mit der strengen Gewissen haftigkeit, die ihm während der Stecherzeit anerzogen und in Fleisch und Blut gedrungen war. Nur so ist es zu erklären, daß schon seine frühesten Schöpfungen der Radiernadel das Tasten und Suchen des Anfängers nicht mehr verraten, sondern eine harmonische Abrundung und technische Ge schicklichkeit zeigen, wie sie sonst nur ausgereiften Werken, die nach längerer Vertrautheit mit den Geheimnissen der Ätzkunst entstehen, eigen sind. zahl seiner Radierungen, die nach alten und modernen Meistern für die Wiener Gesellschaft, für Lützows »Kunstschätze Italiens«, für See manns »Zeitschrift für bildende Kunst« usw. entstanden, sind der sprechende Beweis für seine feine Nachempfindung und geschickte Über setzungskunst. Die Feinheiten der Detailzeichnung in den kleinen Figuren und Köpfe auf vielen seiner Platten sind oft erstaunlich, be wundernswert auch sein zartes Gefühl für das Kolorit seiner Vor lagen. Dabei kennt er als Techniker keine Schwierigkeit, vor der er zurückschrecken möchte. Er weiß einen Tiepolo ebenso treu zu über setzen, wie einen Brouwer, die Eigenart eines Carducho oder Correggio genau so treffend wiederzugeben, wie die Malweise eines Breughel und Teniers. Mit ähnlicher Vielseitigkeit geht er an moderne Kunst werke heran. Was er in der überaus malerischen Radierung nach des Italieners Bedini »Zufrieden« an effektvoller Behandlung des Stofflichen im samtartig weichen Ton des Hintergrundes und im glän zenden Seidenkleid der schlanken Frauengestalt mit den Mitteln von Schwarz-Weiß erzielt, ist ebenso eminent, wie die wunderbare, feine Detailwirkung in den kleinen und kleinsten Figürchen und Rahmen arabesken nach der reichen Komposition »Mysterienbühne« von Matsch. Ähnlich fleißig ausgeführt bis in die letzten Feinheiten ist die malerische Platte nach Kühl »Im Atelier« mit dem ganzen Krimskrams und Bei werk dieses reich ausgestatteten Interieurs. Es geht leider nicht an, weitere seiner kleineren Schöpfungen hier zu erwähnen. Immer weiß Woernle die Stimmung und den Farben reiz der Vorlage, sowie die Vortragsweise des Malers in solchem Grade in die Platte hineinzuätzen, daß man beim Betrachten der Radierung den vollen lebendigen Eindruck des Originals erhält. Diese Vorzüge seiner Kunst kommen am meisten in seinen großen Schöpfungen zur Geltung, von denen an erster Stelle die beiden wunderbaren Platten nach den bekannten Bildern von Gabriel Max »Jesus Christus« und »Es ist vollbracht« zu nennen sind, die er im Aufträge des Besitzers der Bilder, des Hofkunsthändlers Nicolaus Lehmann in Prag, meisterhaft vollendete. Wohl nur wenige Werke der modernen Malerei haben ein so lebhaftes und anhaltendes Interesse erweckt, wie der Maxsche »Christus auf dem Schweißtuche der heiligen Veronika«. Das Originalgemälde wurde in fast allen Hauptstädten der alten und neuen Welt ausgestellt. Es erregte überall das größte Aufsehen und trug dem Maler viele Auszeichnungen und Anerkennungen ein. Unter den vielerlei Nachbildungen in ein- und mehrfarbiger Photogravüre, in Farbenlichtdruck, Photographie usw., die in Hundert tausenden Exemplaren über die ganze Welt verbreitet sind, steht die Woernlesche Radierung als vornehmste künstlerische Nachschöpfung obenan. Wie er es verstanden hat, die dem eigenartigen mystischen Bilde innewohnende, tiefe religiöse Empfindung restlos wiederzugeben, wie er das verblüffend realistisch gemalte altertümliche Byssusgewebe, den schmerzverklärten Christuskopf mit der geheimnisvollen Illusion der ver schleierten Augen, die bald geschlossen, bald wieder mit ersterbendem Ausdruck auf den Beschauer gerichtet scheinen, wie er das alles in der Technik, die neue Hilfsmittel dort erfindet, wo die bekannten versagen. Um z. B. die Struktur des Gewebes so täuschend nachzuahmen, preßte er ein nach einer alten rauhen Leinwand hergestelltes negatives Relief von Papier Pel6 auf den weichen Atzgrund der Platte. Beim Atzen erhielt er also die unzähligen Punkte mit den dazwischen freigebliebenen Webefäden und Knoten. Mit wenigen flüchtigen Nadelstrichen sind dann die Spannungsfalten, die von den Nägeln an den vier Ecken ausgehen, die Nisse und Löcher der Leinwand hineinradiert. Wer das Original genau kennt, der ist überrascht von dieser wunderbaren Nachschöpfung, die unstreitig zu den besten Werken der reproduzierenden
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