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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1897
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- Deutsch
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189, 17. August 1897. Nichtamtlicher Teil. 5803 Direktiven kurz festgelegt werden. Namentlich eine Versammlung mit dem Riesen-Programm der unsrigen mußte sich sorgfältig in diesen Grenzen halten, um nicht den Nahmen eines Tages zu sprengen. Ein Teil der wichtigsten Entschließungen und Anträge, bestimmt den Gang der Hauptversammlung zu klären und zu fördern, war infolgedessen schon am Sonnabend in den Vor beratungen gefaßt und formuliert worden. Mit höchst dankenswerter Bereitwilligkeit war der Allgemeinen Vereinigung voui Vcrwaltnngsausschuß des Deutschen Buchhändler hauses siir die zwei Tage der Hauptversammlung der kleine Saal des Buchhändlerhauses überlassen worden. Dort trafen sich Sonn abend nach Tisch die Vertreter der Landes-Vereinigungen. Rhein land-Westfalen und Sachsen war zuerst auf dem Plan. Alsdann kam der Central-Dorstand successive! als Brandenburg-Pommern da war, wurde es sofort lebhafter. Mitteldeutschland, Schlesien, Bayern, Norden, eins nach dem andern fand sich ein. Die Be ratungen, die von 3 9/t Uhr dauerten, trugen mehr den Charakter vertraulicher Besprechungen und beförderten eine erfreuliche Ueber- einstimmung der Anschauungen. Nach den herzlichen Begrüßungsworten des Vorsitzenden, Kollegen Firnhaber, referierte Kollege Schönwandt über Punkt: LehrlingSwesen. Er hob namentlich die Wichtigkeit eines prak tischen Vorgehens hervor und empfahl, statt mit allgemein ge haltenen Cirkularen zu operieren, einen einzelnen Punkt heraus zugreifen und auf Grund des neuen Handelsgesetzbuches, das einen Lehrvertrag vorschreibt, einen Muster-Lehrvertrag, aus dem die Herren Chefs unsere Forderungen kennen lernen, auszuarbeiten. Dies sei zugleich ein vortrefflicher Hebel für die Verfolgung der weiteren Ziele, Lehrlingsprüsung, Befähigungsnachweis rc. Man beschloß in der sich anschließenden Diskussion, in diesem Muster- Lehrvertrag, aus Grund dessen allein ein Befähigungsnachweis zu erlangen sei, als Mindestmaß der Schulbildung das Einjährig- Freiwillige, das auch während der Lehrzeit nachgeholt werden könne, festzusetzen. Man verhehlte sich nicht die Gefahren, die ei» solcher Beschluß in sich trage, kam aber doch dahin überein, im Interesse der Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses und der Abschreckung ungeeigneten Materials dieses Postulat der Ein- jährig-Freiwilligen-Reife, die nun einmal die einzige Norm sei, die in ganz Deutschland eine gleichmäßige Bildungsstufe bezeichne, aufrecht zu halten. Eine von Sachsen ausgehende Anregung, die als Fundament für alle diese Bestrebungen auf die Wichtigkeit der Sammlung statistischen Materials hinwies — namentlich auch, wenn es not wendig werden sollte, durch die Presse die Verhältnisse der Buch- gehilsen bekannt zu machen —, wurde mit dem Hinweis auf die großen Schwierigkeiten der Ausführung und auf das Material, das sich allmählich in dem Archiv des Stellennachweises ansammele, für später zurückgestellt. Eine lebhafte, wichtige Diskussion ergaben die Verhandlungen über das Vereinsorgan. Kollege Heinrich und Schönwandt legten zunächst die Verhältnisse klar, die, kurz zusammengefaßt, so liegen: Unser verstorbener Jeschke hatte im November t896 -Unser Blatt- an die Firma C. F. Müller, Leipzig, verkauft. Die Kaufsumme wird laut Kontrakt in der Weise abgetragen, daß Jeschke (resp. seine Erben) bis 1899 von jedem alten Abonnenten, der treu bleibt, p. Quartal 50 ausgezahlt bekommt. In diesem Kontrakt ist der Vereinigung, die ja freilich das Hauplkontingent der Abonnenten stellt, gar nicht gedacht. Wenn uns also auch juristische Ver pflichtungen bei einer Loslösung von -Unser Blatt» nicht hindern, würde uns doch die Rücksicht auf die Erben unseres verdienten Jeschke die moralische Verpflichtung auferlegen, für den teilweisen Ersatz des Schadens, die diesen durch Lösung des Verhältnisses er wächst, freiwillig einzutrelen und denselben nach und nach vielleicht 200 zuzuwenden. In der sich anschließenden Diskussion kam allseitig — umsomehr da man hörte, daß die Firma C. F. Müller die Vereinigung aus wenigsten» 4 Jahre verpflichten wolle — der Wunsch nach einem eigenen Organ zum Ausdruck, einem Organ, das mehr als ein zwei- wöchentliches Anhängsel eines nur wenig interessanten, unsere Ge- Hilfen-Jntercssen nicht vertretenden Fachblattes sei. Nach dem Vor anschlag für ein eigenes Organ — in Oktav achttägig erscheinend von Oktober 1897 an —, den uns Kollege Schönwandt vorlegte, soll uns dieses von vornherein nicht teurer kommen als bisher, der dafür entfallende Beitrag jedes neuen Mitgliedes würde also nach Abzug der geringen Mehrkosten für Papier der Ver einigung zu gute kommen und zur Deckung der an Jeschkes Erben zu zahlenden Summe beitragen. Einhellig wurde der Beschluß gefaßt, der Hauptversammlung den Antrag auf Gründung eines eigenen Blattes zu unterbreiten. Jetzt gabs eine kleine Abendbrotpause, und nun gingS an das schwerste Stück Arbeit: die Satzungen. Kollege Heinrich, der in seiner klaren und präzisen Weise das Referat darüber hielt, hatte uns die Arbeit durch eine Zusammenstellung des Entwurfs mit den Aenderungsanträgen sehr erleichtert. Aber weit kamen wir heute nicht mehr, denn schon erschienen die ersten Leipziger Gäste, die von der Leipziger Ortsgruppe in einem packend geschriebenen Cir- kular eingeladen waren, wir mußten abbrechen, die Vorberatung wurde auf Sonntag früh, auf die Stunden vor Beginn der Haupt versammlung vertagt. II. Nach den anstrengenden Verhandlungen der kleinen Schar, nach dem kurzen, sachlichen Hin und Wider der Diskussion, welch ein anderes Bild jetzt! — Mehr und mehr füllte sich der Saal, man sah den charakteristischen Kopf des Verbands-Vorstandes Hcmpel, eines würdigen weißhaarigen Herrn, das behagliche Gesicht Oskar Gottwalds —, auch junge Chefs suchten uns auf, der große Schlapphut Eugen Diederichs kam zur Thür herein, Georg Heinrich Meyers kluge Augen blickten im Saale herum. Die Zur-Sache- Sprecher plauderten nun gemütlich mit ihren Bekannten, und jetzt entfalteten die großen Volks- und Agitationsredner der Vereinigung ihre segensreiche Wirksamkeit. Kollege R. D. Bayer führte sicher und mit echt wienerischer Eleganz das Präsidium des von ca. 100 Teilnehmern besuchten Abends. Nachdem er als Vorstand der Landes - Vereinigung Sachsen die Gäste bewillkommnet, steigt aus kräftigen Kehlen als Eingangslicd Goethes -Hier sind wir versammelt». Kollege Hein rich sprach sodann in kurzer schneidiger Rede über die Zwecke der Vereinigung. Besonders lebhaft akklamierte die Versammlung die herzlichen Worte des Kollegen Heinpel. Er gab der Sympathie des Verbands- VorstandeS für die guten Bestrebungen der Allgemeinen Vereini gung — das -guten- bekam etwas viel Ton — warmgefühlten Ausdruck, dankte für den wiederholten Hinweis des Vereinigungs- Vorstandes auf die segensreichen Einrichtungen des Verbandes und toastete mit dem Wunsche ergänzenden Nebeneinanderarbeitens auf das Gedeihen der Allgemeinen Vereinigung. Der stellvertretende Vorstand der Allgemeinen Vereinigung, Kollege Volkmer, antwortete in herzlichen Worten. — So wäre denn damit endlich auch das alte Märchen von einer unfreundlichen Stimmung zwischen Ver band und Vereinigung begraben! Es sprachen noch die Herren Dresse!, Heinrich und Mayer. Der treffliche Oskar Gottwald ließ sich vernehmen, säst ganz ernsthaft sprach er heute! Herr Zuckschwerdt, der im Aufträge des Buch- handlungsgehilfenvercins Leipzig toastete, gab seinen Spmpathieen für die Vereinigungsdinge, aber auch seinen traurigen Erfah rungen in Vereinssachen überhaupt humorvollen Ausdruck. Schon war man ein wenig das Redenhüren müde, als ein mnger Redner, Kollege Kügler, Mitglied der Ortsgruppe Leipzig, allgemeines Interesse erregte. Im Gegensatz zu der humoristischen Resignation des Kollegen Zuckschwerdt schilderte er in formvollen deter Rede die Gefühle eines ideal geschwellten Provinzgehilfen, der zum ersten Mal Leipzig sicht, und kontrastierte sie mit einer charfen Charakteristik des spezifisch Leipziger Buchhandlungsgehilfen, der nie aus Leipzig herausgckommen und dessen Blick kein In teresse sür die Dinge jenseits Leipzigs Mauern hätte. Aber man möge den Mut nicht sinken lassen, auch in Leipzig werde eS ja endlich tagen. Alle diese Stimmen faßte der Präsident dann noch einmal in chwungoollen Worten zusammen und forderte zum Schluß die an wesenden Leipziger Kollegen zum Eintritt in die Ortsgruppe Leipzig auf. 19 Beitrittserklärungen erfolgten. So wurde dieser gcsillige Abend zugleich das Muster einer Agilations- und Wanderoersamm lung für die Vereinigung. Bis drei solls bei fröhlichem Lied und Wort gedauert haben. Ihr Berichterstatter mußte sich sür die Hauptversammlung aus- chlasen, er braucht viel Schlaf, und der Hauptlag sollte ja erst noch kommen I — III. Die Ergebnisse der Hauptversammlung liegen Ihnen in muster haft klarer Form vor, es erübrigt mir nur, gewissermaßen Fuß noten zu schreiben, welche die Menschen und Dinge etwas wärmer beleuchten. Der Eindruck, den die Anwesenden aus dem ersten Teil der Tagesordnung empfingen: das kurze, klare Resümee des Vor- itzendcn, Kollegen Firnhaber, das Jeschkes pietätvoll gedachte und mit einem freudigen Ausblick auf die Zukunft schloß, die Worte des Kollegen Dressel, welche die aufopfernde Thätigkeit des früheren Kassierers, Kollegen Seyfert, gebührend hervorhoben, die warmen Dankworte des Kollegen Heinrich an Steinbicker, der unter widrig- ten Verhältnissen den Vorsitz übernommen und geführt habe, der übersichtliche Kassenbericht des Kollegen Rührig: alles das erweckte in den Versammelten das Gefühl des Dankes dafür, daß diese Männer sich mit so thatkräftigem Interesse sür die Dinge der Ver einigung ins Zeug gelegt. Im Centralvorstand brauchen wir nicht mlminantc Redner, ja nicht einmal lauter überragende Intelli genzen, sondern klar denkende Männer, die bereit sind, einen großen Teil der Zeit, die ihnen der Beruf übrig läßt, sür die Geschäfts führung der Vereinigung zu opfern.
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