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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1897
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- Deutsch
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5754 Nichtamtlicher Teil. 187, 14. August 1897. anderen Seite, wo die fast durchgehende Anonymität von Plakaten aus verschiedenen Druckereien beweist, daß diejenigen, welche sie entwarfen, sich deren ziveifelhasten Kunstwertes im stillen bewußt waren. Erst seit allerjüngster Zeit treten die deutschen Künstler offen in den Wettkamps ein, der überall den modernen Anfor derungen an Plakate gerecht zu werden sucht. Dresden geht darin voran. Hamburg bleibt hoffentlich nicht zurück. Hier ist freilich das Plakat in seiner Entwicklung gehemmt durch das Monopol der Anschlagsäulen, die ihm nur ungünstige und nicht ausreichende Unterkunst bieten. Deshalb wiegt in Hamburg das Jnnenplakat noch vor, das in den Wirtschaften, Vergnügungslokalen und Warte sälen aufgehängt wird, wo man Muße hat, seine detaillierten Dar stellungen abzulesen, die im Freien eine Anziehungskraft aus das Auge nicht ausüben würden. — Zunächst muß zugegeben werden, daß in Deutschland sür den -8stou äs ls. ras- vorläufig kein Raum war und ferner das Monopol der Anschlagsäulen nicht allein in Hamburg, sondern auch in einer Reihe anderer Städte besteht; überhaupt wäre auch ohne Monopol mit den Anschlagsäulen allein nichts anzufangen, da sie räum lich zu sehr beschränkt sind und das moderne Plakat als erste Bedingung größere Dimensionen verlangt. Gegen das Bekleben der Häuser, Wände, Planken rc. aber mit solchen Plakaten sträubte sich immer noch das deutsche Philistertum — könnte man sagen, — anderseits aber auch ebensogut: Schönheitsgesühl, denn daß diese Klcbemanie einen besonders vornehmen Eindruck macht, wird woht keiner behaupten, wenn ihr auch eine gewisse malerische Wirkung nicht abgesprochen werden soll. Daraus geht aber auch hervor, daß daö bessere deutsche Plakat seinem Zwecke durchaus entsprach, denn dieser konnte nur sein, als Innendekoration zu wirken, da ihm die Wirkung nach außen versagt war. Muß man aber einerseits die Zweckmäßigkeit des deutschen Plakats durchaus anerkennen, so verdient anderseits seine technische Meisterschaft eine viel markantere Hervorhebung, als dies geschieht. Auf den Laien mag die glänzende farbige Wirkung der französischen Plakate Eindruck machen und er diese zugleich als blendende Technik nehmen; wieviel mehr Lithographier- und Drucktechnik aber in einem der besseren deutschen Jnnenplakate steckt, das sieht in erster Linie der Fachmann. Wir dürfen nie vergessen, daß die deutsche chromolithographische Kunst, überhaupt der Farbendruck aller Gat tungen, auf einer Höhe steht, die nicht allein derjenigen anderer Länder gleich ist, sondern sie aus vielen Gebieten weit übertrifft. Da ein Vergleich der deutschen Jnnenplakate mit den ausländischen Straßen- plakaten infolge ihres gänzlich verschiedenen Charakters aber eigentlich nicht zulässig ist, so muß man, will man einerseits das überlegene Prin zip der letzteren betonen, anderseits mindestens hervorhcben, daß die technische Ausführung der deutschen Arbeiten auf einer höheren Stufe steht. Selbstverständlich darf man zum Vergleich nicht die süßlichen und bunten CirkuS- und Spezialitätenplakale hinzuziehen, die in mißlungener Nachahmung ausländischer Vorbilder von einigen deutschen Firmen angesertigt werden, — das wäre so, als wenn man die Elsenbahnplakate d'Alssis als charakteristisch für die französische Plakatkunst htnstellen wollte. Deshalb sei an dieser Stelle aus einige dieser vorzüglichen deutschen Arbeiten hingewiesen. So ist das Plakat, das Feldbauer-Groß für den bayerischen Kunst gewerbeverein schuf, in jeder Weise mustergültig — es ist einfach in den Mitteln, packend und klar in der Idee und technisch meister haft ausgesührt. In Blau und Gold gedruckt sehen wir einen Jrauenarm aus einem Ring mit dem Künstlerwappen und einen Männerarm aus einem Ring mit einem Hammer sich im Hände druck vereinen, der erstere eine Symboltsierung der Kunst, der letztere eine solche des Handwerks. Das Plakat wurde in der be rühmten Offizin von Wols L Sohn in München gedruckt. Wunder voll ist ferner das ziemlich bekannt gewordene Plakat von Professor Laenger von der Kunstgcwerbeschule in Karlsruhe, das er sür die bekannte Pianofortesabrlk von Schiedmayer entwarf. Das in vielen Farben in sorgjältigster Chromolithographie ausgesührte Blatt zeigt eine Lyraspielerin in blauem Gewände vor einem Ge büsch blühender Azaleen und ist namentlich auch durch seine intime Farbenstlmmung bemerkenswert; es wurde gedruckt in der Kunst anstalt von Max Seeger in Stuttgart. Sehr bekannt geworden ist ferner das ornamental sehr interessante Plakat zur 1891er Berliner Kunst-Ausstellung von L. Röchling, dem Zeichner, der sich neuer dings durch seine hervorragenden illustrierlen Bücher, die in Chromolithographie ausgesührt sind, so z. B. -Friedrich der Große-, bemerkbar gemacht hat. Aus dem erwähnten Plakat sieht man den Schutzpatron der Maler, St. Lukas, inmitten geschnitzten gotischen Laubwerks, das von einem prächtigen Wappenfries gekrönt wird. Das Plakat wurde bei R. Riffarth in Berlin gedruckt und ist auch deshalb heroorzuheben, weil es eins der wenigen ist, die in farbigem Buchdruck hergeslellt sind. Daß die Anonymität, wie die Verfasserin will, als Zeichen dafür gelten muß, daß die Zeichner der betreffenden Plakate sich deren zweifelhaften Kunstwerkes im stillen bewußt waren, kann man auch nur bedingungsweise gelten lassen, denn unter den in der Sammlung befindlichen anonymen deutschen Plakaten sind Arbeiten ersten Ranges. Es seien in dieser Hinsicht die Blätter von I. Aberle L Co. in Berlin erwähnt, z. B. -Mädchen unter Blüten-, eine Selbstanzeige; ferner das Plakat für die Bayerische Landes- Ausstellung in Nürnberg 1896 von G. Nister daselbst gedruckt, das auch als Plakat durchaus seinen Zweck erfüllt. Die Reihe Uetze sich beliebig verlängern, und es beweist also die Anonymität bet deutschen Plakaten höchstens, daß es bei uns noch nicht immer Sitte ist, den Namen des Lithographen auf seine Arbeit zu setzen. Die Anpassungsfähigkeit der deurschen Druckkunsi, die sich schon so häufig glänzend bewahrt hat, hat sich so recht wieder darin ge zeigt, daß jetzt auch in Deutschland schon in verschiedenen Drucke reien Plakate in moderner Manier hergestellt werden, die sich in künstlerischer Hinsicht durchaus mit den ausländischen Vorläufern messen können, in technischer Beziehung ihnen aber mindestens ebenbürtig sind. Ich habe hier z. B. die ausgezeichneten Dresdner Erzeugnisse im Auge. ES würde zu weit sühren, wollten wir uns hier auch eingehend mit den interessanten Blättern beschäftigen, die die Hamburger Sammlung aus andern Ländern besitzt und die z. B. in der schwe dischen und belgischen Abteilung deutlich zeigen*), wie tüchtiges künstlerisches und technisches Können in diesen Staaten auf oem Gebiet der Plakatkunst vorhanden ist, — nur auf die englischen Plakatdrucke sei noch kurz hingewiesen. Es befinden sich unter ihnen ganz ausgezeichnete Arbeiten, wie diejenigen Beardleys, Grieffen- hagens, Hardys u. a., die namentlich deshalb bemerkenswert sind, weil sie außerordentliäs einfach in den Mitteln sind und mit wenigen Farben und sarbigen Flächen bedeutende Effekte erreichen. Daß man auch in dieser Einsachheit zu weit gehen kann, zeigen die Plakate von I. L W. Beggarstass, einer -Künstlerfirma-, deren Inhaber eigenuich I. Pryde u. W. N. P. Nicholson heißen. Die Verfasserin schildert die Technik dieser Plakate sehr richtig, wenn sie sagt: -Die Künstler schreiben nur mehr eine Art Kurzschrift der Künste. Sie stellen nur einen Teil ihrer Figuren dar; ihr Darstellungsmtttel ist die Profil silhouette, die sie nicht mehr mit dem Pinsel zu Papier bringen, sondern mit der Scheere ohne Vorzeichnung ausschneiüen.» Wenn aber die Verfasserin weiter meint, -das beschauende Auge ergänze mit unsehlbarer Sicherheit das Fehlende an den Figuren, in dem diese Plakate die Beschauer zwingen, von ferne näher zu kommen, um sie anzusehen,- — so möchte ich dem durchaus nicht beistimmen. Man kann sich die allerdings sehr einfache Technik vielleicht bei dem Plakat -Hamlet- noch gefallen lassen, wo der einfach herabwallende schwarze Mantel eine besonders penible Durchführung entbehren läßt, ein Plakat aber wie -L trip to Linus, Torvo- mit der weißen Silhouette eines Chinesen ist eine arge Uebertreibung, — die man sich vielleicht einmal als künstlerischen Ulk gefallen lassen kann, bei der von einer befonderen Kunst aber nicht mehr die Rede sein kann. Vielleicht hat Fräutein Brinckmann in diesem Fall recht, daß die zeichnenoen Künstler selbst gefühlt haben, daß das Blatt nichts taugt, denn es ifi, wie der Katalog angiebt -unbezeichnet-, Ueberhaupt muß man entschieden davor warnen, daß diese Beggarstaffsche Technik etwa Schute macht, denn ebenfowenig wie man etwa Stenographie als Schrift bei einem Plakat verwenden würde, ist diese künstlerische -Kurz schrift- gutzuheißen. Um sie zu entziffern, muh man e»n besser geschultes Auge besitzen, als es die große Menge hat, die niemals derartige Kniffe verstehen wird. Dadurch aber widersprechen diese Plakate ihrer Bestimmung, die ja unzweifelhaft die ist, verständlich auf die Menge zu wirken. Dasselbe läßt sich auch von den anderen Beggarstaffschen Plakaten sagen; der Towerwächter in roter Uniform aus rotem Grund ist eine koloristische Spielerei, die viel leicht in einer Künstler-Kneipzeitung am Platze sein mag, als Plakat aber ihren Zweck vollständig verfehlt hat. Wenn ich in Bezug aus diese englischen Plakate nicht mit der genannten Verfasserin übercmstimmen konnte, so kann ich dies doch um so mehr mit den Worten, die sie ihrem Katalog als Anhang beigegeben hat. Wenn auch manches von dem dort Gesagten schon vorher in der Fachpresse Ausdruck gefunden hat, so möchte ich doch einige dieser Schlußdetrachtungen Fräulem Brinckmanns auch als Schluß meines Aufsatzes den Lesern übermitteln: Mit ivenig Farben gute Wirkungen zu erreichen muß das Bestreben des Platal- üruckers sein. Die Beschränkung der Farbenzahl macht ein Plakat nicht nur billiger, sondern besser. Em mir wenigen Farben ge drucktes Plakat wird weithin erkennbar sein, während em solches mit abgestusten Schattentönen und einem detaillierten Farben wechsel schon aus geringer Entfernung ein verschwommenes Bild ergiebt. Nur luft- und Uchlbeständige Farben sollten angewendet *) Bei belgischen Plakaten sind besonders hervorzuheben die jenigen der lithographischen Anstalt de Rycker in Brüssel und der Druckerei Gouweloos ebendaselbst. Prachtvolle schwedische Plakate haben namentlich die Osusrstetsbsns LitoArsllsks - Anstalt und LsvtrsI Trz-irsrist-, beide in Stockholm, geliefert.
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