Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18970814
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189708144
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18970814
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-14
- Monat1897-08
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
187, 14. August 1897. Nichtamtlicher Teil. 5753 Platten selbst die scheinbar unmöglichsten Farbenzusammen- stcllungen zu einem harmonischen Akkord bringen lassen, wenn man das Feingefühl der Chaixschen Offizin besitzt. Die Verfasserin des Katalogs hat die französische Plakatkunst und speziell die Chsrets mit folgenden Worten treffend charakterisiert: Von Frankreich ist die Anregung zur Veredlung des Plakats ausgegangen. Vor sechzig Jahren versuchten sich dort schon Zeichner phantastischer Karikaturen im lithographischen Schwarzdruckplakat. Aber erst Anfang der siebziger Jahre erstand ihm in Chsret der Künstler, der den durchschlagenden Erfolg erzielte. Seitdem hat eine große Anzahl französischer Künstler sich mit Begeisterung des Plakates angenommen. Viele widmen sich ihm berufsmäßig, andere ziehen sich nach einem besonderen Erfolge zurück. Nur wenige begnügen sich damit, gelegentlich eine vorhandene Skizze zur Ausnutzung des Plakats zu opfern, denn der französische Künstler ist sich bewußt, daß für den jedesmaligen Zweck besondere, nur für diesen und nur als Plakat gedachte Entwürfe notwendig sind. Ganz erstaunlich weiß jeder seine Eigenart zu entwickeln, froh, der Forderung des Plakats sich persönlich geben zu müssen. Da der französische Drucker ein weiser Meister der Technik ist, stellt er dem Künstler alle Mittel zur Ver fügung, welche sein feiner Farbensinn verlangt. Die französischen Plakatarbeiten erringen den Künstlern Frankreichs unstreitig den erste» Preis für die Beherrschung der Farbe. Liebenswürdig und heiter laden sie zum Besichtigen ein, aber auch ernsten Inhalts ent behren sie nicht. — Chsret ist der Vater des modernen künstlerischen Plakats. Aus dem Lithographen ist er zum Künstler geworden durch die Erkenntnis der für das Plakat zweckmäßigen Anwendung der farbigen Lithographie. Er hat den Begriff auch der inhaltlich plakatgemäßen Darstellung zuerst gebildet und nach der heiteren Seite auf das glänzendste entwickelt. Seine Erfindungsgabe in heiteren Plakatmotiven ist unerschöpflich, und seine Freude, sie in die lustigsten Farben zu tauchen, erfindet immer neue wirkungs volle Zusammenstellungen, deren Reiz er noch vervielfältigt durch eine meisterhafte Anordnung- verschiedener Beleuchtungen. Bald bewegen sich seine Tänzerinnen im magischen Bühnenlicht, bald erscheinen seine Dämchen in dem Licht einer farbig verschleierten Lampe. Immer sind sie kokett, aber selten frivol. Sie fragen nicht nach einem richtigen anatomischen Wuchs, aber sie treten mit Verve auf und wissen sich vortrefflich zu kleiden oder zu entkleiden. Ihre Heiterkeit läßt jeden Gedanken an Wahrscheinlichkeit bei Seite setzen und erweckt die liebenswürdigsten Empfindungen für das, was sie anpreisen. Die Straßen von Paris ohne Chsret sind fast undenkbar, er hat ihnen einen Teil ihrer lebensfrohen Erscheinung gegeben. Chsrets Werk ganz zu besitzen ist unmöglich, er selbst kennt es nicht, so zahlreich ist es. Der obenerwähnte Maindron hat in seinem Werk über die französischen Plakate ein annähernd vollständiges Verzeichnis der selben mit 882 Nummern zusammengestellt, das für die Sammler maßgebend ist. lieber die Druckereien, die die Werke Chsrets her stellten, ist zu bemerken, daß in den Jahren 1868—81 die Plakate in der eigenen Iropiiwsris 1. Oberst, rus Lrcwsl, hergestellt wurden. Von 188l—90 in der Nachfolgerin dieser Offizin, linpriwsris Obaix (suceursals Oberst) und von 1890 bis heute in der Iwpriiusris Okaix (atsiisrs ä. Oberst), rus Lsrgsrs. Ganz neuerdings führt die Imprimsris Obaix ein aus den Anfangsbuchstaben der Firma zu sammengesetztes Signet. Von anderen französischen Plakatkünstlern ist vor allem Eugene Grasset zu nennen, dessen Werke zu den schönsten Blättern der Sammlung gehören. Grasset ist nächst Chsret einer der ersten Führer der modernen Plakatkunst. Er hat seine zeichnerischen Fähigkeiten mit erstaunlicher Vielseitigkeit angewandt, hat Ent. würfe für Stoffe und Stickereien, für Möbel, Schmiedeeisen und Glasmalereien, für die monumentalen Töpferarbeiten von Carriss geschaffen. Seine Illustrationen zu den »Huatrs 1'iis ^wou- haben ihn in den weitesten Kreisen bekannt gemacht; neuerdings hat er ein Werk mit stilisierten Pflanzenornamenten und eine Folge von Monats bildern hcrausgegeben. Für seine Plakate bedient er sich meistens des Zinkdrucks, bisweilen mit Schablonierung. Grasset fällt durch seinen monumentalen Stil unter den französischen Künstlern merk würdig auf. Er erscheint säst den Engländern verwandt, nur ist er viel reicher als diese. Er ist ein feiner Kolorist und liebt interessante, nicht lebhafte Farben. Durch seine wundervolle Farbe besticht unter anderem das Plakat für ein Teppichgeschäst, das die Firma »La ?Iaes Oiieb)'. trägt. Auf diesem Blatt preist ein alter Perser einem europäischen Reisenden seine Teppiche an. Das Plakat wurde bei Malherbe L Cellot in Paris meisterhaft gedruckt. Ebenso schön ist dasjenige für die .kwsro 0. Uargust«, aus dem man eine sinnende Dichterin neben einem Tintenfaß erblickt; sie trägt ein mit Flügeln besetztes Gewand, das sich von dem Hinter grund mit ziehenden Wolken prächtig abhebt. Auch dieses Blatt wurde in der Offizin Malherbe L Cellot gedruckt. Ferner sind hervorzuhcben die durch ihre dramatische Auffassung und malerische Behandlung wirkenden äs^ous ä'^re-Plakate. Zwischen starrenden Sperren und fliegenden Pfeilen steht Sarah Bernhardt als Jung srau von Orleans in weißem lilicnbcsetzten Kleid, die französische MlUpbjechztüsier Jahrgauö. Fahne in der Hand. Da jedoch die kurzen Haare und der etwas ungünstige, auswärts gewendete Blick der Reklamsheldin Sarah nicht paßten, so gelangte das Blatt nicht zur Ausführung. In folgedessen wurde das Blatt so umgeändert, wie es das zweite Plakat zeigt, aus welchem, dem Wunsche der Schauspielerin gemäß, Jeanne d'Arc mit verjüngtem Gesicht und langen Haaren dargestellt ist. Ein herrliches Plakat Grassets ist ferner -Osu ?etss äs ks-ris». Aus diesem sieht man einen stolzen Herold zu Pferde, der in die Posaune stößt, mit dem Wappen von Paris. Sehr schön ist ferner das Plakat, das für die Lieferungsausgabe der Geschichte von Frankreich von Victor Duruy von Grasset gezeichnet wurde. Auf ihm ist eine sitzende Gallia mit aufgeschlagenem Buch dargestellt; das Blatt wurde in der Druckerei Draeger L Lesieur in vielfarbigem Druck hergestellt und ist wie die vorhergehenden von reizvollster Farbenwirkung. Die im vorigen Jahre begangene Centennarfeier der Litho graphie hat natürlich auch zu einer Reihe von Plakaten Anlaß gegeben, unter denen das schönste das von Hugo d'Alesi ist. Man hat auf ihm einen Blick über die Seine auf Paris. Zur Rechten steht eine Anschlagsäule mit einem Plakat Chsrets, links davor eine Pariserin, die eine Lithographie Charlets, des Alt meisters der französischen Lithographen, Napoleon darstellend, betrachtet. Das Blatt wirkt durch die wunderbare Beleuch tung und muß in Bezug auf Klarheit der ausgedrückten Idee und infolgedessen Zweckmäßigkeit zu den glücklichsten Stücken der französischen Sammlung gerechnet werden, trotz dem es sich in seiner detaillierten, sorgfältigen und viel farbigen Behandlung von den Plakaten französischen Cha rakters eigentlich entfernt und dem deutschen Jnncnplakat nähert. Viel weniger kann man sich mit dem etwas langweiligen Centennar- feier-Plakat von PuviS de Chavannes, dem bekannten Künstler der so viele öffentliche Gebäude Frankreichs geschmückt hat, befreunden, auf dem ein nackter Flüzelknabe einer Frau aus einer Mappe Lithographieen reicht. Eine andere Gruppe von Plakaten dieses Künstlers, die die Geschichte der Grnooefa behandeln, sind sehr in teressant und zwar deshalb, weil sie auf Veranlassung der .Union pour 1's.otion nwrals- zu Paris entstanden sind. Diese Gesellschaft verfolgt nämlich den Zweck der Volksbildung durch die Straßen- kunst. Sie will durch Reproduktionen hervorragender Kunstwerke, die, aus die Straße gebracht, von Tausenden betrachtet werden, denen diese Kunst aus allen möglichen Gründen sonst verschlossen ist, den Sinn dafür wecken. Ob thatsächlich aus diesem gewaltsamen Aufdrängen der Kunst etwas Ersprießliches herauskommt, läßt sich ja sehr bestreiten, zumal wohl die impressionistische Kunst Chavannes am allerwenigsten geeignet ist, der Menge zu imponieren; immerhin ist es interessant, den in den drei Plakaten von der heiligen Genovefa vorliegenden Versuch der Oman pcmr l'aetüou worals zu sehen. Diese Blätter sind, wie der Kata log berichtet, nach den Gemälden im Pantheon, der französischen Ruhmeshalle, die zugleich eine der heiligen Genovefa, der Patronin von Paris, geweihte Kirche ist, gedruckt und auf den Straßen an geschlagen worden. Die Scenen tragen sich in freier Landschaft zu, um den Rand der Bilder laufen Lorbeerkränze, unterbrochen von Monogrammen der Heiligen und von einer Inschrift in der unteren Randmitte. 1. Das Kind Genovefa im Gebet. Zuschauende Leute entsetzen sich über ihren Heiligenschein. Die Inschrift besagt auf deutsch: Seit ihrem zartesten Alter gab die heilige Genovefa Zeichen brünstiger Frömmigkeit. Wer sie im Gebet sah, wurde stets mit Staunen und Bewunderung erfüllt. 2. Drei Blätter mit zusammen hängender Darstellung. Die Heiligen Germain und Lupus segnen die kleine Genovefa. Rechts und links strömen Leute herbei, die von der Heiligen Hilfe suchen. Die Inschrift besagt: Im Jahre 429 kamen die Heiligen Germain von Auxerre und Lupus von Troyes, als sie sich nach England begeben wollten, um die Ketzerei des Pelagius zu bekämpfen, in die Umgegend von Nanterre. In der ihnen entgegengeeilten Menge bemerkt der heilige Germain ein Kind, das, nur ihm wahrnehmbar, mit dem göttlichen Siegel ge zeichnet ist. Er befragt es und weissagt den Eltern die hohe Be stimmung, zu der es berufen ist. Dieses Kind wurde die heilige Genovefa, die Schutzheilige von Paris. — Wenden wir uns von der französischen Plakatkunst zu der deutschen, so fällt sofort der gewaltige Unterschied aus, und man kann denen, die behaupten, daß wir bei uns bis auf wenige An fänge überhaupt noch keine Plakatkunst in dem vorher gebrauchten Sinne haben, nicht ganz unrecht geben. Anderseits kann man der Verfasserin des erwähnten Katalogs in ihrem Urteil nicht ganz beistimmcn, wenigstens nicht ohne einige Ergänzungen. Leider machen die negativen Dokumente, heißt es an der betreffenden Stelle, die durch das Verkennen der Ausgaben und Mittel dieses Kunst zweiges den Vorzug der mustergiltigen Plakats augenfällig be- weisen, auch einen großen Teil der deutschen Abteilung aus. Das zeigt vor der näheren Besichtigung schon der Gesamteindruck. Er ist verschwommen. Erdfarben auf der einen Seite, wo Münchner, Nürnberger und Berliner Renaissance-Plakate eine fast schon über wundene Zeit vertreten, ausdruckslos oder unfein bunt auf der 771
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder