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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1897
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- Erscheinungsdatum
- 14.08.1897
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- Deutsch
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5752 Nichtamtlicher Teil. 187, 14. August 1897. Nichtamtlicher Teil. Eine Hamburger Plakat-Sammlung. Von Otto Schlotte, Hamburg. Selten hat sich ein Zweig des Kunstgewerbes in so kurzer Zeit zu so erstaunlicher Bollendung entwickelt wie das künstlerische moderne Plakat, das heutzutage in Frankreich und England sich sogar schon zu einem besonderen Zweige des Kunsthandels ent wickelt hat, indem man bereits Sammlungen von Plakaten kaufen und sogar Abdrucke ohne die ursprüngliche Schrift zur anderweitigen Verwendung erhalten kann. Wenn man fragt, wie diese ungeahnte Entwickelung dieser graphischen Branche möglich war und welchen Ursachen sie entsprang, so kann man erwidern, daß das ganze moderne öffentliche Leben nach einem bildlichen Ausdruck in der Oeffentlichkeit hindrängte. Es genügt heutzuiage nur noch selten, bescheiden zu sein; die Tamtamschläge der Allherrscherin Reklame sollen heule nicht nur dem Ohr vernehmlich sein, sondern das Auge soll auch etwas davon haben, und als Ausdruck dieses Strebens haben wir das Plakat aufzusassen, das das Wort unter stützt, ja zum Teil verdrängt hat. Ein anderer, wie mir scheint, noch nicht genügend beachteter Umstand, der dem Ausblühen der Plakatindustrie von großem Nutzen war, ist die Sehnsucht der modernen Lithographie nach neuen Thätigkeitsgebieten. Jedem Einsichtigen ist die bedrängte Lage, in die die Chromolithographie durch das stetige Anwachsen der photomechanischeu Verfahren, des Farbenholzschnitts, des Dreifarbendrucks rc. geraten ist, klar, indem diese auf Buchdruck beruhenden Manieren ihr ein Feld nach dein andern entzogen haben. Die neue Plakatkunst nun war dies hoch willkommene Gebiet, wo die Kunst Scnefelders noch einmal ihre Eigenart entfalten konnte, und mit bewundernswertem Eifer hat sie dies gcthan. Durch diesen Punkt aber ist auch das moderne Plakat für die Graphik von außerordentlicher Wichtigkeit geworden, und seine künstlerische Weiterentwickelung und größere technische Durch- und Ausbildung liegt in ihrem eigensten Interesse. Aber nicht allein die Lithographie, sondern auch der Buchdruck und der Verlags buchhandel ziehen schon Nutzen aus der neuen Kunst; denn so jung sie ist, hat sie doch schon ihre eigene Litteratur, die, abgesehen von vielen in Zeitschriften verstreuten Artikeln, aus einigen graphisch ganz hervorragend ausgestatteten umfangreichen Werken besteht. Für diejenigen, die sich damit zu beschäftigen haben, seien letztere hier kurz verzeichnet. Da ist zunächst das älteste Werk Maindrons -Iss älüedss illustr^ss., das in Paris bei G. Boudet erschienen ist. Das Werk ist reich illustriert, zum Teil mit farbigen Bildern, und schildert die heutige Ausdehnung der französischen Plakatkunst, indem es speziell auf den Altmeister derselben, Cherct, Rücksicht nimmt und ein Verzeichnis seiner Werke, das 882 Nummern um. faßt, gicbt. Ein neueres Werk ist ferner Charles Hiatt's -kiotms kostsrs», das in London bei George Bell L Sons im vorigen Jahre erschienen ist. Dieses Werk schildert die Geschichte des Plakats noch eingehender und greift auf die ersten plakatartigen Ankündigungen der Römer zurück, die allerdings mit dem, was wir heute Plakat nennen, nichts zu thun haben. Auch dieses Werk ist mit einer großen Menge von Reproduktionen nach den besten Plakaten geschmückt und giebt namentlich über die neuere Plakatkunst Englands sehr wertvolle Notizen. Ferner muß hier erwähnt werden die Pariser Monatsschrift-Iss Llaltrss äs i'ä.lLods», herausgegeben von der Iwpriwsris Obaix, eine Zeitschrift, die allmonatlich vier der besten Plakate in Farbendruck verkleinert reproduziert. Diese Farben drucke sind meistens in Chromolithographie, mitunter aber auch in Chromotypographie ausgeführt und müssen als ganz hervorragende Leistungen bezeichnet werden. Zwar können ja derartige Ver kleinerungen gerade bei Plakaten, die durch ihre Größe an sich wirken sollen, nie eine richtige Vorstellung des Originals geben; aber immerhin bilden diese Blätter für das Studium der neuen Kunst wertvolle Unterlagen. Das neueste Werk über Plakate aber, das kürzlich erschienen ist, ist -Iss ätüedss stravgsrss illustress», Paris bei G. Boudet. Auch dieses Werk ist sehr splendid ausgestattet mit chromographischen Re- Produktionen und für uns besonders deshalb interessant, weil auch eingehender der deutschen Plakate gedacht und ihrer eine ganze Reihe in Abbildungen vorgesührt ivird. Dieser Teil, d. h. der über Deutschland und Oesterreich-Ungarn, ist von dem in Paris lebenden deutschen Schriftsteller Julius Meyer-Graefe verfaßt. Ueberhaupt ist dieses Werk als Fortsetzung des vorher erwähnten Maindronschen bekannt und ist den Leistungen der außerfranzösischen Länder auf dem Gebiete der Plakatkunst dadurch gerecht geworden, daß cs für die verschiedenen Länder besondere Autoren gewonnen hat. Diesen ausländischen Werken soll sich nun neuerdings auch ein deutsches anreihen, das im Erscheinen begriffen und von Or. Sponsel in Dresden versaßt ist. Dieser ist Vorsteher des dmtigen Kupferstichkabinetts, eines Instituts, das sich gleichfalls für die Plakatkunst sehr interessiert hat und im vorigen Jahre eine Aus stellung dieser Arbeiten veranstaltete. Ein anderes deutsches Werk über Plakatkunst aber liegt bereits vor, und wenn cs auch nur in bescheidenem Gewände ohne Illu stration auftritt, so ist cs doch inhaltlich von großer Bedeutung. Es ist nämlich ein Katalog der letzten Plakat-Ausstellung des Museums für Künste und Gewerbe in Hamburg, ein Katalog frei lich, der sich sehr über das erhebt, was man im allgemeinen da runter versteht, denn in diesem Werke ist in kurzen, charakteristischen Zügen eine Monographie des modernen Plakats gegeben, die die trockene Auszählung der einzelnen Werke sehr angenehm würzt. Das Eigenartige ist aber, daß dieser Katalog von einer — Dame ver faßt ist, nämlich von Fräulein Maria Brinckmann. Fräulein Brinck- mann ist die Tochter des bekannten hochverdienten Direktors des eben erwähnten Museums, Herrn Professors Ir. Justus Brinckmann. Unter dieser Führung erscheint es allerdings eher verständlich, daß die Verfasserin ein so wertvolles Werk herausbrachte, ist doch Professor Brinckmann der erste in Deutschland gewesen, der auf die Bedeu tung der modernen Plakatkunst hingewiesen und ihr von Anfang an ein besonderes Interesse entgegengebracht hat. Er richtete in dem ihm unterstellten Museum die erste deutsche Plakatsammlung ein und erwarb als Grundstock die berühmten Chsrctschcn Plakate in Paris, die er bereits 1893 gelegentlich eines Vortrages über Plakate aus stellte. Seit der Zeit sind die Schätze des Museums aus diesem Gebiet mehrfach dem Publikum vorgeführt worden und haben so auch weiteren Kreisen einen Einblick verschafft in das, was für den -8alon äs la, ros-, wie die Franzosen es treffend nennen, geschaffen wurde. Neuerdings sind auch andere deutsche Sammlungen er standen, und auch in anderen Orten hat man Ausstellungen ver anstaltet, so in Berlin, Dresden re. Angeregt durch den erwähnten Vortrag Brinckmanns flössen der Hamburgischen Sammlung bald von allen Seiten wert volle Beiträge zu. Ein großer Teil stammt von den Ham- burgischen lithographischen Anstalten,- von denen einige, wie z. B. Mühlmeister L Johler auch außerhalb Hamburgs durch ihre schönen Plakate für verschiedene Dampfschiffahrtsgesellschastcn be kannt geworden sind. Amerikanische Plakate der älteren Richtung wurden in erheblicher Anzahl von Herrn Carl Griese und dem Ver fasser dieser Zeilen dem Museum überwiesen, Blätter, die sic, an geregt durch den Sammeleifer Direktor Brinckmanns, gelegentlich ihrer Studienreise zur Chicagoer Weltausstellung an Ort und Stelle sammelten. Eine große Zahl der in Frankreich, Belgien und England entstandenen aber sind vom Museuni angekauft worden. Heute ist in der Sammlung des Museums eine stattliche Anzahl Plakate aller Länder vereinigt, und den Wert der Einzelleistungen bewies so recht die letzte Ausstellung, die nicht weniger als 400 Werke umfaßte, während der Gcsamtbestand weitaus größer ist. Es ist billig, daß man bei einer Rundschau über die moderne Plakatkunst mit der französischen beginnt, zumal die hier ins Auge gefaßte hamburgische Sammlung in diesem Teil besonders reich haltig ist. Wie von Frankreich Anfang der siebziger Jahre die Ausbildung der modernen Plakatkunst durch das Austreten Cherets ausging, so haben sich auch heute noch die Arbeiter dieses Landes jene eigentümliche Frische und Ursprünglichkeit bewahrt, die in andern Ländern schon einer gewissen gespreizten Manieriertheit nach kurzer Blüte gewichen ist. Die Chsretgruppe der Sammlung ist denn auch die bei weitem interessanteste, zumal sie in verhältnis mäßiger Vollständigkeit vertreten ist. Von besonderer Wichtigkeit für das größere Publikum und instruktiv für den zeichnenden Künstler sind die Abzüge der einzelnen Platten eines für die Buchhandlung Ed. Sagot in Paris ausgeführten Plakats, das ursprünglich für das -Nsgasiii äs la Lslls äaräinisrs« bestimmt war und infolgedessen auch ein Blumenmädchen darstellt. Es ist in vier Platten gedruckt, und die Sammlung besitzt die einzelnen Abzüge der Platten in den entsprechenden Farben sowohl, wie auch je zwei und drei auf einandergedruckt. Gerade an diesen Abzügen läßt sich die kühne, flotte und reizvolle Behandlung der Farbenplattcn seitens Cherets deutlich erkennen. Prachtvoll in der Farbe ist ferner ein Plakat für den -ttlearar ä'Lts liäia-, das eine Dame in grünem Hut und blauem Kleid mit roten Rosen um den Ausschnitt zeigt; es wurde wie die weitaus meisten Arbeiten Cherets in vier Platten ausge führt. Eine andere Gruppe von vier Drucken, die für die bekannten »k'oliss Lsigsrss- in Paris angefertigt ivurden und die Serpentin tänzerin Loie Füller in ihren farbenprächtigen Tänzen darstellt, muß hervorgehoben werden, weil sich in ihnen so recht der Farben sinn der berühmten Pariser Druckerei Chaix offenbart, die seit 1881 alle Plakate Cherets druckt. Dieses originelle Plakat ist nämlich in vier verschiedenen Farbeusolgen gedruckt und zeigt dadurch einerseits die wechselnde Beleuchtung der Gewänder der Serpen tintänzerin, anderseits in technischer Hinsicht, wie sich mit vier
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