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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1897
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- Deutsch
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Institute zur Verfügung stellen, so kann das Institut aus diesen, sowie aus den bereits vorhandenen Bibliographien das allgemeine bibliographische Repertorium Herstellen, und wenn dieses Repertorium sich seinerzeit in jeder Central- und Pro vinzialbibliothek befindet und jede dieser Bibliotheken sämtliche Generalkataloge der verschiedenen Staaten besitzt, so ist es jedem Gelehrten möglich gemacht, sich aus dem Repertorium voll ständig über die Litteratur eines Gegenstandes zu informieren und aus den Gcneralkatalogen zu ersehen, in welchen Biblio theken sich die benötigten Bücher befinden. Damit ist das Ideal, das sich Bibliographie und Bibliothekswesen stellen können, erreicht und der Wissenschaft und dem geistigen Ver- kchrslebcn der höchste Dienst geleistet. Die Erreichung dieses Zieles hängt daher sehr, wenn nicht ganz, von der Stellung ab, die die Staatsverwaltungen zu dieser eminent wichtigen Frage nehmen werden. Die Staaten leisten gegenwärtig Außerordentliches für die Industrie und den kommerziellen Verkehr, und Belgien hat bereits die Wichtigkeit des Brüsseler Unternehmens für den geistigen Verkehr wie das geistige Leben anerkannt.« Sehr beherzigenswert ist auch die Forderung Grassaucrs nach einem bibliothckswissenschaftlich geschulten Personal. Wäh rend neben England und Amerika nun auch Deutschland und Frankreich seine Bibliothekskurse und Bibliothekarsprüfungen be sitzt, fehlt eine ähnlicheJnstitution in Oesterreich noch gänzlich. Die tüchtigen Bibliothekare sind, was die Kenntnis der »Bibliotheks wissenschaften« anlangt, Autodidakten, und die übrigen sind oft tüchtige Gelehrte in ihrem Fache, aber nicht Bibliothekare. So haftet in Oesterreich in Laienkrcisen dem Bibliotheksstande noch immer der Ruf einer »Nebenbeschäftigung« au, gegen den Ebcrt u. a. in Deutschland schon vor achtzig Jahren gekämpft haben. Ist cs doch erst eine Errungenschaft der letzten Jahre, daß Bibliotheksbeamte den übrigen Staatsbeamten überhaupt gleichgestellt wurden Mit dem Ausblick auf die bedeutsame Förderung, die das Bibliothekswesen durch die Abhaltung internationaler Kongresse erfahren würde, schließt diese vortreffliche Rede. Den zweiten Vortrag »Heber das Deweysche Decimal- Klassifikations-System« hielt Herr Carl Junker, der Sekretär des Iv8titat IntsruLtionül äs Libliogrs.plns; die Bedeutung dieses Vortrages ist bereits in Nr. 110 der Nachrichten aus dem Buchhandel 1896 gewürdigt worden. Am 30. Mai sprach der als Fachschriftsteller vorteilhaft bekannte Amanuensis der Grazer Universitätsbibliothek I)r. Ferdinand Eichler über »Begriff und Aufgaben der Bibliotheks wissenschaft«. Auch dieser Vortrag ist im Druck erschienen (Leipzig 1896, Harraffowitz. 8°. 32 S. 1 ^) und möge in seinen Grundzügen hier wiedergegeben werden. Auch Eichler nimmt den Aufschwung der Wissenschaften, die Verselbständlichung einzelner Teile derselben, denen früher höchstens der Rang einer Hilfswissenschaft zuerkannt wurde, zum Ausgangspunkt seiner Darlegungen. Der erweiterte Umfang der einzelnen Disziplinen fordert von deren Jüngern eingehendes Quellenstudium. Dieses kann umfassend wohl nur in den großen öffentlichen Büchersammlungen ge trieben werden. Die Kenntnis der Einrichtung der Biblio thek, ihrer Hilfsmittel, die dazu dienen, das Gesuchte rasch und sicher finden zu lassen, ist von der größten Wichtigkeit. Als Inbegriff dieser und verwandter Erfahrungen tauchte zu Anfang unseres Jahrhunderts der Ausdruck »Bibliothekswis senschaft« auf, den der Münchener Bibliothekar Martin Schret- tinger durch seinen »Versuch eines vollständigen Lehrbuches der Bibliothekswissenschaft« (München 1808—29, 2 Bände) in die Litteratur eingeführt hat. Hervorragende Bibliothekare, wie Ebert, Molbech, Zoller, und in neuester Zeit Graesel haben ihre Wissenschaft ausgebaut und den Begriff derselben er weitert. Eine allgemein giltige Definition des Begriffes Bi bliothekswissenschaft aber ist noch nicht gegeben worden, auch die von Eichler versuchte: »Die Bibliothekswissenschaft ist die Erforschung der litterarischen Denkmäler mit Rücksicht auf die Voraussetzungen und die Art ihrer Entstehung, Verbreitung und Benutzung«, dürfte wohl in manchen Punkten angefochten werden. So viel ist sicher, daß die Kenntnis der Entstehung der Schriftwerke, ob sie nun nur handschriftlich erhalten oder durch den Buchdruck verbreitet sind, einen wesentlichen Teil der Bibliothekswissenschaft bildet. Die Geschichte des Buchhandels, als deren Meister Eichler verdientermaßen Albrecht Kirchhofs feiert, die Geschichte des Buchdrucks, eine wenigstens elementare Kenntnis der Technik desselben, ins besondere in seinen Anfängen, die Geschichte der Gründung und Fortentwickelung einzelner Büchersammlungen, die Kennt nis der geistigen Strömungen und des litterarischen Lebens der Völker, daun vor allem Vertrautheit und eingehende Be schäftigung mit der Technik des Bibliothcksbetriebes selbst, die heute durch vielfache Hilfsmittel, die zahlreichen Fachblätter und Fachschriften schon ein eingehendes Studium erfordert, sind weitere Teile der Bibliothekswissenschaft. Um diese Summe von Kenntnissen zu bewältigen, müssen, fährt Eichler fort, die wissenschaftlichen Anforderungen, die an die Beamten gestellt werden, bedeutend erhöht werden, ein Wunsch, bei dem jeder Sachverständige und Freund des Bibliothekswesens Eichler gewiß zustimmen wird. Um die Erhöhung der wissenschaftlichen Anforderungen an die Beamten zu ermöglichen, fordert Eichler mit Recht eine Teilung der Arbeitskräfte an den Bibliotheken in zwei Gruppen: die wissenschaftlichen Beamten, an die hohe, jedenfalls weit höhere Anforderungen als bisher zu stellen sind, und in Unterbeamte, die den Manipulationsdienst zu versehen haben, eine Teilung, wie sie in Italien bereits durchgeführt und in Preußen in Entstehung begriffen ist. Mag auch, schließt Eichler seinen schönen, anregungsvollen Vortrag, das Ziel einmal zu hoch gesteckt sein, besser ist es, sich ein zu hohes Ziel stecken, als ziellos im Wellenschläge der Alltagsströmung zu schwimmen. Am 5. Dezember endlich referierte der Skriptor der Wiener Universitäts-Bibliothek I)r. S. Frankfurter über »Titel und Standesfragen der Bibliotheksbeamten«. (Ausführlichere Wiedergabe dieses Vortrages von vr. Arnold Mayer im Centralblatt für Bibliothekswesen 1897 Heft 2.) Mit der am 27. Februar unter ziemlich schwacher Be teiligung abgehaltenen Generalversammlung schloß die Thätig- keit des ersten Vereinsjahres. Der erste Schriftführer vr. Rudolf Geyer konnte in seinem Jahresberichte mit verdienter Genugthuung auf die Erfolge des jungen Vereins Hinweisen. Der Verein zählt wie erwähnt 148 Mitglieder, darunter zwei Ehrenmitglieder. Die Kassagebarung weist einen bedeutenden Ueberschuß auf. Außer den vier Vorträgen, die eingehender gewürdigt wurden, fanden noch zwei gesellige Abende statt. Der Ausschuß, der acht Sitzungen abgehalten hatte, war in zwei Fällen vom Ministerium für Kultus und Unterricht um ein Gutachten angegangen worden, das einemal, als es sich darum handelte, die Normen für eine einheitliche Katalogisierung der Mittelschulbibliotheken festzustellen (vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 1897 Nr. 34), das zweitemal betreffs des Austausches der Dubletten unter den einzelnen Staatsbibliotheken. Zugleich wurden in der Generalversammlung mehrere wichtige Anträge eingehend beraten und teilweise auch deren Durchführung beschlossen. So hatte der Ausschuß beantragt, ein jährlichen Generalkatalog sämtlicher in Oesterreich (d. h. der im österreichischen Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder) erscheinenden Druckschriften herauszugeben. Es soll dieser Generalkatalog weit mehr als irgend eine andere der bisher bestehenden nationalen Bibliographien, die Flugschriften- litteratur, Proklamationen und sonstige nicht in den Handel
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