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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.06.1898
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.06.1898
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- Deutsch
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junge Leute im Buchhandel giebt, denen jedes Hinderniß weichen muh, zum Lobe eines Einzelnen noch etwas sagen zu wollen, — ich kann dennoch nicht umhin, Herrn O. Meißner, der eine Reihe von Jahren in meinem Geschäfte war, den ich genau kenne und als einen jungen Mann von besten Grundsätzen und durchaus solidem Charakter kenne, den geehrten Herren Collegen zu empfeh len, fest überzeugt, daß sein thätiger, umsichtiger, vorsichtiger Ge schäftsbetrieb an einem Orte wie Hamburg sich bald geltend machen und zu den zu wünschenden Resultaten führen wird, so daß er jedem geneigt ihm zu schenkenden Vertrauen vollkommen entsprechen wird.- Ueber die Entwickelung des Geschäftes sei hier nur noch gesagt, daß Schirges bald wieder austrat, daß von 1865 bis 1879 Conrad Behre Teilhaber des Sortimentes war, daß das Geschäft, in stetigem Wachstum, zunächst nach der kleinen Johannisstraße, dann nach der Bergstraße und 1889 in das angekaufte geräumige Haus Hermannstraße Nr. 44 verlegt wurde. — Ueber die buchhändlerische Thätigkeit an dieser Stelle mehr zu sagen, ist unnötig. Dazu ist die Firma, Verlag und Sortiment, in ihrer Bedeutung zu bekannt und angesehen im Buchhandel. Am Morgen des Festtages wurde der Jubilar durch ein Ständchen der Bahrenfelder Artillerie-Kapelle — einer der Söhne gehört dieser Waffe als Hauptmann der Reserve an — überrascht. Die gleiche Freude wurde ihm durch Mit glieder des Cäcilia-Gesangvereins bereitet. Dann füllte sich das Haus bald mit Glückwünschenden, Deputationen und Einzelnen, mit Blumen und anderen Angebinden, die sämt lich der Liebe und Verehrung für den Jubilar und sein Haus herzlichen Ausdruck gaben. Die Zahl ist viel zu groß, um hier die Namen nennen zu können; von den Geschenken sei nur als ein wirklich hervorragendes Prachtstück die in breitem Rahmen überreichte, von einem hervorragenden Leipziger Künstler in Aguarellmanier gemalte Glückwunsch- Adresse von Hesse L Becker in Leipzig erwähnt. Vom Vorstand des Börsenvereins lief eine Adresse folgenden Wortlautes ein: Hochgeehrter Herr Kollege! Mit dem heutigen Tage ist ein halbes Jahrhundert vollendet, seitdem Sie den Grundstein zu dem geschäftlichen Bau Ihrer Firma legten und damit in den Kreis der deutschen Buchhändler ein getreten sind. Das Gefühl der eigenen Kraft und die Freudigkeit des Schaffens, welche Sie dazu drängten, in jugendlichen Jahren ein eigenes Haus zu gründen, hat Sie von Stufe zu Stufe weiter geführt, so daß Sie jetzt mit berechtigtem Stolze auf die durchmessene Laufbahn und die reichen Früchte Ihres langjährigen Wirkens zurückblicken dürfen. Sie stehen jetzt nach fünfzigjähriger Wirk samkeit noch in voller geistiger und körperlicher Frische an der Spitze Ihres Geschäfts, welches Sie zu einem hochangesehenen des deutschen Buchhandels erhoben haben. Gestatten Sie, hochgeehrter Herr Kollege, der» Unterzeichneten Vorstande, Ihnen an dem heutigen festlichen Tage die aufrichtigen Glückwünsche des gesamten deutschen Buchhandels darzubringen. Möge es Ihnen beschicken sein, den Abend Ihres Lebens in Ge sundheit und Frohsinn zu verbringen und im Hinblick aus die an Ihrer Seite in Ihrem Sinne wirkenden Söhne hoffend und ver trauensvoll in die Zukunft zu schauen! Das ist unser innigster Wunsch! Leipzig, den 16. Juni 1898. Hochachtungsvoll Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Carl Engelhorn. Wilhelm Lader. Joh. Stettner. Die Hamburgische Tagespresse, voran Nachrichten und Correspondent, feierte den Jubilar und die Firma in gerechter Weise; sie gedachte in warmen Worten der persönlichen Tüchtig keit, der mannigfachen gemeinnützigen Thätigkeit, besonders der langjährigen Mitgliedschaft der Hamburgischen Bürger schaft, sowie der unermüdlich-treuen Kassenführung des Frei maurer-Krankenhauses und auch des freundlich-liebenswür digen, trotz der neunundsiebzig Jahre immer noch frischen Wesens des Jubilars. — Ein getreuer Chronist berichtet jedoch nicht allein von den Ehren mancher Art, sondern auch von dem Essen und was sich dabei zutrug. Der Mensch ist nun einmal ein geist leibliches Wesen und nicht geistig allein. Nachmittags 4 Uhr trug ein Dampfer die aus etwa sechzig Personen bestehende Festgesellschaft auf dem belebten Elbstrom, entlang dem male rischen Ufer, nach dem herrlichen Blankenese Dort war im Fährhause die Tafel reich gedeckt: »Man setzte Wildpret auf und Fisch und ließ auch keinen dürsten I« Während für die anwesenden acht Enkelkinder ein besonderer Tisch aufgestellt war, nahm die übrige Gesellschaft, Damen und Herren bunt gemischt, an einer Längs- und drei Quertafeln Platz Die Reihe der Trinksprüchc eröffnete schwungvoll Herr Max Hesse, der den Lebensgang des Jubilars kurz schilderte, seines Empor- arbeitens und seines verdienstvollen Wirkens gedachte und aus klang mit den Worten des neunzigsten Psalms: »Unser Leben währet siebenzig Jahre und wenn es hochkommt, so sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen « Bewegt dankte der Jubilar; in bescheidener Weise lehnte er jegliches ihm nachgerühmte besondere Ver dienst ab, wohl aber glaube er von sich sagen zu dürfen, daß er seinen Kollegen stets ein guter Genosse gewesen wäre. Dies wurde von einem einwandfreien Zeugen, Herrn Carl Eduard Gaßmann, dem zweiten Senior im Hamburgischen Buchhandel, in Worten herzlicher alter Freundschaft bestätigt, und der laute Beifall, den die Aufforderung fand, des »guten Genossen« Meißner zu gedenken, bewies, daß auch die jüngere Buchhändlerwelt von Herzen dem zustimmte. Das Mahl wurde auf einige Minuten unterbrochen zwecks Photographierung der ganzen Gesellschaft, welche Auf nahme sich später als vorzüglich gelungen herausgestellt hat. Von den nun noch in großer Zahl folgenden ernsten und launigen Trinksprüchen sei noch der auf die Firma erwähnt. Redner, hinweisend auf den heutigen unruhigen Wahltag, erinnerte daran, daß die Firma in dem gährenden Jahre 1848 gegründet worden wäre; darauf aber, sich an das Psalmwort: »Wie die Pfeile in der Hand eines Starken, also geraten die jungen Knaben« anlehnend, gedachte er zunächst der ganzen Familie, der anwesenden Gattin, Töchter und Schwiegertöchter, dann jedoch in den Söhnen und Enkeln die Gewähr für die kommende Hundertjahrfeier der Firma erblickend. Rühmende Anerkennung verdient noch ein alle gorisches Festspiel: »Die Rückkehr des Chider«, aufgeführt von den beiden Töchtern und dem Schwiegersohn des Jubilars. Es war ein feierlicher und herzbeweglicher Anblick, als darauf der Jubilar wie ein Patriarch, zwischen seinen Töchtern, die noch als Göttin des Buchhandels und Ham- monia kostümiert waren, die Tafeln umschritt; dieses Bild wird allen Teilnehmern in Erinnerung bleiben. Viel Sang und Klang aller Art belebte natürlich die fröhliche Gesellschaft; hier und da bildeten sich fidele Ecken als Krystallisationspunkte für verwandte Geister. Es mochte des halb gegen II Uhr geworden sein, als die Tafel definitiv aufgehoben wurde. Im Nebensaale und gar draußen im Garten war frischere und kühlere Luft. Es dauerte jedoch nicht lange, da drehten sich nach den Klängen der Musik die Paare rhythmisch im Kreise. Ueber die Rückfahrt war auf den Einladungskarten nur gesagt, daß sie »nach der letzten Flasche« stattfinden solle Wer diese letzte Flasche getrunken hat, wird kaum zu ermitteln sein. Der Zeit nach ist es jedenfalls nach Mitternacht ge wesen. Die Juninächte sind aber auch, besonders im Norden, so kurz! Es ist also kein Wunder, daß der Morgen schon graute, als die Festteilnehmer sich ihren Penaten zuwendeten. Wenn der Chronist nun noch berichtet, daß die Zahl der eingegangenen Telegramme und Briefe Legion, und daß er das Gespräch einiger Buchhändler-Teilnehmer be- Fünsundsechzigster Jahrgang. 627
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