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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.12.1924
- Strukturtyp
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- 1924-12-19
- Erscheinungsdatum
- 19.12.1924
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- Deutsch
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X- 297, 19. Dezember 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 19117 Mitteilungen als Zugabe zu den Kalenderblättern abgedruckt sind, Mitteilungen, die zwar zunächst keinen ersichtlichen Wert für ihn haben, bei deren Anblick er aber das Gefühl hat: »Man kann nie wissen, und es ist auf alle Fälle schön, solche überlegenen Kenntnisse jederzeit zur Hand zu haben!« Beim amerikanischen Volk erklärt sich .dieses Ansklärungsideal freilich nicht nur ans seiner Jugend lichkeit, nin nicht zu sagen Jungenhaftigkeit, die auch Escher in seiner vorzüglichen »Schlußbetrachtung« aufschlußreich erörtert, sondern über dies aus seiner ausgesprochen angelsächsischen kulturellen Bildung. Ich möchte sagen: Schon die englische Sprache bietet eine feste Gewähr dafür, daß das (immer noch im Werden begriffene) Volk der Ver einigten Staaten im wesentlichen auch in seinem Bildungsstrebcn stets — dem Amerikanismus treu bleiben wird. Von den Werbemitteln, die Escher aufzählt, seien noch genannt: die Zweigstellen mit ihrer Abteilung für Erwachsene, ihrer Abteilung für die Jugend und ihrem eigenen Hörsaal; die Druckkataloge und die Einführung der Leserschaft in ihre Benutzung; die Ausstellung der Neuerwerbungen mit Gelegenheit zu Vormerkungen; die kosten losen oder billigen monatlichen »Bulletins« mit besprechenden Ver zeichnissen von Neuerwerbungen und mit kleinen Aufsätzen bücher- kundlichen, biographischen, kulturgeschichtlichen, naturwissenschaftlichen, technischen, hauswirtschastlichen und hygienischen Inhaltes; die be sprechenden Fachschristenvcrzeichnifse, die sich nicht nur ans Bücher, sondern auch auf Zeitschriftenaussätze erstrecken; die Reichlichkeit der Öffnungszeiten (meist wochentags von morgens 9 Uhr bis abends 9 oder 10 Uhr und im Winter außerdem Sonntag nachmittags und abends); die Schnelligkeit der Ausleihebedienung; der freie Zutritt zu den Gestellen; die Bereitwilligkeit, Verbcsserungsvorschläge der Leserschaft entgcgenzunehmen und zu prüfen; Ausstellung von Gegen ständen aus dem Sammlungsbercich der Bücherei und schließlich weit gehende Erzeugung von Werbedrucksachen, dauernde Versorgung der Lokalpresse mit offiziösen Artikeln und Aussätzen, die zur Bücher benutzung anreizen und anleitcn, und planmäßige Verweisung der Kinobesucher (durch Diapositiv-Ankündigungen) auf Bücher, welche von dem jeweiligen Filmprogramm aus interessieren. Das so wichtige Thema der Erziehung der Jugend zur B ü ch e r e i b c nu tzu n g und weiterhin überhaupt zum Umgang mit Büchern behandelt Escher in den beiden Aufsätzen »Bibliothek und Schule« und »Lektüre und Bibliothcksbenutzuiig als Unterrichtsgegen stand«. Hier können wir, glaube ich, von den Amerikanern am meiste,i lernen. Handelt es sich doch hier vor allem um die Schaffung der technischen Vorbedingungen für jede Bil dungswirkung Lurch das gedruckte Wort (auch für solche Bildungswirkungcn, die jenseits der bloßen Aufklärung liegen). Die beiden wichtigsten Kristallisationspunkte dieser Büchcreiarbeit sind in Amerika die schon mehrfach erwähnte I u g e n d a b t e i l u n g, die in allen Public Libraries zu finden ist, und die Schül er blichere; der Schulen. Was zunächst jene betrifft, so ist von vornherein bezeichnend, wie sorgfältig sie technisch und methodisch auf die Jugend eingestellt ist, wie ernst deren Lesebedürfnis dort in jeder Hinsicht genommen wird, besonders auch in Gestalt der beratenden Tätigkeit des Bibliothekars. Als charakteristische Einzelheit sei erwähnt, daß in größeren Büche reien der Jugendabteilung zuweilen noch ein besonderer »Eltern raum« angegliedert ist, »worin Eltern Gelegenheit geboten wird, von neuer Jugendliteratur Einsicht zu nehmen«. Noch lehrreicher aber ist der Blick, den uns Escher auf die Schüler büchereien werfen läßt. Vorweg sei gesagt, daß die Staats-, nament lich die Schulbehörden nicht etwa von der Ansicht ausgehcn, daß die Schiilerbüchereicn den Schülern ein Ersah für die Public Library sein sollen. Vielmehr sind Schule und Bücherei »darüber nur einer Meinung, daß die zweite nicht nur die notwendige Fortsetzung der ersten ist und daß die Schule nicht nur mit allem Nachdruck den austret enden Schüler auf die Bücherei hinzuweiscu hat*), son dern daß schon während der Schulzeit ein enges Zu sammenarbeiten von Schule und Bücherei im Interesse des gemeinsamen Zieles unerläßlich ist«. Die Schule »überweist daher ihre Klassen der öffentlichen Bücherei zu regelrechter Einführung in deren Benutzung, in die Handhabung der Kataloge, den Bezug nach *) Wie wichtig den amerikanischen Behörden - mit Recht! — gerade diese Aufgabe der Schule erscheint, dafür zeuge der treffliche Satz des Staatsbibliothekars von Kalifornien: »Einen Mann durch sieben Jahre in Schuhmacherei oder Maschinenbau zu unterweisen und ihn hernach ohne Leder und Eisen auf die Welt loszulassen, das wäre genau dasselbe, wie wenn ein Gemeinwesen nach siebenjähriger Unter weisung des Schülers, wie er an Hand von Büchern seinen Gesichts kreis erweitern solle, ihn ohne eine Public Library auf das Gemein wesen loslassen würde.« Hause, die Behandlung der Bücher usw. Die Unterweisung erfolgt bald durch den Lehrer, bald durch den Bibliothekar und setzt schon in den ersten Schuljahren ein, in New Aork z. B. im dritten. Um die Lehrer über Neuerscheinungen und Neuanschaffungen auf dem laufenden zu halten, richtet man für sic in großen Büchereien einen eigenen Raum ein, wo ihnen die neuesten Eingänge, soweit solche für sie in Betracht kommen, zur Durchsicht bereitgestellt werden«. Man lese bei Escher nach; auf was alles sich jener Unterricht, teils an den Beständen der Public Library, teils an denen der Schülcr- büchereien, erstreckt und wie er schließlich ausmündet in eine An leitung zu rascher und kritischer Lektüre von Zeitungen*) und Zeit schriften und in den Beitritt zu »Lesevereinen für junge Leute, Lehrer und Schulfreunde«, deren Mitglieder sich seltsamerweise zu einer »jährlichen Minimalleseleistung, die je nach den Lesegruppen wechselt«, förmlich verpflichten müssen und darüber Bescheinigungen bzw. bei überschüssigen Leistungen Anerkennungsdkplome bekommen. Die Schiilerbüchereicn bestehen vor allem aus klassenweise aus gestellten festen Handbüchereien (Nachschlagewerken aller Art) und außerdem aus einem Ausleihebestand, der bei größeren Schulen der Schule zu eigen gehört und in einem eigenen Büchereiraum auf gestellt ist, bei kleinen Schulen aber in Gestalt eines Wanderbestanöes von der Public Library der betressenden Stadt oder (auf dem Lande) von der zuständigen Bezirkswanderbücherei geliehen wird. Dabei haben aber schon Schulen mit 600 und mehr Schülern hauptamtliche Verwalter bzw. (meist) Verwalterinnen ihres Büchereiwesens, ivelche in der Regel die Büchereischule des betreffenden Staates durchlaufen haben müssen. Überdies geben die staatlichen Büchereikommissionen von Zeit zu Zeit besprechende Bücherlistcn für Schulen heraus, aus welchen sogar »die Nettopreise angegeben sind, zu denen die Bücher von einer Buchhandlung bezogen werden können, mit der das staat liche Organ eine Lieferungsabrede getroffen hat. (Das erklärt sich aus den besonderen amerikanischen Verhältnissen, kommt aber für Deutschland nicht in Betracht. Red.) Und diese Buchhandlung darf den Schulen keine anderen Bücher zur Anschaffung empfehlen als die der offiziellen Listen«. Ein Aufsatz über »S p c z i a l b i b l i o th e k c n« behandelt die beiden bezeichnendsten Sondersormen des amerikanischen Bllcherei- mesens, nämlich die »Geschäftsbücherei« (lüe vusineLs klon'g lädrarz') und die »G e s c tz g c b u u g s b ü ch e r e i« (b-eZislative ks- korenee lübrary). Wir können hier kurz über sie hinweggehen, möch ten aber wenigstens auf die grundsätzliche Bedeutung dieser neuesten Ergebnisse der amerikanischen Büchereibewegung Hinweisen.Hnirgends hat der amerikanische Bücherei-Nationalismus mit seinem Jnforma- tionsideal einen glänzenderen Beweis für seine eminente Nützlichkeit (und feinen bloßen Zivilisationscharaktcr!) geliefert als durch diese ungemein folgerichtigen Spezialbüchereien. Hier ist wirklich das Höchste und Äußerste an praktischer Auswertung der Bücherei als einer technischen öffentlichen Einrichtung (einer modernen »Verkehrs- cinrichtung«) geleistet. Insbesondere über die Gesetzgebungsbücherei, die jedem Abgeordneten das Material für jede Frage, welche der ge setzlichen Regelung unterworfen oder zugänglich ist, in der denkbar höchstgualisizicrten Auswahl (die sich bis auf neueste Zeitungsaus schnitte erstreckt und doch nur das Wesentliche und Sichere gibt!) und völlig gebrauchsfertig darbietct und ihm außerdem einen juristisch geschulten Bibliothekar zu mündlicher und schriftlicher Beratung zur Verfügung stellt, über diese amerikanischste Bücherei könnte man, das bekannte Motto erweiternd, schreiben: »Wissen ist Macht, und *) Man hält sich nicht mit Unrecht bei uns in Europa auf über die Leichtfertigkeit, mit der amerikanische Zeitungen mehr oder weniger sensationelle Tatbestände — stilisieren. Um gerecht zu sein, werden wir aber andererseits anerkennen müssen, daß die amerikanische Volks erziehung eben durch das Zusammenwirken von Schule und Bücherei ausgezeichnete Gegenmaßrcgcln gegen die Wirkung jener Leichtfertig keit getroffen hat. Selbst angesichts unserer europäischen Verhältnisse könnten wir keine größere methodische Sorgfalt wünschen, als sie den Übungen zugrunde liegt, mittels deren der Schüler angeleitet wird, »mit ungefähr viertelstündigem Zeitaufwand für die tägliche Zeitungs lektüre auszukommen« und doch alles für ihn Wesentliche richtig hcrauszulescn (indem er nicht schon deshalb »etwas für richtig hält, weil es auf dem Papier steht«, sondern »sich der zahlreichen Fehler quellen der Zeitung bewußt ist, wie sie entstehen können aus den un willkürlichen Täuschungen von Augenzeugen, aus der Eilfertigkeit, Bericht zu erstatten, bevor das betreffende Ereignis sich ganz ab gespielt hat, aus Mißverständnissen durch telephonische oder telegra phische Übermittlung, aus der Hast der redaktionellen Arbeit, aus Druckfehlern und Druckversehen usw., ganz abgesehen von schlimmere» Unrichtigkeiten, wie sie aus Sensationslust, Eigennutz oder Parteisucht entstehen können«). ?S33
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