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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.12.1924
- Strukturtyp
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- 1924-12-19
- Erscheinungsdatum
- 19.12.1924
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- Deutsch
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19118 Vörieno um f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X° 297. 19. Dezember 1924. der Wog zum Wissen ist eine gut bediente Registratur«. Weshalb auch, um das gleich hier zu sagen, das Deweysche und das Cuttcrsche »System« nicht zufällig in Amerika entstanden sind und — in Deutsch land vorerst keinen Boden gefunden haben, und weshalb der Kreuz katalog die bäufigste technische Form des amerikanischen Bücherei katalogs ist. I (Näheres darüber findet sich in einem überaus lehr reichen Kapitel: »Über amerikanische Bibliothekskataloge«, das Eschcr seiner Schrift als Anhang beigcgeben hat, auf das ich aber hier aus Raumgründen nicht weiter eingehen möchte.) Schließlich dürfte noch für die Leser des Börsenblattes inter essant sein das Kapitel »Etwas vom Persona l«. Es ist meiner Ansicht nach im Wesentlichen ebenfalls auf die Vorherrschaft des Informationsideals zurückzuführen, das; sich im nordamcrikanischen Biichereiwcsen so früh und so leicht eine Einheitlichkeit der Einrich tungen, der Arbeitsmethoden und der Arbeitsmittel herausbildete, von der wir uns angesichts unserer noch im Stadium bodenständiger Besonderung befindlichen deutschen Büchereiarbeit kaum eine hin reichende Vorstellung machen. Diese Einheitlichkeit ihrerseits hat wieder die Entwicklung des bibliothekarischen Fachschulwesens (einer gleichartigen Abrichtung auf das Jnformationsideal) und die Frei zügigkeit des Büchereipersonals in einem uns ebenfalls kaum vor stellbaren Maste begünstigt. Und aus dem allen wiederum folgt, das; das Ansehen des bibliothekarischen Standes als eines dem höheren Lehrberuf ebenbürtigen Standes in Nordamerika gesichert ist. Was mir persönlich au den Büchereischulen der Union vorbildlich erscheint, ist die Einrichtung, das; die Zulassung zu ihnen nicht an den Nachweis von Schulprüfungen geknüpft ist, sondern an eine besondere Prüfung, die sich nun freilich nicht auf die allgemeine Bildung und geistige Reife in unserem Sinne bezieht, sondern auf jene Konversations- lexikon-»Bildung«, von der ich oben sprach. Immerhin ist so eine gewisse Gewähr geboten, das; die Klasse von Anfang an ein im Sinne allgemeinen Wissens einigermaßen gleichmäßiges geistiges Niveau hat. (Merkwürdigerweise scheint dagegen keinerlei bibliothekarische Praxis vor dem Besuch der Schule gefordert zu werden.) Der Lehrplan selbst ist offenbar überall bücherei- und auskunststechnisch vielseitig und praktisch. Bezüglich des oben schon berührten Uberwiegcns des weiblichen Elementes sagt Esther: »Wie es scheint, faßte die weibliche Bibliothekarin während des Sezessionskrieges Fuß, als die kriegs tüchtigen Männer unter die Fahne gerufen wurden. Seither hat sie sich stets wachsenden Einfluß zu erwerben verstanden, wie sie auch an den großen beruflichen Problemen lebhaften Anteil nimmt«. Wichtig für alle Standesfragen der amerikanischen Bücherei sind natürlich auch die Fachverbände: die Bibliotheksverbände der einzelnen Staaten, deren einen wir ja auch gleich zu Beginn der Escherschen Schrift bei seiner Jahresversammlung kennen lernen, und noch mehr die eingangs erwähnte große ^meriean bibrarv H.88oeiation (^1^) mit ihren oft über 1000 Teilnehmer zählen den jährlichen Tagungen, ihrer Zeitschrift, ihrem statistischen Büro, ihrer Sammlung büchereitechnischen Materials und vor allem ihren vielen praktischen Fachpublikationcn, die — doppelt bemerkenswert im Lande der berühmtesten Bücherei-Großbetriebe! — »mit steter Rücksicht insbesondere auf die Bedürfnisse der kleinen Büchereien« abgefaßt werden. Alles in allem: Hermann Escher hat allen an der Entwicklung unseres deutschen Büchereiwesens interessierten Kreisen einen großen Dienst getan, indem er ihnen eine so lebendige Skizze des amerika nischen Büchereiwesens der Gegenwart vor Augen hält. Denn wenn uns auch das amerikanische Volksbildungsideal allzu aufklärerisch, allzu »praktisch«, ja in seiner Zwcckbesessenheit recht seelenlos er scheinen will — jede Bildung durch das gedruckte (und das gesprochene) Wort muß durch die Aufklärung hindurch und kann also von den Meistern der Aufklärung lernen, wie man diesen rationalen Unterbail am zweckmäßigsten aufführt. Wenn uns auch der Ausspruch eines leitenden amerikanischen Bücherei- mannes: »Eine Bücherei, die nicht imstande ist, den Kaufmann zu unterweisen, wie er sein Personal in humanerer Weise organisier^ und damit um so größeren Umsatz erzielt, den Ge werbetreibenden, wie er seine Arbeit freudiger und vorteilhafter und besser verrichtet, und den Farmer, wie er sein Gut erfolg reicher bewirtschaftet, hat heutzutage keine Daseinsberechtigung«, recht einseitig und unzureichend dünkt — jede Bücherei hat zweifellos auch im Dienste der Volkswirtschaft ihre Daseinsberechtigung zu erweisen und kayn in dieser Hinsicht vom amerikanischen Büchcrei- wesen ungeheuer viel lernen. Wenn uns auch die Inschrift an der Bostoner Public Library: »Der Förderung des Lernens gewidmet« lange nicht so tief in das Wesen wahrer Menschenbildung hinein- zuweiscn scheint wie die (recht verstandene) fridericianische Inschrift am Potsdamer Theater: »Dem Vergnügen der Einwohner gewidmet« — den Schulsack wollen wir nicht gering achten, auch nicht, sofern er nach Abschluß der Schule in der Bücherei neu gefüllt wirb. Aber meinte nicht schon der alte Volksbildungsmann Sokrates, der es frei lich »zu nichts gebracht hat« als zu einer Lanthippe unb zu einem Schierlingsbecher, in seiner unpraktischen und doch so bildenden Ver teidigungsrede, cs sei das Allerwichtigste, »für seine Seele zu sorgen, daß sie so trefflich wie möglich werde«, und waren nicht alle Ltzeisen nach ihm, allen Klugen zum Trotz, derselben Meinung? Eeterum een86o: Bleiben wir bei dieser heroischen Auffassung, ohne den nützlichen Alltag unb seinen Virtuosen, den Amerikaner, zu unterschätzen! ^688611 ! Ois Ltuatliebe Lunstbibliotliok (voimals LiblioklrelL 663 XuQ8iA6W6rb6-d1u86uius) in Herlin. Lin ^l8 Üull68e1iritt Aockiuoük bei Otto von Holten, Lsrlin, in Loipue Leür6u8-b1e6ia6vul. 22 8. 1924. 80. In dieser kleinen Monographie schildert der bisherige Leiter der von allen deutschen Sonderbibliotheken wohl am besten eingerichteten unb am stärksten besuchten Bibliothek beim Abschied von der Stätte seines 38jährigen, überaus erfolgreichen Wirkens noch einmal Wesen und Aufgaben des Instituts*). Die Bibliothek wurde 1867 mit dem »Deutschen Gewerbe-Museum« gegründet. Die seit kurzem geschaffene neue Bezeichnung »Staatliche Kunstbibliothek« kennzeichnet das Ende einer Entwicklung, die die Anstalt besonders seit dem Jahre 1886 ge nommen und in der sich ihr Aufgabenkreis immer universaler gestaltet hat. Diese Entwicklung verdankt sie vor allem dem Wirken einer so umsichtigen, klugen und weitherzigen Persönlichkeit, wie sie Geheimrat Jessen ist, indem die Bibliothek von jetzt ab »das weite Reich der bil denden Kunst um seiner selbst wegen« zu pflegen hat. Denn das steht ohne Zweifel fest, daß, selbst wenn auch sonst alle äußeren Bedingungen dem Ausstieg dieser Bibliothek günstig gewesen wären, sie erst bas, was sie geworden ist, der unermüdlichen Tätigkeit dieses bedeutenden Mannes verdankt. Es war nicht zuletzt die gewinnende Liebens würdigkeit, die die Benutzer in den Bann Kiefer Persönlichkeit zog, die ungemein geistige Beweglichkeit, bie dem ganzen Betriebe seinen Stem pel aufdrückte, das schöne Verhältnis zu den Beamten, wie es z. B. in den feinen Worten in der Loubier-Festschrift sich äußert: zu dem allen kommt die hohe Ausfassung vom Beruf, wie sie Jessen auf S. 6 der vorliegenden Schrift formuliert hat: »Ten Beamten jeder Bibliothek, vom Aufseher bis zum Vorsteher, ist ein wertvolles Gut anvertraut: die Zeit der Leser«. Als Nachfolger Alfred Lichbwarks, der der Biblio thek uur kurze Zeit vorgestanden hatte, übernahm Jessen im Jahre 1886, in dem gleichzeitig die Verstaatlichung der Bibliothek erfolgte, die Leitung. Es bereitet einen hohen Genuß, in diesen Blättern von der Be nutzung, dem Betrieb, der Werbung, den Aufgaben und Einrichtungen der einzelnen Sammlungen und Gebiete zu lesen, den Werdegang dieser Bibliothek aus kleinen Anfängen zu immer universalerer Gestaltung des Ausgabenkreiscs zu verfolgen. Alles das wird in warmen persönlichen Worten vorgetragen, aus denen große langjährige Erfah rung spricht, die uns Jüngeren und Jüngsten manchen beherzigens werten Wink gibt. So heißt es von den Bildermappen, von denen die Bibliothek 4600 (mit über 100 069 Blättern), nach Sachgebieten, Zei ten, Ländern und Meistern geordnet, besitzt: »Wer die Qualität för dern will, darf auch das Aussondern nicht vergessen. Das Schlechte nicht zu sammeln, ist auch ein Verdienst. Mein Ideal ist: beste Gegen stände, beste Aufnahmen, beste Aufmachung. Auch die F o rm der Darbietung erzieht zur K u n st« (vom Referenten gesperrt). Sehr bedeutend ist die Ornamentstichsammlung, »die größte und vollständigste ihrer Art und burch ihren eingehenden Katalog weither bekannt geworden«. Ilber die Ornamentstiche hat Jessen selbst das erst kürzlich erschienene und schon viel benutzte Buch »Der Ornamentstich« veröffentlicht, ebenso ein großes Lichtdruckwerk »Meister des Ornamentstichs« in vier Bänden, dessen 800 Tafeln fast sämtlich nach Originalen der Bibliothek hergestellt wurden. Ich möchte von den vielen Sammlungen nur noch zwei ermäh nen: »Die Buchkunst« und die berühmte Lipperheideschc Kostümbiblio- lhek. Auch bei der Buchkunst-Abteilung galt der Grundsatz, neben den besten inländischen die besten ausländischen Erzeugnisse auszuwählen. *) Vgl. auch Peter Jessen, »Die Staatliche Kunstbibliothek in Berlin im Dienste der Sammler«. In: »Der Sammler«, Jg. 14, 1924, Heft 19, S. 1—5; D e r s., »Vom Kunstgewerbc zur Kunst. Der Aufstieg einer Bibliothek«. In: »Kunst und Künstler«, Jg. 23 (1924/ 25), Heft 1, S. 31—33. Eine Nachschrift der Redaktion würdigt die großen Verdienste Jessens um die Bibliothek.
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