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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1903
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- Deutsch
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F" 188, 18, Juni 1903, Nichtamtlicher Teil, 4887 Ich erinnere nur an die Schriftenvereine in der Schweiz, die schon eine große Anzahl solcher Werke herausgegeben haben, ferner an den Volksbildungsverein zu Wiesbaden (Wiesbadener Volksbücher), an die österreichischen Preßvereine usw. Diese geben teils ältere, teils neuere Werke heraus und verbreiten sie durch Kolporteure, Insofern kann man diese Romane auch Kolportageromane nennen, obschon auf sie das abfällige Urteil, das mit Recht über die Hintertreppenromane gefällt wird, nicht zutrifst. Neuerdings macht man auf katholischer Seite den Ver such, die schlechten Kolportageromane durch gute Romane zu verdrängen. So hat der »Münchener Volksschriftenverlag« einen Kolportageroman »Im Zeichen der Jakobinermütze in 50 Heften zu 1v H ausgegeben, — ob mit Erfolg, ist mir nicht bekannt. Im übrigen werden sowohl auf protestantischer als auf katholischer Seite zumeist billige Romanbände durch Kolpor tage verbreitet. Auf protestantischer Seite hat z, B, der Landesverein für Innere Mission im Herzogtum Sachsen- Meiningen seit einigen Jahren einen erfolgreichen Kolportage betrieb eingerichtet. Das buchhändlerische Zentraldepot ist die von der Thüringer Konferenz und den Thüringer Vereinen für Innere Mission geförderte Schristenniederlage und Sonntagsblattexpedition in Neudietendorf (R, Luttring- hausen). In einem Verzeichnis der kolportierten Bücher werden z, B, folgende Erzählungen für die Jugend und das Volk anfgeführt: Deutsche Jugend- und Volksbibliothek, geb. . . . L l ,,/i — 4 W. O. von Horn's Volks- und Jugendbibliothek . „ — „ 75 „ Köhlers illustrierte Volks- und Jugendbibliothek , „ — „ 7b „ Neue Volksbücher, kart.. ^ „ — ^ 40 ^ Volksnovellen, illustr., steif brosch „ — „ 50 „ „ . „ „ „ 1 „ — „ Volksromane, . „ „ „ I „ 50 . Wittum, Unterm roten Kreuz, geb „ 2 , 80 „ Thoma, Stadtschreiber von Kenzingen „ 1 , 35 „ Auf katholischer Seite werden neuerdings durch Kolpor tage vertrieben (meist durch besondre Vereine in Nürnberg, München, M,-Gladbach usw,) die Romane und Novellen der Sammlungen »Aus Vergangenheit und Gegenwart- (Kevelaer, Butzon L Vercker), »Stehler llnterhaltungsbibliothek« (Steyl, Missionsdruckerei), -Volksbücherei« (Graz, Styria), »Kleine Bibliothek« (Hamm, Breer L Thiemann), Volksbibliothek (Freiburg i, B,, Charitasverband), ferner Fabiola von Cardinal Wisemann, Volkserzählnngen von Adolph Kolping usw. Wie rührig man neuerdings hier vorgeht, beweist z, B, die Schrift »Katholische Kolportage« (Nebst einem Ver zeichnis geeigneter Schriften, M, Gladbach, Centralstelle des Volksvereins für das katholische Deutschland), Kürzlich wurde in Frankenstein in Schlesien eine -Katholische Ver lagsgesellschaft m, b, H,- gegründet, die bereits eine Anzahl illustrierter Kolportage-Erzählungen herausgegeben hat. Wenn man alle derartigen Werke als Kolportageromane (ohne den Begriff der Hintertreppenromane) bezeichnet, so kommt schon eine sehr hohe Zahl heraus. Aber ich gebe Herrn Maier vollständig Recht, daß dann der Begriff genau definiert werden muß. Im übrigen dürfte es ebenso schwer sein, absolut zuver lässige Angaben über die Zahl der Kolportage-Romane mit zuteilen, wie über die der Kolporteure, Brockhaus' Konver sations-Lexikon schätzt die Zahl derselben nur ans 5—6000, Pastor Apel (Die Bereitung guten Lesestoffes, Berlin 1896, Carl Heymann) behauptet dagegen, daß allein in Deutschland und Österreich 43 000 Kolporteure im Dienst einer niedern Kolportage stehen und daß jedes Jahr 20 Millionen deutsche Leser ihre geistige Nahrung von ihnen beziehen, H, Agnetus (Eine moderne Kanzel, Frankenstein i, Schl, 1903, Kathol, Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. Verlagsgesellschaft m, b, H,) schreibt sogar: »50 000 Kolpor teure durchziehen Deutschland und Österreich, und von diesen sind nicht 1000 damit beschäftigt, wirklich gute Sachen zu verbreiten; alle andern verbreiten farblose, leichtfertige oder noch mehr gefährliche und unmoralische Literatur, Schriften, die nicht den Zweck verfolgen, das Volk zu erziehen und zu veredeln, sondern die auf die Leidenschaften spekulieren und diese als Geld- und Goldbergwerke immer tiefer ausbeuten«. Daß diese Zahlen nur auf Schätzungen beruhen, und daß die letztern vermutlich viel zu hoch gegriffen sind, darf man wohl mit einiger Sicherheit annehmen. Was die Auflage der Kolportageromane betrifft, so mag auch hierüber manche falsche Vorstellung herrschen. Allein die sogenannten Hintertreppenromane sind doch auf sehr hohe Auflagen berechnet und können sich auch nur bei großem Absatz rentieren. Hat doch z, B, die »Fachzeitung für den Kolportage-Buchhandel« berechnet, daß der Verleger eines auf große Verbreitung berechneten Romans mit einer Aus gabe von nahezu 150 000 ^ zu rechnen hat. Der Roman »Die Geheimnisse des Königsschlosses oder Enthüllungen über Leben und Tod Ludwigs II,«, der kurz nach dem Tod des unglücklichen Bayernkönigs erschien, fand allein in Berlin einen Absatz von 50 000 Exemplaren, »Hugo Schenk und seine Verbrechen, oder der Fraucnmörder und seine Opfer erreichte eine Auflage von 140 000 Exemplaren (nach einer andern Angabe von 200 000 Exemplaren), Der Roman »Schinderhannes, der größte Räuberhauptmann des 19, Jahrhunderts - brachte einen Umsatz von 2 Millionen Mark. Noch größer war der Absatz des Romans »Der Scharfrichter von Berlin-, der innerhalb Jahresfrist in 260 000 Exem plaren verkauft wurde und einen Umsatz von 3 Millionen Mark brachte. Die »Totenfelder von Sibirien» hatten schon 150 000 Abnehmer gefunden, bevor sie zu Ende geführt waren. Über den Tod des Kronprinzen Rudolf sind 22 Romane erschienen, von denen einer einen Absatz von 180 000 Exemplaren erreicht hat. Diese Angaben (vergl. das erwähnte Werk von Pastor Apel, Die Verbreitung guten Lesestoffes, vr. Rody, Die moderne Litteratur in ihren Beziehungen zu Glaube und Sitte, Mainz, Kirchheim; und meinen Artikel »Der Massen vertrieb der Volkslitteratur«, Preußische Jahrbücher 1899, Band 98, Heft 1) sind meines Wissens unwidersprochen ge blieben, und wenn es sich auch hier um hervorragende Schlager handelt, so kann man doch annehmen, da viele andre Kolportageromane ebenso spannend und pikant sind, daß auch diese immerhin in Tausenden von Exemplaren erschienen sein werden., Essen, Ruhr, 14. Juni 1903. T, Kellen. Kleine Mitteilungen. Eine skandinavische Bibliothek in Paris.*) — Die St. Genovesa-Vibliothek in Paris besitzt eine besondre Abteilung skandinavischer Werke^ die fast 30^000 Bände zählt. Wie^ der ihrer Art ist und deren Existenz in weitern Kreisen nicht bekannt war, geht bis zum 17. Jahrhundert zurück. Damals hatte der Bischof Le Testier von Reims, ein großer Bücherfreund, seine umfang- manche von höhend Wert und alle in vornehmem Einbanlo Während der Revolution wurde die Abtei in eine Bibliothek um gewandelt, Die Bücher des verstorbnen Bischofs blieben ein halbes Jahrhundert unbenutzt dort stehen und hatten schon sehr gelitten, als 1868 ein Herr de la Roquette, der um die Mitte des Jahrhunderts französischer Konsul in Elseneur und in Christi- ania gewesen war, der Bibliothek noch zahlreiche skandinavische *) Vgl. auch Börsenblatt Nr. 264 v. 12. November 1901, Red. «42
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