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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1903
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- Erscheinungsdatum
- 26.06.1903
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- Deutsch
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5062 Nichtamtlicher Teil. 145, 26, Juni 1S03. klub«, der zahlreiche Buchhandlungsgehilfen angehören, unter Leitung ihres Dirigenten Ruß Beethovens ewig schönen Chor -Die Himmel rühmen- mit Orchesterbegleitung vor, Verlags buchhändler Nägele, der Leiter der Festlichkeit, hielt eine kernige Ansprache, in der er hervorhob, daß die süddeutsche Buchhändlermesse wohl nicht weihevoller eingeleitet werden könne als durch einen Besuch der Geburtsstadt des hervor ragendsten Schwabensohns, unsers großen Schiller, der schon ein begeisterter Känrpfer für die Freiheit war und den der Buchhandel nicht besser ehren könne, als dadurch, daß auch er für ideale Güter, für die Freiheit der Wissenschaft, für die Freiheit der Literatur, für die Freiheit des Geistes, die in unfern Tagen so oft angegriffen würden, kämpfe. Nach dem schottischen Bardenchor -Stumm schläft der Sänger- wurde dem Schillermuseum ein Besuch abgestattet. Der Prachtbau (von der Architektenfirma Eisenlohr L Weiglc errichtet) liegt unterhalb der Schillerhöhc auf einer Terrasse, die sich in die Landschaft vorschiebt, und ist mit jener durch eine mächtige Steintreppc auf das glücklichste verbunden. Der am 8, Mai 18S5 auf Anregung König Wilhelms II, von Württemberg ins Leben gerufne Schillerverein hat das Museum erbauen lassen, und der Wunsch ist in schönster Weise verwirklicht, den König Wilhelm II, in seinem denk würdigen Brief vom 8, Mai 1895 ausspricht: »Am 9, Mai 1905, von dem uns nur noch ein Jahrzehnt trennt, werden wir die 100jährige Wiederkehr des Tages begehen, an dem Friedrich Schiller von dieser Erde geschieden ist. Möge die Feier das Schillermuseum und -Archiv in Marbach, zu dessen Ausführung ich jetzt die Anregung geben wollte, vollendet, uns würdig des Dichters vorfindcn — zu seiner Ehre und zur Ehre seiner schwäbischen Heimat!« Klassische Vornehmheit umfängt den Wanderer beim Eintritt in die geräumige Eingangshalle, in deren edlen Stil die vom König gestiftete Dannecker'sche Kolossalbüste Schillers sich wirkungsvoll einfügl, — Der Archivar des Schiller- museums, vr, Ernst Müller, empfing die Gäste, Unter seiner kundigen Führung wunderte man von Raum zu Raum, um die reichen literarischen und sonstigen Schätze zu besichtigen, die hier in zahlreichen Kästen und Schränken geborgen sind. Beim Austritt auf die breite Terrasse des Schillermuseums wurde der Genuß, der sich bei gutem Wetter dem Auge von hier aus auf das prächtige Neckartal in noch höherm Maße als von der Schillerhöhe aus darbietet, leider stark beeinträchtigt, denn der Himmel ergoß von neuem sein Naß, das er bereits in verschwenderischer Weise über den Extrazug ausgeschllttet hatte. So war die Gesellschaft gezwungen, sich bald von diesem lieblichen Fleck chen Erde zu trennen und in den verschiedenen Gasthäusern des Städtchens Unterkunft zu suchen. Ein guter Stern führte den Berichterstatter in das Gasthaus zur Post, und hier war es, wo vr, Müller die Gäste im Namen des Schwäbischen Schillervereins mit warmen Worten begrüßte und seiner Freude darüber Aus druck gab, daß der Süddeutsche Buchhändlerverein ein so reges Interesse an den Bestrebungen des Vereins nehme, Alfred Bonz, der Vorstand des Süddeutschen Buch händlervereins, dankte für die freundliche Begrüßung und brachte ein Hoch auf vr, Müller aus, das dieser mit einem solchen auf den Süddeutschen Buchhändlerverein er widerte. Bald brachte der Extrazug die Gesellschaft unter strömendem Regen nach Ludwigsburg zurück, wo ihr die ausgedehnten Räumlichkeiten des Bahnhotels gastliche Auf nahme gewährten. Es entstand ein wahrer Sturm ans Tische und Stühle, und schnell waren die Säle vollständig gefüllt. Der Abend wurde durch ein Konzert der Kapelle des 3, Infanterieregiments Nr, 121 unter Leitung ihres Dirigenten Zöller ausgefüllt, die ein gut gewähltes Pro gramm in bester Weise zum Vortrag brachte. Die Blech musik war allerdings nicht für den Saal bestimmt, und die zunächst Sitzenden konnien beim Erklingen des Chores aus Richard Wagners Walküre von mehr als von einem Ohren schmaus reden, Stadtrat Hoffmeister begrüßte in Vertretung des Oberbürgermeisters den Verein mit schwungvollen Worten im Namen der Stadt Ludwigsburg, die für den Buchhändler besonders interessant sei, da sie manche Erinnerungen an Justinus Kerner, Eduard Mörike, David Friedrich Strauß und Friedrich Theodor Bischer aufzuweisen habe. Seine längern Ausführungen klangen in einem »Heil der Buch druckerkunst- und einem Hoch auf den Süddeutschen Buchhändlerverein aus. Mit liebenswürdigen Worten dankte Alfred Bonz für die dem Verein erwiesene Aufmerksamkeit, und sein aus die Stadt Ludwigsburg aus gebrachtes Hoch fand lebhafte Aufnahme, Zwischen die Musikvorträge waren Gesänge des »Schimmclklubs« ein geschoben, unter denen »Frühling am Rhein« und verschiedne Silchersche Volkslieder besonders gefielen, Weitre Abwechs lung boten die Leistungen einer jungen Dame, Fräulein Graf, der Tochter eines Berufsgenossen, Die Dame ver fügt über eine klangvolle, leicht ansprechende Sopranstimme und brachte die Rosenarie aus Figaros Hochzeit ausdrucks voll zum Vortrag; später ließ sie noch die Pagenarie aus derselben Oper und das reizende »Zigeunerleben- folgen. Der reiche Beifall, den die Gesänge der jungen Künstlerin eintrugen, war wohlverdient. Er galt auch Frau Roos, der Gattin eines Kollegen, die die Klavierbegleitung im letzten Augenblick übernommen hatte und sich der Sängerin künstlerisch und diskret in ihrem Spiel anzupassen wußte. Auch ein junger Bassist, ebenfalls Standesgenosse, erfreute die Gesellschaft mit einigen hübsch vorgetragnen Liedern, Von 10 Uhr ab trat der Tanz, den die Jugend schon lange ersehnt hatte, in seine Rechte, und wenn auch der Raum bei der großen Teilnehmerzahl beschränkt war, so schwang doch Göttin Terpsichore ihr lustiges Szepter, bis der Extrazug die Buchhändlerwelt um Mitternacht wieder in die Residenz brachte. Für manchen kam das Ende noch zu früh, und so fanden sich noch Gruppen in den verschiednen Restauranis und Cafes zusammen, um die Erlebnisse und Freuden des Tags zu besprechen und weiter fort zu spinnen. Am Montag, den 15, i>, M, fanden die General versammlungen des Süddeutschen- und des Wllrttembergischen Buchhändlervereins statt, über deren Verlauf an andrer Stelle noch berichtet werden wird. Nach der langen Aus dehnung derselben wurde der wohlverdiente Frühschoppen von den Angehörigen beider Vereine im Restaurant Dierlamm eingenommen. Um 5 Uhr versammelten sich die Standesgenossen mit einer Anzahl Künstler und Autoren im Saal der »Silbcr- burg«, einem der Stuttgarter Museumsgesellschaft gehörenden prächtigen Gartenetablissement, zum Festessen, Der Saal war mit lebenden Blattpflanzen geschmackvoll dekoriert, von der Galerie wehten Fahnen in den Reichs-, Landes- und Stadt farben, Die Kapelle des Dragonerregiments »König« leitete das Festmahl mit einem schwungvollen Marsch ein, Ihre weitern Vorträge trugen zur Belebung und Verschönerung des Abends wesentlich bei. Den ersten Trinkspruch brachte der Vorsitzende des Süddeutschen Buchhändlervereins, Alfred Bonz - Stuttgart, aus Kaiser Wilhelm und König Wilhelm von Württem berg aus, Redner hob besonders die vaterländische Fürsorge hervor, mit der beide Monarchen uns die Segnungen des Friedens zu erhalten bestrebt sind, der zum Blühen und zur Wohlfahrt unsers Stands von höchster Bedeutung ist. Unter
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