770 Amtlicher Teil. ^ 22, 26. Januar 1901. zahlreichen Fällen auch bisher gelungen, den Satzungen Geltung zu verschaffen. Zweifellos aber waren wir heute weiter, wenn man diese Einschränkung hätte entbehren können und wenn der Verlag einmütig den betreffenden Firmen die Lieferung vorenthaltcn hätte. Der Vorstand des Börsenvereins hat daher nach Mitteln und Wegen gesucht, wie dem Uebelstandc abzuhelfcn sein möchte, und ist nach reiflicher Prüfung der Angelegenheit, namentlich nach ihrer recht lichen Seite, zu dem Entschlüsse gelangt, die Verleger, und zwar sowohl diejenigen, welche die frühere Verpflichtung unterschrieben haben, als auch namentlich die übrigen aufzufordern, eine wirksamere und doch rechtlich unbedenkliche Verpflichtung cinzngehen. Der Wortlaut, zu dem wir gelangt sind, ist folgender: der Betreffende sich den Satzungen wieder unterworfen hat.- Wie Sie sehen, haben wir den beschränkten Rabatt darin durch den Ladenpreis ersetzt. Damit haben wir an die Stelle der früheren dehnbaren und ins Belieben des Einzelnen gestellten Verpflichtung eine für alle Unterzeichner gleichartige gesetzt. — Wird diese, wie wir hoffen, von den deutschen Verlegern angenommen, so erwarten wir mit Sicherheit, daß bessere Zustände dadurch herbeigeführt werden. Das damit dem einzelnen Verleger, der sich zur Unterstützung des Vorstandes verpflichtet, zugemutete Opfer ist überaus gering im Verhältnis zu dem der Gesamtheit und damit wieder dem Einzelnen erwachsenden Gewinn, und wir geben uns der zuversichtlichen Hoffnung hin, nicht vergebens an den Verlagsbuchhandel zu appellieren, wenn es gilt, unseren ganzen Bcrufszwcig ans eine gesündere Basis zu stellen. Selbst wenn Sie der Ansicht sein sollten, unser Weg sei nicht der richtige, möchten wir Sie doch ersuchen, die Ausführung zu ermöglichen, indem Sie Ihre Unterschrift geben, damit einmal eine ehrliche Probe auf das Exempel gemacht werden kann. Zeigt es sich, daß der erhoffte Erfolg dann doch aus bleibt, daß wir nach einiger Zeit bekennen müssen: Nein, wir haben uns getäuscht, es geht auch so nicht! so steht es ja jedem frei, seine Unterschrift zurückzuziehen. Nach unserer festen Ucberzcugung wird es aber dazu nicht kommen, denn es müßte doch wunderlich zugehen, wenn die gesamten Verleger Deutsch lands nicht imstande sein sollten, die paar Firmen, die sich unseren Satzungen widersetzen, zu deren Anerkennung und Befolgung zu bestimmen. Zu unserer Freude und Genugthunng können wir Ihnen Mitteilen, daß auf drei kürz lich in Berlin, Leipzig und Stuttgart nbgehaltencu Verleger-Versammlungen, die zahl reich und von maßgebenden Firmen besucht waren, unser Vorschlag volle und einstimmige Zustimmung gefunden hat. Zugleich haben die meisten der Anwesenden gleich ihre Unter schrift gegeben, und es befinden sich unter diesen Firmen auch eine Anzahl solcher, die die frühere Verpflichtung nicht unterzeichnet hatten. Wie aus dem beigefügten Gutachten des Herrn Rechtsanwalt Frenkel hervorgeht, muß cs der Vorstand des Börscnvereins aus rechtlichen Gründen den einzelnen Firmen anheimstellen, ob sie solchen Buchhand lungen gegenüber, die schon bisher von der Benutzung der Einrichtungen des Börsenvereins ausgeschlossen waren, nach der neuen oder nach der alten Verpflichtung verfahren wollen. Den vollzogenen Berpflichtungsschein bitten wir bis zum 25. Dezember 1900 an dis Geschäfts stelle des Börscnvereins einzusenden, da alsdann die Zusammenstellung und Veröffentlichung der Liste der Unterzeichner erfolgen soll. Hiernach ist die neue Verleger-Erklärung mit dem I. Januar 1901 in Kraft getreten und es wird hiermit die Liste derjenigen Firmen, die diese Erklärung unterzeichnet haben, zur Kenntnis der Mitglieder gebracht. Zur weiteren Vervollständigung dieser Liste richtet der Vorstand an diejenigen Firmen, welche es bisher unter lassen haben, eine ausdrückliche Erklärung abzugeben, das Ersuchen, das am 2. Dezember 1900 zur allgemeinen Ver sendung gelaugte Verpflichtungsformular unterzeichnet au die Geschäftsstelle des Börsenvereins gelangen zu lassen. Leipzig, den 24. Januar 1901. Drr Vorstand des Vörsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Carl Engelhorn. vr. Wilhelm Ruprecht. Otto Nauhardt. Johannes Stettner. Emanuel Retnicke. Wilhelm Müller.