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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1906
- Sprache
- Deutsch
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^ 73, 29. März 1906. Nichtamtlicher Teil. 3289 orationis«, eine Art Stilistik für die Schule, wurde nach längerem heißen Bieten seitens Leipziger und Münchener Antiquare durch den Berliner Antiquar Martin Breslauer für die dortige Königliche Bibliothek erworben. Ein weiteres Blatt dieses überaus seltnen und kostbaren Gutenbergdrucks befindet sich in der Hof- und Staatsbibliothek zu München. Die Erwerbung dieses Donat für Berlin war allein dadurch möglich, daß ein angesehener Berliner Verlagsbuchhändler die nötige Summe von 1765 Gulden zur Verfügung gestellt hatte. Der Katalog dieser wunderbaren Sammlung Emich, die der verstorbene Besitzer in vierzigjähriger emsiger Sammeltätigkeit erworben, hat in seiner glänzenden Aus stattung und seiner Fülle von bibliographischen Notizen dauernden Wert. Der gezahlte Preis für die vier Blätter aus der Frühzeit der Buchdruckerkunst erscheint bei der außerordentlichen Seltenheit dieser Schätze durchaus angemessen. *Vom schwedischen Buchhandel. — BjörckLBörjesson's Antiquariat und Verlag in Stockholm ist unter dem 12. Januar 1906 an eine Aktiengesellschaft übergegangen mit den bisherigen Inhabern als Direktoren. Das Aktienkapital beträgt minimal 150 000 Kr., kann aber bis auf 450 000 Kr. erweitert werden. Es ist in Aktien zu je 500 Kr. in feste Hände verteilt und voll eingezahlt. * Allgemeine Photographische Ausstellung Berlin 1906. — Die für die Allgemeine Photographische Ausstellung zu Berlin 1906 im Abgeordnetenhause bisher cingelaufenen An meldungen zeigen, daß alle Gruppen aufs beste beschickt sein werden. Neben verschiedenen Kollektivausstellungen liegen zahl reiche Einzelanmeldungen von hervorragenden Amateur- und Fachphotographen des In- und Auslandes, sowie von Industriellen vor. — Dem Ehrenausschuß, dessen Vorsitz Seine Hoheit Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg übernommen hat, sind beigetreten: Fürst von Knyphausen, Präsident des Herrenhauses; Wirkl. Geh. Rat von Kroecher, Präsident des Landtags; Geh. Regierungsrat Prof. vr. Paasche, Vizepräsident des Reichstages; Kultusminister vr. Studt; Oberst Matthiaß, Chef der Landesauf nahme; Oberbürgermeister Kirschner; Wirkl. Geh. Oberregierungs rat 0r. Brandt; Geh. Oberregierungsrat Prof. vr. H. C. Vogel; die Geh. Regierungsräte Prof. Or. Miethe, Prof. vr. I. Lessing, R. Witting. — Satzungen und Anmeldeformulare sind zu beziehen durch das »Sekretariat der Allgemeinen Photographischen Aus stellung-, zu Händen des Herrn P. Hanneke, Berlin IV. 50, Bamberger Straße 41. Weltpostverein und Weltpostkongreß (vgl. Nr. 59, 72 d. Bl.). — Am 5. April d. I. tritt in Rom der Weltpostverein zu seinem 6. Kongreß zusammen. Dieses Ereignis ist von hervor ragender sozialer Bedeutung, da die Tagung berufen ist, sehr wesentliche Verkehrserleichterungen zu schaffen und dadurch die Segnungen der Kultur immer weitern Kreisen zu erschließen. Sie hat der »Sozialkorrespondenz- den Anlaß zu folgendem geschicht lichen Rückblick gegeben, den wir dem Deutschen Reichsanzeiger entnehmen: Eines Tages vor siebzig Jahren saß der berühmte Dichter Coleridge in einer englischen Dorfschenke in Gesellschaft Rowland Hills. Da trat der Postbote ein und übergab dem Dienstmädchen einen unfrankierten Brief, für den er einen Schilling Porto verlangte. Nachdem dieses die Adresse genau besehen, gab die Adressatin das Schreiben mit der Begründung zurück, sie könne das Geld nicht erschwingen. Coleridge erlegte, weil der Brief vom Bruder des Mädchens abgesandt war, trotz ihres Sträubens den Schilling, um hinterher zur Erklärung des Sträubens zu erfahren, daß der Briefbogen — unbeschrieben war. Es handelte sich um einen der zahllosen Fälle, in denen vereinbart war, daß man einander vierteljährlich einen leeren Bogen sandte und das persönliche Ergehen durch unscheinbare, abgekartete Zeichen auf der Adresse andeutete. Solche Briefe brauchten also gar nicht erbrochen zu werden, um eine Nachricht zu übermitteln. Dieser Schwindel war vielen Unbemittelten durch die übermäßige Höhe der Portosätze aufgenötigt. Hill, ein hervorragender Rechner, wurde zum Nachdenken über das Postwesen und zur Erforschung von dessen Mißbräuchen angeregt. Der Durchschnittssatz für einen -einfachen- Brief (1 Bogen) betrug in England 6^ Pence (54 -Z); Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. ein Brief von London nach Belfast kostete 16 Pence (1 40 H)*). Hill erkannte, daß nicht die Sätze hoch sein mußten, weil der Post verkehr geringfügig war, sondern daß umgekehrt der Verkehr un bedeutend bleiben mußte, weil das Porto zu hoch war. So gedieh denn ein ausgedehntes Schmuggclsyftem nebst allerlei Miß brauch, und die Einnahmen der britischen Post sanken trotz der Zunahme der Bevölkerung. Nach Jahr und Tag veröffentlichte Rowland Hill seine berühmt gewordene Broschüre: »Die Wichtigkeit und Durchführbarkeit einer Reform des Postwesens» (1837), die dazu bestimmt war, den Aus gangspunkt der Umgestaltung dieses wichtigen Kulturfaktors zu bilden und dadurch den Anstoß zu dem ganzen modernen, wahr haft großartigen Weltpostwesen zu geben. Diesem verdienstvollen Mann, dem die Leitung der britischen Postverwaltung anvertraut wurde, ist die Einführung des einheitlichen Pennyportos und der Briefmarken zu verdanken — Reformen, die in der gesamten gesitteten Welt bahnbrechend wirkten. Die geistige Erbschaft Hills anzutreten und dadurch, gleich diesem, einer der größten Wohltäter der Menschheit zu werden, war Heinrich von Stephan berufen, der geniale deutsche Reichs poststaatssekretär. Er hat nicht nur bewirkt, daß das deutsche Postwesen das vorher beste, das britische, überflügeln konnte; nein, auch die Vereinheitlichung und erstaunliche Vereinfachung des internationalen Postwesens ist sein Verdienst; denn er ist der unsterbliche Schöpfer des Weltpostvereins, der zuwege ge bracht hat, was man auf andern wichtigen Interessen gebieten noch vergeblich ersehnt: die Beseitigung der nationalen Schranken, die Verbindung fast der ganzen Menschheit zu einer Gemeinschaft. Von den gewaltigen wirtschaftlichen, moralischen und geistigen Vorteilen einer soichen Vereinigung ganz abgesehen, ist die vorbildliche, völkererziehliche Bedeutung des Friedens werks nicht zu unterschätzen, das seit 1874 besteht und allmählich die kurzsichtige Selbstsucht der Einzclstaaten, die den inter nationalen Postverkehr wesentlich einengte, zu beseitigen ver mocht hat. Heute weiß man nichts mehr von der erstaunlichen Unklarheit und Verworrenheit der alten Tarife, nichts von den einstigen unerquicklichen, unerträglichen Verhältnissen in diesem Verkehrszweig. Die Postverwaltungen, denen Stephan den Star ge stochen hat, sehen immer klarer die Früchte einer vernünftigen Inter essengemeinschaft und einer klugen Tarisermäßigungspolitik. Die Einführung niedriger, einheitlicher Tarife wirkt im Postwesen, auf den Aufschwung ebenso belebend wie im Eisenbahnwesen. Jeder der bisherigen Postkongresse (der letzte tagte vor neun Jahren in Washington) schuf eine lange Reihe von Verbesserungen, Verbilligungen, Erleichterungen — mit dem unfehlbaren Ergebnis einer stetigen, unablässigen, ungeheuren Zunahme des Umfangs der Postleistungen. Ganz zweifellos wird der römische Kongreß die gleiche Wirkung haben. Er ist berufen, das Gebäude der Weltpost so weit auszubauen, daß seinen; Nachfolger eigentlich nicht viel mehr übrig bleiben wird als die Einfügung des Giebelstücks: des Weltpennyportos und der Fünfpfennig - Weltpostkarte. Die Einführung einer Weltbriefmarke für bestimmte (Antwort-) Zwecke ist von mehreren Regierungen beantragt, und wie diese ist die Beschlteßung der folgenden Reformen, die in Rom ebenfalls auf der Tagesordnung stehen, sehr wahrscheinlich: Erhöhung des zulässigen Gewichts eines einfachen Briefs im Weltpostverkehr von 15 auf 20 8! Ermäßigung der Mindest gebühr für Geschäftspapiere von 25 auf 10 Centimes; für ungenügend frankierte Briefe soll nicht mehr der doppelte, son dern nur der einfache Betrag des Fehlbetrages vom Empfänger erhoben werden; Erhöhung der Gewichtsgrenze für Waren proben auf 500 Ausdehnung des Nachnahme- und des Postauftragverkehrs auf das gesamte Vereinsgebiet; An erkennung einer möglichen Entschädigungspflicht für verspätet eintreffende Sendungen; Ersetzung der -Muster ohne Wert- durch Paketchen im Höchstgewicht von anderthalb Kilo gramm gegen eine Gebühr von 50 H im europäischen Verkehr; Herabsetzung des Ersatzbetrages für verlorene Einschreibsendungen; Einführung von Weltkartenbriefen mit Antwort und von inter nationalen Antwortmarken; Beseitigung der Unerläßlichkeit des *) Noch 15 Jahre später kostete ein einfacher Brief von Danzig nach Frankfurt a. Al. einen halben Taler und ein unfrankierter Brief von Nordamerika nach Deutschland 16 Taler (heute 40 H)I 433
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