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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1925
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- 1925-01-20
- Erscheinungsdatum
- 20.01.1925
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- Deutsch
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öere aber über die Möglichkeit der Schaffung eines finanziellen Grund stocks zur Gründung und Konsolidierung einer solchen Organisation, sagen wir schlicht: »Buchgenossenschaft«. Die Idee, von dein Freunde aus das aller lebhafteste begrüßt, blieb damals leider stecken. Der »Volksverband der Bücherfreunde- tat sich auf, der heute über 200 000 Mitglieder zählt, von denen nicht die wenigsten Arbeiter sein dürften und dessen Leistungen man neidlos anerkennen darf und soll. (Wirkt doch ein Friedrich Kayßler für ihn!) So blieb meine Arbeit liegen, vornehmlich darum, um erst einmal die Gesamtentwicklung der Verhältnisse in Deutschland abzmvarten. Die steigende Misere der letzten fünf Jahre rechtfertigte diese Vorsicht. Solange die Massen unter sozialem Elend leiden, sind sie nicht oder nur schwer imstande, Bücher zu kaufen. Hier und da tauchten dann im Laufe der Jahre in unserer Presse Andeutungen auf, die meiner Idee ziemlich nahe kamen, aber ebenfalls wieder iw Sande der Inflation und der durch diese bedingten Not zerrannen. Der Verband Deutscher Buchdrucker schuf endlich auf seinem letzten Verbandstag die »B ü ch e r g i l d e« für seine Berufsorganisation, ging dann aber in den Satzungen über diesen Rahmen insofern hinaus, als auch außerhalb der Organisation stehende einzelne Genossen oder auch Gewerkschaften korporativ der »Büchergilde« beitretcn können. Organisatorische Einrichtung, Zweck und Beitrag der »Büchergilde« decken sich so ziemlich mit dem, was der »Bllcherkreis« will, nur daß letzterer sich direkt an die Masse, vor allem der organisierten Arbeiter, wendet. Über Notwendigkeit und Tendenz beider Gründungen ist nicht zu streiten. Der stark von unten drängende Bildungstrieb, die Nöte der Zeit sind stark wirksame Motive, das Ziel edel und schön. Nur befürchte ich, daß die »Büchergilde« wenig über den Nahmen des Berufsverbandes hinausgelangen wird und daß der »Büchcrkreis«, wenn nicht mit Zusammenfassung aller Kräfte und Mittel an seiner Propagierung gearbeitet wird, eben nur ein Kreis bleiben wird, dem sich vor allem die Elite — man verzeihe das Wort anschließen dürfte. Das heißt, auch der »Bücherkreis« wird wiederum nur ein Kreis sein im Kreise unserer Gesamtorganisationen. Die Zer splitterung aber bleibt bestehen. Sie zu beseitigen ist eine Aufgabe, die hier einmal näher betrachtet werden soll, nm Naaioenren und Tat zu fördern. Eines vorweg: die beruflich-technische Bilduugsarbeit unserer Ge werkschaften bleibt unangetastet, aus nur zu bekannten Gründen. Das Bestreben der Gewerkschaften, eine Verbilligung des Buches durch Verträge mancherlei Art für ihre Mitglieder herbeizuführen, ist schätzenswert, löst aber das Problem in seiner Totalität, wie es mir vorschwebt, nicht. Bei leidlich gutem Willen im Erfassen des Pro blems müßten sich die in Betracht kommenden Instanzen verständigen können, um endlich die Kräfte zu mobilisieren, die tatsächlich vorhanden find, und auf deren Basis ein Kulturwerk von ungeheurer Bedeutung aufgebaut werden könnte. Die Zersplitterung des Vertriebs der echten Bildungsmittel aus Literatur, Kunst und Wissenschaft für die Arbeiter könnte durch die allergeringsten Mittel mit einem Schlage beseitigt werden durch eine Kulturtat allerersten Ranges! Zunächst einige Zahlen: die Freien deutschen Gewerkschaften zähl ten am Schlüsse des Jahres 1923: 5 749 763 Mitglieder, davon waren 1437 816 weibliche und jugendliche. Würde sich nun der A. D. G. B., sein Ausschuß, die Leitung unserer Partei und weitere in Betracht kommende Instanzen — einschließlich des literarischen Beirats des »Bllcherkreises« — im Sinne dieser meiner Anregung dahin verstän digen, daß von jedem Mitglied der dem A. D. G. B. angeschlvssenen Ge- rverkschaften ein Jahresbeitrag in Höhe von 3 Mk., für weibliche und jugendliche ein solcher von 1.50 Mk. einmal und obligatorisch zu er heben sei, so stände dieser »Buchgenossenschaft« aus diesem nur ein maligen Beitrag ein Kapital von 13 654 999 Mark zur Verfügung. Partei und Großeinkaufsgesellschaft könnten, soweit die Mitglieder die ser Organisationen nicht gewerkschaftlich organisiert sind, ebenfalls beteiligt werden, sodaß schätzungsweise 16 Millionen Mark als »Kultur fonds« zur Verfügung stünden. Ter Einzug dieses »Kulturbeitrages«, wie wir ihn nennen wollen, hätte durch die Organisationen gegen eine im beliebigen Wert festgesetzte Marke zu erfolgen, müßte von den ört lichen Verwaltungen der Leitung des »Kulturfonds« zugeführt und von dieser zinsbar der Gewerkschaftsbank überwiesen werden. Man be denke, nicht einmal 1 oder ^ Pfennig täglich für nur ein Jahr! In einem halben Jahre könnte der Einzug des Beitrages abgeschlossen sein. Dieser Beitrag wäre unabhängig von der Mitgliedschaft für die Buch- g e n o s s e n sch a f t zu geben, der »Kulturfonds« soll besonderen Zwecken dienen, soll den Zweck haben, jedes Risiko von vornherein auszuschalten, damit auf reeller Basis sofort das Werk in Angriff ge nommen werden kann. Schöne Literatur, der heutigen und der frü heren Zeit, Kultur- und Kunstgeschichte, wissenschaftliche Werke, Ge schichte, Mappenwerke, Kopien alter und neuer Meister, Bildschmuck > Börsenblatt s. den Deutschen Buchhandel 92. Jahrgang für das Arbeiterheim in bester Ausführung könnten der einem sich zweifellos ständig steigernden Mitgliederbestand billig herausgebracht werden. Ter Fonds böte die Sicherheit, die allerbesten Fachnränner für Mitarbeit und Beratung, sowie Übersetzer fremdsprachlicher Werke zu gewinnen; die weitere Sicherheit, unsere, ivenn nötig, eigenen Druckereien — die bestausgcstattetcn natürlich — großzügig zu sub ventionieren zur höchsten technischen Vollendung der Betriebe für die zu erledigenden Aufträge. Weiter: Nur wenige unserer Genossen kennen die traurige Geschichte deutscher Verlegernnscre, unter der bedeutende Dichter wie Karl Henckell und Arno Holz bis vor kurzem zu leiden hatten, ehe ihr gesamtes Werk dem deutschen Arbeiter darge- boten werden konnte. Soll das auch in Zukunft so bleiben? Soll den schöpferischen Kräften, die heute gerade auch aus der Arbeiterschaft emporstreben, ein ähnliches Los bereitet werden? Die deutsche Ar beiterschaft antworte mit einem entschiedenen Nein! Und sie bekräftige dieses Nein dnrch die Tat! Wo etwa Zweifel austauchen sollten in be zug auf den Vertrieb, lege man Subskriptionen ans. Man schaffe uns endlich die Literaturgeschichte, Geschichte schlechthin, die literarischen, historischen, künstlerischen Monographien, die wir brauchen. — Sind das Utopien? Nein gewiß nicht. Auch ich weiß, der Baum fällt nicht auf einen Axthieb. Aber der Anfang, wie ich ihn Vorschlägen möchte, kann gemacht werden. Welche Ausschau auf segenspendende Kräfte für unsere Gesamtbewegung eröffnen sich da! Ist es nötig, das im ein zelnen d-arzulegen? Diese »Kulturarbeit« des deutschen Arbeiters würde einzig dastchen in der Welt. Was wären die aus Blut und Schweiß der Arbeiter zusammengerafften »Spenden« amerikanischer Multimillionäre dagegen? Mag dann Herr Oswald Spengler die dutzendfte Fortsetzung des Unterganges des Abendlandes schreiben. W-r schlagen das Buch der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung auf und beginnen ein neues Kapitel: Ans Werk! Fortsetzung unserer Kulturarbeit trotz alledem und alledem! Die Zeit ist hoch, die Tatmöglich! » Vom Volksverb and der Bücherfreunde selbst ist uns nachstehendes Schreiben zugegangen, das wir billig te it schalster ebenfalls hier Wiedergaben: In Nummer 247 (1024) des Börsenblattes veröffentlicht der Verlag von Westermann in Braunschweig einen Briefwechsel zwischen ihm und dem Volksverband der Bücherfreunde. Der Volksverband der Bücherfreunde hatte ungefragt, ob der Ver lag von Westermann ihm eines seiner Werke znr Verbreitung unter seinen Mitgliedern in einer einmaligen Auflage überlassen könne. Westermann hat diese Anfrage ablehnend beantwortet und daran Ausführungen geknüpft, die unser Unternehmen als eine schwere Schädigung nicht nur des deutschen Sortiments, sondern indirekt auch des bücherkaufenden Publikrrms kenn zeichnen. Wir möchten die Gelegenheit, daß unser Unternehmen durch die Veröffentlichung Westermanns im Börsenblatt angegriffen wird, benutzen, um dem Verlagsbuchhandel und dem Sortiment einige aufklärende Zeilen über uns zukommen zu lassen, und sind der Schriftleitung des Börsenblattes für das uns hier ge gönnte Gastrecht aufrichtig dankbar. Unser Verlag ist nicht gegründet worden, um den Buch handel zu schädigen, sondern allein aus dem Besttesten heraus, in weilen Kreisen unseres Volkes, an die der Buchhandel schwer oder gar nicht herankommt, die Freude am guten Buch zu er wecken. Dies erschien um so notwendiger, als vor fünf Jahren — so lange besteht der Verband — der Buchhandel sich in einer schweren Krise befand und der Sinn für Qualitätsarbeit in unserem Volke durch die Not der Zeit völlig erstickt zu werden drohte. Wir hasten für unsere Mitglieder ein System geschaffen, das sich mit der Art des Zeitschriftenvertriestes, wie ihn unter anderm auch Westermann Pflegt, vergleichen läßt. Nur liefern wir unfern Abonnenten statt einer Zeitschrift vierteljährlich ein Buch, zu dessen Abnahme sie sich verpflichten. Daneben haben wir noch einen Verlag aufgebaut, dessen Veröffentlichungen ebenfalls ausschließlich unfern Mitgliedern zugängig sind. Wohl vertreiben wir unsere Bücher unmittelbar, d. h. ohne Vermitt lung des Sortimentsbuchhandels, und das ist der Punkt, der Westermann zu seiner unfreundlichen Stellungnahme veranlaßt hat. Wir gehen aber mit vielen der namhaftesten Buchhändler darin einig, daß diese Vertriebsart keine Schädigung des Sorti- 133
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