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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.01.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.01.1894
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege« eine Auswahl heirats lustiger Männer zu verschaffen, und sind eben damit beschäftigt, die massenhaft eingegangencn Sendungen durchzumustern, wobei man sich im Interesse der unvorsichtigen Absender nur freue» kann, daß sie die spitzigen Bemerkungen nicht hören, die dabei ohne Zweifel von den rosigen Lippen der beiden losen Evatöchter fallen, die es »Gott sei Dank nicht nötig haben«, nach Männern durch die Zeitung zu suchen, denn sie sind jung und schön, und das Bild verrät uns auch, daß sie nicht ohne »Moses und die Propheten« sich des Lebens freuen. Beide Blätter dürfen sich an Kunstwert kühn messen mit den Beilagen der im Vorhergehenden besprochenen englischen und französischen Weihnachtsnummern, ja übertrcffen sie fast alle. Es sind diese Beilagen indes nicht die einzigen Farbendrucke der »Modernen Kunst«. »Im japanischen Kostüm« zeigt ein sehr hübsches Mädchen, Brustbild nach einem Gemälde von Falat, nur hätte man es sich noch eine Platte kosten lassen sollen, um das Inkarnat besser abzutönen und die noch etwas merkbare Farbengrenze zu verwischen. Die »Winterlandschaft« von Fehdmer mit ihrem feurig-roten Sonnenuntergänge, wie man solchen that-, sächlich in höheren nordischen Breiten, und namentlich in der Nähe des Meeres, im Winter oft beobachten kann, ist trotz der schein bar nur geringen Zahl der aufgewandten Farben von trefflichster Wirkung. Und noch ein Farbenblatt ist zu erwähnen, ein keckes zierlich einhertänzelndes Jungfräulein »ä In ^Vatteau«, dessen Gestalt in ihrer Hellen Tracht sich ganz plastisch abhebt von dem schweren, den Hintergrund bildenden, in dunklen Mustern und warmen, Weichen Farben ausgesührten Vorhänge. Einen starken Kontrast mit diesem etwas leichtfertigen Dämchen bildet das Blatt »Mutterflehen« von W. Pape, in Schwarzdruck, die fast madonnenhafte Darstellung einer jungen Frau mit einem Kinde, deren Gesichtsausdruck in etwas an Gabriel Max erinnert, ohne jedoch in dessen krankhaften Ton zu verfallen. Wie gewöhnlich hat Bong der Weihnachtsnummer seiner »Modernen Kunst« auch sechs Holzschnitte in Schwarzdruck als Extra-Kunstbeilagen, zwei davon in Doppelformat, beigegeben; es sind sämtlich Prachtblätter in Schnitt und Druck, die weit über alles hinausragen, was in den bisher geschilderten Weihnachts nummern Aehnliches geboten wird, — Meisterholzschnitte in des Wortes vollster Bedeutung dürfen diese Blätter mit unbestrittenem Recht genannt werden. Faßt man all das hier Erwähnte zu sammen und rechnet man dazu noch einige Farbenschnitte von minderer Ausdehnung, sowie eine Anzahl zum Teil recht schöner Schnitte in Schwarzdruck, so darf man diesmal die Weihnachts- nummer der »Modernen Kunst« in die erste Linie dieser Er scheinungen stellen; ja im feinen Farbenholzschnilt, wie im Schnitt der übrigen, schwarz gedruckten Kunstblätter übertrifft sie alle derartigen Publikationen anderer Nationalitäten, — sie wird nicht nur auf allen Weihnachtstischen mit Freuden begrüßt worden sein, sondern auch jeder Buchdrucker wird sich freuen über die vor zügliche Repräsentation deutscher graphischer Kunst auf dem inter nationalen Gebiete der Weihnachtsnummern. Ein prächtiges Festgeschenk darf auch der Weihnachts- Almanach genannt werden, mit dem Velhagen L Klasing die deutsche Lesewelt erfreut haben. Er ist aus den »Monats heften« entstanden und reproduziert in Wort und Bild den In halt des Dezemberhesles mit alleiniger Ausnahme einer in Fortsetzungen erscheinenden Erzählung und der literarischen Bei lage. Das Format des Almanachs ist natürlich das gleiche Lexikon-Oktav, wie das der Monatshefte; ein hübscher Holzschnitt, derselbe, der in einfachem Schwarzdruck sonst die letzteren ziert, eine spinnende Frau in altdeutscher Tracht, den man mit einer zartblauen Tonplatte überdruckte, passende Stellen weiß lassend, andere durch Goldausdruck hervorhebend, schmückt den Umschlag- titel. Das Titelbild ist in feinem lithographischen Farbendruck ausgeführt und zeigt eine muntere Schar von Putten und Amo retten, die unter einem schneebedeckten Weihnachtsbaum in über mütigster Laune ein Konzert aufführen, das, wie cs scheint, selbst Gnomen rasend machen kann und Mäuse ihre schutzbringenden Löcher aussuchen läßt, — eine Zeichnung voll köstlichen Humors von F. Reiß. Text und Bilder des Almanachs stehen fast sämt lich mehr oder weniger in Beziehung zum Weihnachtssest; so die Erzählung »Zweimal Weihnachten«, »Das Christusideal in der bildenden Kunst«, »Weihnachten am Kilimandscharo«, »Christ nacht in den Alpen«, »Das Forsthaus von Taubenbach«, u. s. w; einige dieser Erzählungen und Abhandlungen sind reich illustriert, und ganz besonders anziehend sind die Bilder zu dem Artikel »Das Christusideal«, indem sie uns die Auffassung der Person Christi seitens der Künstler durch fast volle achtzehn Jahrhun derte Vorführern Mehrere derselben, sowie auch einige der Ein schaltbilder sind in Tonfarben gedruckt; letztere entsprechen auch in ihrem Gegenstände meist dem heiter-ernsten Charakter des Festes, dem der Almanach gewidmet ist. »Eine alte Weise- ist ein vortrefflicher, in Helldunkel-Manier gedruckter Holzschnitt; »In der Kirche« und »Der zaghafte Freier« sind feine Holz schnitte in Doppelsormat; in dem »Porträt eines jungen Mäd chens«, in Röteldruck, und »Rose der Provence, in Olive, beide ebenfalls in Doppelformat, erblicken wir ausgezeichnete Auto- typieen von Angerer L Göschl in Wien, welcher Firma wir auch noch auf mehreren anderen schönen Blättern des Heftes begegnen, zu dessen Ausschmückung auch Meisenbach, Riffarth L Co. in München und Berlin eine Anzahl feiner Clichss geliefert haben. Noch sind die in Farbendruck aus- geführten Illustrationen zu »Die Tierwelt des Winterwaldes« zu erwähnen, zu welchen CH. Votteler in Stuttgart die lebens- und charaktervollen Zeichnungen geliefert hat; sie wurden eben falls von Angerer L Göschl autotypisch geätzt und sind fast sämtlich kleine Kabinettstücke chromotypischen Drucks, welchem die Abbildungen zu dem Artikel »Moderne Geschmeide« ebenfalls anzureihen sind. Diese Aufzählungen erschöpfen den reichen Inhalt von Velhagen L Klasings »Weihnachts - Almanach« noch lange nicht, sie dürsten indes genügen, um darzulegen, daß er voll berechtigt ist zu einem Ehrenplätze auf unserem Weihnachtstische. Festesstimmung in vollem Maße strömt uns aus der Weih- nachisnummer der Leipziger »Jllustrirten Zeitung« entgegen. Das Christuskindchen unter dem in Lichterglanz strahlenden Tannenbaum, umgeben von heiteren, Weihnachtsgaben bringenden Engelgruppen, dazu im Hintergründe das alldeutsche Städtebild (das man nur hätte mit etwas besserem Schwarz drucken sollen!), schmücken den von einer roten gotischen Leiste mit humoristischen Tiergruppen umrahmten Umschlagtitel; das Innere, dessen Bilder in verschiedenen Tonfarben und auch in Schwarz gedruckt wurden, enthält zahlreiche Jllustrationsperlen. So die »Madonna« aus der »heiligen Familie unter dem Apfelbaum« von P. P. Rubens, gedruckt in Photographiebraun; die »Begrüßung der Sonne durch die alten Germanen am Winter-Sonnenwendfest«, ein Doppelblatt nach einer Zeichnung von F. Lindner, dessen blau- schwarzer Ton ungemein stimmungsvoll wirkt; »Heimatloses Volk am Christabend«, in Braun, von A. Richter; »Aus dem Heim weg«, nach einem sehr realistischen Gemälde von Fritz v. Uhde; »Gloria«, nach dem Gemälde von A. H. Schram, ein prächtiges, auch in allen Einzelheiten sorgfältig durchgesührtes Doppelbild, in braunviolettem, mit dem Gegenstände der Darstellung trefflich harmonierendem Ton gedruckt, — denen sich noch eine ganze Zahl anderer guter Schnitte anreihen. Außer dem erklärenden Texte zu diesen Bildern ist auch die im französisch-deutschen Kriege spielende Novelle »Ein Kriegsschatz« von Max Lay der Weihnachtsstimmung angepaßt, — kurz, die Festnummer der Leipziger »Jllustrirten Zeitung« ist wieder eine wertvolle Weih nachtsgabe; sie stört durch keinerlei Mißklang die ruhig-heitere Stimmung, in der wir in Deutschland das schöne Fest, diese allgemeine geistige Erholungspause für Kinder und Erwachsene, zu feiern wünschen. 40*
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