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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1903
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- Erscheinungsdatum
- 12.06.1903
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- Deutsch
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4670 Nichtamtlicher Teil. ^ 133, 12, Juni 1903, wickelt, wozu besonders verschleime Vereine beigetragen haben, Studenten-, Arbeitervereine und der Guttemplerorden haben eine Anzahl Bibliothelen gegründet, — In Finland gibt es etwa 600 Bibliotheken, — Der Zustand der russisch-pol nischen Volksbibliotheken ist wegen der Zensur und der scharfen Kontrolle ein sehr unbefriedigender. In Österreich haben Stadt und Staat für die Volks- bibliothcken nichts Erhebliches getan. Die Fortschritte sind privater Tätigkeit zu verdanken. In Wien eröffnete der Gemeinnützige Verein 1878 eine Freibibliothek und Lesehalle im S, Bezirk, der Bibliotheks- vcrein eine Bücherei im 7, Bezirk, der Handels- und Ge werbeverein im 14, Bezirk, Der Volksbildungsverein hat von 1887—92 sechs kleine Bibliotheken in den ärmern Be zirken eingerichtet; 1893 gründete Professor vr, Reger die Bibliothek im 2, Bezirk Volkertstraße, Dann folgten die Bibliotheken von Hernals und Ottakring, die Leopold-Auspitz- Bibliothek und die Arneth-Bibliothek, Im Jahr 1893 wurde vom Vorstand des Wiener Volksbildungsvereins die probe weise Einführung einer kleinen Lesegebühr (5 Kreuzer, später 10 Kreuzer monatlich in den Bibliotheken des 2, und 5, Be zirks) beschlossen. Trotz dieser Gebühr steigerte sich die Be nutzung der Bibliotheken, Ein Antrag Reyers, außerdem eine Schreibgebühr von einem Kreuzer zu erheben, wurde jedoch abgelehnt. In Graz rief Reger den Verein -Volksbibliothek- ins Leben, Es wurden drei Büchereien eingerichtet, die nach einem Jahr schon 175 000 Bände ausgabcn. Die Monats gebühr wurde auf zehn, bezw, fünfzehn Kreuzer festgesetzt, außerdem wurde für jeden Band Belletristik eine Schreib gebühr von einem Kreuzer erhoben, wissenschaftliche Werke waren vom Leihkrenzer befreit. Es zeigte sich hier, daß die Leser in der Lage und geneigt sind, einen großen Teil der Bibliotheksausgaben durch ihre Beiträge zu bestreiten. Auf Grund dieser Erfahrung glaubte sich Reger berech tigt, dieselben Reformen für Wien vorzuschlagen, nachdem die Gemeinde die Unterstützung entzogen hatte. Gleichzeitig stellte Professor Reger den Antrag, eine Zentralbibliothek ins Leben zu rufen, die ihre wissenschaftlichen Werke an die Volksbibliotheken der Vorstädte abgeben sollte. Da diese Anträge abgelehnt wurden, so begründete Reger unter dem Schutz und der Aufsicht des Senats der Wiener Universität den neuen Verein -Zentralbibliothek«. Die Zentralbibliothek hat von verschjednen Wienern, so z, B, Rud, Auspitz, Frau vr. Josephine Winter, vr, Ludw, v, Gutmann, Moritz v, Kusfner, Albert von Rothschild, Karl Wittgenstein und vielen Andern namhafte Gründungsbeiträge erhalten. Sie arbeitet zusammen mit dem Volksbildungsverein und genießt die wertvolle Vergünstigung, die wichtigsten wissenschaftlichen Werke aus den Bibliotheken der Handels- und Gewerbekammer und des juridischen Lesevereins beziehen zu dürfen. In den Jahren 1898—99 wurde die Zentrale mit 9 Filialen dem Verkehr übergeben, 1902 waren bereits 18 Bibliotheken vor handen, Die Lesegebühr ist je nach den Bezirken 20—30 Heller monatlich, außerdem 2 Heller Schreibgebühr für den Band, Für die Benutzung der wissenschaftlichen Abteilung der Zentrale sind monatlich 50 Heller zu entrichten; wer eine Krone zahlt, hat das Recht alle Abteilungen der Zentrale zu be nutzen, Diese Gebühren sind so mäßig, daß, wie die Er fahrung gezeigt hat, auch die ärmsten Leser keinen Anstoß daran genommen haben, Die wissenschaftliche Abteilung der Zentralbibliothek wird ergänzt durch die medizinische Bibliothek in der Filiale des Bezirks 9 v, nahe dem allgemeinen Krankenhaus, Diese Bibliothek verleiht jährlich etwa 10000 Bände, Drei Monate nach der Eröffnung zählte die Zentralbibliothek 1108 einge schriebene Leser, im Sommer 1899 stieg die Zahl der Leser der Zentralbibliothek einschließlich Filialen auf 10000, im Sommer 1902 ans 14000, Der Volksbildungsverein und alle übrigen Wiener Bibliotheksvereine dürften etwa ebenso viele Leser versorgen. Der Bücherbestand der Zentralbiblio thek mit Filialen belief sich im Januar 1902 aus 160000 Bände, Sämtliche Wiener Volksbibliotheken mit Fachbibliothekcn verfügen derzeit über 340000 Bände, Hier seien einige Bemerkungen über die Benutzung ernster und wissenschaftlicher Literatur in den Volksbüchereien eingeschaltet. Von den Entlehnungen der Wiener Zentral bibliothek sind etwa 40 Prozent der wissenschaftlichen Ab teilung entnommen, 20—30 Prozent der Leser gehörten den gelehrten Ständen an. Einige Beispiele von Entlehnungen: Newcombs Astronomie in der deutschen Engelmannschen Ausgabe (vorhanden in 6 Exemplaren zu 4 Bänden) in 2 Jahren 296 Entlehnungen von 243 Männern und 53 Frauen, worunter 23 Lehrerinnen, — Graetz, Elektrizität (12 Expl. in 2 Bdn,) in 2 Jahren 494 Entlehnungen, — Slatin Pascha, Mit Feuer und Schwert im Sudan (6 Expl, zu 4 Bdn,) in 2 Jahren 488, — A, Riehl, Nietzsche (6 Expl,) in 2 Jahren 193, — Kants Kritik der reinen Vernunft (12 Expl, zu 3 Bdn,) in 1 Jahr 144, — Spinoza, Ethik (12 Expl, zu 2 Bdn,) in I Jahr 183, — Scherr, Literatur geschichte (12 Expl, zu 4 Bdn,) in 2 Jahren 299, — Lübke, Kunstgeschichte (2 Expl, in 4 Bdn,) in 2 Jahren 131, — Spencer, Sociologie (3 Expl, zu 2 Bdn.) in 2 Jahren 258 Entlehnungen, Beim Wiener Volksbildungsverein zählt man etwa 20 Prozent wissenschaftliche Entlehnungen, Bei der städtischen Volksbibliothek in Charlottenburg entfallen 22,4 Prozent der entliehenen Bücher auf nichtbelletristische Literatur, In der öffentlichen BUcherhalle in Hamburg beträgt die Benutzung der wissenschaftlichen Abteilung jetzt etwa 18—21 Prozent der Gesamtbcnutzung, In den städtischen Volksbibliotheken in Paris kommt ein Drittel der Gesamtentlehnungen auf ernste Lektüre, die übrigen zwei kommen auf Unterhaltungs literatur, Aus diesen Zahlen dürfte doch wohl hcrvorgehen, daß die Volksbüchereien als Abnehmer wissenschaftlicher und ernster Literatur erheblich in Betracht kommen; denn die meisten der betreffenden Leser sind nicht in der Lage die gelesenen wissenschaftlichen Werke als Eigentum zu erwerben. Die hier und da im Buchhandel verbreitete Ansicht von der Minderung des Absatzes durch die Volksbüchereien dürfte also stark anfechtbar sein. Die Zentralbibliothek in Wien unterscheidet eingeschriebne und aktive Leser, Wen» z, B, eine Bibliothek Anfang Januar eröffnet wurde und Ende Dezember 800 Leser Lechkarten erhalten, aber nur 400 von den Lesern die Bücherei benutzt haben, so werden 800 eingeschriebne Leser, aber im Dezember nur 400 aktive Leser gezählt. Von der Zentralbibliothek werden Monatsgebühren und außerdem eine Schreibgebühr für den einzelnen Band erhoben. In der Bibliothek des 12, Bezirks wurde 1901 probeweise der Bandheller aus gehoben, woraus sich sofort die Entlehnungsziffer hob. Es erscheint aber zweifelhaft, ob die durch die Aufhebung bewirkte Begünstigung der Lesewut einpfohlen werden kann. Viel mehr scheint gerade die Einführung des Bandhcllcrs ein wirksames und wünschenswertes Gegenmittel gegen die Lese wut zu sein. Die Vereinigung mehrerer Bibliotheken ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung und schon oft vorgeschlagen worden, begegnet aber meist großen Schwierigkeiten, Die Vorteile einer solchen Verschmelzung lassen sich aber in einzelnen Fällen auch erreichen, wenn man jeder Bücherei ihre Selbständigkeit läßt und sich mit einem bloßen Zusammenarbeiten begnügt. So gelang es in Graz, von der Landesbibliothek die Be willigung zu erlangen, die wichtigsten wissenschaftlichen Werke
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