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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1903
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- Deutsch
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183, 12. Juni 1908. Nichtamtlicher Teil. 4669 Bände in der Bibliothek selbst benutzt wurden. Letztere Zahl ist indes nicht genau, da verschiedne Bibliotheken in den Bestimmungen keine Statistik führen, um den Leser nicht zu belästigen. 1V40 Bibliotheken haben eigne Gebäude, 4000 brauchen keine Miete zu zahlen, 2375 Büchereien würden durch Steuern erhalten, 2870 durch Subskription, 2734 waren in jeder Beziehung Freibibliotheken, in 1735 wurde für die Benutzung in looo keine Gebühr erhoben. Im Jahr 1900 entfiel eine Bibliothek auf je 14 118 Einwohner und 59 Bände auf je 300 Einwohner. 2972 Bibliotheken kauften in dem einen Jahr für rund zwei Millionen Dollars Bücher. Zur Errichtung von 63 Zweigbibliotheken spendete A. Carnegie der Stadt New Jork 5 200 000 Dollars. Im ganzen wurden von Juli 1900 bis Juli 1901 in Amerika 19 786 465 Dollars für Bibliotheken gespendet, an welcher Summe A. Carnegie mit etwa zwei Drittel be teiligt war. In Deutschland ist seit wenigen Jahren durch die tat kräftige Wirksamkeit von Männern wie Reyer, Aschrott, Nörrenberg, Jeep u. a. die Lesehallenbewegung in raschern Fluß gekommen. In folgenden Städten bestehen heute Bücher- und Lesehallen: Altona, Arnstadt, Berlin, Beuthen i. O.-Schl., Biebrich, Bielefeld, Bitterfeld, Bonn, Bremen, Breslau, Brieg, Cannstatt, Charlottenburg, Cöthen, Darm stadt, Duisburg, Düsseldorf, Elberfeld, Erfurt, Essen, Flens burg, Frankfurt a. M., Freiburg i. Br., Friedberg i. Hess., Gießen, Glauchau, Gotha, Greifswald, Grimberg, Hagen, Hamburg, Haspe, Herford, Hildesheim, Jena, Kattowitz, Köln, Königsberg, Königshütte, Landsberg a. W., Leipzig, Lübeck, Magdeburg, Mainz, Mannheim, Neusalz a. O., Nürnberg, Offenbach, Offenburg, Pforzheim, Potsdam, Reichenbach i. Schl., Schneidemllhl, Schöneberg b. Berlin, Schweidnitz, Stralsund, Straßburg, Stuttgart, Wiesbaden, Wittenberge, Worms, Zerbst usw. Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des deutschen Volksbibliothekswesens ist die Begründung der Charlottenburger städtischen Volksbibliothek 1898 insofern gewesen, als damit zum erstenmal eine Gemeinde die Ver pflichtung anerkannte, in großem Maßstab für die geistigen Bedürfnisse aller Bevölkerungsschichten gleichmäßig zu sorgen. Berlin hat 10 Lesehallen und 28 Ausleihebibliotheken, deren Etat 1900 über 100 000 betrug. Der Professor F. A. Leo vermachte 1898 seiner Vaterstadt Berlin 1 354 000 aus schließlich für Volksbibliotheken. Der Verlagsbuchhändler Hugo Heimann gründete 1899 in Berlin völlig aus eignen Mitteln eine öffentliche Bibliothek und Lesehalle in der Alexandrinenstraße, neben der Kruppschen Bücherhalle die hervorragendste Leistung von privater Seite in Deutschland. Von bedeutendern privaten Schenkungen sind zu nennen: die Stiftung des Kunstverlegers Karl Werckmeister in Charlottenburg, die Kruppsche Bücherhalle in Essen, die Stiftung des Verlagsbuchhändlers Kommerzienrat Engelhorn in Stuttgart, des Stadtrats Jacobi in Stratzburg, des Kommerzienrats O. Müller in Görlitz, des Oberbergrats Weidmann in Dortmund usw. Nach E. Schultzes Zusammenstellung sind von den 28 deutschen Städten von hunderttausend und mehr Ein wohnern im Jahr 1899 auf 1900 aufgewendet worden: für Stadtbibliotheken 400 781 für andre Bibliotheken 189 867 .//», für Volksbibliotheken 160 708 ./kl, zusammen Von großer Bedeutung für die Entwicklung der Volks büchereien ist die Schenkung von Büchern von privater Seite. Leider offenbart sich hier ein auffallender Mangel an Ver ständnis in den weitesten Kreisen des gebildeten Publikums, eine völlige Verkennung der Bedeutung einer Volksbibliothek nach der sozialen Seite hin. Niemand wird es wagen, einem Börsenblatt sltr den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgana Museum einen alten Öldruck oder aus Zeitschriften heraus- gerissne Holzschnitte anzubieten: aber man kann es fast täg lich erleben, daß völlig wertlose Werke wie alte Schulbücher, «Kolportageromane usw. den Volksbüchereien als Geschenk angebotcn werden, wobei die Geber meist auch noch öffent lichen Dank erwarten. Bei Gründung von Bildungsbiblio theken ist nicht allein darauf zu sehen, daß einwandfreie Werke angeschafft werden, sondern es ist auch daraus zu halten, daß die Zusammenstellung des Bücherbestands ein geschlossnes in sich abgerundetes Ganzes bildet. Aus den gedruckten Verzeichnissen mancher Volksbibliotheken kann man ersehen, daß die hervorragenden Werke unsrer National literatur fast gar nicht, dagegen Schriften von Sue, P. de Kock usw. reich vertreten sind. Während Storm und a. ganz fehlen, ist Zola in beinahe allen seinen Schriften vor handen und wird viel gelesen. Als ein vorzügliches Mittel, die Benutzung einer Bibliothek zu heben, hat sich nach den in der Kruppschen Bücherhalle gemachten Erfahrungen die Einrichtung und be- sondre Förderung einer Jugendschriftenabteilung erwiesen. Die Entlehnung stieg von 7961 Jugendschriftenbänden im ersten Jahre auf 39 370 im dritten Betriebsjahr. Sind die Kinder nun an die BUcherhalle gewöhnt, so bleiben sie dauernde Leser, und darauf kommt es an. In Paris gibt es in jeder Mairie eine städtische Leih bibliothek; aber nicht bloß jedes Bezirksrathaus der zwanzig Pariser Stadtbezirke (Arrondissements) besitzt eine Bücherei, sondern außerdem befinden sich in jedem Bezirk drei bis sechs verschiedne städtische Volkslesehallen und Bibliotheken, je nach der Dichte der Bevölkerung. Im ganzen hat Paris gegen wärtig 81 städtische, von Beamten der Stadt verwaltete Volksbüchereien, die für jedermann, der das sechzehnte Lebensjahr zurückgelegt hat, frei zugänglich sind. Paris gibt jährlich etwa 400 000 Francs für Volksbibliothekszwecke aus. Eigentümlicherweise werden in den Pariser Lesehallen keine Zeitungen ausgelegt. Über die Gründe hierfür sagt Saint-Albin (Iss bibliotbdgnss mnnivipales äe lL vills äs Laris, 1896) u. a. folgendes: »Der Zeitungsleser empfindet nicht mehr den Wunsch, irgend etwas gründlich zu studieren oder mit Muße zu genießen. Gibt es denn kein Mittel gegen diesen intellektuellen Verfall, mit dem uns die Presse be droht?« . . . Die Volksbüchereien und Lesehallen sollen als Gegengift gegen die durch die Zeitungslektüre verbreitete Oberflächlichkeit in der Lektüre des Publikums dienen. Wenn nun auch die ungünstigen Folgen der ausschließlichen Zei tungslektüre keinem unbefangnen Beobachter entgehen können, und wenn auch zugegeben ist, daß das Lesezimmer durch das Auflegen von Tagesblättern aufhört ausschließlich Bildungs zwecken zu dienen, so dürfte doch das Ausschließen der Zeitungen aus den Lesezimmern keine Nachahmung ver dienen. Es ist jedenfalls besser, wenn das Bedürfnis, die Tagespresse durchzusehen, die Bevölkerung in die Volkslese halle führt, als wenn sie hierfür auf die Kneipe angewiesen ist. Außerdem greift erfahrungsgemäß der Zeitungsleser nach mehreren Besuchen im Lesezimmer in der Regel auch nach Büchern. In Dänemark sind seit 1895 in 22 Städten neue Bibliotheken gegründet worden. — In Norwegen sind nach dem Bericht des staatlichen Ausschusses für die Volks bibliotheken 1901 etwa 650 Bibliotheken mit zusammen etwa 330 000 Bänden vorhanden. Der Staat gibt für die Bibliotheken jährlich etwa 20 000 ^ Unterstützungen mit der Bedingung aus, daß die Bibliotheken für jedermann zu gänglich seien, daß die Gemeinde die Bibliotheksverwaltung übernehme und einen Beitrag gewähre, der mindestens ebenso groß ist wie der Staatsbeitrag. — Die schwedischen Volksbibliotheken haben sich in den letzten Jahren gut ent- «20
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