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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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280, 2, Dezember 1811. Mchtamtlicher Teil, Börsenblatt f, b. Dtschn. Buchhandel 15193 wir, ein ihm von einem Raten-Agenten aufgeschwatztes Werk über den russisch-japanischen Krieg aus Not, vielleicht um die fällige Rate zahlen zu können, »versetzt-, sicht sich in einiger Zeit genötigt, auch den Pfandschein zu verkaufen. Zwar ist der gewerbsmäßige Ankauf von Pfandscheinen, wie auf jedem von ihnen deutlich zu lesen steht, verboten, aber es finden sich nicht nur immer edle Menschen, die diese Dokuments trotzdem billig an sich bringen, sondern auch ein anderes k. k. Amt, das k. k. Exekutionsgericht in Wien, be faßt sich mit dem Verkaufe von Pfandscheinen, indem es sie in der gerichtlichen Auktionshalle täglich an Biedermänner entweder im Versteigerungswege oder freihändig abgibt, von denen jeder einzelne als gewerbsmäßiger Pfandobjektoermerter bekannt ist. Diese Pfandscheine sind dem Besitzer abge pfändet worden oder stammen aus Nachlässen, über die der Konkurs verhängt wurde, ihr Preis besteht in der Hälfte der Differenz zwischen Schützlings- und Belehnungssumme. Also z. B. Pfandschein über ein Meyers Lexikon. Schätzungs wert 50 K, Belehnung 45 L, zulässiges Mindestgebot für den Schein 2 L 50 b. Nehmen wir nun an, der Trödler Müller hat den Schein für 3 K erstanden. Einige Wochen später, an einem Mittwoch, sehen wir nun den Herrn im Dorotheum sitzen und mit Spannung den Moment erwarten, wo -sein Meyer» ausgerufen wird. Er »kommt« mit ca. 60 L (weil Zinsen ausgelaufen sind) -heraus». Nun wird gesteigert, und bald sind 100 L erreicht. Der Pfandscheinbesitzer hat eifrig mit geboten, aber mit feiner Menschenkenntnis erachtet er den Psychologischen Moment gekommen, wo Gefahr im Verzüge ist, das Lexikon könnte ihm zugeschlagen werden. Er bietet nichts mehr, die Aufwärtsbewsgung stockt. Der die Versteigerung leitende Kommissär wird aber nicht kaiser licher Rat dafür, daß er bloß die erzielten Preise notiert, er muß auch trachten, möglichst hohe Umsätze zu erzielen. Daher beginnt er jetzt »aufzumuntern». »Kein höheres Angebot mehr?», ruft er in den Saal, -das Lexikon ist doch viel mehr wert! Neueste Auflagel Komplett! Sehr schönes Exemplar!» Der Appell verfehlt selten seine Wirkung; es findet sich fast immer ein neuer Reflektant, der das bisherige Höchstgebot noch überbietet. So rast das Preisgebot bis 140 U hinauf, dann wird zugeschlagen. Befriedigt notiert der Beamte den schönen Erfolg seines Eingreifens, noch befriedigter notiert sich der Pfandscheinbesitzer die Summe. Er hat folgendes Geschäft gemacht: Erlös 140 L Ab: Belehnung 45 Zinsen usw 15 „ s 70 L 7°/o Aufschlag ca. 10 „ t Vom betreffenden Versatzamt an den Besitzer des Pfandscheines zu zahlender Überschuß . 70 L Selbstkostenpreis des Pfandscheins .... 3 X Reiuverdienst des Händlers 67 li Und der arme Teufel, der das Lexikon versetzen mußte und dem dann noch der Schein weggepfändet wurde, der vielleicht sogar wegen Verstoßes gegen den Eigentumsvorbehalt der Lieferanten- Firma eingesperrt wurde, hat das Nachsehen . . .1 Harmloser sind die Verkaussposten, bis auf jene, die aus Diebstählen herrühren. Denn heute hat es jemand, der ein schön ge bundenes Buch entwendet, nicht mehr nötig, sich den Ge fahren des Verkaufs in einer Buchhandlung auszusetzen, er läßt seinen Schatz einfach — versteigern! luvoguito. Um nun zum Ausgangspunkt zurückzukommen: Wer macht in Wien Buchhandlungsgeschäfie? Das k. k. Doro theum und die Zwischenhändler. Die konzessionierten Buchhandlungen stehen öd' und leer. Einige ihrer Besitzer, gerade jene, von denen man es am wenigsten glauben sollte, weil sie dem Kampfe gegen die Zwischenhändler am lautesten Börsenblatt fllr den Deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. zustimmen, sitzen oben im »Hoch-Saale», schütteln dort den Zwischenhändlern, die mit -Aufträgen« von andern kon zessionierten Firmen ausgestattet wurden und nun die großen Bücherkäufer spielen, herzlich die Hände und beglückwünschen sie zu den Erfolgen, die den regulären Buchhandel an den Rand des Abgrunds bringen. Die im Verordnungswege erfolgte Konzessionierung des Zwischen handels, die es beispielsweise einem Kellner bei schwerer Strafe verbietet ohne Konzession eine Zigarre in der Tabak trafik zu kaufen und einem Gast »erwiesenermaßen mit Nutzen» weiter zu verkaufen, diese erst im Sommer dieses Jahres erflossene, in der k. k. Staatsdruckerei erhältliche Ver ordnung, die dem Zwischenhandel mit Büchern ein- für alle- Mal ein Ende bereiten müßte, wenn die Kollegen mit Strafanzeigen Vorgehen würden, bleibt wirkungslos. Die Ge schäfte gehen entsetzlich schlecht, seit zehn Jahren selbständige Herren suchen Gehilfenposten, manche Ladeninhaber schlagen verzweiflungsvoll ihre Zeit damit tot, neue Mittel zu ersinnen, um unverlangte L cond.-Sendungen abzuwehren, und remittieren wirklich Verlangtes mit Spesennachnahme (wie es meiner Firma kürzlich passierte), das Dorotheum hingegen kann die Menge der Bücherkäufer nicht mehr fassen, in seinen Räumen halten die Zwischenhändler förmlich Cercle, ich aber ziehe mich beschämt zurück — ich gebe auf. Franz Unger. OM LnZUsll Udrsries. rite LI-ckivZ, OollMtiou 3vä Ü86 ok Looks ckurinA tÜ6 Niäckle ^§68 k^N68t ^ 8üV3§e. ^Vitü 42 Illustrations. 80. XVI, 298 pp. olotli. Lonäon, Nstüusn L Oo. Ltck. 7/6 sb. nst. England kann sich rühmen, in dem Lritisü Nugsam die größte Bibliothek der Welt zu besitzen, und hat daneben noch manche andere stattliche Bibliothek aufzuweisen, wovon ich nur die der Universitäten zu Cambridge und Oxford erwähnen möchte. Über das Büchersammeln und die Büchersammlungen des Mittelalters in England ist soeben bei Methuen L Co. in der Sammlung »1^6 H.vti<iuar/8 Look8« das obenerwähnte Werk erschienen, das aus mehr als einem Grunde sowohl den Bücher liebhabern als auch den Bibliotheken und Buchhändlern empfohlen werden kann. Das Werk ist in 1l Abschnitte geteilt und beginnt mit dem Buchwesen der irischen Klöster. Diesem folgen Kapitel über die englischen Mönche und ihre Bücher, die Büchersamm lungen der großen Abteien, Herstellung und Sammeln von Büchern, Kirchenbibliotheken, akademische Bibliotheken, Gebrauch der Bücher gegen Ende der Manuskript-Periode, den Buchhandel und schließlich über den Charakter der mittelalterlichen Bibliothek und der Zirkulation der Bücher. Daran schließen sich 4 Nachträge in Tabellenform an: Preise der Bücher und des Materials, Liste von Klassikern, die in mittelalterlichen Bibliothekskatalogen zu finden sind; Liste von mittelalterlichen Büchersammlungen, und Verzeichnis der hauptsächlichsten Quellenwerke. Die 42 Illustra tionen, wovon sich 35 auf besonderen Tafeln befinden, dienen als wertvolles Erläuterungsmaterial. Noch mehr als bei gedruckten Büchern hat der Spruch: »Labsnt sua lata libklli« bei Manuskripten Berechtigung. Mit großer Mühe haben die Mönche Bücher verfertigt und ihre Stimmung bei Vollendung des Buches oft am Ende teils in wehmütigen, teils in freudigen Worten zum Ausdruck gebracht Wie manches derartige Buch wurde später als überflüssig, anstößig, wertlos oder um Geldes willen verkauft, entweder an Kaufleute oder Buchbinder! Erstere benutzten die Bücher zum Einpacken ihrer Waren, letzteren dienten sie beim Ein binden von neuen Büchern. Daher findet man häufig in alten Einbänden noch Reste von alten Manuskripten oder auch den ganzen Einband daraus hergestellt. Wenig genug ist übrig geblieben von den reichen Schätzen der alten englischen Bibliotheken. Hierhin uud dorthin sind sie gewandert. Der berühmte Ooäex Vereellsnsis, neben dem Lxeter Look die Quelle der angelsächsischen Dichtkunst, wanderte schon frühzeitig nach Italien. Würzburg besitzt einen kostbaren 6oäsx der Briefe Paulus mit 1V67
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