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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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15192 Börsenblatt f. d. Ltschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 280, 2 Dezember 1911. 8t.vkr, kiedarä, Op. 22. Huartstt (Ow.) k. 2 V., Via u. Veello. kart. LI. 8°. 2 ^ *o. 8t. 6 v. Otir. I'risclrLoli 0.w.d.8. in Lsrlin-Or. I-Iolitsrksläs. ^Iirsns, k., 2^61 ^rwst'märgods. klo. 1. Oer Ilobsukrieclbkr^er. Oborgt. L 15 ^ossk ^öinbörAsr in Lsipsis. llsori, Das Llaäsl v. ^lontraartre. Oaraug k. 8a1onoreb.r Llontwartrv-^Valrsr. 2 ^ v. l'imduLtu-l.ikä. 1 60 ^ o. 8". 60 ^ n. Nichtamtlicher Teil. Ich gebe auf. Wenn Sie Schachspielern zusehen, wie sie über den zu machenden besten »Zügen» Minuten, ja Viertelstunden lang brüten, werden Sie manchmal gewahr werden, daß sich der eine Partner plötzlich in einer hoffnungslosen Lage befindet. Er hat sich mit seinen Figuren wie mit seinen Ideen ver rannt, er steht ein, daß eine Fortsetzung des Kampfes zweck los wäre, und bekennt sich geschlagen; mit den Worten »Ich gebe ausl», beendet er das Spiel. Das Schachspiel ist im Buchhandel sehr verbreitet, und viele Kollegen werden jetzt schon wissen, wo hinaus ich will. Seit Jahren führe ich einen erbitterten Kampf gegen die Zwischenhändler und den behördlichen Buchhandel; ich, der Kleinste, Schwächste, aber .auch Unabhängigste im Wiener Buchhandel, habe über ihn auch in diesem Blatte berichtet und konnte schmerzlich lächelnd begeisterte Zustimmungs- kundgebungen zuerst alphabetisch ordnen und dann in den Papierkorb versenken. Ich muß aber bekennen, daß ich nicht nur keinen greifbaren Erfolg erzielt, sondern im Gegenteil eine rapid fortschreitende Verschlechterung der Verhältnisse zu konstatieren habe. Da aber eins der einflußreichsten und geschätztesten Mitglieder der Wiener Korporation sich von einer zusammenfassenden Darlegung der meinen Bestrebungen zu grunde liegenden Tatsachen immer noch einen Erfolg ver spricht, will ich zu guter Letzt eine solche geben. Das Ladengeschäft geht dieses Jahr im Wiener Buch handel in einer Weise schlecht, wie dies überhaupt noch nie mals da war. Eine allgemeine tiefe Depression herrscht vor, die Läden stehen trotz der vorgerückten, schon bald weihnachtlichen Jahreszeit stundenlang leer, das Publikum ist kaufunlustig und zahlungsunwillig wie noch nie. Zu Unrecht suchen die Ladenbesitzer dem andauernd schönen Wetter, dem milden Spätherbst, der unheimlich ansteigenden Teuerung die Schuld an diesen Verhältnissen zuzuschreiben, das Richtige treffen sie damit doch nicht. Denn gerade die warme Witterung, die in der Konfektionsbranche das ganze Saisongeschäst vernichtete, machte dadurch, daß Anschaffungen von Kleidern sür den Herbstbedarf vielfach unterblieben, Mittel für Luxusgegenstände, zu denen leider bereits die Bücher zählen, frei, und daß trotz der Teuerung enorm viel gekauft wird, lehrt ein Gang ins k. k. Versteigerungsamt »Dorotheum». Das ist der erste wunde Punkt, über den ich sprechen will. Im k. k. Dorotheum findet derzeit täglich die Ver steigerung der Bibliothek des Fräulein Weishappel statt. Ich will davon absehen, daß kein einziger Buchhändler daran glaubt, daß die alte Dame wirklich die vielen Tausende Bücher besaß, die der umfang reiche, von einem gelernten Buchhändler zusammen- gestclltc Katalog verzeichnet, darunter gewisse »Ramsch» i Artikel doppelt und dreifach, weshalb wohl nicht mit Unrecht behauptet wird, daß der Neffe der Verstorbenen, ein im II. Bezirke etablierter Buchhändler, an dieser Ver steigerung nicht unbeteiligt sei. DaS Wichtigste ist die Tat sache, daß die seinerzeit vom Dorotheum der Wiener Buch händler-Korporation erteilte Zusicherung, es würden die Bücherversteigerungen nach Möglichkeit eingeschränkt werden, nicht nur nicht erfüllt, sondern ins Gegenteil ver kehrt wurde, indem jetzt, vor Weihnachten, wochen lang täglich in einem der größten Säle des Amtes Bücher-Versteigerungen stattfinden, zu denen sich die Leute drängen wie in ein Theater ohne Eintrittsgeld und bei denen sie gerade für minderwertige Artikel Preise zahlen, daß einem, wie der Wiener zu sagen liebt, »die Augen übergehn». Das »Veisteigerungsfieber« erfaßt die guten Leute und verführt sie dazu, sich zu unverhältnismäßig hohen Preisen Bücher anzuschaffen, die sie im Schau fenster einer Buchhandlung nie beachtet hätten, für die sie meist auch gar keine Verwendung haben. Darauf erfolgt dann die Ernüchterung und der feste Vorsatz, überhaupt keine Bücher mehr zu kaufen. Außer diesen täglichen Versteigerungen finden in einem anderen Saale des »Dorotheums« jeden Mittwoch partielle Bücher- versteigerungen statt, d. h. zwischen photographischen Appa raten, Ferngläsern rc. werden auch schön gebundene Bücher, besonders Klassiker, Lexika und Prachtwerke versteigert. Hier geschieht es besonders oft, daß gewisse Bücher weit höhere als die Ladenpreise erzielen. So z. B. wurden kürzlich verkauft: Schiller, Ausgabe der Goldenen Klassiker-Bibliothek, 4 Bände, 6 ^ ord. zu g X 60 b (8 ^!). Sachs-Villatte, Wörter buch, 15 ^ ord. (alle Auflage!), 22 X (ca. 18 ^8 50 H); Fischer-Dückelmann, Die Frau als Hausärztin, 17 ^8 ord.. für 27 X (22 50 ^)N Als Gegenstück dazu erwarb ich selbst für 2 X 94 b (ca. 2 ^ 50 H) sieben broschierte Bücher im Ordinärwerte von ca. 40 .O, darunter 5 in Österreich verbotene! Eine der ersten Firmen Wiens mußte dafür, daß ein aus Deutschland frisch angekommener Gehilfe, in Unkenntnis des Verbots, eines dieser Bücher (Tagebuch einer Kammerjungfer) verkaufte, 150 X Strafe zahlen. Durch diese Mittwoch-Versteigerungen wird außer dem Buchhandel ganz besonders schwer die photographische Manu faktur getroffen. Es werden da Massen von Apparaten, Objektiven, Stativen, Kassetten usw. an den Mann gebracht. Nicht uninteressant ist die Vor- und Nachgeschichte dieser Verkäufe. Die im Dorotheum zur Versteigerung gelangenden Artikel sind entweder Psandposten oder Verkaufsposten. Unter Psandposten versieht man verfallene, d. h. nicht ausgelöste Pfänder, unter Vcrkaufsposten freiwillig von den Besitzern zur Versteigerung eingereichte Gegenstände. Mit ersteren hat es nun oft folgende Bewandtnis: Der arme Teufel, der, sagen
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