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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1904
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil. 2325 58, II. März 1904. Anfeindungen des Buchhandels in früherer Zeit. Von I. H. Eckardk. m. (Fortsetzung aus Nr. 53, 54 d. Vl.) Bei der Ankündigung von Klopstocks Unternehmen hatte Philipp Erasmus Reich seine Stimme erhoben und anonym unter dem Titel »Zufällige Gedanken eines Buchhändlers über Herrn Klopstocks Anzeige einer gelehrten Republik« gegen den Plan polemisiert. Diese Schrift hatte Reich, einer der besten und angesehensten Vertreter des Buchhandels aller Zeiten, auch an seine Autoren gesandt, und Büchner*) berichtet, daß manche der- deutend als Arzt wie als Schriftsteller, schrieb: »Tausend Dank für Ihre schöne Schrift gegen Herrn Klop- stock. Alles, was Sie darin sagen, deucht mir wahr, und doch auf keine Weise beleidigend. Ein Subskribent bin ich freilich auch zu seiner Gelehrtenrepublik, einer wunderlich angelegten Republik aus dem Monde.« Die Verteidigung Klopstocks übernahm Reimarus in der Broschüre: »Der Vücherverlag in Betrachtung der Schriftsteller, der Buchhändler und des Publikums erwogen.« Reich antwortete hierauf in der Schrift »Der Vücherverlag in allen Absichten ge nauer bestimmt.- wie schon zugegeben, nicht ganz unberechtigt; hervorragende Schriftsteller, Lessing, Schiller in seiner ersten Zeit, sind sehr schlecht bezahlt worden; aber war es anders möglich bei dem überall herrschenden und blühenden Nachdrucke, der oft die bestell Berechnungen völlig zu nichte werden ließ? Reich ruft mit vollem Recht Klopstock zu: lichen Fürsten Deutschlands durch Ihre Freunde dahin bringen könnten, daß man wider den Nachdruck ein allgemeines Gesetz annehmen und darüber halten wollte, dann würden wir die Früchte Ihres Fleißes nach Würden bezahlen können, und da durch allen Vorwürfen entgehen, die uns jetzt so empfindlich sind, weil wir sie den Umständen nach nicht verdienen.« Der ganze zweite Abschnitt der Reichschen Schrift beschäftigt sich mit dem Nachdruck und wendet sich an die Nachdrucker, sucht sie bei ihrer Standesehre zu packen — allerdings vergebens. Im ersten Teil seiner Schrift sucht Reich die dem Buchhandel gemach ten Vorwürfe zu ^widerlegen und den^ Plein der ^Gelehrten- von in- und ausländischen Büchern sein vermögen und seinen Kredit wage. Die Kollekteure und Kommissionäre der Gesellschaft werden schließlich auch nichts andres sein als Buchhändler, die für Rechnung der Schriftsteller sitzen, und vielleicht werde mancher samt der Kasse davonlaufen. An Einbringung von Sortiment und ausländischen Büchern sei denn auch nicht zu denken. Und Vorwurf zurückgeben, daß manches selbst gute Buch dem Buch händler zu Makulatur werde. Man solle doch sehen, wieviel ein Gelehrter auch für das wichtigste Werk, selbst in der an- auf Kosten der Gelehrten bereicherten, — wie viele seien denn dieser Neichen in Deutschland? Man zähle ungefähr 300 Buch händler, und unter ihnen kaum fünfzig, die den öffentlichen Kredit völlig genießen und verdienen, und dies seien größtenteils alte Handlungen, die ihn vielleicht durch einen Fleiß von Jahr hunderten erhalten hätten. Der Buchhandel sei in Deutschland viel schlimmer daran, als in Paris und London, in Deutschland, wo so mancherlei Provinzen seien, wo man an seinem Orte das Wenigste absetze, erst beschwerlich auf Kredit versenden müsse, oft die Hälfte zurück oder gar nicht bezahlt erhalte, schlechte Bücher für gute in Ziausch nehmen müsse, wo gerade diejenigen Büchner,^ *) Büchner, Schriftsteller und Verleger vor 100 Jahren. XX. **) Meyer, genossenschaftl. Buchhandlg. Archiv f. Gesch. d. Buchhandels. II. S. 73. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 7 t. Jahrgang. die Gelehrten ihre idealische Reise glücklich fortsetzen, möge der Enthusiasmus für sie noch einige Zeit dauern, »an einem gewissen Berge, an den^ Sie ^nicht ge dachten Hagen gut Glück.« Später allerdings schreibt Herder in einem Briefe an Boie vom 8. Mai 1774: »Klopstock's Werk ist ein völliger Banquerout an Ideen vor ganz Deutschland und ganz Deutschland in die Hände ge- lustig. Jndeß aber ein wahres Originalwerk im Stil und selbst Mängeln, das eben seiner'Armuth wegen großen Nutzen stiften kann.« Goethe aber schreibt: -Klopstock's gelungene, dem Publikum aber mißlungene Unternehmung hatte die böse Folge, daß nun so bald nicht mehr an Subskription und Pränumeration zu denken war.« Klopstocks Biograph Muncker schreibt**): »Die Popularität Klopstocks wurde durch die seltsame Form der Gelehrtenrepublik verscherzt«. Und an anderer Stelle: »Aber auch im Allgemeinen ging man von nun an nicht bloß bei viel vorsichtiger zu Werke; sondern der Mißerfolg der Gelehrten republik erwies sich als verhängnisvoll für die Aufnahme aller späteren Werke Klopstocks. Sein Name als solcher zog nicht mehr, wie zuvor, Schaaren von Lesern und Käufern an, ohne daß diese erst prüften: von nun an kam wenigstens die große Masse mit einem gewissen Mißtrauen seinen Schriften entgegen, und manches seiner folgenden Werke hat unter diesem Miß trauen über Gebühr gelitten.« Das war die Erfahrung, die Klopstock machen mußte. War auch sein anfänglicher pekuniärer Vorteil ein großer, der ein die Folgen für ihn doch wenig erbaulicher 2^rt. Klopstocks Plan hatte sich direkt gegen den Buchhandel ge wandt. Auch Lessings nicht zur Verwirklichung gelangter Plan bezweckte nicht viel anderes. Harmloser waren die Subskriptions aufforderungen, die von den verschiedensten Schriftstellern erlassen wurden, um das Erscheinen ihrer Werke zu sichern. Hierzu ge hören Bürger und Voß, Wieland und Jacobi; auch das Unter nehmen des Musenalmanachs kann man dazu rechnen. Goethe und Merck, die gemeinsam den Götz verlegten, weil Goethe fürch tete, keinen Verleger zu finden, haben den Versuch nicht wieder- Verdienst streitig zu machen. Merck war ein viel zu gewiegter Geschäftsmann, um nicht zu wissen, daß der Buchhändler viel Spesen, Unkosten und ein sehr großes Risiko habe, und daß ein einziger großer Gewinn oft viele fehlgeschlagene Unternehmungen **) Muncker, Frz., Klopstock. Stuttgart 1888. S. 464. 308
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