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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1903
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- 06.03.1903
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- Deutsch
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1880 Nichtamtlicher Teil. ^ 54. 6. März 1903. knaben durch seine Ursprünglichkeit, unermüdliche Tatkraft und durch seine großen Geistesgaben zum berühmten Verleger und Buchdrucker gebracht hat und von großer Bedeutung für den deutschen Buchhandel und Buchdruck, sowie für die deutsche Literatur geworden ist. Göschen stand in den engsten geschäftlichen und freund schaftlichen Beziehungen zu den glänzendsten Namen der klassischen Periode der deutschen Literatur. Er verlegte die erste rechtmäßige Ausgabe von Goethes gesammelten Schriften: er war eine Zeitlang der Hausgenosse Schillers und pflegte Jahre lang mit demselben freundschaftlichen und geschäftlichen Verkehr: er war Wielands und Klopstocks Verleger. Jfsland. Ad. Müllner. Seume. Alxinger. Apel und Laun. F. W. Götter. E. v. Houwald. Ehr. und Fr. Leop. zu Stolberg. A. v. Steigentesch. M. A. v. Thümmel und viele andere hervor ragende Geister zählten zu den Autoren seines Verlages, dessen guter Ausstattung Göschen große Sorgfalt widmete. Georg Joachim Göschen wurde am 22. April 1752 als Sohn des Kaufmanns Johann Reinhard Göschen zu Bremen geboren. Dreizehn Jahre alt wurde Göschen zu einem Lehrer in Arbergcn bei Bremen in Pflege gegeben und durfte hier an dem Unterrichte teilnehmen, den Pastor Heeren seinem Sohne (dem späteren Historiker Prof. Heeren) gab. Nach zwei Jahren kam Göschen zu dem Buchhändler Kramer in Bremen in die Lehre, nach deren Bendigung er eine Stelle bei dem bekannten Verleger S. L. Crusius in Leipzig annahm und etwa neun oder zehn Jahre innehatte. In Leipzig machte Göschen viele wertvolle Bekanntschaften, so z. B. diejenige von Christ. Gottfr. Körner, von L. F. Huber. Joh. Friedr. Jünger n. s. w. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Göschen auf An regung des Legationsrats Bertuch in Weimar 1781 Leipzig verließ, um als Geschäftsführer in die eben begründete »Verlags-Casse« in Dessau einzutreten, mit der die »Buch handlung der Gelehrten« eng zusammenhing, indem erstere vertragsgemäß nur durch letztere verkaufen sollte. Wieland, Bertuch und andre Persönlichkeiten des Weimarer Kreises waren Teilhaber der Verlags-Casse. deren geschäftliche Leitung, insbesondre auch hinsichtlich des Drucks der zu verlegenden Werke, Göschen unterstand. Diese Stellung verschaffte Göschen sehr wertvolle Erfahrungen aus typographischem Gebiet; aber sie wurde ihm bald im höchsten Grad lästig, da er einsah. daß der ganze Betrieb unpraktisch und er den verkehrten Maßnahmen gegenüber ohnmächtig war. Im April 1784 berichtete er über die Lage der Verlags-Casse an Bertuch und sagt u. a.: »Wir müssen größern Absatz haben, das ist sicher. Aber wie? Das ist die Frage, die ich gern mit Ihnen erörtern möchte. Ich kann nur raten. Die Seele unsres Geschäfts liegt in der Buchhandlung der Gelehrten. Diese hat sicher einen guten Absatz; aber ich kann mich nur auf der Messe davon überzeugen. lind welchen Nutzen würde das haben? Wir haben mit der Gelehrtenbuchhandlung einen so festen Vertrag, daß derselbe nicht ohne Kniffe gelöst werden kann. Alles ivas ich tun kann. ist. daß ich versuche, unfern Verlag den Buchhändlern und dem Publikum be kannter zu machen.» In einem andern Briefe gibt Göschen mit wenigen Worten den Schlüssel zu seinem Ideal einer Geschäftsführung: »Wenn Sie durch einen Brief an die drei Direktoren Leben. Wärme. Ordnung raschen Entschluß und freundliches Zusammenarbeiten Hervorrufen können, ist das Geschäft zu retten«. Der Verlags-Casse war jedoch nicht zu helfen. Später schrieb Göschen mit noch größrer Unzu friedenheit an Bertuch und endete: »Der Unentschlossenheit und der unvernünftigen Maßnahmen müde, über meine Stellung, in welcher ich handeln müßte, aber in welcher ich tatsächlich nichts tun kann, unzufrieden und ärgerlich, habe ich mich entschlossen, ein eignes Geschäft unter meinem Namen anzufangen und zwar nach Ostern« (1785). Mit dem Datum vom 8. Februar 1785 versandte Göschen an den deutschen Buchhandel ein Rundschreiben, in dem er mitteilte, daß er sich in Leipzig als Buchhändler nieder gelassen und die Kommission der Buchhandlung der Gelehrten übernommen hätte. Im April begab sich Göschen nach Leipzig, um sich einen Platz unter den vielen berühmten Leipziger Verlegern zu erringen. Betriebskapital fehlte ihm; dafür hatte er Freunde, reichliche Erfahrung, einen klaren Kopf und eine unbegrenzte Begeisterung für seinen Beruf. Da aber ohne Betriebskapital nichts anzusangen war. so mußte Göschen solches auftreiben. Sein Freund Körner hatte grade eine nicht unbedeutende Erbschaft gemacht und griff Göschen mit der Summe unter die Arme, die er für den Anfang notwendig hielt; ja er zögerte nicht, auf den Vor schlag Göschens, sein Teilhaber zu werden, sofort einzugehen und mit dreitausend Talern einzuspringen. Diese Summe und die kleinen von Göschen gemachten Ersparnisse bildeten die finanzielle Grundlage der neuen Firma, die bereits zur Ostermesse 1785 folgende Werke ankündigen konnte: einige Predigten von dem ältern Joh. Gottfr. Körner, die Epheme- riden der Menschheit, früher bei Weygand in Leipzig erschienen. Elhelwolf oder der König kein König. Figaros Hochzeit, beide von L. F. Huber übersetzt, ein Schulbuch und den vierten Jahrgang von: Litteratur und Völkerkunde. Ein periodisches Werk, herausgegeben von I. W. v. Archenholtz, vormals Hauptmann in königlich preußischen Diensten. Auch konnte Göschen Mitteilen, daß alle Werke des Lcgationsrats Bertuch, seines dermaligen getreuen Freundes, auf ihn übergegangen wären. Mittlerweile war ein Ereignis eingetreten, das in der literarischen Welt die größte Spannung hervorrief und bei dem Göschen einen hervorragenden Platz einzunehmen vergönnt war. Schiller war im Begriff, auf dem Leipziger Schauplatz zu erscheinen. Christ. Gottfr. Körner, seine Braut Minna Stock, ihre Schwester Dorothea und Ludw. Ferd. Huber hatten Schiller im Juni 1784 ihre Verehrung kund gegeben. ohne vorerst ihre Namen zu nennen. Der hieraus sich entwickelnde Briefwechsel führte zu einer Einladung Schillers nach Leipzig. Nach Empfang der nötigen Gelder traf Schiller am 17. April 1785 in Leipzig ein. Hier wurde der bereits verabredete Plan der Herausgabe der Thalia u. s. w. allmählich verwirklicht. In Gohlis wohnte Göschen längere Zeit init Schiller zusammen in dem noch heute stehende» Schillerhäuschen. Kurze Zeit nach seiner Etablierung machte Göschen jedenfalls einen Abstecher nach Weimar, um auf Autoren zu fahnden. Es gelang ihm. vorerst den durch Napoleon so grausam behandelten Rud. Zach. Becker zu gewinnen, dessen »Versuch über die Aufklärung des Landmanns- 1785 mit dem Verlagsort Dessau bei Göschen erschien. In diesem Versuch wurde zugleich ein für den Landmann bestimintes Handbuch angekllndigt, das unter dem Titel: »Noth- und Hülss-Büchlein für Bauersleute, welches lehret, wie man ver gnügt leben, mit Ehren reich werden und sich und anderen in allerhand Nothfällen helfen kann: alles mit glaubhaften Historien und Exempeln bewiesen und mit Bildern gezierct- nach zwei Jahren in 30 000 Exemplaren erschien, für jene Zeit eine riesige Auflage. Das Buch fand einen ungeahnten Absatz. Becker berichtet 1811. daß dasselbe einschließlich der ungarischen, lettischen, russischen und böhmischen Über setzungen wohl in nahezu einer Million Exemplaren verbreitet worden ist. Die letzte Auflage erschien 1838. Göschen brachte das Werk 1788 heraus und gab es dann Becker auf dessen Wunsch zurück. Im Sommer 1785 gelang es Göschen auch, den Professor der Rechte Gottlieb Hnfcland in Jena, den Mitherausgeber der Jenaer Allgemeinen Litte-
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