Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1894
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18940111
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189401113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18940111
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-11
- Monat1894-01
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8, 11. Januar 1894. Nichtamtlicher Teil. 209 fühlt, an unserm Teile Verwahrung einzulegen gegen die usurpierte Veriretung der Interessen des gesamten Buch handels abseilen der Kolportage-Agitations-Komitees. Dabei hielten wir uns allerdings eines freudigen Widerhalls in weiten Kreisen versichert; hierin haben wir uns nicht getäuscht, wie weiter unten ersichtlich sein wird. Herr von Biedermann behauptet nun kühnlich, das Leipziger Agitations-Komitee habe niemals prätendiert im Namen des ganzen Buchhandels zu sprechen Er möge jedoch den Artikel im Börsenblatt 1893 Nr. 293 Nachlesen, wo in vollster Brüstung von der energiscben Vertretung der Interessen des gesamten Buchhandels durch die Komitees die Rede ist. Wie weit nun Sprechen Handeln und umgekehrt Handeln Sprechen ist, diese subtile Unterscheidung überlassen wir gern Herrn von Biedermann. Stolz nimmt er für sich das Recht in Anspruch, für die Interessen des ganzen Buchhandels thätig zu sein. Wenn wir bescheidentlich an unserm Teile — wir halten uns nämlich auch für Buchhändler — Verwahrung dagegen einlegen, so verrät das eine »subalterne Aussassung« und eine »bodenlose Unkenntnis« der Dinge. So sagt Herr von Biedermann und erschrickt dabei anscheinend gar nicht, ^uäaatsr eslumuiaro, samxor aliguick buorst! »Der Umstand, daß von den 14 Mitgliedern unserer Kommission nur 3 mit der Kolportage in Verbindung stehen« — die andern gehören einer Schriftsteller-Genossenschaft und buch gewerblichen Vereinen an — giebt uns umsomehr das Recht uns dagegen zu wehren, daß diese prätendieren, die Interessen des Eefamtbuchhandels zu vertreten. Mit besonderem Aplomb stürzt sich Herr von Biedermann auf unsere — unverhüllte Hervorhebung von Sonderinteressen. Diese offene Thür brauch'e wirklich nicht noch eingestoßen zu werden. Gerade gegenüber der versteckten Betreibung von Sonderinleressen durch die Kolportage — in dem Rundschreiben der Komitees vom 8. Dezember v. I. wird z. B. behauptet, daß die Gefahr für alle Zweige des Buchhandels sehr groß sei — haben wir offen und ehrlich unsere abweichende Meinung über das, was unserm Leibe gut und nütz'ich ist, ausgesprochen. Dabei haben wir aber nicht vergessen, auch höhere und sittliche Gesichtspunkte ins Auge zu fassen, auf die Herr von Biedermann aber gar nicht eingeht. Der höchste Trumpf des Herrn von Biedermann ist aber die angeblich abweichende Doppelstellung unseres Vorsitzenden H. Wichern. Allerdings halten wir den Börsenvereins-Vorstand für berufen, die Interessen des ganzen Buchhandels zu vertreten. Dazu gehören eben auch mit die Interessen des Kolportagebuch handels, des Kommissions-Geschäftes rc. Wie diese nun vom Börsenvereins-Vorstand beraten und eventuell durch Majoritäts beschlüsse — wie es in jedem Vorstande geschieht — wahrge nommen werden; das zu untersuchen und zu kritisieren ist hier durchaus nicht unsere Sache. Anders steht der Vorstand des Kreises Norden, als eines Verbandes, der im wesentlichen aus Sortimentern und Nicht-Kolportage-Verlegern besteht. Wenn wir gegen eine maß- und schrankenlose Agitation zu gunsten eines ^ uns schädigenden Geschäftsbetriebes zu einer entschiedenen Ver- ! Wahrung herausgefordert werden, so hat das mit der Stellung eines unserer Mitglieder im Börsenvereins-Vorstande nichts zu thu». Deshalb ist auch die Fragestellung am Schluffe der v. Biedermannffchen Auslassungen durchaus verkehrt und müßig. Wir müssen nur noch ausführen, wieviele Vorstände und Männer durch die Berichtigungen der »subalternen Auffassung« und der »bodenlosen Unkenntnis« mit getroffen werden. Zunächst bemerken wir, daß wir schon vor Veröffentlichung des Rundschreibens der prinzipiellen Zustimmung erfahrener Buchhändler, Männer, die in Ehren, teils als Verleger, teils als Sortimenter grau geworden sind, uns versichert hatte». Einundsechzigster Jahrgang. Nunmehr wollen wir aus der großen Zahl der uns zugegangenen Zuschriften einige hier auszugsweise mitteilen: Der Vorsitzende eines mitteldeutschen Vereins schreibt am 26. Dezember 1893: »Wie Ihnen, so ist auch mir der volle Gegensatz zwischen Sortiment und Kolportage bewusst gewesen, als die Petition gegen den Antrag Gröber-Hitze in Scene gesetzt wurde.« Die Kollektiv-Unterschriften eines süddeutschen Vereins werden von dem Vorsitzenden mit folgenden Zeilen vom 2. Januar 1894 begleitet: »Ich kann nicht umhin, Ihnen meinen herzlichsten Dank und meine vollkommenste Hochachtung für Ihr Vorgehen in Sachen Hitze re. auszusprechen.« Der Vorsitzende eines westdeutschen Vereins schreibt unterm 31. Dezember 1893: »Dem Inhalt dieses Rundschreibens stimme ich im allgemeinen zu Das Sündenregister der Kolportage ließe sich auf Grund gemachter Erjahrungen noch sehr ver mehren.« Der Vorsitzende eines norddeutschen Lokal-Vereins äußert sich unterm 3. Januar 1894: »Ihr Cirkular ist mir aus der Seele gesprochen. Ich kann es mir nickt versagen, Ihnen meinen herzlichen Dank für dies kräftige Wort zu sagen.« Die Zuschrift des 1. Schriftführers eines großen nord deutschen Verbandes vom 3 Januar 1894 beginnt: »Gestern Abend las ich Ihre Kundgebung im Börsen blatte und bin freudig überrascht, Gesinnunasgenossen zu finden, die auch bereit sind, gegen die Kundgebungen des Kolportagehandels Front zu machen.« Ein Verleger in einer großen Universitätsstadt schreibt unterm 29. Dezember 1893: »Aus Hamburg kommt also endlich ein energischer Protest gegen das Berlin-Leipziger Machwerk, das in geradezu anmaßender Weise — um nicht mehr zu sagen! — den Kolportagchandel mit dem gesonnen Sortiments buchhandel, sogar dem Gesamibuchhandel schlechtweg identifiziert und in diesem Sinne für die kulturelle Be deutung L la B Reklame macht. Ihr Rundschreiben sagt ganz das Richtige. Nicht nur nicht unterstützt, sondern geradezu bekämpft werden sollte die Agitation derKolvortage- gönner; denn sie strotzt von Unwahrheiten gröbster Art. Daß 2/g sämtlicher buchhändlerischer Erzeugnisse durch die Kol portage vertrieben werden, ist eine so dreiste Entstellung der Wahrheit, daß man sich wundern muß, wie sich Buch händler dazu hergeben können, so etwas zu unterschreibenI Vorsichtiger Weise berechnet man aber auf Grund der allzu willfährigen Statistik den Anteil des Schauerromans am Kolportagevertriebe nach der Masse; während er nach dem Umsatzwerte berechnet werden sollte. Zu welchem Ergeb nisse würden dann die Herren Agitatoren kommen? Allein der »Scharfrichter von Berlin« ist in ca. 250000 Exem plaren zum Bruttowerte von je 13 ^ — das ist also ein Gesamtwert von über 3 Millionen Mark, vertrieben worden. Rechnet man nun, daß der Gesamtumsatz aller andern Schundromane das doppelte dieses einen Mach werkes betrüge, so käme ein Umsatz im Betrage von 9 Millionen Mark für Kolportage>Roma»e herausl Wollen die Herren Unterzeichner jenes Radau-Rundschreibens behaupten, daß diese Summe nur 5,38»/g des Gesamt umsatzes der Kolportage betrüge, daß also von der Kol portage ein Betrag von gegen 160 Millionen Mark um gesetzt würde? Mit solchen Berliner Märchen will man den Reichstag, ja den Buchhandel selbst beschwindeln. »Lebhaft erinnert diese Agitation an die gleichwertige des verstorbenen vr. Fr. Kapp aus dem Jahre 1883. 28
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder