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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.02.1901
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.02.1901
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- Deutsch
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1386 Nichtamtlicher Teil. ckR 40, 16. Februar 1801. Lektüre vermitteltes Wissen strafte immer wieder einmal das unsere Lügen, und zwar in Fragen, die keineswegs bloße Tagesfragen waren. Er las und sprach französisch, englisch, italienisch und russisch. Und er ist auch noch, wennschon in kleinem Maßstabe. so doch im besten Sinne Kunstmäcen geworden, hat sein Heim mit manchem guten selbstgewählten Bildwerke geschmückt, und im Verein mit jungen Buchhändler» und Studenten haben werdende Künstler sich an seinem Tische der edelsten Gastfreundschaft erfreut. Einst, als er eines schönen Sommerabends einen jungen Komponisten zum Plaudern auf seine Veranda geladen hatte, wußte er sich in aller Stille zugleich einige der letzten Liedermanuskripte des selben zu verschaffen und übergab sie einer befreundeten benach barten Danie. einer vortrefflichen Konzertsängerin. nnt der Bitte, sie abends, wenn seine Gäste zugegen sein würden, bei offenem Fenster zu singen. Das Stutzen, die Verwirrung und dann die Freude des derart lleberraschten hätte fast als eine liebenswürdige kleine Komödienscene gelten können. Uebrigens hat sich der alte Haessel. der Freund Laubes, selbst in ein paar kurzen, freilich mißglückten Lustspielplänen versucht; besser sind seine »och vor dem Krimkriege in der alten Augs burgerin veröffentlichten Reisebriefe aus Slldrußland; und auch ein Bruchstück eines Romans ist unter dem Pseudonym Leß und dem Titel »Der Eisgang- von ihm erschienen?) Der Buchhandel verdankt dem alten Haessel gewiß viel, obgleich er der breiteren Oeffentlichkeit gegenüber etwas scheu und spröde war und für das Wohl der Allgemein heit am liebsten dadurch sorgen hals, daß er für sein besonderes Teil stets mit ganzer, ungeteilter Kraft eintrat. Aber auch die Autoren verdanken ihm viel, wie sie ihm in der zu feinem achtzigsten Geburtstage über reichten Festschrift; »Allerlei Leute- bezeugt haben. Es war eine seiner Eigenheiten, gegen die sich von der praktischen Seite freilich manches einwenden läßt, die aber doch seinem Andenken immerdar zur Ehre gereichen wird, daß er kaum ein Manuskript, das er einmal in der Hand hielt, ungelesen zurückgab. Ja. er ging noch weiter; er motivierte bei brieflicher Zurückgabe seine Abweisung oft so eingehend und, wenn es anging, ausmunternd, daß der Autor zuweilen eine halbe Annahme daraus hervorschimmern zu sehen glaubte und es oft ein langes Hin und Wider gab. Aber er wagte auch. Es ist bekannt, wie Conrad Ferdinand Meyer, sein Meyer, sein erstes Gedichtbuch- Manuskript einmal mit dem Bemerken zurückerhalten hat, unter dem Namen Meyer würden Gedichte über haupt nie verkäuflich sein; das zu hoffen sei Narrheit. Der alte Haessel jedoch hat sich nicht an dem Namen gestoßen, und seine Narrheit muß ihm doch recht gut bekommen sein. Selbst jenes Unerhörteste, das Otto Ludwig in seiner »wahr haftigen Geschichte von den drei Wünschen- als den Trumpf alles Märchenhaften schildert —, die Möglichkeit nämlich, daß ein Buchhändler einem unberühmten Autor den Verlag eines seiner Werke selbst anbiete. — hat er einmal in die Wirklichkeit übersetzt; ich sehr unberühmter Autor habe es am eigenen Leibe erfahren! Und weil ein Buchschreiber nie ganz ohne die Zuversicht zu leben vermag, daß aus ihm noch etwas Rechtes werden könne, so sei mir hier die kleine Unbescheidenheit gestattet: wenn die Zukunft in meinem Falle eine solche Zuversicht als eine nicht ganz unberechtigt gewesene hinstellen sollte, wem verdanke ich es dann, daß ich sie mir von Anfang an frisch und erfrischend aufrecht erhalten konnte — wem, wenn nicht dem alten Haessel? Denn wer steht mir dafür ein. daß ich nicht, mit meinem ersten Opus von Pontius zu Pilatus laufend, zur Unzeit verbittert und versäuert wäre? Ich selbst stehe jedenfalls -) Verlag von Georg Heinrich Meyer, Berlin. für nichts; und so bin ich. in dieser Hinsicht, ganz eigentlich des alten Haessel Werk; mein eigenes Wirken muß allezeit zugleich auch das seine bleiben Ich erzähle ja aber nur deshalb gerade von mir, weil ich für das Selbsterfahrene am lebhaftesten Zeugnis geben kann; wer weiß, wie viele Bessere als ich hier ein Gleiches zu berichten wüßten. Und nun nur noch ein Wort. Der alte Haessel das habe ich hier schon so oft geschrieben! Dafür aber muß ich jetzt wieder Abbitte thun, indem ich zum Schluß schnell noch einmal das am Ende doch sinngemäßere »Der junge Haessel- hersetze. Denn jung ist der Alte körperlich wie geistig bis in die Tage des letzten Spätherbstes hinein geblieben. Er feierte seinen achtzigsten Geburtstag im gleichen Jahre wie die Königin Victoria. Damals zeigte er mir das aus einer Zeitung herausgeschnittene Bildnis der eng lischen Herrscherin, sowie sein eigenes Konterfei, auf ein weißes Blatt Papier säuberlich nebeneinandergelegt; darunter aber hatte er die Worte geschrieben: »Gleiches Alter«; ferner unter das Bild der Königin »Weinkultur-, unter das seine »Wasserkultur- (eine Bezeichnung, die man freilich keineswegs zu wörtlich nehmen darf). Seit jener Zeit meinte er auch, er werde nicht vor der englischen Königin sterben; und in der That ist er fast zu gleicher Zeit mit ihr erkrankt und hat sie nur um ein Kurzes überlebt. Schließen wir mit Goethes Worten auf Miedings Tod: »Und durch den schwarzen leichtgeknüpften Flor Sticht eine Lorbeerspitze still hervor.« 6. 8. Kieme Mitteilungen. Post. — Seit dem 1. Februar d. I. erhebt die französische Post Strafporto auf alle vom Auslande kommenden, wenn auch genügend frankierten Postkarten, die nicht den Aufdruck »vart« kostalo — Union llostals Univorsello« haben, wie die Weltpost karten ihn tragen. Schutz der Urheberrechte in Hawaii. — Hedelers Export-Journal teilt folgendes mit: Die Hawaiischen Gesetze über die Erteilung von Patenten und den Schutz des littcrarischen Eigentums sind durch die Kongreß akte der Vereinigten Staaten vom SO. April 1900 ausgehoben. Gesuche um Erteilung von Patenten, des Verlagsrechts re. in dem genannten Territorium sind deshalb an das Patentamt in Washington zu richten. In Ansehung der Eintragung von Waren zeichen (privts). Handelsmarken und Etiketten sind die Hawaiischen Gesetze und Verordnungen nach wie vor in Kraft. Aufsuchen von Bestellungen bei Privatleuten. — Ein Reisender, der im Aufträge eines Kaufmanns in Frank- um damit, wie er meinte, den Bestimmungen der Gewerbeord nung zu genügen, gedruckte Zettel mit sich, die die Aufforderung zum Besuche enthielten und die er sich von den Empfängern seiner Besuche unterschreiben ließ. Das Landgericht Marburg erklärte dieses Verfahren für Umgehung des Gesetzes und verurteilte ihn und seinen Auftraggeber zu je 75 ./i Geldstrafe. Papier-Erzeugung. — Ueber die fortdauernde erhebliche Steigerung der Erzeugung von Zeitungsdruckpapier wird der Börsen-Zeitung geschrieben: Die Vermehrung der Druckpapier-Erzeugung nimmt immer weiteren Fortgang. Im Jahre 1888 wurden in deutschen Papier fabriken 151400 000 Irg gewöhnliches Zeitungsdruckpapier her gestellt. im Jahre 1800 dagegen schon löö ISO 000 irg. Diese Mengen genügten zur Deckung des deutschen Bedarfes bei der bis in den Sommer hinein anhaltenden starken Nachfrage seitens des Aus landes. Inzwischen hat letztere ganz nachgelassen. Das lausende Jahr wird unter der Voraussetzung, daß die Witterung normal verlaufen und die Holzstofferzeugung dadurch eine wesentlich höhere als die vorjährige sein wird, einen Produktionszuwachs bringen von 29 600 000 lrg. und aus den inzwischen in Angriff genommenen Neubauten von Druckpapierfabriken berechnet sich heute schon für 1802 eine weitere Steigerung der Produktion um 12 400 000 Lz. Die Gesamterzeugung wird hiernach im Jahre 1802 nahezu 200 000 000 lrg gewöhnliches Zeitungsdruckpapier betragen. Die jährliche Steigerung des Druckpapier-Verbrauches in Deutschland
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