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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1900
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- Erscheinungsdatum
- 26.06.1900
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- Deutsch
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4830 Nichtamtlicher Teil. 145, 26. Juni 1900. Glockendon mit herrlichen Malereien ausgestattctcs und mit präch tiger Einbanddecke versehenes Nissals romannw, vier Evangelien aus dem zehnten Jahrhundert, ein Rsaltsrivm lativnm aus dem Anfang des vierzehnten Jahrhunderts, ein griechisches Evangelia- rium aus dem zwölften Jahrhundert, eine wunderbar schön ge schriebene Bibel aus dem vierzehnten Jahrhundert und die so genannten, mit sehr schönen Pergamentmalereien gezierten Leit bücher des Nürnberger Spitals zum heiligen Geist aus dem vier zehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Als kostbares Stück muß ein altes Breviarium, das Geschenk eines französischen Königs an eine englische Königin, genannt werden, das folgende Widmung in altfranzösischer Sprache ent hält: Ra Rivsr cku Roz? äa Vrauos — Dono a. Naäaws äs ls, Roigvs Öenlsttsrs. Den Freunden der Gesetzeskunde empfehlen wir die Besichtigung der aufgelegten Originalschrift der im Jahre 13S6 in Nürnberg unter Kaiser Karl IV. verfaßten goldenen Bulle. Präch tige Werke der Schönschreibkunst sind auch die beiden zur An schauung gebrachten mächtigen Bände hebräischer Rituale, das sogenannte große Machsor aus dem Jahre 1330, wie auch die von der Nonne des Katharinenklosters in Nürnberg Margaretha Karteuserin 1461 meisterhaft geschriebenen Antiphonarien volle Beachtung verdienen. Von den sonst ausgestellten geschriebenen Werken nennen wir noch eine Anzahl origineller, mit Malereien ausgcstatteter Schem- bartbüchcr und eine Reihe hochinteressanter Geschlechtsbücher, wie jene der Patrizier Nieter, Koler, Pfinzing und Gugel. Aus der Reihe der ausgestellten Stammbücher erwähnen wir jene des Andreas Forstenhäuser und des berühmten Kunstsammlers Jakob von Praun, welches letztere besonders interessante Einträge ans Bologna aus dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts enthält. Prächtig gemalte Bildnisse enthalten die ausgelegten StiftunZs- bücher von Georg Michel, Justina Utzelmann, Barbara Präbes und Anna Pampelius. Welchen Reichtum das Nürnberger Zeughaus an Harnischen, Kanonen, Büchsen, Lanzen und sonstigen Wehrgegenständen auf weisen hatte, zeigt uns ein ausgestelltes, meisterhaft geschriebenes Inventar. Ganz vorzügliche Stücke enthält auch in ihrer Art die dritte Abteilung in den zur Anschauung gebrachten Drucken des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts. Wir bewundern unter solchen die heute noch unübertroffenen Arbeiten von Johannes Fust und Peter Schösser aus den Jahren 1459 und 1462, die Drucke der Nürnberger Bürger Johann Sensenschmid und Peter Kefer mit den herrlich eingcmalten Initialen, dann die Werke des Kölners Heinrich Quentel aus dem Jahre 1479 und schließlich jene des berühmtesten Nürnberger Buchdruckers Anthoni Koberger aus dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts. Nicht übersehen seien die gleichfalls ausgelegten interessanten Einzeldrucke von Schwänken und Gedichten des Meistersingers Hans Sachs. Indem wir die Ausstellung verlassen, werfen wir noch einen Blick auf die an den Wänden angebrachten, mit der Feder aus geführten Prospekte der Nürnberger Burg und ihrer Umgebung aus dem sechzehnten Jahrhundert, die besonderes Interesse für Architekten und Kenner der Befestigungskunst haben dürften. (R. L. in N.) Bücher und Wege zu Büchern. Unter Mitwirkung von Elisabeth Foerster-Niehslhe, Peter Jessen und Philipp Rath herausgeg. von Arthur Brrthotd. 8«. 497 S. 1900. Berlin und Stuttgart, W. Spemann. Eins. Ausg. ^ 8.—, Luxusausg. ^ 15.—, geb. 25.—. Ein bekannter Hamburger Buchhändler hat einmal vor einiger Zeit in diesen Blättern den Wunsch geäußert, daß der Buchhändler möglichst viel lesen solle (dlultuw lsASvänm, ssä non rnnlta: Vil nius), und cs gehört auch keinerlei übermäßige Energie dazu, an jedem ordentlichen Arbeitstage doch mindestens eine halbe Stunde für aufmerksames und uninteressiertes Lesen zu erübrigen. Man wird das für zuviel und für unmöglich erklären; aber man weiß auch, daß gerade die am lautesten dagegen eifern werden, die von ihrer Zeit am wenigsten ernsthaften Gebrauch machen. Doch es sei: eine halbe Stunde heißt zu viel verlangen — lasse man es mit einer Viertelstunde genug sein. In einer halben Stunde kann man doch bequem 15 bis 20 Seiten eines Meisterwerkes lesen. Aber jeder möge selbst zusehen, den Gewinn der halben Stunde mit 365 multiplizieren und sich klar machen, was er auf diese Weise an Lesefrüchten in einem Jahre gesammelt und wie viel Zufriedenheit, Kraft und Einsicht für sein ganzes Leben er durch diesen Schatz gewonnen haben könnte. So John Morley, der aufs Geratewohl aus den das Bertholdsche Werk eröffnenden Aphoris men und Fragmenten einer erlauchten Versammlung großer, größter und kleinerer Geister, bei denen auch die Frau zu Worte kam, herausgegriffen ist. Und wie verschieden sind die Ansichten, die da über Bücher und Verfasser, Leser, Litteratur re. geäußert werden! Da ist Fsnclon, der alle Königskronen, wenn sie ihm angeboten würden, ausschlüge für seine Bücher und seine Freude am Lesen; da ist Edward Gibbon, der die Reichtümer beider Indien für den Geschmack an Büchern hingeben würde, die die Freude und der Stolz seines Lebens sind; da ist der alte Fritz, der unterm 22. Februar 1784 an den Professor Myller, den ersten Herausgeber der Nibelungen und des Tristan schreibt: -Hochgelehrter lieber Getreuer! Ihr ur- theilet viel zu voriheilhaft von denen Gedichten aus dem zwölften, dreizehnten und vierzehnten Säkulo, deren Druck Ihr befördert habet und zur Beförderung der deutschen Sprache so brauchbar haltet. Meiner Einsicht nach sind solche nicht einen Schuß Pulver werth und verdienten nicht, aus dem Staube der Vergangenheit gezogen zu werden. In Meiner Büchersammlung wenigstens würde Ich dergleichen elendes Zeug nicht dulden, sondern heraus schmeißen. Das Mir davon eingesandte Exemplar mag dahero fein Schicksal in der dortigen großen Bibliothek abwarten. Viele Nachfrage verspricht aber demselben nicht Euer sonst gnädiger König Friedrich». Da finden wir einen alten Spruch aus einem Blatt im Germanischen Museum: llio libsr sst msin — läso nowsir sorixsi ärsin. 8i vis Runs librnm stslrlgn, Vonäsdis an äsr Lsdlsn. Rune vsniunt äis Radon — M volunt tidi oonlos ausZradsn. Vnno olawadis aod, aod, acd, lldiqns tidi rsots Assodaod. Von Homer bis Lichtenberg, Petrarca und Karl Hilty, Shake speare und Schopenhauer, Luther und Victor Hugo, Voltaire und Nietzsche, Goethe und John Ruskin, Schiller und Carlyle lassen uns weit über hundert illustre Köpfe einen Einblick in die Tiefe ihres Geistes thnn. Dieser Abschnitt des Buches, der von außer ordentlicher Belesenheit und feinem Geschmack des Verfassers zeugt, muß jedem Gebildeten äußerst genußreiche Stunden bereiten und die Wege ebnen zu den reichen Bücherschätzen, die nun in den Bücherlisten dem verständnisvollen Leser vorgeführt werden. Man möchte, wie I. I. Scaliger sagt, sechs große Zimmer (und das nötige Rcichsgcld) haben, um diese Bibliothek darin unterzubringcn. Es muß ein Vergnügen für einen wirklichen Buchhändler sein, hier einmal einer Zusammenstellung der Weltlitteratur zu be- egnen, die in großen Zügen verständnisvoll die Hauptwerke der itteratur aller Kulturvölker unter Ausscheidung alles Unwesent lichen und Minderwertigen gruppiert und so u. a. zu interessanten Vergleichen auffordcrt mit den bekannten Versuchen, in hundert oder tausend oder mehr der besten Bücher eine gedruckte Uebersicht der gesamten Litteratur einzuzwängen. Diese Bücherlisten, die mit einer sehr vollkommenen Be herrschung des Stoffes zusammengestellt sind, seien dem eingehenden Studium aller Buchhändler, Bücherliebhaber und litterarischen Feinschmecker empfohlen; jeder wird seine Freude daran haben. Als interessante Beigaben, die einen Einblick in die Denk richtung und Neigungen der betreffenden Individuen ermöglichen, sind in dem Bertholdschen Buche die Verzeichnisse der Bibliothek Nietzsches, der Ribliotbsqus positivists au 19° sisols des Philosophen des Positioismus Auguste Comte, und Lubbocks Rist ok ans üunärsä booirs abgedruckt. Jeder nach seinem Geschmack! Die in letzter Zeit vielgenannte Frau Elisabeth Foerster, Nietzsches Schwester, giebt zu dem Verzeichnis von Nietzsches Bibliothek wertvolle Aufschlüsse über ihren Bruder und sein Verhältnis zu Büchern. -Mein Bruder,- sagt sie, -kann nur von solchen verstanden werden, die auch seine guten Freunde und Lieblinge aus allen Zeiten und Völkern, nämlich die Bücher, die er liebte, kennen gelernt haben; und wer diese gewesen sind, das erzählt uns zum Teil noch seine Bibliothek». Damit auch das Aeußere des Buches zu seinem Rechte komme, läßt sich am Schluffe des Bertholdschen Werkes ein bewährter Vor kämpfer für sachgemäße und künstlerische Ausstattung des Buches, Peter Jefsen, in einer feinen Abhandlung über das Buch als Kunst werk vernehmen. Die Ansichten und Forderungen Jessens, der sich über seinen Gegenstand schon des öfteren auch in diesem Blatte geäußert hat, sind bekannt, und so genüge dafür ein Hinweis auf das Buch. Ausstattung, Druck, Papier, Einband von Verthold, »Bücher und Wege zu Büchern- sind vornehm und gediegen; den Wunsch nach Punkten hinter den Ueberschriften und nach einem Register unterdrücke ich, als einem vielleicht etwas zunftzopfigen Gefühle entspringend und als unwesentlich bei der sonstigen übersichtlichen Anordnung des Werkes, dem viele verständnisvolle Freunde auf richtig zu wünschen sind. . .r Kleine Mitteilungen. Zeitungs-Museum in Aachen.— Das Zeitungs-Museum in Aachen richtet an die Herausgeber von Zeitungen und Zeit-
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