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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1900
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- Erscheinungsdatum
- 08.03.1900
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- Deutsch
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56, 8. März I960. Nichtamtlicher Tech 1897 der wie ein Mene Tekel über dem Sortiment schwebt, werden Sie auf die Dauer nicht ausweichen können; er beweist ohne allen Widerspruch die Haltlosigkeit des Rabatts, den Sie auch ferner aufrecht erhalten wollen. Beweisen Sie mir ebenso offen, wie ich Ihnen gcgenübertrete, daß es für Sie unter diesen Umständen noch eine Lust ist, zu leben, und ich will gern kapitulieren. Man fragte mich in Braunschweig von maßgebender Seite, wie es sich psychologisch erklären lasse, weshalb gerade die Berliner, die doch sonst gute Rechner seien, auf einem Standpunkte beharren könnten, der ihrem Erwerb ein solches Minimum übrig lasse. Die Antwort liegt eben in der gegebenen Abstimmung. Jeder glaubt, sich das noch erhalten zu müssen, was er hat, und fürchtet die Konkurrenz des andern. Selbst Herr Siegismund sprach auf Grund seiner Informationen die Be fürchtung'aus, es könne beim etwaigen Heruntergehen auf 5<>/o vielleicht noch ein schlimmerer Zustand eintreten. Diese Alternative ist leider sehr tragischer Natur; sie bestätigt einfach die Thatsache, daß wir nicht mehr Herr über unsere Verhältnisse sind. Sie ist tragisch für den ganzen Buchhandel, da sich in diesem einzigen Brennpunkte seine eigensten Interessen kreuzen. Es wird dadurch vor der Welt konstatiert: daß wir einen Ladenpreis haben und auch keinen, daß wir für dasselbe Buch dem einen mehr abnehmen als dem andern; daß wir »Satzungen« haben, die nicht gleichmäßig respektiert werden; daß wir eine bewunderns werte Organisation haben, die das Sortiment nicht vor dem Niedergang zu schützen vermag. Es zieht vor, seinen Lebens faden lieber mühsam weiter zu spinnen, als durch eine freie mutige That die Fesseln abzuwerfen, die es sich selbst ange legt hat. Wir stehen in der That vor einer letzten Ent scheidung unseres Geschicks. Der Worte sind wahrlich genug gewechselt. Ich hatte wiederholt auf einen Schritt hingewiesen, der uns aus dem Dilemma noch herausführen könnte; aber man scheint nicht den Mut zu haben, ihn zu thun, wenigstens, von neuem zu thun. Aber wir brauchen deshalb die Flinte nicht ins Korn zu werfen. Ehe wir die Behörden, staatliche wie städtische, nicht überzeugen, daß uns mit dem hohen Rabatt der Lebensnerv durchschnitten wird — und ich sollte meinen, der Buchhandel in eorpors könne noch etwas durchsetzen —, werden wir auch das Publikum nicht überzeugen, daß wir uns in einer Notlage befinden. Ich appelliere noch einmal an die ultima ratio der Berliner Kollegen und frage: Ist eine relative Zwangslage, die uns ein Opfer von 10—162/g0/o (selbst von Zeitschriften) nach einer Seite auf erlegt, die es nicht nötig hat, uns die Butter vom Brote zu nehmen, und die nach anderen Richtungen bestrebt ist, die soziale Lage ihrer Bürger stetig zu verbessern, unseres Standes, unserer Berufsehre würdig? Sollten wir wirklich so wenig Corpsgeist besitzen, um dieses Joch noch länger zu ertragen? — Herr Meyenburg hat bereits zahlenmäßig nachgewiesen, welche enormen Summen dem Buchhandel durch den hohen Rabatt verloren gehen, die zur Existenz absolut nötig sind. Seine Vorschläge decken sich mit den meinigen; nur müssen wir mit dem Gros der Kunden rechnen, die den Rabatt verlangen, mehr rechnen, als mit den wenigen, die ihn nicht verlangen. Und die Herren Vertreter der Verlegerkammer versicherten der Delegiertenversammlung, daß man zwar persönlich und im allgemeinen unseren Bestrebungen wohl wollend gegenüberstehe, daß wir aber von seiten des Verlages nicht zu viel erwarten dürften, da dieser auch mit eigener Konkurrenz zu kämpfen habe. So wären wir schließlich in erster Linie auf die Selbsthilfe angewiesen, und für diese in der bezeichneten Richtung sei mein letztes Wort gesprochen. Slebemmdsechzigster Jahrgang. Auf unserm alten Sophienkirchhof liegt der arme, edle Lortzing begraben, dem die dankbaren Braunschweiger ein so schönes Denkmal gesetzt haben. Darauf stehen bekanntlich die Worte: »Sein Leid ist aus — Sein Lied tönt fort«. Soll es von dem deutschen Buchhandel, dem viel besungenen, und speziell dem Berliner, einmal heißen: »Sein Lied ist aus — Sein Leid klingt fort«? Der ist kein Bürger, der die eigene Sorge Vergißt nicht in der Not des Allgemeinen. Berlin, während der Krebszeit 1900. M. L. Matthies. Kleine Mitteilungen. Sonderbesteuerung der großen Warenhäuser. — Wie zu erwarten war, ist auch bei den Angestellten der großen Waren häuser eine Bewegung gegen die Sonderbesteuerung ihrer Arbeit geber im Gange. In dem Entwurf einer Eingabe an das preußi sche Abgeordnetenhaus heißt es u. a.: -Eine jede derartige Steuer bildet eine unmittelbare Gefahr fiir Zehntausend« Handelsangestellte, nicht nur für die vielen Tausende in den Warenhäusern Beschäftigten, deren Zahl in Berlin allein mindestens 12000 beträgt. Die Gefahr ist unmittelbar, denn die Besteuerung des Detail verkehrs hat eine Erschwerung des Absatzes und damit eine Einschränkung des kaufmännischen Verkehrs und der Kauf männischen Betriebe zur Folge. Dies muß zu einer Ver schlechterung der Lage der Angestellten führen. Außerdem aber besteht kein Zweifel, daß die von der Steuer betroffenen Warenhäuser das Bestreben haben werden, den größten Teil der ihnen auferlegten Steuer abzuwälzen, und deshalb einer seits keine Aufbesserung von Gehältern eintreten lassen werden, anderseits durch Einschränkung des Personals, Verlängerung der Arbeitszeit, Aufhebung anderer in den Warenhäusern üblicher Vorteile, so des regelmäßigen Sommerurlaubs, auf eine Herabminderung der Unkosten bedacht sein werden. Alle Angestellten wissen aus eigener Erfahrung, daß durch die Großbetriebe ihre Lage verbessert ist, während die kleinen Betriebe des Detailhandels durch nicht geregelte Arbeits zeit, ungeregelte Mittags- und Ruhepausen, niedrigere Löhne und Gehälter, geringere Gewähr einer gerechten Behandlung so bedauerliche Zustände gezeitigt haben, wie sie in der Reichs- Enquete über die Lage der Handlungsgehilfen aufgedeckt sind. In den Warenhäusern, und zumeist in den größeren Be trieben, sind die sozialen Forderungen der Handelsangestellten 1 Acht-Uhr-Schluß, regelmäßige Mittags- und Ruhepausen, Gehaltszahlung in Krankheitsfällen, Sommerurlaub bei Fort zahlung des Gehaltes zumeist verwirklicht. Darum haben gerade die Angestellten der kleinen Geschäfte an der Ausdehnung der Großbetriebe lebhaften Anteil zu nehmen. Wir bestreiten, daß ein Interesse des Mittelstandes vorliegt, das die Annahme der Warenhaussteuer rechtfertigen könnte. Die Angestellten der Warenhäuser sind an Zahl das Vielfache derjenigen kleinen Detailhändler, denen die Vorlage zu gute kommen soll, und die angeblich durch die großen Warenhäuser verdrängt werden. In den zahlreichen, nur in Großbetrieben vorhandenen Stellungen mit auskömmlichen Gehältern sind die Grundlagen für einen neuen aufstrebenden Mittelstand gegeben.» Wcitere Protestkundgebungen gegen die Reichstags beschlüsse zur -llsx Heinze-.— Der Protestversammlung vom Sonntag den 4. d. M: im Saale des Berliner Handwerker vereins (vgl. Nr. 54, 55 d. BI.) soll am Freitag den 9. März, abends 9 Uhr, in der -Philharmonie- zu Berlin eine weitere Protestversammlung gegen die -lwx Heinze- folgen. Dem Aus schüsse gehören u. a. Adolf v. Menzel, Begas, Gerhart Hauptmann, Ernst v. Wildenbruch, Erich Schmidt, Liebermann, Friedrich Spielhagen, Theodor v. Momm- sen, Ludwig Knaus an. Zu den Rednern am Freitag werden Hermann Sudermann, Geheimer Baurat Ende, Professor Eberlein, Friedrich Dernburg, Direktor Löwenfeld, Hermann Nissen, Buchhändler Bollert und andere gehören. Am 6. d. M. teilte in einer Sitzung des vorbereitenden Aus schusses dieser Versammlung der Präsident der Akademie der Künste, Geheimrat Ende, mit, daß auch die Akademie bereits in einer Eingabe an den Kultusminister die Beseitigung der frag lichen Paragraphen empfohlen habe. Auch in München bereitet man eine Kundgebung vor. Die Allg. Ztg. meldet darüber: Um eine öffentliche Protestbewegung gegen die kunstfeindlichen Paragraphen der -Isx Heinze» ins Leben 254
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