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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1923-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1923
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- 104, 5. Mai 1923. Merseburger hatte wieder die Nachfolgerschaft des unver geßlichen Otto Petters übernommen und wirkte mit zwerchfell erschütterndem Humor zugunsten der Kasse des Unterstützungs- Vereins. Mit lebhaftem Beifall begrüßt, wandte er sich an die Festgenossen: Zunächst bitte ich eine Persönliche Feststellung machen zu dürfen. Ich werde hier immer noch von verschiedenen Kol legen als Festausschuß angeredet. Ich möchte Ihnen mittei- len, daß ich seit drei Jahren nicht mehr Festausschuß bin. Ich habe es weiter gebracht (Heiterkeit), wie mein verehrter Freund und Kollege Liuucmann cs auch hoffentlich heute noch weiter bringt. (Große Heiterkeit.) Ich bin nicht Festausschuß, sondern Wahlausschuß. Das ist auch eine humoristische Veranstaltung. (Große Heiterkeit. — Händeklatschen.) Wenn Sie mich hier so vor sich sehen, so entringt sich sicher Ihnen allen ein Seufzer der Erleichterung: »Endlich!» Ich weiß, daß meine Rede von allen Kollegen mit Freude begrüßt wird, nicht etwa wegen ihrer Schönheit oder Geistreichigkeit oder sonstiger Qualitäten, sondern aus dem einfachen, aber sehr verständlichen Grunde, weil sie in der ganzen großen Kette der unendlichen Reden die letzte zu sein Pflegt. (Lebhafte Heiterkeit.) Sie alle, meine lieben Kollegen und sehr verehrten Kol leginnen, wissen wahrscheinlich bereits, worauf ich hinaus will. (Heiterkeit.) Wir haben uns schon verstanden, ehe ich überhaupt den Mund aufgemacht habe. Da nun überdies der Baumeister dieses -hundertjährigen Saales» (Heiterkeit) der- gossen hat, die Akustik hier mit hereinzubauen (Heiterkeit) — das ist ein ähnliches Versehen wie im Hause hier draußen; da hat der Baumeister vergessen, die Toiletten mit hineinzubauen (Heiterkeit — Zuruf!); was ist nun schlimmer? —, da außerdem die vorgerückte Stunde und die eingetretene Erschöpfung Ihre Apperzeption sowieso stark gemindert hat, so ist mit 75?S Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß der größte Teil meiner verehrten Kollcgcnschaft meinen lichtvollen Aus führungen überhaupt nicht mehr zu folgen geistig in der Lage sein wird. (Lebhafte Rufe: Oho!) — Meine Herren, darauf kommt es ja auch gar nicht an (Heiterkeit), daß Sie mich hier verstehen; wie gesagt: wir haben uns ja bereits verstanden. Es handelt sich für mich hier nur darum: wie fülle ich die Zeit aus, wie fülle ich die Zeit nützlich aus bis zu den: großen Sprunge, den ich auf Ihre Geldtaschen zu unternehmen vorhabc. Es handelt sich für mich um die Frage: Wie sage ich's meinen Kollegen? Dieses Thema ist Ihnen von meinem großen Vor gänger schon in allen Tönen getrommelt, gesungen, gepfiffen, gcbaßgeigt und gehörst worden. Immer waren cs eigene Gcistesproduktc, die dieser Man» Ihnen versetzte. Ich mache mir die Sache bedeutend leichter. Ich werde meinen eigenen Geist nicht allzu sehr anzustrengcn brauchen, sondern ich habe die Absicht, einen Augenblick meinen Verstand auszuschalrcn (Heiterkeit) und mich an den Rosinen meiner Herren Vorred ner der letzten Kampftage zu mästen. (Große Heiterkeit.) Die »Blumen- und Fruchtschalen«, wie Jäh sagt, sind diesmal so reich ausgestattet, daß man gar nicht weiß, wo man überhaupt zuerst hinlangen soll. Ich habe nur die Dinge so ge dacht, »daß ich es als Mißtrauensvotum anffasscn müßte, wenn Sie meine später folgenden Anträge ablehutcu«. (Heiterkeit.) Die erklärende Erklärung soll folgen; denn ich bin mir klar, daß dieses mein Amt zur Erhöhung meiner Lebensfreude nicht beiträgt. (Heiterkeit.) — Ich rede hier unverantwortlich (Hei terkeit) und stelle den Satz auf: Der Kompromiß regiert die Welt, auch wenn Herr vr. Giesccke behauptet, die Zeit der Kompromisse sei vorbei. (Heiterkeit.) Es ist gut, daß ich allein die Aufgabe habe, mich hier herauszufitzen; denn Sic wissen ja, daß, wenn mehrere so gescheite Leute wie ich darin »herummären» würden, der größte Blödsinn dabei herauskommen würde. (Große Heiterkeit.) Auch diese Ostermeßtagnng hat wieder die merkwürdigsten Erscheinungen gezeitigt. Das häufig bebrütete Knickei des Columbus ist von neuem in etwas muffigem Zu stande entdeckt worden, und niemand hat sich entschließen kön nen, sich Rührei daraus zu machen. (Große Heiterkeit.) Eine wertvolle mathematische Entdeckung ist gemacht worden, vor der die Wissenschaft staunend stehen wird. Die Quadratur des Kreises ist weit übcrtroffen worden: kein Geringerer als der Erste Vorsteher des Börsenvereins hat die Teilbarkeit des Punktes entdeckt. (Große Heiterkeit.) Oder sollte dem Origi- nalpapa des Börsenvereins diese Feststellung nur im »Früh- lingsgcfllhle« entschlüpft sein? (Erneute Heiterkeit.) Wieder haben die wilden Pferde im Buchhandel wacker nach hinten ausgcschlagcn und sich gegenseitig heftig die Schienbeine be schädigt. (Große Heiterkeit.) Wieder haben eine Reihe von Pagoden gesessen und mit dem Kopfe genickt und die Perücken geschüttelt, so wie wir das von alters her gewohnt sind. Aber ebenso massenhaft haben sich ehrliche Makler erboten, dem »Papa Börsenvcretn« aus seiner Patsche herauszuhelfen, mrd einem der ernstesten Makler wurde warnend der Zuruf zu teil: »Schatz, mach' Kasse; du bist zu schade fürs Geschäft!» (Heiterkeit.) Er hat aber nicht hören wollen. Die Lauensteincr Heilsarmee (Heiterkeit) hat von ihrer Burg aus einen Ausfall gemacht, der beinahe verhängnisvoll für die Außenhandels- Nebenstelle hätte werden können. (Heiterkeit.) Doch der Angriff wurde rechtzeitig zurückgeschlag-en. Es ist versucht worden, uns ein Experiment vorzuschlagen, und ein Experimentator hat mit uns einen Versuch machen wollen. (Große Heiterkeit. — Händeklatschen.) Zeichen und Wunder sind weiterhin geschehen, und es haben sich Böcke vor unseren Augen die Hörner abgestotzen. (Heiterkeit.) Löwen haben wie die Lämmer geredet. (Heiter keit.) Es ist beschlossen worden, daß der Führer der Gilde zum Ehrenmitglied,: des Vcrlegervereins gewählt werden soll (Hei terkeit) — wegen seiner großen Verdienste um die gewaltsame Durchführung des Schlüsselzahlsystems. Ebenso ist beschlossen worden, daß Herr I)r. Giesecke Ehrenmitglied der Gilde werden soll (Heiterkeit) wegen seines mannhaften Eintretens für den ersten Führer der Gilde und seines Herausholens dieses Man nes aus der größten Not. Das Tollste vom Tollen ist aber das gewesen, daß man zweien der Redner, und zwar der besten Redner des Börsenvereins und der Versammlung, die Stimm bänder hat operieren wollen. (Heiterkeit.) Ich hoffe, daß ich in meinem dunklen Drange den rechten Weg gefunden habe, der schließlich und endlich mich dahin füh ren soll, wo ich einzig hinzugclangcu die Absicht habe, näm lich zu Ihrem mehr oder weniger großen und gefüllten Porte monnaie. Ich hoffe, daß die schöne Einigkeit, in der ich Sie hier so vor mir versammeltffehe, nicht nur eine Tapete ist, die die Risse in der Mauer notdürftig verkleistert. Jetzt werden sich sogleich meine Hundertschaften unter der Führung von Vcr- bindungsoffiziercn mit gezückten Tellern auf Sic stürzen. (Hei terkeit.) Halten Sie diesem Angriff mutig stand! Liefern Sie ihnen eine Handvoll lappiger Tausender ans, und Sie werden in Ruhe gelassen; denn, meine Herren, ich brauche Geld, ich brauche sehr viel Geld. (Heiterkeit.) — Verzeihung, nicht ich, sondern Partei! Aber denken Sie nicht etwa: für den Steuer termin! Er braucht's für den Unterstützungsverein der Deut- schen Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen. Meine Her ren, Sie erlassen es mir, Ihnen diesen wohltätigen Zweck hier irgendwie noch warm ans Herz zu legen. Ich halte von Ihnen allen viel zu viel, als daß ich dazu überhaupt ein Wort zu reden brauchte. Ich hoffe, Sie werden mit mir einer Meinung sein und mir Stülpnagelschen Beifall zollen (Heiterkeit), wenn ich Ihnen sage, daß diese Sammelstelle für unterstützungs bedürftige Buchhändler heute noch lange nicht abbanreif ist. (Große Heiterkeit. — Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Ernste Töne schlug Herr Paul Nitschmann an, als er später mit folgenden Worten für die Rhein- und Ruhrspende eintrat: Meine Damen und Herren! Wieviel Stimmen heut« nach mittag für mich abgegeben worden sind, weiß ich nicht; aber das eine weiß ich, daß Sie heute abend um diese Stunde mir alle Ihre Stimme geben werden. Wo deutsche Männer und Frauen heute beieinander sind, wovon sprechen sie? Wohin richten sich ihre Blicke? Wohin nehmen alle Gedanken den Flug? Wofür arbeiten heute alle Hirne? Wofür schlagen alle
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