Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1923
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- 1923-05-05
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- 05.05.1923
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ldl- 104, 5. Mai 1S23. Redaktioneller Teil- Herzen höher, soweit deutsche Menschen die Erde bewohnen? Sie alle wissen die Antwort. Sie kennen das heilige Land, das heute trotz Schlesiens und Preußens Nöten, trotz der Bedräng nisse Schleswigs, der Rheinland« und des Saarlandes Deutsch lands eigentliche Herzkammer geworden ist: unser Land an der Ruhr. Dreieinhalb Monate sind verflossen seit jenem elften Ja nuar, an dem der Krieg an der Ruhr ausbrach. Er ist ein echtes Kind des Weltkrieges geworden: ein Erschöpfungskrieg, ein Krieg gegen die Weiber und Kinder, ein Krieg gegen Wahr heit, Moral und Recht. Doch was besagt denn das heute? Wer spricht heute von Moral, wo Tanks und Armeekorps gegen «in wehrloses Volk in Marsch gesetzt werden, um Schreibmaschinen und Druckplatten für Banknoten zu stehlen? Wer spricht heute von Wahrheit und Recht, wo das Weltgewissen schläft? Wer spricht, möchte ich beinahe freventlich fragen, von Gott, der bei den stärkeren Bataillonen ist, die wir nicht haben? Eines nur ist uns geblieben in diesen Tagen. Auf eines nur dürfen wir uns verlassen und auf eines nur bauen: aus die Freiheit unseres Willens — die einzige Freiheit, die uns Deutschen geblieben ist — und auf unfern Willen zur Frei heit, und daran hat cs bisher nicht gemangelt. Darin ist der ll. Januar kein Versager gewesen, kein »schwarzer Tag« in Deutschlands Geschichte; denn er hat uns zum ersten Male nach langen bangen Jahren wieder ein reifes Volk gezeigt, das trotzig und todesmutig zu seiner Freiheit sich bekennt. Ein Blick auf unser Westfalenvolk, und unsere Augen werden hell, unsere Herzen schlagen höher. Dies Volk hat Verstand. Das hat das Herz auf dem rechten Fleck. Das beugt nicht Nacken und Sinn. Das läßt Trotz und Treue nicht fahren. Das kann die Zeitenwende wohl abwarten. Man sehe auf diese West falen, auf diese Beamten, diese Treue der Beamten vom höchsten Rcgierungsbcrtreter bis zum kleinsten Eisenbahner! Man betrachte diese Besonnenheit der Arbeiter und Angestell ten, diesen Mut und diese Ausdauer der Frauen! Ich sprach jüngst aus einer Eiscnbahnfahrt eine Frau, die kam aus dem Ruhrgebiet, und sie sagte mir: »Nicht das ist echter Mannes mut, mit der guten Waffe in der Faust ins Feld zu ziehen und Mann gegen Mann zu kämpfen, aber waffenlos zu sein und bei vorgehaltenem Revolver tagtäglich trotzig mein!' zu sagen, und das tun unsere Männer und Brüder und Söhne Tag für Tag, und wir Frauen stehen ihnen nicht nach!«, und die Augen dieses Germanenweibes blitzten bei diesen Worten. Was aber tun wir, die wir noch im Frieden leben dürfen, die wir unserer Arbeit und unserem Verdienste nachgehen dür fen, — was tun wir für die große Sache? Mit Worten und mit der Schrift ist es da nicht getan. Worte verklingen, be druckt Papier vergeht; aber der Geist, der still und stark im Westen heranwächst, er ist das Bleibende in der Erscheinungen Flucht. Ihn gilt es zu stärken. Ihn aufrcchtzuhalten, ist unsere Arbeit und unsere heilige Aufgabe. Waffen zu schmieoen gilt es für unser Volk an Rhein und Ruhr, damit die Front hält. Nicht Waffen von Stahl! Die hat man uns zerschlagen und zerbrochen und geraubt, und in Jahrzehnten werden wir nicht in der Lage sein, sie mit Aussicht auf Erfolg wieder zu tragen. Aber die Waffen, die unsere Männer in dem feurigen Ruhrofen brauchen, um Deutschlands Schicksal zu läutern, sind heute anderer Art. Die Sorge gilt cs ihnen abzunehmen für das tägliche Leben, die Sorge um Weib und Kind, um Haus und Hof. Die Vertriebenen gilt es zu Hausen, die Hungernde» gilt es zu speisen, die Gequälten gilt es aufzurichten. Darum ergeht an alle deutschen Frauen und Männer täglich und stünd lich der Ruf: »Geld heraus für die Ruhr!« Es gilt für unser Volk, es gilt für unser Land, es gilt für unsere Freiheit. Glaube doch niemand, beruhigt sich auf das Faulbett legen zu dürfen, wenn er schon einmal — vielleicht nicht einmal nach Vermögen — die kleinen Scheine der Brieftasche gleich einem Almosen entnahm! Immer und immer wieder heißt es: »Die Herzen auf, die Hände aus!-- Armeen heißt cs aus dem Boden stamp fen, Kornfelder aus der flachen Hand wachsen lassen. Wir müs- sen es, und wir wollen es, und wir können es aller Zeiten Ungunst zum Trotze. Denn vielleicht ist es Schicksalswende, die wir heraufbeschwören helfen. Und wenn nun meine freund lichen Sammler herumgehen werden — vielleicht von jedem Tisch einer nach freier Wahl —, dann bitte ich Sie alle, bei Ihrer Gabe zu denken, sie sei für den eigenen Vater gegeben, für die eigene Mutter, für das eigene Weib und Kind, für das eigene Haus und den eigenen Hof, denen all das noch erspart geblieben ist, was jene an Rhein und Ruhr erdulden müssen. Und wenn Sie geben, denken Sie auch der Kran ken, denken Sie der vertriebenen Greise, denken Sie der kleinen Kinder, denken Sie der ungeborcnc» Frucht im Mutterleibe, die tausendfältig vernichtet wird, und Ihre Gabe wird zweifach und zehnfach groß sein! Und wenn Sie geben, dann lassen Sie in Ihre Gabe auch etwas hineinsließen von dem heiligen Haß, der jeden Deutschen erfüllt bei dem Gedan ken an den schnöden Feind, der Deutschlands Boden besudelt. (Bravo!) Dem Geist aber, in dem wir alle geben wollen für Rhein und Ruhr, lassen Sie uns Ausdruck geben, indem wir uns von den Plätzen erheben (geschieht) und gleich einem Schwure rufen: »Hoch unser Volk und unser Land an Rhein und Ruhr! Hoch unser Vater-, Mutter- und Kinderland! Deutschland hoch! — hoch! — hoch!« Nach den begeisternden Worten des Redners stimmten alle Festgenossen stehend unser Lied »Deutschland, Deutschland über alles- an. Wie schon mitgeteilt, hatte die Ruhrspende «in Ergebnis von über Ls/P Millionen Mark. Zwei hübsche Tafellieder, das eine von Herrn H. Pf., sorgten in üblicher Weise für die Erhöhung der Fcststimmung. Das zweite Lied »Alles verdreht!« war in kunstvoller Weise in zwei Kreisen auf der Rückseite einer Festnummer des Börsenblattes für den Deutschen Buchhandel abgedruckt, die der Festausschuß des Bör senvereins den Teilnehmern gewidmet hatte. Sie zeigte ganz das Gepräge unseres alten Börsenblattes und handelte in ihrem Leit artikel vom »Flauensteiner Geiste«, indem sie »Streiflichter vom Ufer des Redestroms« aus Lauenstein-Berichten wiedergab. Ein zweiter Artikel handelte von der großartigen Erfindung der »buch gewerblichen Universalmaschine Nonsentia«. Auch der übrige Inhalt der Festnummer bewies, daß der Humor im Buchhandel noch nicht erloschen ist. Die wieder reichlich gespendeten Kantatefestgaben sind schon im Bbl. Nr. 102 auf Seite 636, Spalte 2 bibliogra phisch genau aufgeführt worden. Hier sei noch all den freund lichen Spendern der herzlichste Dank aller Festgenossen für die hübschen Gaben ausgesprochen. Der Kantatekalender »Buchge- werblers Freud und Leid« (Spender: C. G. Naumann-Leipzig, Julius Hager-Leipzig, Pierer'sche Hofbuchdruckerei-Altenburg, Papierfabrik Zerkall bei Düren) wird in seiner hübschen Aus stattung mit den lustigen Bildern von Fritz Buchholz sehr gern in Benutzung genommen werden, ebenso wie der handliche Notiz block der Großbuchbinderei H. Sperling sich im täglichen Gebrauch bewähren wird. Allgemein an der Festtafel wurde auch der neue Katalog von Hanns von Walther, »Die Bücherei eines Deutschen« (Berlin IS23, Der Weiße Ritter Verlag), verteilt, gewidmet vom Inhaber des Verlags Herrn Ludwig Voggenreiter. Dieser wert volle Katalog, der bei der Wahl guter Bücher durch seinen ge schlossenen Bllchereiplan gute Dienste leisten wirb, will einer idealistischen Weltanschauung dienen, weshalb er auch »reifer Jugend besonders zugedacht ist«. »Ihrem selbständig urteilenden Geschmack jungentfalteter Persönlichkeit«, so sagt der Verfasser, »Führer zu sein im Urwald des Schrifttums zu lebendigen, reinen Quellen, ihr in teurer Zeit ideell und materiell Fehlkäufe zu ersparen und bei der Aufstellung eines Bllchereiplanes zu raten — dahin zielen Gedanke und Wunsch. Nirgends aber mehr als bei der Jugend gilt das Wort: Gegebener Impuls hat Ewig keitswert. Um dieser engeren Absicht willen zieht das Heft dank bar durchs Reich unter dem Geleit des .Weißen Ritters'«. Der neue Gedanke einer buch händlerischen Grund mark, wie er schon in den Verhandlungen der Hauptversamm lung des Börsenvereins erwähnt worden war, wurde den Teil nehmern durch ein Buchmarkheft von 5 wertbeständigen Gut scheinen zu je einer buchhändlerischen Grundmark ac> ooulos
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