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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1908
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- Deutsch
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5304 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 109, 12 Mai 1908 wenigstens wurde dieser Tag im -Offiziellen Adreßbuch des Deutschen Buchhandels» als Gründungstag angegeben, neuere Forschungen scheinen aber den 9. Mai 16b8 als den Tag der Er öffnung des Geschäfts festgestellt zu haben, denn dieser Tag wird in einer soeben versandten geschmackvoll ausgestatteten und reich und gut mit Porträts und Geschäftsansichten illustrierten Fest- schrift als der Jubiläumstag bezeichnet. An der Hand dieser in der Darstellung schlichten und keines wegs verherrlichenden Geschäfts- und Familienchronik wollen wir den Geschicken der Firma durch ein Vierteljahrtausend von Jahren folgen. Nur in großen Zügen kann eine beträchtliche Summe rast losen Schaffens, angestrengter Tätigkeit, echten Bürgersinns, gerechter Arbetterfreundlichkeit hier erzählt und angedeutet werden. Nach dem Tode des oben genannten Gründers (1670) übernahm sein Sohn Johann Jonathan Felsecker (16SS—1693) das Geschäft, dann kam die dritte Generation der Felsecker, vertreten durch Adam Jonathan (s- 1729), an die Reihe. Des letzteren Söhne (vierte Generation) teilten sich in der Weise in das Erbe, daß Karl die Buchhandlung übernahm, Paul Jonathan die Buchdruckerei und den damit verknüpften Verlag des 1670 begründeten -Deutschen Kriegskuriers-, der ersten in Nürnberg erscheinenden Zeitung. Paul Jonathan Felsecker starb ohne männliche Nachkommen, so daß dessen einzige Tochter Sibylla Margarete Alleinerbin wurde. Am 8. April 1804 verehelichte sich mit ihr Christoph Adam Sebald, der Sprosse einer seit Ende des 16. Jahrhunderts in Nürnberg ansässigen Familie, wodurch die fast ISO Jahre be stehende Buchdruckerei und Verlagshandlung unter dem Namen -Paul Jonathan Felseckers Erben- in den Besitz der Familie Sebald kam, in der sie nun auch schon über 100 Jahre blüht uud gedeiht. Unter der alten Firma führte der nunmehrige Eigentümer das erworbene Geschäft in unveränderter Weise bis zum Jahre 1832 fort, zu welcher Zeit der Zeitungsverlag des seit 1670 erschie nenen -Friedens- und Kricgskuriers«, genannt -Deutscher Kriegs kurier-, in andere Hände überging. Zehn Jahre später trat Christoph Adam Sebald die Leitung seinem einzigen Sohn Ulrich Ernst Sebald ab, um sich bald ganz von den Geschäften zurückzuziehen, hingegen seine noch frischen Kräfte als Magistratsrat und Offizier der damaligen Bürgerwehr dem Wähle der Vaterstadt zu weihen. Mit Ulrich Ernst Sebald, geboren am 31. August 1812, kam frischer Geist in die alten Verhältnisse, sagt die Festschrift. Durch mancherlei, für damalige Verhältnisse ungewöhnlich weite in seinen Jugend jahren unternommene Reisen hatte er sich einen umfassenden Gesichtskreis erworben, dazu seine technischen Kenntnisse in ver schiedenen Druckereien Deutschlands und Österreichs erweitert und gestärkt. Der rege persönliche Verkehr mit bedeutenden Männern der Industrie und des Geistes, wie Lothar von Faber, von Cramer- Klett, von Harleß, Löhe u. a., brachte ihm vielerlei Anregung und wirkte fördernd aus seine Pläne. Mit ganzer Kraft warf er sich auf die maschinellen und technischen Verbesserungen seines Be triebes, um dadurch einerseits dessen Leistungsfähigkeit zu erhöhen, anderseits das Geschäft nach vielen Richtungen hin zu vergrößern und zu erweitern. Die damals erst seit kurzer Zeit für die Zwecke der Industrie nutzbar gemachte Dampfmaschine verwendete er an Stelle des bisherigen Handbetriebes der Buchdruckpresse, wiewohl die Ausführung dieses Planes an dem Einspruch der Nachbarn beinahe zu scheitern drohte, die -in dem starken Ruß einen Hm- derungsgrund sowohl für gutes Atemholen, wie auch sonstiger Ge sundheit und Ersprießlichkeit- vermuten und argwöhnen zu müssen glaubten. Ulrich Ernst Sebald konnte für sich den Ruhm in Anspruch nehmen, in Nürnberg als erster in seiner Offizin Schnellpressen ver wendet zu haben, die der Maschinenfabrik von Helbig L Müller in Wien entstammten. Für den um die Ausdehnung seines Arbeitsfeldes sich rastlos mühenden Geschäftsherrn, der inzwischen seine Geschäfts räume durch Ankauf bedeutend vergrößert hatte, bedeutete es nicht nur eine hohe Auszeichnung, sondern einen erheblichen Fortschritt, als im Jahre 1854 der Druck und Verlag des neuen Gesangbuchs für die evangelisch-lutherische Kirche im rechtsrheinischen Bayern der Firma U. E. Sebald anvertraut wurde. Zwei Jahre später er wählten die evangelischen Gemeinden A. K. in Oberösterreich und Steiermark für ihr neu herauszugebendes Gesangbuch das baye rische als Grundlage, dessen Druck und Verlag ebenfalls der Firma Sebald übertragen wurde. Von nun ab war eS das Bestreben Sebalds, das junge Ver lagsgeschäft auszudehnen und zu erweitern, jedoch zunächst ledig lich auf positiv evangelischer Grundlage. Unter den ersten, die dem neuen Verleger ihre Hand zur Ausführung seiner Pläne boten, war Pfarrer Wilhelm Löhe, der Begründer von Neuen- dettelsau, der sein Werk: »Hausbedarf christlicher Gebete für Augsburger Konfessionsverwandte» in 3000 Exemplaren auslegte, die in Jahresfrist vergriffen waren. Unter den verschiedenen Werken hervorragender lutherischer Geistlicher, die dem Beispiel Löhes bald folgten, seien Buchruckers biblische Geschichte und kleiner Katechismus erwähnt, als Schulbücher, die heute in all seitigem Gebrauch stehen. Werke von größerer und kleinerer Be deutung machten das Verlagsgeschäft Ulrich Ernst Sebalds weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus bekannt, wofür auch der Umstand spricht, daß die evangelischen Gemeinden am Kap der guten Hoffnung und die evangelisch-lutherische St. Johannes kirche in Jefferson (Nordamerika) ihni den Druck und Verlag ihrer Gesangbücher und Agenden übertrugen. Als charakteristisch für die Beurteilung der geschäftlichen Tätigkeit Ulrich Ernst Sebalds verdient eine Stelle aus dem Brief eines weltberühmten Leipziger Hauses angesührt zu werden: «... Ich erfahre mit Interesse, daß Ihre Familie seit mehr denn 200 Jahren dem Buchdruck und Buchhandel obliegt, daß von Geschlecht zu Geschlecht derselbe Sinn, dieselbe Ge schicklichkeit das Geschäft geleitet hat und daß die Enkel mit rüstiger Kraft fortsetzten, was die Vorfahren begonnen haben. Wird man da nicht an den biblischen Vergleich erinnert von dem Bau auf gutem Grunde? Und wieviel wohltuender für unsere Empfindung und Betrachtung ist der dauernde Erfolg einer derartigen beharrlichen, segensreichen, bürgerlichen Tätig keit, verglichen mit den zuweilen blendenden, aber vorüber gehenden Erfolgen unserer jetzigen Spekulation!- . . . Einfach und schlicht, dabei rastlos tätig, hat Ulrich Ernst Sebald seine ganze Kraft dem stetig voranschreitenden Geschäft gewidmet, bis er am 30. Juli 1881 nach kurzem Leiden unerwartet aus dem Leben schied. Bereits 1878 war sein ältester Sohn Hanns Sebald als Teilhaber in die Firma eingetreten, an deren Spitze er mit dem Tode seines Vaters als Alleininhaber trat. Ulrich Ernst Sebald war also der eigentliche Förderer des Verlags, dessen Blüte aus dem jetzt herausgegebenen Jubiläums- Katalog, 1658—1908, ersichtlich ist. Der unter seinem Sohne Hanns immer schneller fortschreitenden Entwicklung der Buchdruckerei, sowohl was die maschinellen Einrichtungen als auch die für den Betrieb nötigen Räumlichkeiten betraf, hielt der an Ausdehnung mehr und mehr zunehmende Verlag in erfreulicher Weise stand. Außer den bereits erwähnten umfangreichen Verlagsgeschäften evangelisch-lutherischer Werke pädagogischen Inhalts war durch die im Jahre 1905 erfolgte Übernahme der altberühmten juristischen Zeitschrift -Seufferts Blätter für Rechtsanwendung ein neuer Weg zur Ausdehnung der Verlagsabteilung gewiesen: die Jurisprudenz. Entgegengebrachtes Vertrauen und persönliche Beziehungen zu hervorragenden Männern der Praxis wie der Wissenschaft ließen bald neue umfangreiche Werke entstehen. Am 1. Januar 1908 erfolgte die Übertragung des Verlags der -Mit teilungen des bayerischen Richtervereins« an die Firma und zu derselben Zeit wurde ihr als neuer Zweig eine Sortiments buchhandlung unter dem prägnanten Titel -Juristische Ver sandbuchhandlung Nürnberg- angegliedert. Den Einfluß, den Hanns Sebald auf die fortschreitende Ent wicklung der Firma durch seine Fachkenntnisse, seinen rastlosen Fleiß und seine Umsicht ausgeübt hat, faßt die Festschrift in folgende Worte zusammen: Alle technischen Neuerungen, alle ge rade in jene Jahre entfallenden, ungeahnten Entwicklungen und Neuerungen der Elektrizität und der Maschinenbaukunst, wie im graphischen Gewerbe überhaupt, hatte der nimmermüde Chef des Hauses in Beziehung zu seinem Unternehmen zu bringen ver standen und hiervon verwendet, was immer nützlich und förder lich für die technische Vervollkommnung zu sein schien. Ein gegen das Jahr 1904 auftretendes körperliches Leiden nötigte Hanns Sebald, sich mehr und mehr von der persönlichen Leitung der Geschäfte zurückzuziehen. Er starb am 6. Februar 1906. Herr Carl Sebald sen., dem seit 1882 Prokura erteilt war, hatte gerade in dieser Zeit Gelegenheit, seine rastlose Tätigkeit und seine umfassenden Kenntnisse dem Unternehmen zu widmen. Die
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