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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1875
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1875-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1875
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- Deutsch
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1288 Nichtamtlicher Theil. 84, 14. April. ehrenvolle Begrüßung mit den Worten, welche er vor 35 Jahren , bei der Jubelseier der Erfindung der Buchdruckerkunst in der Fest halle zu Leipzig vor Tausenden gesprochen hatte: „Die Bestimmung des Buchhandels ist nicht die Herrschaft, sondern der Dienst. Dienen soll er der Religion, dem Rechte, der Freiheit und der Wahrheit, dienen der Wissenschaft und jeder fruchtbringenden, erhaltenden und fordernden Thätigkcit des menschlichen Geistes." Er habe es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, diesem Dienste treu zu sein und werde ihm bis an sein Ende treu bleiben. Den Reigen der Begrüßungen beschloß der Vorstand der Saalbahn, für welche Frommann in hervorragender Weise gewirkt hat, und eine Deputation des Bürgcrvereins, zu dessen ältesten Mit gliedern er zählt. Aus der großen Zahl der übrigen Glückwünschenden, welche sich im Frommann'schen Hause an diesem Tage einfanden, sei nur Einiger gedacht, welche zu dem Jubilar in besonders naher Bezie hung stehen. Die Wahl ist schwer, denn von den Anwesenden sind so viele demselben eng verbunden. So gedenke ich nur Derjenigen, welche für die buchhändlcrischen Kreise besonderes Interesse haben; zunächst Wilhelm Hertz aus Berlin, einst Zögling Frommann's und seitdem sein treuer und bewährter Freund; er überreichte eine dem „Freunde und Meister" gewidmete kleine Festschrift, in welcher er seine Erinnerungen aus den im Frommann'schen Hause verlebten Lehrjahren in anmuthigster Weise zusammengesaßt hatte; Wilhelm Einhorn, der langjährige Kommissionär der Firma, der vor 2 Jah ren auch sein üOjähriges Jubiläum feierte; er überbrachte ein reich mit Silber beschlagenes Bierseidel mit silbernem Untersetzer; die Hrn. Wvlsgang und Walther von Goethe, die beiden Enkel des großen Dichters; wie Goethe häufig und gern im Frommann'schen Hause verkehrte, so haben die Enkel seit ihren Kinderjahren es ge- than und ununterbrochen in Beziehungen zu Frommann und seiner Familie gestanden. Es wären noch Viele zu nennen, namentlich aus den akademischen Kreisen Jenas, aber der Raum ist gemessen und ich habe noch von dem Festmahl zu berichten, zu dem die von aus wärts gekommenen Gratulanten und die anwesenden drei ältesten Jugendfreunde des Jubilars als Gäste geladen waren. Die Tasel war in einem Zimmer bereitet, dessen Wände von oben bis unten Bücher bedeckten: der beste Schmuck des Eßzimmers eines Buch händlerhauses. Die Büsten Jakob Grimm's und Ludwig Uhland's schauten ernst aus die fröhlichen Menschen herab, die sich nun um den im Frühlingsblumenschmuck prangenden Tisch gruppirten. Hr. Ge heime Staatsrath Seebeck brachte den ersten Trinkspruch aus. Ich kann mir nicht versagen, denselben im Wortlaut mitzutheilen, weil ich wünsche, derselbe möge aus dem Frommann'schen Hause in viele Buchhändler-Häuser und Herzen dringen. Er lautet: Verehrter, theurer Jubilar! Gestatte mir hier auf Dein Wohl zuerst das Glas zu erheben; denn, was mir dazu ein gutes Recht gibt, ist das brü derliche Du, das uns schon über das diamantene Jubiläum hinaus in Freundschait zusammenhält. Bon Kindheit an Dir verbunden, weiß ich. wie das Wort der Schrift: „Der Eltern Segen baut den Kindern das Haus" sich auch Dir erfüllt hat. Aber nie stillt Segen in müßige Hand, nur die wirksam thätige vermag ihn zu ergreifen und die hast Du bewährt treu und tapfer durch Dein ganzes Leben. In wenigen Wochen, um die Pfingsten, sind es voll 50 Jahre, daß ich bei Dir und Deinen Eltern hier zu Gast war. Da kam ich auch in Dein Geschäftshaus und, als ob es gestern gewesen, sehe ich Dich noch, wie Du da als junger Prinzipal in blauer Blouse den Bücherballen, der eben abgehen sollte, mit rüstig gewandter Hand selbst zu schnüren wußtest. Siehe, derselbe bist Du noch heute, nicht um noch Büchcrballen zu schnü ren, aber in der Gesinnung, welcher jede Arbeit, wie sie auch scheine, durch die Pflicht geweiht ist. Du weigerst Deinem Berufe keinen Dienst, gleichviel ob er klein oder groß sei; in jedem, wie Tag und Stunde ihn fordern, ist Dir der ganze Beruf voll gegenwärtig, und so kommt Dir leine Ausgabe, au die Du nicht bereit wärest auch immer Dich voll und ganz zu geben. Damit ist es Dir gelungen, Dich und Dein Haus auf sichren Grund zu stellen, in die Höhe zu richten, in immer würdigem Stande zu halten. Aber es ist noch ein Zweites und Drittes, worin ich den tragenden Grund und die nährende Wurzel Deines Gelingens sehe. Dieses Andere weiß ich nicht besser zu bezeichnen, als mit den Worten Goethe'S: „Laßt fahren hin das Allznflüchtige, Ihr sucht bei ihm vergeblich Roth; Verewigt sich in schöner That. Und so gewinnt sich das Lebendige Durch Folg' aus Folge neue Kraft; Denn die Gesinnung die beständige, Sie macht den Menschen dauerhaft." So in Ehrfurcht vor alt begründetem Rechte hast Du Dich beständig erwiesen, wie auch je die Meinungen des Tages lärmend um und Wider Dich klingen mochten. Und das Dritte, aber nicht an Bedeutung Letzte, sondern Dir selbst das Erste, worin Alles beruht, was wir heute mit Dir preisen, wie könnte ich cs treffender bezeichnen, als mit den Worten des Psalmiften: „Wohl dem, der den Herrn fürchtet und auf seinen Wegen geht. Du wirst dich nähren deiner Hände Arbeit; wohl dir, du hast es gut. Dein Weib wird sein, wie ein fruchtbarer Weinstock um dein Haus herum; deine Kinder, wie die Oelzweige um deinen Tisch her. Siehe, also wird gesegnet der Monn, der den Herrn fürchtet." Deinen in jeder Weise zum nur immer reicheren Wohlergehen, uns Allen, die wir Dich lieben und verehren, zur herzlichen Mitsrende und zur wirkenden Mahnung, auch weiter zu sein. Jeder an seiner Stelle, in dem Streben nach den echten Zielen. Mit diesem Wunsche ergreife ich das GlaS und bitte, rufen Sie alle mit mir unsrem verehrten, theuren Jubilar ein dankbar feierndes Hoch! Die übrigen Trinksprüche habe ich nicht gezählt, ebensowenig die während des Mittagsmahls eintreffenden telegraphischen Grüße ans allen Theilen Deutschlands und die Briese von Freunden, Col lege», Gelehrten, Buchhandlungsgehilfenvereinen ic., welche vom Morgen bis zum Abend einliesen. Allgemeines Interesse erregte die von Hrn. Hertz bei Tische gegebene humoristische Schilderung einer von seinem Lehrherrn mit ihm unternommenen Fußwanderung nach Leipzig zur Ostermesse; sie wurde mir Veranlassung, nach aufge hobener Tasel sofort das von dem Jubilar im Jahre 1843 verfaßte „Taschenbuch für angehende Fußreisende" von der Verlagshandlung mir ohne Bestellzettel ausliefern zu lassen. Das Fest war zu Ende! Der neu creirte 78 jährige Doctor der Weltweisheit hatte sich durch alle an diesem Tage ihm entgcgen- gcbrachten Ehren in der ihm eigenen einfachen und biedern Art, sich zu geben, nicht stören lassen, sondern blieb der „alte Frommann", wie wir ihn nun schon so lange kennen und lieben. Am andern Tage stand er in früher Morgenstunde mitten unter seinen Setzern in der Druckerei, als wenn am Tage vorher nichts vorgefallen wäre. Mit dem Morgenzuge verließen wir Jena und das schöne Saalthal, über dem die warme Frühlingssonne schien und die Nebel, welche den Scheidenden die Berge verhüllen wollten, zu Boden drückte. Bald war Großheringen erreicht, noch ein Abschicdsgruß und die Fest genossen von gestern eilten gen Osten und Westen der Heimath ent gegen. H. Böhlau. Miscellen. Zur Jubelfeier des Börsenvereins. — Ueber die speciellen Anordnungen snr das Jubiläum des Börsenvereins kön nen wir berichten, daß die Feier in der Buchhändler-Börse durch eine vom Leipziger Thomaner-Chor vorzutragende Motette einge- lcitct werden soll, woraus die Festrede des Vorstehers des Börscn- vereins solgt. Den Schluß des festlichen Actes bildet der von der ! Versammlung zu singende Choral „Nun danket alle Gott" mit Po saunenbegleitung. Hieran reihen sich dann die geschäftlichen Ver- i Handlungen der Hauptversammlung. Der Saal der Buchhändler-
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