Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1895
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- 18.05.1895
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- Deutsch
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115. 18. Mm 1895. Nichtamtlicher Teil. 2785 Die Littcraturkuude muß sich manchen anderen Eigenschaften, und vor allem derjenigen des Fleißes beigesellen, wenn das Werk gelingen soll. Eine ganze Reihe von an sich richtigen Schlußfolgerungen knüpft Herr Brandner sodann an den Vordersatz: »Wenn Sic das Bewußtsein Ihrer großen Schulbildung bereits sättigt....« Ja, das leidige »wenn«! Wenn nun diese Voraussetzung nicht richtig ist. wo bleibt dann der Beweis? Wenn für mich keineswegs Ursache vorhanden wäre, mich über einen allzu großen Ballast von Schulkenntnissen zu be klagen — wenn ich das geringe Maß meiner Kenntnisse und die darauf gegründete Lebensstellung weniger der Schule, mehr dein uns allen gegebenen Triebe nach Weiterbildung zu verdanken hätte — was dann? Wäre ich dann in ge wissem Sinne auch so ein kleiner ssit-macks man? Und würde es dann wohl für tllll- gelten, mich meuchlings als einen dünkelhaften Selbstzufriedenen, als einen für materiellen wie geistigen Fortschritt des Einzelnen und der Gesamtheit gleich unempfänglichen Hyper-Diogenes hinzustellen? Auch der dem Verhältnis der Magd zur milchenden Kuh entnommene Vergleich paßt, so hübsch er an sich ist, nicht recht auf das, was ich über die schamlose Konkurrenz selbständig gewordener entlaufener Kolporteure angedeutet habe. Es ist eine nicht wegzuleugnende Thatsache, daß einerseits dem Verleger der Kolportage-Vertrieb vielfach ver bittert wird durch das immer maßlosere, immer unver schämtere Auftreten vieler in Leipzig »vertretenen« Kolpor teure, und daß andererseits dem Sortimenter dieser Geschäfts zweig erschwert ist durch die fortwährend drohende Gefahr, demnächst die Etablissements-Anzeige dieses oder jenes von ihm eingeschulten Kolporteurs im Börsenblatte zu lesen. Hier haben wir eine illoyale Konkurrenz, deren energische Be kämpfung dem Buchhandel Ehre machen, manchem Sorti menter wieder Lust und Liebe zum Vertriebe guter Volks- littcratur geben und den Verleger der Notwendigkeit ent heben würde, eine zeitraubende Korrespondenz mit teilweise unglaublich niedrig stehenden Schwatz-Virtuosen zu führen. Das etwa habe ich sagen wollen. Möchten wir uns doch, getreu dem Satze »Selbsterkenntnis ist der Anfang der Besserung«, dazu entschließen, offenkundige Mißstände ins Auge zu fassen und auf radikale Mittel zur Abhilfe zu sinnen. Auf garnicht gegebenen Prämissen ungeheuerliche Schlußfolgerungen und spaßhafte Vergleiche aufzubauen, ist ein ergötzlicher Zeit vertreib, den wir Geschäftsleute besser den gutsituierten Rentiers überlassen. Es kann von jedem Einsichtigen nur bedauert werden, daß Kolportage und »Reisebuchhandcl« sich heute zum Teil in einer Form präsentieren, die sie in weiten Kreisen sehr, sehr- unsympathisch machen; noch bitterer ist es, wenn selbst Buch händler zugeben müssen, daß diese beiden sntants tsrriblss neben erfreulichen Resultaten eine Fülle von höchst wider wärtigen Hervorbringen. Sollen Kolportage und Reisebuch handel dieser mißratenen Früchte wegen nicht höchst unange nehm bedrückt und in ihrer Wirksamkeit innerhalb der ihnen zustehenden Grenzen empfindlich gehindert werden, so werden wir gut thun, darnach zu streben, sie wieder in die Bot mäßigkeit unseres alten, soliden deutschen Buchhandels zu bringen. Dieser wird den Regierungen hoffentlich noch genügende Garantie dafür bieten, daß durch Kolporteure und Reisende nur anständige Ware in anständiger Weise vertrieben wird. Das Schlechte werden wir freilich nie ganz aus der Welt wegräumen; aber es bleibt unsere Pflicht, unser Mög liches dazu zu thun. Jede Firma muß mit ihrem Ansehen und guten Ruf an Ort und Stelle dafür bürgen, daß ihre Kolporteure und Reisenden innerhalb der durch Redlichkeit und geschäftlichen Anstand gezogenen Schranken bleiben. Damit wird eine Aufsicht geübt, die auch dem einsichtigen Staatsmann wertvoller sein wird, als diejenige der Polizei- Organe. Wiegen wir uns doch nicht in den trügerischen Traum, daß den Regierungen oder den Volksvertretern die nicht immer besonders geschmackvolle Agitation der Kolporteure imponieren werde! Ein Berufszweig, der von deutschen Politikern gewürdigt werden soll, muß andere Legitimationen vorzeigen können, als nur diejenige des klingenden Erfolges. Der Bundesrat wird deswegen wahrscheinlich kein Jota an seinen Entschließungen ändern; Geöildete aller Stände haben eine bis zum Widerwillen gesteigerte Abneigung gegen den entarteten Kolportage- und Reisebuchhandel oft genug kund gegeben. Auch das Volk wird keinen Aufstand ob dieser An gelegenheit veranstalten, und wenn hundert Grosso- und Piccolo-Kolportagebuchhandlungen zu Grunde gehen sollten, was übrigens vorerst kaum zu befürchten ist. Neue Gesichtspunkte hat Herr Brandner — mit einer Ausnahme — bei mir nicht gefunden. Ich schäme mich dessen nicht, denn ich meine, der deutsche Buchhandel darf stolz sein auf die bewährten alten Einrichtungen des alten Perthes und anderer; er hat nicht nötig, sie haltlosen neuen Gesichtspunkten zuliebe aufzuopfern. Ja, ich selbst kann nicht einmal jene eine mir von Herrn Brandner bewilligte Ausnahme gelten lassen; denn der gesetzliche Schutz des Buch handels gegen unberufene Pfuscher ist schon wiederholl — zuletzt im Börsenblatte bei Gelegenheit des famosen Kürschner- Zeitungsbuchhandels — sehr deutlich gewünscht worden. Ich bitte auch, das herrliche Vorwort des alten Herrn Klasing zu dem vor einigen Jahren erschienenen Verlags-Kataloge der Firma Velhagen L Klasing bei dieser Gelegenheit beachten zu wollen. Es zeigt an einigen Stellen sehr klar, wie skeptisch dieser in seinem Berufe ergraute Herr über manche unserer gegenwärtigen buchhändlerischen Verhältnisse urteilt. Wenn ich auch mit meinen Darlegungen garnichts Neues gesagt habe, so wäre doch meines Erachtens die einmal an geregte Diskussion fruchtreicher gewesen, wenn Herr Brandner die »alten« Gesichtspunkte in ruhiger, sachlicher Weise abge fertigt hätte. Wir würden dann Grund gehabt haben, die bisherigen Fundamente unseres Geschäftsbetriebes zu verlassen, uns unserer Petrefakten-Sammlung zu freuen und ins ganze Deutsche Reich unsere Kämpfer für den alsdann unvermeid lichen tosenden Kampf tausender und abertausender von Zungen zu entsenden. Wie lange würde wohl der gute deutsche Michel diesen Lärm aushalten? Vorerst dürfte aber die zuverlässige Beantwortung folgen der Fragen für viele Fachgenossen von hohem Werte sein: 1. Ist das Vorhandensein eines lebensfähigen Sortiments buchhandels in der heute gegebenen Form für den Verlagsbuchhandel, für die Litteratur, für das Publi kum von Interesse? 2. Ist es anzunehmen, daß sich der heutige deutsche Sor timentsbuchhandel für eine längere Dauer kräftig er halten wird, wenn er nach und nach auf den Absatz wissenschaftlicher und schwerer verkäuflicher Litteratur beschränkt wird? 3. Wenn nicht, so dürfte es wohl ratsam erscheinen, da für zu sorgen, daß dem entsprechend vorgebildeten Buchhändler auch die Kolportage und das Schulbücher-, Gebetbücher- rc. Geschäft als notwendige Stützen er- erhalten bleiben. 4. Ist es durch die unter den früheren Verhältnissen ge machten Erfahrungen bewiesen, daß der Kolportage- und Reise-Buchhandel auch dann seine Aufgabe er füllt, oder etwa besser erfüllt, wenn er als ein wesent licher Teil des Sortimentsbuchhandels, nicht aber als selbständiger Faktor auftritt? 5. Welche Anhaltspunkte haben wir, um beurteilen zu
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