Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1895
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1895
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18950507
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189505070
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18950507
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-07
- Monat1895-05
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Suade, mit der sie erbarmungslos vertrieben wird, den Ab satz aller anderen Litteratur. Die Kaufkraft und Kauflust auch der Gebildeten und Höhergestellten ist durchaus keine unbegrenzte. Man kann, in der Praxis des Sortimenters stehend, oft genug die Erfahrung machen, daß der Verkauf von Büchern an den Pfarrer, den Arzt, den Lehrer, den Juristen u. s. w. von seiten dieser abgelehnt wird, weil sie durch Subskription auf ein Konversationslexikon oder ein ähn liches encqklopädisches Werk weder Geld noch Platz übrig be halten haben für andere Bücher. Also wird der Absatz aller anderen Bücher, belletristischer wie wissenschaftlicher, geschädigt durch die auf dem Wege der Kolportage rc. vertriebenen Werke. Deshalb wird von der Kolportage nicht nur der Sortiments buchhandel betroffen; sondern auch der gesamte Verlagshandel, der nicht für Kolportagezwccke produziert, wird dabei in Mitleidenschaft gezogen. Das sollten die betreffenden Herren Verleger bedenken und irgendwie Stellung nehmen zu der von einschneidendster Bedeutung gewordenen Frage der Kolportage. Der Kreis Norden ist jetzt viel angegriffen. Glaubt man z. B. den Aeußerungen der Kolportage-Presse, so sind wir tiefschwarze Finsterlinge, »viel schwärzer als das Mohrenkind«, wie der unvergleichliche Struwwelpeter sagt. Glücklicherweise sind wir nicht furchtsam, sondern trösten uns mit dem Spruch: Viel Feind, viel Ehr! Weil aber allgemach eine Legenden- Bildung beginnt, die uns viel Schlechtes und wenig Gutes nachsagt, so möchte ich die Gelegenheit benutzen, um einmal festzustellen, was wir gethan haben: Wir haben Weihnachten 1893 vermittelst eines Rund schreibens Verwahrung eingelegt gegen die anmaßende und maßlose Agitation zu gunsten der Kolportage, die den Dank des gesamten Buchhandels begehrte für die Vertretung seiner Interessen. Dagegen haben wir uns verwahrt und ausgeführt, daß die Interessen des seßhaften und des fliegenden Geschäftsbetriebes meistens entgegengesetzte und nicht identische sind. Darauf wurden wir sogleich als subalterne Geister an gegriffen, verspottet und verhöhnt, wehrten uns jedoch unsrer Haut und mögen dabei manchen wund und wehe gemacht haben. Als dann im Februar 1894 der Verbandsvorstand eine Versammlung von Vertrauensmännern einbericf, mußten wir mit positiven Vorschlägen hervortreten. Diese fanden als brauchbares Material für die Gesetzgebung nach eingehender Beratung die ungeteilte Zustimmung der Versammlung. Demnächst fand eine weitere Besprechung darüber im Mai in Berlin statt, die das Ergebnis hatte, daß wir beauf tragt wurden, die Februarbeschlüsse dem Börsenvereins vorstand einzureichen. Das ist mit einem begleitenden und begründenden Anschreiben geschehen; der Börsenvereins vorstand lehnte jedoch nach einigen Monaten die Jnbetracht- nahme der Beschlüsse ab, so daß uns nichts weiter übrig blieb, wenn nicht alle Arbeit vergeblich sein sollte, als sie dem Reichstag mit der Bitte um thunlichste Berücksich tigung direkt einzureichen. Soweit bisher unser Thun. Es bleibt übrig, kurz zu erwähnen, was jene von uns vorgeschlagenen Februarbeschlüsse enthielten. In unserm Anschreiben an den Börsenvereins vorstand heißt es gleich auf der ersten Seite: »Die von den Vertrauensmännern im Februar gefaßten Beschlüsse sind von dem Gedanken ausgcgangen, daß die Kolportage ein berechtigter Faktor im buchhändlerischen Er werbsleben ist; kein Wort, kein Vorschlag in den Beschlüssen kann als grundsätzliche Gegnerschaft gegen die Kolportage als solche ausgelegt werden. Dagegen tritt thatsüchlich das Bestreben darin hervor, einerseits unbestreitbar vorhandene Schäden der Kolportage zu beseitigen, anderseits die örtliche Kolportage vor der Konkurrenz großer und größter Städte etivas zu schützen.« Der erste Punkt befaßt sich mit dem sogenannten Kol portage-Roman, der möglichst ganz beseitigt werden soll. weil er geistig unmündige Menschen moralisch und materiell schwer schädigt. Ausdrücklich ist dabei hervorgehoben, daß die Kolportage sonst ganz unbeschränkt bleiben muß in dem, was sie vertreibt. Wer könnte denn diesem Punkte nicht beistimmen, wer wünschte denn nicht die Beseitigung des Schauerromans? Ob das von uns vorgeschlagene Abhilfemittel das richtige ist, kann dabei außer Frage bleiben. Die Kolportage behauptet ja selbst, daß nur noch 5 Prozent ihres Umsatzes in Schauer romanen gemacht und daß diese Zahl sich stetig verringern würde. Also fort mit diesen schwindsüchtigen 5 Prozent, so schnell als möglich. Der zweite Punkt ist der wichtigste. Er fordert Korrektiv mittel gegen die durch Verschweigung wahrer und Vorspiege lung falscher Thatsachen geschlossenen Subskriptionen, Korrektiv mittel gegen den Sieg der bei schwachen und höflichen Menschen unbesiegbaren Suade«. Das ist der ernsteste Punkt; denn er berührt die Erwerbs-Verhältnisse des Sortimentes. Es ist nicht zutreffend, wenn Herr bl. behauptet, der Sortimenter kaufe gern zur Hälfte des Ladenpreises, und der Private zu zwei Drittel, vom subskribierten Konversationslexikon; sondern der in Not geratene Subskribent — und das sind alljährlich viele Tausende, wie die Klagen und Pfändungen beweisen — geht zum Antiquar und bekommt von diesem 1 ^ bis höchstens 2 50 H für den Band, und der Antiquar bietet dann die Exemplare zur Hälfte des Ladenpreises oder auch noch billiger aus. Hier handelt es sich um eine Lebensfrage für das Sor timent, denn mit und durch deu unglücklichen Subskribenten wird auch der Sortimenter ein Opfer der unbesiegbaren Suade. Will Herr bl. etwa behaupten, daß, wenn in diesem Punkte gründlich Wandel geschaffen würde, das Sortiment seine Ab satzfähigkeit nicht bedeutend steigern würde? Trotz des angeb lichen Kopfschüttelns der betreffenden Verleger bleibe ich dabei, daß das Sortiment sich die Hälfte jenes Umsatzes von 21 Millionen in Konservations-Lexicis erarbeiten würde — von selbst zu fallen, wie Herr bl. schreibt, thut dein Sortiment so leicht nichts —, wenn es gar keinen Reisebuch handel gäbe; wird aber nur der bei dem Neisegeschäft noto risch mit unterlaufende Schwindel beseitigt, so wird schon dadurch die Absatzfühigkeit des Sortimentes in solchen Artikeln bedeutend gesteigert werden. Jedoch haben Behauptungen gegen Behauptungen keinen Zweck; großen Zweck Hütte es aber, wenn der grobe und feine Schwindel zunächst völlig beseitigt werden könnte. Dann würde sich die Leistungs fähigkeit des Sortimentes schon erweisen. Der dritte Punkt betrifft die Besteuerung jener Herren Reisenden, deren Arbeitsfeld das ganze Deutsche Reich ist, die dabei Bahn II. Klasse und Hotel I. Klasse benutzen und sich zu Besitzern mehrerer Häuser in großen Städten durch ihre Suade machen. Berücksichtigt man, wie viele Steuern der seßhafte Buchhandel, abgesehen von den Geschäftsspesen, auf bringen muß, so ist diese Forderung nur eine billige. Diese Steuer in Form von Geiverbescheinen kann das Rcisegcschüft ganz gewiß leicht tragen. Uebrigens ist uns bei diesem Punkte ein Bundesgenosse entstanden in acht Münchener Kol portagehändlern, die in der Deutschen Colportage-Zeitung vom 21. April d. I. (Nr. 8) ganz direkt die Einführung des Wandergewerbescheines im Interesse ihres Standes und Ge schäftes fordern. Das also sind unsere Wünsche und Thaten in Bezug auf die Kolportage. Wir haben also weder den ganzen Buch handel, noch die Kolportage an das schwarze Centrum oder gar an einen noch schwärzer» und dunklern Fleck verraten; sondern wir haben nur zu einer aufgeworfenen Frage, von höchster Bedeutung für uns, auf Grund unserer Erfahrungen und Älttnsche Stellung genommen und diese Stellung in den wechselnden Phasen des Kampfes gegen alle Anfeindungen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder