Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1895
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 02.05.1895
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18950502
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189505020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18950502
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-02
- Monat1895-05
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
101, 2. Mm 1895. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 2383 habe ein solcher kleine Beamte n. s. iv., der doch nichts mit einem Konversations-Lexikon anzufangcn wüßte, sein Geld geradezu zum Fenster hinausgeworfen. Weshalb kaufen die Sortimenter denn so gern jedes antiquarisch angebotene Kon versations-Lexikon in neuer Auflage zum halben Ladenpreis an? Sollte ihnen ferner so ganz unbekannt sein, daß Private, wenn ein solches Exemplar in den öffentlichen Blattern aus geboten wird, dem Besitzer mit Vergnügen zwei Drittel des Ladenpreises dafür bieten? Ein wertvolles Werk behält eben seinen Wert, kann ihn nicht plötzlich verlieren. Das Mitleid mit den angeblich in bittere Not versetzten Opffrn von Be stellern ist am falschen Platze. Schlimmstenfalls bekomme» diese bei sofortigem Verkauf eine Summe von 80 bis 110 ^ in die Hände, die sie unter, anderen Umständen nie zurück gelegt haben würden. Die Kolportage berührt sich, wie erwähnt, mit dem Sor timent nur in seinen Außenlinien, bei den gelesensten Zeit schriften, Volksbüchern, Traumbüchern, Kochbüchern, Brief stellern re. Thut sie dem Sortiment wirklich für fünf bis acht Prozent Abbruch, so zahlt sie auch diesen größtenteils durch die Nachbestellungen zurück, die von auf Ncisewcg eingebürger ten, in hoher Zahl vertriebenen Werken auf das Sortiment hindurchsickern. Wie viele Käufer von »Bitz, Neues Heilver fahren«, Predigtbttchern, Prachtbibeln hat der Sortimenter lediglich der Kolportage zu danken, die diese Werke in der Oeffentlichkeit durchgedrückt hat?! Sonach darf sich der Sortimenter nicht wundern, wenn man in den Reihen des Reisebuchhandels die feindselige Stimmung des erstcrcn, die zum Teil unbegründeten Vorwürfe über Ausschreitungen weniger als Ausfluß innerer Uebcrzeugung, als des Verdrusses und vielleicht erklärlichen Neides betrachtet. Das eigentliche »Zons zur Anfeindung der Kolportage wird diese darum lediglich in einer Art von Mißgunst, in der Unzufriedenheit, ja Verbitterung der Sortimenter über ihre eigene Lage suchen. Sie sind mißvergnügt, wenn sie ihre eigenen Erfolge trotz unermüdlicher Thätigkcit und des Ans wundes eines verhältnismäßig starken Betriebskapitals als kärgliche betrachten müssen, während sie sehe», wie ein Reise- buchhändlcr, ohne Vorbildung, ohne eigentliches Betriebskapital, bei verhältnismäßig wenig Arbeitsstunden häufig das Mehr fache ihrer eigenen Einkünfte bezieht. Eine bittere Wurzel steigt in ihrem Herzen auf, wenn sie die so unabhängige Stellung dieser Leute, ja der übrigen Stände schlechthin, mit ihrer eigenen vergleichen. Wie viele Sortimenter dürfen es z. B. wagen, sich an der offenen Landtagswahl oder gar an einem Partei-Aufruf in Mahlzeiten zu beteiligen? Wir könnten zu diesem Kapitel bedauerliche Wahrnehmungen verzeichnen. Mögen die Sortimenter sich endlich auch einmal zu Re formen aufraffen, die die Zeit von jedem Berufe fordert. Mit den vom alten Perthes vor hundert Jahren erfundenen Ansichtssendungen, mit Lesezirkel und Leihbibliothek allein kommt man heute nicht mehr durch. Diese lege man all mählich zu den Petrefakten. Was hindert die Sortimenter, selbst Kolporteure in ihren Dienst zu nehmen und dadurch ihr Einkommen zu verdoppeln? Wäre dies nicht zugleich die beste Gelegenheit, bessere Elemente diesem Zweige zuzuführcn unter Hebung seines ganzens Ansehens? Es erfordert nicht einmal besonderen Betriebsfond. Viel sparen könnten die Kollegen auch z. B. an den teuren Ladenmieten mit den eleganten Schaufenstern in den größeren Städten, wodurch große Summen vergeudet werden. Vergegenwärtigt man sich, wie auch aus der elegantesten sorgfältigsten Auslage verhältnismäßig nur selten ein Buch verkauft wird, so involviert cs eine widersinnige Verschwendung, wenn Firmen mit 40 bis 50 Mille Umsatz 3000 bis 4000 mitunter auf Ladcnmiete verwenden. Solche Läden überlasse man Modcwarenhandlungen und Restaurationen. Für eine Buchhandlung genügt ein vorne kleiner Raum mit dem aller- bescheidensten Schaufenster, wenn sich nur noch Nebenzimmer mit den entsprechenden Vorräten daran reihen. Gerade Handlungen von dem größten Umfange sahen wir in Basel, Erfurt, Stettin, Dresden in solch/anspruchslosen billigen Ge- schäftslokalen. Derartige Reformen sind für unser Sortiment zeitgemäß. Sie bringen ihm sorgenfreiere Existenz, die innerliche Be friedigung zurück, heben das Selbstgefühl des ganzen Standes. Wir werden alsdann wieder zufriedene schaffensfreudige Männer in unseren Reihen sehen, die nicht solchen Phantomen nach zujagen brauchen, als bedürfe es lediglich der Unterdrückung der Kolportage, um zu besseren Zuständen zu gelangen. N. Sprechsaal. Zur Jnseratenjagd. Herr A. BlaLek jun. in Frankfurt a/M. versandte vor einiger Zeit ein Rundschreiben, mit dem er die Verleger auffordert, in seine» «Litterarischen Mitteilungen» zu inserieren. Er führt bei dieser Gelegenheit 123 Städte auf, nach denen-größere Partieen der Litterarischen Mitteilungen, von den bedeutendsten Sortimcnts- firmen bezogen, gehen«. Unter diesen Städten ist Göttingen ver zeichnet; auf unsere Anfrage erklärten jedoch sämtliche hiesige Sortimenter, daß sie die Mitteilungen nicht erhielten. Am 2. und am 15. März, also zweimal vorsichtshalber, haben mir Herrn BlaLek um Aufklärung gebeten, jedoch keine Antwort erhalten. Die Folgerungen hieraus kann jeder Leser des Börsenblattes selber ziehen. Güttingen. Vandenhoeck L Ruprecht. Nachschrift. Herr BlaLek jun. hat mir, nachdem ihm Vor stehendes von der Redaktion des Börsenblattes mitgeteilt war, ge schrieben, daß, als das Verzeichnis gedruckt worden sei, thatsächlich 50 Exemplare der «Mitteilungen» nach Göttingen gegangen seien. Ich sehe darin keinen Grund, den Angriff zurückzunchmen, zumal Herr BlaLek mir auf mein Ansuchen den Namen seines Göttinger Abnehmers nicht genannt hat. Göttingen. Or. W. Ruprecht. Erwiderung. Es ist naturgemäß, daß die Orte der Verbreitung eines Blattes, welches vierteljährlich abgegeben wird, oftmals wechseln. Daher ist es auch erklärlich, daß zur Zeit der Nachfrage der Firma Vandenhoeck L Ruprecht in Göttingen daselbst die -Litterarischen Mitteilungen» nicht vertreten waren, während bei Drucklegung des betreffenden Verzeichnisses dort 50 Exemplare verbreitet wurden und die gleiche Anzahl vom I. April an abermals von einer dor tigen Firma bezogen wird. Sollte der Angriff der Firma Vandenhoeck <L Ruprecht mit meiner Weigerung, ein Bild aus der in ihrem Verlage erschienenen Broeckerschcn Kunstgeschichte in den »Litterarischen Mittcilungcn» zum Abdruck zu bringen, in Zusammenhang stehen?! Frankfurt a Main. A. BlaLek jun. Ansprüche des Publikums an Verleger. Für buchhändlcrische Leser dürste es von Interesse sein, aus nachfolgend abgedrucktem Briefe zu entnehmen, welche Vorstellung man in gewissen Kreisen des Publikums von den Rabaltvcrhält- nisscn und überhaupt von der Ordnung des Buchhandels hat und was man bisweilen glaubt sich dem Buchhändler gegenüber er lauben zu dürfen. Hierzu sei bemerkt, daß das verlangte Lehrbuch 2./6 50°) kostet, dessen (natürlich frankierte) Zusendung für 1.F50-) von den Verlegern erwartet wurde. Selbstverständlich wurde dein Herrn sein Geld zurückgcschickt. Leipzig, 25. April 1895. Renger'sche Buchhandlung (Gebhardt L Wilisch). 325*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder