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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1911
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- 1911-04-04
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1911
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4208 BSrs-nbt-ttt I. d. Dtlch», vuchh-nd-r. Nichtamtlicher Teil. 78, 4. April 1911. zuschöpfen, sondern um auch andere zum Studium anzuregen. Namentlich Berliner Buchhändler sollten nicht versäumen, Be kanntschaft mit diesem Buche zu machen; sie werden mir für diese Anregung dankbar sein. Auch dem Verleger, Adolf Wehrend und dem Drucker, Otto von Holten, sei für die treffliche Ausstattung, namentlich auch für den klaren Druck der Faksimiles, warme Anerkennung ausgesprochen. Nu8ik und ^1u8iker in äer Karikatur unci 8atir6. Lius äsr Nusik LU8 äsm Aerrspiegsl von Ur. I^arl Ltoreir. Llit 502 Hxt- »kbiläunxsn, vielen Uotsnbsisxislsv, 39 Lnnstboilagsn nnä 10 Uotsvstüolrou. Ornvk nuä Vorlag von dorliarck ötalling, Oläovbnrg i. ürossborrogtuin. 4". 448 Lsiton nnck 48 Loiton Uotondoilagov. Uroie ged. ^ 20.—-. Historische Soziologie, klare Einsicht in den Verlauf der stufenweisen Entfaltung des vergesellschafteten menschlichen Seelenlebens ist der Kern aller Geifteswissenschaft. Diesem Ziele strebt vor allem die moderne Geschichtswissenschaft zu. Gegenüber der referierenden Darstellung, wie sie früher nicht nur in der Geschichte, sondern auch in der Literatur-, Kunst- und Musikgeschichte fast ausschließlich angewandt wurde, be faßt sich die pragmatische Geschichtsschreibung mit der Erforschung und Darlegung des ursächlichen Zusammen hanges der Ereignisse, der psychologischen Erfassung der Kulturdokumente, wie sie in Religion, Dichtung, Bildender Kunst, Musik und Philosophie ihren Niederschlag finden, mit der Wirkung der Verhältnisse auf die maßgebenden Per sönlichkeiten und der Rückwirkung dieser aus die Verhältnisse. Man geht jetzt noch weiter und sucht die Wechselverhältnisse zwischen den einzelnen Kulturgebieten, das Bleibende und das Veränderliche in ihnen darzulegen, man vergleicht die Gesamtleistungen der verschiedenen Perioden und Völker; kurz, man hat sich einer kulturhistorischen Betrachtung zugewandt. Diesen Standpunkt hat auch Storck in seinem jüngst erschienenen Werke: »Musik und Musiker in der Karikatur und Satire- gewählt, dessen zweiter Teil »Kulturbilder aus der Musikgeschichte- eine wertvolle Grundlage für eine Kulturgeschichte der Musik bildet. Der Verfasser ist ehrlich genug, mitzuteilen, daß die ursprüngliche Absicht des Verlegers dahin ging, eine Sammlung musikali scher Karikaturen zu veranstalten. Eine solche war gewiß längst erwünscht. Gerade den Stand der Musiker ziert, vielleicht mehr als einen anderen, eine Fülle von Originalen; ihre bald geniale, bald närrische Art, zu schaffen, ihr verrannter Idealismus wie ihr oft recht ausgeprägter Geschäftssinn, ihre oft göttliche Grobheit, ihre menschliche Eitelkeit, die Haarmähne, der gute Durst, diese und viele andere gute und minder gute Mustkereigen- schaften zeitigten im Verlauf der Jahrhunderte Typen der Karikatur, an die sich bestimmte Witze anhesten. Wir finden sie in den unbeholfenen Holzschnitten des späten Mittelalters wie in unseren modernen Witzblättern. Sodann aber hat erst unsere Zeit den Wert der Kari katur als notwendige Ergänzung zu Ijeder geschichtlichen, sitten- wie kulturgeschichtlichen Darstellung zu würdigen gelernt. Versuche, dies dankbare Gebiet zu erschließen, sind ja nicht neu. Schon 1778 erschien Flügels immer noch un entbehrliche -Geschichte des Grotesk-Komischen», die im neun zehnten Jahrhundert, von Ebeling überarbeitet, mehrfach aufgelegt wurde. Auch ihr Bildermaterial ist immer noch brauchbar; aber erst mit der Vervollkommnung der modernen Reproduktionstechniken erreichten diese gerade für solche Darstellungen unentbehrlichen Anschauungsmittel die Voll endung, die ihren vollen Reiz erschließt. Auf Schneegans' »Geschichte der grotesken Satire- (1894) folgen, um nur einige zu nennen, Steinhaufens treffliche »Monographien zur deutschen Kulturgeschichte«, die unter ihrem reichen Bilder schatz auch Karikaturen und satirische Blätter bieten, bis endlich Eduard Fuchs mit seinen Hauptwerken »Die Kari katur der europäischen Völker vom Altertum bis zur Neu zeit», -Die Karikatur der europäischen Völker von 1848 bis zur Gegenwart«, »Das erotische Element in der Karikatur-, -Die Frau in der Karikatur«, »Illustrierte Sittengeschichte der Renaissance und der galanten Zeit- usw. ein fast lücken loses Anschauungsmaterial, wohlverarbeitet, vorlegt. Es ist erfreulich, daß Storck in der Sammlung des Bildermaterials nicht den Endzweck sah, sondern nur ein Mittel, in allerhand Fragen der Musikgeschichte einzudringen; bei dem Versuch, das reiche Material, das ihm von allen Seiten, oft von für andere schwer zugänglichen Stellen (wie die Manskopfische musikhistorische Sammlung in Frank furt a. M.) zufloß, zu gruppieren, ergaben sich einzelne Kapitel, wie »Virtuosentum-, »Der Fall Wagner» usw., und wir halten diese Teilung des Stoffes für glücklicher, als wenn er etwa versucht hätte, eine rein historische Kulturgeschichte der Musik zu geben. An der Hand des Bildermaterials wurde es freilich eine »Kulturgeschichte der Musik im Zerrspiegel«; aber was soll das schaden, im Gegenteil, eine solche ist eine wertvolle Er gänzung zu jeder -richtigen» Musikgeschichte, wie wir sie — irre ich nicht — bis jetzt nur für Richard Wagner in dem Grand-Carteret'schen Werke »Uiebarck IVagvor en oarioaturos« und in Kreowski-Fuchs, »Richard Wagner in der Karikatur haben. Ja, aus den Dokumenten der Karikatur lassen sich sehr wohl Rückschlüsse auf die eigentliche Bedeutung der Musik ziehen, auf ihre soziale und ethische Wirkung zu den ver schiedenen Zeiten. »Verstehen kannst Du meines Spottes Born: Erkrankte Liebe ist mein ganzer Zorn sagt Friedrich Bischer am Schluß seines »Faust, der Tragödie dritter Teil«; und solche erkrankte Liebe ist es zumeist, die ihrem Zorn auch in der zeichnerischen Karikatur Luft macht; wäre die Schwesterkunst, die Musik, für sie ohne Bedeutung gewesen, so hätte die Malerei sich nicht so erregt. »Aus Gleichgültigkeit ist noch nie eine Satire geschaffen worden«, sagt Storck mit Recht. Gerade indem die Karikatur über treibt, Unmögliches hinstellt und lügt, dient sie der Wahrheit. Das »riävutom äiooro vornw- hat immer seine Berechtigung gehabt. Und diesen, ich möchte sagen negativen Weg, die kultur historische Bedeutung der Musik klarzulegen, ist man um so eher berechtigt einzuschlagen, als der positive oft nicht zum Ziele führt, ja im Sande verläuft. Die Berichte über die Bedeutung eines Musikers, über seine Wirkung auf seine Zeit sind oft dürftig genug und nicht selten so widersprechend, daß es uns schwer wird, ein objektives Bild zu umreißen. Man vergegenwärtige sich nur etwa die widersprechenden Urteile über eine neue Oper von Strauß, eine Sinfonie von Mahler: kann dereinst die Nachwelt aus ihnen ein richtiges Bild von der Bedeutung dieser Musiker gewinnen? Doch genug solcher allgemeinen Fragen! Noch einiges von dem Buch und den Karikaturen selbst. Denn bei seinem überreichen Inhalt, der Fülle der Anregungen, die es gibt, können wir hier nur einzelne Punkte herausheben. Im ersten Teile spricht der Verfasser von den Kräften und Grenzen musikalischer Karikatur und Satire. Daß er bei der »Karikatur im Bilde- sich nicht einseitig auf Karikaturen beschränkt, ist nur zu loben. Er zieht die ge samte bildende Kunst, Plastik wie Malerei, vom griechischen Vasenbild bis zum Meißner Porzellan mit den entzückenden
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