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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1875
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- Erscheinungsdatum
- 10.05.1875
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- Deutsch
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Hk 105, 10. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1631 welche» Richtungen hin sich der Sammeleifer in Znknnst vor allein noch zu erstrecken haben wird. Mit der schwierigen Ausgabe, diese Ausstellung ins Werk zu setzen, waren drei der tüchtigsten und kenntnißrcichste» Leipziger Antiguariatsbnchhändler, die Herren Kirchhofs (Kirchhofs L Wigand), List (List L Francke) und Ulm (K. F. Köhlcr's Anti quarium) betraut worden. Von den Ausstellungsgegenständen war ein Theil der Bibliothek des Börsenvcreins entnommen, die Leip ziger Universitätsbibliothek hatte einige ihrer wcrthvollstcn Wiegen drucke hcrgegcben, die Stadtbibliothck unter anderm die ganze per manente Ausstellung ihrer handschriftlichen Cimclien „als dienendes Glied" in das Ganze eingesügt, reiche Schätze hatte die Firma List L Francke gespendet — zum Theil entlehnt aus der augenblicklich unter dem Hammer befindliche» Bibliothek des verstorbenen Professor Karajan —, außerdem aber waren es namentlich die überraschend vielseitigen Sammlungen der Herren Kirchhofs in Leipzig und Lempertz sen. in Cöln, welche eine Ausstellung von solcher Voll ständigkeit überhaupt erst ermöglichten. Die Wahl des Ausstcllungs- locals war eine entschieden glückliche zu nennen. Der große Saal der Leipziger Stadtbibliothck, von seinem sogenannten Atrium, in welchem die Novitäten ausgestellt waren, durch ein prachtvolles dreithorigcs schmiedeeisernes Gitter ans der Zopszeit getrennt, wird durch zwei Reihen den Saal entlang laufender, von Büsten bekrönter Repositorien in drei Gänge gctheilt. Das von allen vier Seiten durch hohe Fenster einströmendc Licht wird zwar in dem breiten Mittelgangc durch die Repositorien beeinträchtigt, doch wird dieser Desect durch die über den Fcnstern befindliche» Mezzaninen wieder etwas ausgeglichen; im klebrigen ist dieser Raum zu einer der artigen Ausstellung wie geschaffen. Den ganzen Mittclgang entlang war Tafel an Tafel gestellt, aus denen alles ausgebrcitet lag, was die Ausstellung in Buchform bot; an den Repositorien aber, die nur durch Drahtgitter verschlossen sind und Jedermann vollen Einblick in die Schätze der Bibliothek gestatten, waren hüben und drüben Schnüre gezogen, meist zwei oder drei übereinander, an denen das Meiste befestigt war, was, weil in bloßer Blattform, aus den Tafeln nur Platz geraubt haben würde. Was aber nicht gering anzu- schlagcn war! die Umgebung stimmte aufs prächtigste mit dem Charakter der Ausstellung zusammen. Dies ist gewiß den aller wenigsten Besuchern zum Bewußtsein gekommen, weil es so selbst verständlich und natürlich erschien; und doch, wie würde man diese Harmonie vermißt haben, wenn die Ausstellung in einen modern decorirten Speise- oder Concertsaal verlegt worden wäre! Die Ausstellungscommission hatte einige Druckseiten „zur Orientirung" ausgegcbcn, worin sie über das von ihr Gebotene mit einer Bescheidenheit sprach, welche eigentlich jede Kifitik von vorn herein abschneidct. Dennoch möge es »erstattet sein, einige Wahr nehmungen, die sich wiederholt aufdrängten, hier zu äußern. Daß die Ausstellung bei aller Großartigkeit doch den Charakter einer Improvisation trug, darüber wird sich Niemand klarer gewesen sein, als die Ausstellungscommission selbst. In der Auswahl des Ge botenen hatte der Zufall vielfach die Hand im Spiele gehabt; aber auch die Anordnung hätte vielleicht etwas instructiver und so zu sagen pädagogischer sein können. Bei weitem die meisten Besucher sind mit der Ueberzeugung weggcgangcn: „Das war zu viel, viel zu viel!" Und fragte nian sic, ob sic ein wirkliches Bild von der Sache bekommen hätten, so war die Antwort regelmäßig eine verneinende. Das „zu viel" bestreiten wir nun ganz entschieden. Bei richtiger Führung war es sehr wohl möglich, in zwei bis drei Stunden ein Bild von der Ausstellung zu gewinnen. Aber wo war diese Füh rung? Die „Orientirung" ist, soviel wir gesehen, nur in die Hände der Buchhändler, nicht in die des großen Publicums gelangt, und sich selbst zu orientiren, war sür den Laien unmöglich. Daß man sich in vielen Gruppen das Material theils ans den Tischen, thcils an den Schränken zusammensuchcn mußte, war ein unvermeidlicher Ucbcl- stand, der in der Natur der Ausstellungsgegenstände begründet lag. Gegen die Lcmpcrtz'schc Sammlung hatte man die ebenfalls nur zu billigende Rücksicht geübt, sie, abgesehen von einzelne» ansgehobencn Nummern, wegen ihres eigenartigen Wcrthes als Ganzes zur Aus stellung zu bringen; die Folge davon war aber, daß nicht nur in ein zelnen Gegenständen, sondern in ganze» Gruppen, z.B. in den Büchcr- cinbändcn, sich störende Wiederholungen zeigten. Den Handschriften der Stadtbibliothck hatte man eincnPlatz in derMittc dcrAnsstellung gegeben, weil sie dort allerdings etwas günstigeres Licht hatten; die richtige Reihenfolge aber war dadurch, und, wie uns scheint, doch ohne rechte Nöthigung, verschoben worden. Alles auf die Erfindung des Buchdruckes Bezügliche hatte man, anstatt an dem ihm zukommcn- dcn Platze, ganz am Ende des Saales aufgestellt, weil cs dort zu Füßen jener Kolossalstatnc Gutcnberg's zu stehen kam, die beim letzten Bnchdruckcrjnbiläum (1840) ans dem Leipziger Marktplätze gestanden hatte und seitdem im Saale der Stadtbibliothek auf bewahrt wird; hierdurch war wiederum, lediglich einem hübschen Einfall zu Liebe, das Zusammengehörige in störender Weise zer rissen worden. Alle diese Unznträglichkcitcn hatte natürlich auch die Ausstellungscommission als solche empfunden. Aber auch im Ucbrigen, wo sic die passendste Reihenfolge cingehalten zu haben glaubte, wäre mehrfach eine andere Ordnung wünschenswcrth ge wesen. Hält man sich eng an die lata libotli, an die Geschichte des Buches cbenso wie eines Buches, so ergibt sich wie von selbst folgende Ordnung: 1)-Pcrgamcnt- undPapiersabrikation. 2)Ha»d- schristcnwcsen. Vorläufer des Buchdrucks. 3) Erfindung des Buch drucks. 4) Geschichtliche Entwicklung des Buchdrucks, s) Biogra phisches über Buchdrucker. 6) Spielarten des Buchdrucks: Noten druck, Landkartendruck, Stercothpie, Blindendruck. 7) Künstlerische Ausstattung des Buchdrucks. Typographischer Geschmack. 8) Bü- chcreinband. S) Buchhandel. Ccnsur, Nachdruck, Privileg. 10) Bio graphisches über Buchhändler. 11) Bibliothekwcscn. Bibliophilie. Um diese einzig instructive Reihenfolge einzuhalten, mußte man jedoch unaushörlich im Saale aus- und ablaufen. Das Publicum, welches selbstverständlich dcrReihe der Ausstellung nach ging, konnte kein andres als ein verworrenes Bild mit hinwcgnehmcn. Aber selbst die von der Commission befolgte Reihenfolge hätte sein mögen, wenn nur die einzelnen Gruppen in deutlicher und auffälliger Weise — etwa durch Stangen mit gedruckten Placatcn — abgegrcnzt und bezeichnet gewesen wären! Die mitten in die Ausstellungsgegenstände hineingelegten oder gestellten geschriebenen Kärtchen waren entschie den ungenügend ; sie sind gewiß in hundert Fällen ignorirt oder über sehen worden. Wenden wir uns nach diesen allgemeinen Bemerkungen, aus denen man nicht etwa kleinliche Tadclsucht, sondern nur ausrichtigcs Interesse an der Sache herauslcsc» wolle, zu den einzelnen Abthci- lungen der Ausstellung selbst, so niöge nur noch vorausgcschickt sein, daß die Ausstellungscommission überall nicht nur dicDocumcntc und Denkmäler der betreffenden Gruppe selbst, sondern auch zugleich die geschichtliche und theoretische Literatur darüber vorgcführt hatte. So wurde denn die Reihe der Ausstellungsgegenstände sogleich eröffnet durch eine Sammlung der hervorragendsten Pnblica- tionen zur Geschichte des Buchdrucks und seiner Vorläufer, insbesondere über Handschriftcnausstattung, Holztaseldrnck (älteste Spielkarten) und Jncunabeln. Aus der ersten Tafel am Anfänge des Saales lagen neben einer Menge kleinerer Schriften aus älterer Zeit (namentlich Jubiläumsschristcn von 1540, 1640 und 1740) die Hauptwerke zur Geschichte der Buchdruckerkunst aus geschlagen: Falkcnstein's Geschichte der Buchdruckcrkunst (Leipziger Jubiläumsschrist von 1840) und Ottley's Invention ok xrintinx 220»
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