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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1875
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1875
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- Deutsch
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1742 Nichtamtlicher Theil. 112, IS, Mai. Nichtamtlicher Theil. Die historische Ausstellung zur Jubelfeier des Börsciibcrcins. (Schluß aus Nr. 107.) Die zweite Hauptabthcilung war dem Vertrieb des Buches und seine» weiteren Schicksalen gewidmet. Hier bildeten die erste Gruppe alle diejenigen Documcntc, welche sich aus die literari schen Rechtsverhältnisse (Rechtsschutz, Nachdruck) und die Censur bezogen Nur ein Theil derselben befand sich auf der betreffenden Tafel: cs waren dies namentlich eine reiche Menge von Bücherverboten und Inilioos librornm probibitorum ot, vxpnr^ancko- rum, die wcrthvollsten darunter vier Originale verschiedener Ver bote Luther'schcr Schriften („Wider Martin Luther Buechcr vnd lere seyne anhengcr Enthalte! vnd »achuolger vnd Etlich ander schmc- liche schrifftcn") und einige Specimina expurgirter Bücher selbst, z. B. zwei Exemplare der Nürnberger Chronik von 1493, in wel cher der Passus über die Päpstin Johanna mit augenscheinlicher Entrüstung durchstrichcn und übcrschmiert und daneben Randbemer kungen gesetzt waren, wie: tabula. — ist erdicht vnd erlogen — boo von 68t, verum, Leck monlilur. Dagegen waren die Ccnsur- verordnungen und Privilegien wegen ihres platzraubendenFormates an den zunächst befindlichen Schränken aufgchängt. Als zweite Gruppe folgte — allerdings fast durch den ganzen Saal versprengt — alles biographische Material zur Geschichte einzelner Buchhändler und — was wohl zum Theil in die erste Abtheilnng gehört hätte — auch einzelner Buchdrucker. Hier bemerkte man z. B. Bücher, wie Schöttgcn's Historie der Buchhändler, eine Anzahl kleiner Schriften mit Beiträgen zum Leben einzelner Buch händler, Autographcn von Buchhändlern, Buchhändler- und Buch- druckerzeichcn (Signete), Denlschristc», Festschriften, Gedichte und l'abulao gratulatoriae zu wichtigen Ereignissen im geschäftlichen oder Privatleben einzelner Buchhändler, endlich — ein Glanzpunkt der ganzen Ausstellung — eine Sammlung von etwa dritthalb hun dert Portraits, die, nach Jahrhunderten vertheilt und innerhalb der einzelnen Jahrhunderte alphabetisch geordnet, wieder zu beiden Seiten der Ausstellungstascln an den Repositoricn ansgchängt waren. Diese Sammlung bot das mannigfachste Interesse dar, nicht bloß, wie sich von selbst versteht, der dargestelltcn Persönlichkeiten wegen, sondern auch, weil sich in ihr sörmlich ein Stück Costümgeschichtc und andrerseits die ganze Geschichte der Technik der vervielfältigenden Künste aus- prägtc. Es war in hohem Grade anziehend und lehrreich, von den derbe» und charaktervollen Holzschnitten der Renaissance zu den virtuosen und vielsach theatralisch affectirten Stichen der Barock- und Rococozeit und endlich zu den zum Theil doch recht saden und weich lichen Lithographien des IS. Jahrhunderts fortzuschreiten. Schade, daß keine Photographien mit ausgehängt waren, damit man den com- plete» künstlerischen Verfall des Portraits in unsrer Zeit auch noch zum Vergleich daneben gehabt hätte. An Curiosis war natürlich in dieser Portraitjammlung kein Mangel. Von Ludwig Schreck z. B., dem bekannten Leipziger Buchhändler aus den vierziger Jahren, hingen zwei Portraits »eben einander, eines mit Orden und ohne Bart, das andere ohne Orden und mit Bart. Auch an schönen Versen, Devisen und Motti unter den Portraits fehlte cs nicht; all gemeinste Zustimmung errang sich jedenfalls der Wahlspruch von H, Fischer: „Es ist die größte Kunst des Menschen, dem Leben die beste Seite abzugewinncn"; es war ein vollendeter Schlaukops, unter dem diese Zeilen standen. Das Curioseste aber in der ganzen Portraitsammlung war ein Bild, das nicht da war, das wenigstens am Tage der Eröffnung durch seine Abwesenheit glänzte, nachdem es Tags zuvor noch harmlos mit unter den übrigen gehangen hatte. Der Eigcnthümer des dargestelltcn Kopfes hatte noch rechtzeitig die Entfernung dieses allerdings ctlvas vormärzlichcn Portraits be antragt. Wir meinen, cs hätte getrost hängen bleiben können, und wenn es ausgelacht worden wäre, so hätte der Portraitirte eben mitlachcn müssen, Tempora mutautur, »os et. mutamur iu illis. Endlich hatte man, auf daß auch der ausgesprochene Humor bei der Sache nicht fehle — des unfreiwilligen war ja schon in den Por traits genug vorhanden — eine Anzahl Carricaturen mit auf gchängt und diverse Abbildungen besonders hervorragender Origi nale von Straßenantiquarcn und Kolporteuren; ja selbst das Portrait eines berühmten Corrcctors aus dem 18. Jahrhundert und eines besonders talentirten Markthelfers fehlte nicht. Die dritte Gruppe, gleichfalls nur zum kleinere» Theile aus den Tafel», zum größeren an den Schränken befindlich, umfaßte die Antiquitäten des buchhäudlcrischen Geschäftsverkehrs. Hier fanden sich z. B. einige ältere Schriften über Remittendcn- wesen, Nettopreise, Dedicationsgcbräuche, daneben einige über Auc- tionswesen und Unwesen, „worinncn zugleich die List und der Betrug, so darbeh vorgchet, offenbahrct und an Tag zcleget wird". Als Originale kamen hinzu ältere Contracte, Verlags- und Novitätcn- vcrzcichniffe, und endlich ein paar Raritäten, die wahrlich nur wie durch eiu Wunder erhalten sein können: alte Vcrlangzettel, Facturen (für präsumtiv confiscirbarc Bücher, mit der Notiz: „der Verleger wird sich in der Ostermessc melden") und sogar eine Lageretiquctte aus dem 17. Jahrhundert: Kart. Opitii Deut. ?oemat. Großes Vergnügen erregte ein Circular eines süddeutschen Buchhändlers aus dem Ansange der 40cr Jahre. Das unscheinbare Blatt wird manchem Besucher der Ausstellung entgangen sein, und so möge es denn, wegen seiner unvergleichlichen Naivität, hier ausnahmsweise wörtlich mitgethcilt werden. Es lautete: „Aus mitfolgcndcn Katalog bitte viel zu befehlen auch mir womöglich baldigst einen soliden Käufer für meine Buchhandlung zuzuscndcn. Ich muß sie um so billiger verkaufen, weil ich 1) schon 71 Jahre zähle und öfters be denklich anfstossc; 2) vom Zins meiner Häuser leben kann u. s. w. Wer mir einen solchen zubringt, der erhält zweiProcentProvision, wenn der Kauf zu Stande kommt — versteht sich. Mit einein solchen, der nur Tausende aus dem Papiere hat, und am Ende wie der kein Hastgeld bezahlen kann, von der Handlung aber doch Besitz nehmen will — wäre mir wieder nichts gedient. Regensburg, den 21./2. 1843. Ergebener Daisenberger." Von nicht besonders lockendem Aussehen und daher auch wenig beachtet waren ein paar abgesonderte Tafeln, die man zu beiden Seilen der Hauptrcihe zwischen je zwei Repositorien cingeschoben hatte, und doch boten auch sic bei näherem Zusehen interessante Specialitätcn zur Geschichte des Buchhandels. Aus der einen befan den sich zahlreiche alte Verlags- und Sortimentslagcrkata- löge, sowie die älteren bibliographischen Hilfsmittel für die Zwecke des Buchhandels, Meßkataloge und Büchcrlexika. Bonden Mcßkatalogcn war eine Serie ausgestellt, wie man sie selten bei sammen finden dürste; selbst die zwanzig früheste» von 1564 ab waren in ununterbrochener Reihe vertreten. Auf der anderen, gegenüber befindlichen Tafel lag, um die Büste Th. Ehr. Fr. Ens- lin's, als „eines der thätigstcn Vorsteher aus den Anfängen des Börsenvercins", gruppirt, eine — wohl vollständige — Sammlung der Publikationen des Börsenvercins — abgesehen vom Börsenblatte. Von letzterem war ein vollständiges Exemplar, an Korpulenz jedenfalls der hervorragendste Ausstellungsgegenstand, aus der großen Expcditionstascl der Bibliothek an der südlichen Langseite des Saales ausgestellt, und mitten darin thronte, wie zum Beweise dafür, daß die Ansstcllungscommission gelegentlich auch schalkhaft sein konnte, die Coloffalbüstc der Athene Albani, von wel cher schon Goethe, der doch von dieserVerwendung der weisenGöttin
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