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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-03-01
- Erscheinungsdatum
- 01.03.1911
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- Deutsch
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ov 50, 1. März 1911. Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2611 Etzelt, der Geschäftsführer, vor dem Ladentisch, Bücher ordnend. (Die Buchhändler im Publikum bemerken mit Interesse die Geschicklichkeit und dis Sorgsalt des Darstellers.) Ein Gehilfe steht auf einer Leiter und reiht Bücher ein. In Etzelt, dem Geschäftsführer der Buchhandlung, ist eine höchst sympathische Fignr gezeichnet; ein körperliches Übel verhindert ihn, seinem Vaterlands unter den Waffen zu dienen; um so kräftiger ist seine Wirksamkeit als kluger, inahnender, warnender Freund des jungen Medardus; er vertritt den gesunden Menschenverstand und hängt an seinem jungen Herrn mit ganzem Herzen. Der Buchhandel darf mit allen seinen Repräsentanten im Stücke (Mutter Klähr, Etzelt usw.) zufrieden sein. Sie machen durchweg einen vor trefflichen Eindruck. Man erzählt sich in Wien, daß der vortreffliche Darsteller des Buchhandlungsleiters Etzelt, Herr Treßler, in jungen Jahren sich dem Buchhandel zu widmen gedachte und eine Zeitlang als Lehrling oder Gehilfe in einer Stuttgarter Buchhandlung angestellt war. Vielleicht erinnert sich bei diesen Zeilen ein Leser des Börsenblatts seines einstigen Kollegen, der es nun in der dramatischen Kunst zu so hohem Ansehen gebracht hat. In den ersten Tagen des neuen Jahres gab es ein allgemeines Gesprächsthema! die Volkszählung; die ord nungsgemäße Ausfüllung aller Rubriken und Beantwortung aller obrigkeitlichen Fragen war keine leichte Sache, und die Diskussion über die Art, wie der indiskreten Neugier der statisti schen Kommission zu begegnen sei, füllte die Spalten der Tagesblätter. Das vorläufige Ergebnis der Volkszählung, das Mitte Januar veröffentlicht wurde, brachte die Feststellung, daß Wien mit der nunmehrigen Einwohnerzahl von 2 050 000 die sechstgrößte Stadt der Erde geblieben ist. Die fünf größeren Städte sind London, New Jork, Paris, Berlin, Chicago. Jedes statistische Ergebnis erhält bekanntlich seinen Wert erst durch Vergleiche, und man stellte daher die Ziffern von 1S10 mit jenen von I960 zusammen; dabei ergab sich dis Tatsache, daß von den 21 Bezirken Wiens sämtliche an der Zunahme der Bevölkerung partizipieren bis auf den —- ersten. Der erste Bezirk ist die -Innere Stadt- mit der Stephanskirche als Zentrum und umsäumt von der Ringstraße und dem Franz-Josefskai. Die Innere Stadt zählte vor zehn Jahren rund 59 000 Einwohner und hat deren jetzt nur 53 000; es ergibt sich somit, während andere Bezirke einen Zuwachs von 20 000 bis 50 000 zu verzeichnen haben, beim ersten Bezirk ein Rückgang von rund 6000 Einwohnern. Was die Gründe für diesen nicht unerwarteten Rückgang der Bevölkerung im ersten Bezirk betrifft, so muß man vor allem bedenken, daß die »Innere Stadt- ausgebaut ist, während es in den übrigen Bezirken noch immer unbebaute Flächen gibt, dann, daß das Zentrum immer mehr und mehr Geschäftsviertel wird und aushört, Wohnviertel zu sein. Ganz dieselbe Erscheinung zeigt sich, wie aus dem Weihnachtsartikel Hardens in der Neuen Freien Presse zu ersehen war, in Berlin. Es heißt dort: »Die Hauptstadt des Deutschen Reiches ist ins Ungeheure gewachsen, wächst noch mit jedem Mond. In der City ist kaum noch Platz zu schaffen, die Geschäftshäuser rücken in Gegenden, die vor ein paar Jahren erst parzelliert wurden. . .- Um auf Wien zurückzukommen, so wäre hier noch das Austauchen zahlreicher Bankfilialen und Wechselstuben wie die Vergiößerung der staatlichen Ämter, Ministerien, Postsparkaffenamt, Gerichte usw., zu erwähnen. Schließ lich ein Umstand, der den Kunstreferenten eines großen Blattes zu dem zornigen Ausruf in einem Feuilleton veranlaßte: -Hausen denn die Vandalen in dieser Stadt? Eine wahre Demolierungswut herrscht, wohin man blickt.. .- Tatsache ist, daß an den verschiedensten Punkten des ersten Bezirks Häuser nicdergerissen werden, — aus Gründen der Spekulation, weil für die dann entstehenden Neubauten vom Staate eine gewisse, ziemlich beträchtliche Steuererleichterung gewährt wird und weil die Wohnungen und Geschäftslokalitäten in neuen Häusern höhere Mietzinse abwerfen. An einer Stelle des ersten Bezirks wurden sechs Häuser niedergelegt, um sür einen Bankpalast Raum zu schaffen; an vielen anderen Stellen wird einfach umgebaut. In jedem Falle entsteht, zu mindestens vorübergehend, Mangel an Wohnungen und Lokalitäten, und wer im ersten Bezirk wohnen will oder sein Geschäft haben muß, der muß mit einer Erhöhung des Miet zinses rechnen. Darüber konnte man in den Tagesblättern interessante Dinge lesen; jeder reichsdeutsche Kollege, der bereits in Wien war — und dies dürfte bei den meisten der Fall sein —, kennt den »Graben« und zweifellos auch ein dort in der Nähe der Pestsäule befindliches Haus, dessen Demolierung jetzt in Angriff genommen wird. Seit Mcnschengedenken befinden sich in dem Hause eine Gast wirtschaft und ein vornehmes Cafe, von denen erstere derzeit 40 000, letzteres 36 000 Kronen Jahreszins bezahlen. Im Neubau werden sowohl von der altbekannten Restauration, als auch vom Cafd je 120000 Kronen begehrt. Es ist noch die Frage, ob sich die Mieter zu solchen »Verzwetflungs- zinsen- verstehen werden, aber zweifellos werden sie sich mit der unangenehmen neuen Situation irgendwie abfinden müssen. Am besten sind jene Geschäftsleute daran, die im Besitze eines langfristigen Kontrakts sind, und, da sie nun den Be trieb aufgeben oder aus dem ersten Bezirk fortziehen, für Überlassung ihres Lokals eine Abfindungssumme verlangen können. Für derartige Ablösungen erhielt eine Firma 70 000 Kronen, eine andere 80 000 Kronen. Alle diese Verhältnisse können natürlich nicht ohne Einfluß auf den Buchhandel bleiben. Die Erhöhung der Mietzinse im Verein mit den wachsenden sozialen Abgaben und sonstigen Spesen zwingen zur Ausnutzung aller Bezugsvorteile und zu Maßnahmen, die auf mög lichste Erweiterung des Umsatzes Hinzielen. Obwohl man jetzt an große Ziffern gewöhnt ist, machte es doch allge meinen Eindruck, als man erfuhr, daß eine Buchhandlung im ersten Bezirk nach dem Umbau des Hauses, in dem sie sich vor einem Jahr befand und jetzt wieder befindet, einen jährlichen Mietzins von 43 000 Kronen bezahlt; im alten Hause betrug der Zins in nicht wesentlich kleinerem Lokal 12 000 Kronen. Die Theorie folgt der Praxis mehr oder weniger pünkt lich nach, und so befaßt sich denn jetzt die Wissenschaft mit der Reklame, nachdem diese für Industrie und Handel von einschneidender Bedeutung geworden ist. Die weitaus greifende systematische Untersuchung, die der Wiener Ge lehrte, Seklionschef vr. von Mataja, in dem starken, bei Duncker L Humblot erschienenen Bande der Reklame ge widmet hat, ist, ebenso wie ein kürzlich gehaltener öffentlicher Vortrag desselben hohen Würdenträgers, der Reklame durch aus günstig gesinnt. Daß es Ausschreitungen gibt, stellt Mataja nicht in Abrede; aber er nieint, daß sie nicht von langer Dauer und darum nicht von großer Wirkung sein können. Nachstehender Fall, der kürzlich hier viel besprochen wurde, stellt wohl einen Mißbrauch der Reklame dar. Joses Kainz, der vielbewunderte Künstler des Hofburgtheaters, lag — es war im September vorigen Jahres — im Sanatorium, schwer an einer tückischen Krankheit leidend, doch wenn die Schmerzen nachließen, guter Laune, Zeitungen und Bücher lesend. Die Arzte und nächsten Freunde wußten, daß seine Tage ge- gezählt waren, aber — war es stillschweigendes oder aus- 341»
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