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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1911
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- 1911-03-01
- Erscheinungsdatum
- 01.03.1911
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- Deutsch
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2610 Börsenblatt s. b. Dtjchn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 50, 1. März 1911, Also 69,1 (61) Prozent der 1910 beendeten Konkurs verfahren fanden ihren Abschluß durch Schlußverteilung, 25,5 (24,4) Prozent wurden nach Zwangsvergleich auf gehoben und 3,6 (14,6) Prozent mußten mangels einer entsprechenden Masse eingestellt werden, während 1,8 Prozent die Quote für den auf Antrag eingestellten Konkurs bildet. An den 55 beendeten Konkursen war der Verlag mit 12 (13) und der Kleinhandel (im weitesten Umfang gefaßt) mit 43 (28) vertreten, also 21,8 (32) zu 78,2 (68), und zwar endeten: Verlag Kleinhandel Insgesamt auf Antrag eingestellt: mangels Masse: durch Zwangsvergleich: durch Schlußverteilung: — 1 1 1 1 2 1 13 14 10 28 38 12 43 55 An den wegen Mangels einer entsprechenden Aktivmasse eingestellten Verfahren waren Verlag und Kleinhandel gleich mit je einem beteiligt, an den Zwangsvergleichen der Verlag nur mit 7,1 (30) Prozent und an den Schlußverteilungen mit 26,3 (24) Prozent. Auch im letzten Jahre war es noch nicht möglich, von allen Konkursverfahren die benötigten Endzahlen lückenlos zu erlangen, so daß leider über die Summe aller ange- meldeten Konkursforderungen, der Teilungsmassen, der aus gefallenen Forderungen rc. keine vollständige Aufstellung ge macht werden kann. Von den 14 durch Zwangsvergleich beendeten Konkurs verfahren können 12 zur Zahlung gekommene Dividenden mitgeteilt werden: 5 — 15 — 20 — 20 — 25 — 25 — 30 — 33.33 — 40 — 50 — 63 — 65 Prozent; also in nur 2 Zwangsvergleichen wurden mehr als 50 Prozent gezahlt, die Durchschnittsdillidende beträgt 32,60 (1909: 22,40). Im ganzen haben sich also die Ergebnisse der Zwangsvergleiche gegen das Vorjahr gebessert, immerhin beträgt der Ausfall in 10 (von den 14 Zwangsvergleichen) rund 950000. Zu den 38 durch Schlußverteilung beendeten Konkurs verfahren können von 26 die auf die nicht bevorrechtigten Forderungen gezahlten Dividenden in Prozenten mitgeteilt werden: 0,00 — 0,00 — 0,72 — 1,99 — 2,74 — 3,45 5,00 — 5,09 — 5,88 — 5,92 — 6,60 — 6,60 7,40 — 8,70 — 8,70 — 9,12 — 10,15 — 11,26 12,20 — 12,83 — 14,85 — 14,97 — 16,17 — 21,75 22,40 — 32,70 Die Durchschnittsdillidende beträgt demnach 1910 nur 9,50 Prozent, während sie im Jahre 1909 noch 14,50 Prozent betragen hat, ein ganz merklicher Rückgang von 5 Prozent, der eine große Verschlechterung dieser Konkurs- ergebnifse bedeutet. In 25 (von den 38) Konkursen, die durch Schluß verteilung beendigt worden sind, fielen rund 680 000 ^ aus. Von diesen im Jahre 1910 gemeldeten 65 neuen u. den 55 beendeten Konkursverfahren betrafen: natürlichePersonen(inkl.Nachlässe) 58 49 offene Handelsgesellschaften 1 3 Gesellschaften m. b. H. 6 3 Wiener Brief. xx. Buchhändler aus der Bühne — Fragen der Großstadt — Grenzen der Reklame — Bibliographische Kurzweil. Franziska Klähr, Buchhändlerswitwe — Medardus, Agathe, ihre Kinder — Karl Etzelt, Geschästsleiter der Buchhandlung — der Buchhändlergehilfe — so liest man im Personcnverzcichnis der dramatischen Historie: Der junge Medardus von Arthur Schnitzler. Seit dem 24. November 1910, dem Tage der ersten Aufführung, ist dieses Drama der stärkste Erfolg des Spieljahres geblieben; schon lange war es dem Hofburgtheatec nicht beschieden gewesen, mit einer Novität in gleichem Maße bei der literarischen Kritik freudigste und uneingeschränkte Zustimmung, wie beim Publikum tiefe und nachhaltige Wirkung zu er regen. Schon die äußeren Momente waren ungewöhnlich und Aufsehen erregend; der Theaterzettel des Hofburg theaters, dessen Format seit undenklichen Zeiten zum ersten Male vergrößert werden mußte, umfaßte nicht weniger als 70 Namen, zu denen ja noch die vielen Namenlosen hinzukommen: die Szene verändert sich, obwohl das Drama nur die üblichen fünf Akte nebst einem Vorspiel aufweist, siebzehnmal, und die Aufführung währt, trotz der gegenüber der Buchausgabe vorgenommenen Kürzungen, bei nahe fünf Stunden. Dennoch erlahmt das Interesse des Zuschauers bei dieser ungewohnt langen Dauer keinen Augen blick, und es wird wenige Wiener der intellektuellen Kreise geben, die es versäumen, Wien und die Wiener vom Jahre 1809 im dichterischen Spiegel Schnitzlers zu sehen. Es ist die Zeit der zweiten französischen Invasion, Napoleon erscheint vor den Toren Wiens und residiert in Schönbrunn. Der Held des Stückes — ein Held wie Hamlet, mitunter schwankend und unsicher, im entscheidenden Moment zur vollen Größe sich aufrichtend — ist Medardus Klähr, der Sohn eines Buchhändlers, der 1805 während der ersten französischen Invasion bei der Wiener Bürgergarde gestanden und sich im Schneesturm an einem Fieber den Tod geholt hat. In Medardus Klähr, dem Buchhändlersohn, ist ein mutiger, tapferer, von Vaterlandsliebe beseelter Jüngling geschildert; ein Liebesroman verwirrt ihn; er findet sich, da er sich des versuchten Attentats an Napoleon bezichtigt, und verwirkt sein Leben. Hier hat Schnitzler den Buch händlersohn Klähr an die Stelle des Pastorsohns Friedrich Staps gestellt, der zwei Tage vor dem Abschluß des Wiener Friedens Napoleon in Schönbrunn zu töten be absichtigte und, von einem wachsamen französischen Offizier gefangen genommen, sich lieber erschießen ließ, als daß er das Versprechen abgegeben hätte, dem Kaiser nicht mehr nach dem Leben zu trachten. Von der poetischen Lizenz in ähn licher Weise Gebrauch machend, beschwört Schnitzler die Er innerung an den heldenmütigen Nürnberger Buchhändler Palm herauf: ein bayrischer Leutnant in französischen Diensten hält Nachforschungen nach dem verbotenen geographischen Atlas von Schrämbel; Sattlermeister Jakob Eschenbacher, bei dem zwei aus der Klährschen Buchhandlung stammende Exemplare gefunden werden, wird gleich Palm nach kurzem Verfahren standrechtlich erschossen. — Einige Szenen spielen in der Buchhandlung. So mag es vor hundert Jahren bei unseren Kollegen ausgesehen haben: Kaufladen und Wohnung in engem Zusammenhang; wir sehen rechts eine Tür, die in den Torweg führt, links führt eine Wendeltreppe zu den Wohnräumen. Ein langer Ladentisch, hohe Stellagen mit Büchern. Eine kleine angezündete Öllampe hängt von der Decke herab.
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