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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-02-24
- Erscheinungsdatum
- 24.02.1911
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- Deutsch
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^ 46, 24. Februar 1911. Nichtamtlicher Teil. VSrsenblatt f. d. Dtschn. «uchhandel. 2397 Hefte liegen in den meisten Papiergeschäften aus, bei unfern Buchhändlern habe ich nie eins entdeckt. Eine ungleich freundlichere Stellung zum Buchhandel scheint der Dortmunder Prüfungsausschuß einzunehmen, der in der Jugendschriften-Warte (IS1I, Nr. 2) die Frage: Warenhaus und Prüfungsausschüsse zur Debatte stellt und berichtet: »Wir kamen nach sorgfältigem Überlegen zu dem Entschluß, ein Zusammengehen mit dem Warenhause abzu lehnen ...» Er veranstaltete selbst eine Ausstellung guter Jugendschriften, und es muß gesagt werden, daß diese Aus stellung sich sehen lassen durste. -Nach Beendigung der Aus stellung bin ich wieder durch die Räume (des Warenhauses) gegangen und habe mir angesehen, was zum Verkaufe an an Bilderbüchern usw. auslag. Ich habe lächeln müssen und uns alle zu jenem Entschlüsse beglückwünscht.« Wenn die Redaktion der Jugendschriften-Warte in einer Fußnote dazu sagt: -Gewiß, die Frage ist von Bedeutung, es sollten sich noch Warenhausinhaber äußern,« so erweckt das den pein lichen Eindruck, als wollte sie im Gegensätze zu dem Dort munder Ausschuß einem Zusammengehen mit dem Waren hause das Wort reden, entsprechend einem früheren Verhalten des Hamburger Ausschusses. So scheint dieser auf seiner ablehnenden Haltung dem Buchhandel gegenüber zu beharren, die schon im Jahre 1898 hier zu scharfen Auseinander setzungen zwischen Buchhandel und Prüfungsausschuß führte und die mit herangezogen werden müssen, wenn man die Stellung des Hamburger Ausschusses, des Vorortes der Prüfungsausschüsse, richtig beurteilen will. Der Konflikt begann mit einem Protest des Hamburg- Altonaer Buchhändler-Vereins gegen einen Satz des Jugend- schriften-Verzeichnifses, in dem es hieß: »Sollte wider Er warten ein Buch nicht zu haben sein, so kaufe man keins, das nicht im Verzeichnisse steht, sondern wende sich an einen Lehrer um Auskunft». Diesen Satz empfanden die Mit glieder des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins als eine gegen sie gerichtete Unmündigkeitserklärung und leiteten aus der an ihnen dadurch geübten Kritik daL Recht ab, auch ihrerseits an dem Musterverzeichnis Kritik zu üben, die ihnen um so leichter wurde, als es nur geringen Umfang hatte und gerade vom Gesichtspunkt des praktischen Buch händlers aus erhebliche Angriffspunkte bot, weil es nicht nur eine erhebliche Anzahl sehr teurer und wiederum zu billiger (Reklam-Hefte) enthielt. Aber der Hamburg - Altonaer Buchhändler-Verein ging auch dazu über, die kritische Position des Hamburger Prüfungsausschusses auf Grund seiner Publi kationen einer kritischen Beleuchtung zu unterziehen mit dem Erfolge, daß die hiesige Patriotische Gesellschaft durch eine besondere Kommission eine »Denkschrift über die Frage der Jugendschristen in Hamburg« herausgab, die zu einer grundsätzlichen Ablehnung der Prinzipien des Hamburger Prüfungsausschusses führte. In seiner Antwort auf Auslassungen des Hamburg- Altonaer-Buchhändler-Vereins präzisierte der Jugendschriften- Ausschuß seine Stellung zum Buchhandel durch folgende Erklärung: »Was folgt aus alledem? Daß der im Hamburg- Altonaer Buchhändler-Verein organisierte Durchschnitts buchhändler — der einzelne als Person kann sehr wohl anders stehen! — eben nicht die literarische Vertrauens person des Volkes sein darf: denn dann hätte er die jnnge Bewegung längst ehrlich prüfen und verstehen müssen. Er ist vielmehr der Kaufmann, der vom Büchervertrieb in erster Linie leben muß und im Kampfe um sein Dasein nicht auf die literarische Qualität seiner Ware, sondern den geschäftlichen Nutzen sehen muß. Er folgt daher lediglich dem herrschenden Vulgärgeschmack, der die ,gang- Börsenblatt sür den Deutsche» Buchhandel. 7S. Jahrgang. baren und (im oberflächlichen Sinne des allgemeinen Urteils) guten Bilderbücher und Jugendschriften" verlangt«. Damit lehnte er also grundsätzlich eine Verständigung mit dem Buchhandel ab. Dann sollte sich der Hamburger Prüfungs-Ausschuß nicht wundern, daß der Buchhandel auch auf seinem alten Standpunkt ihm gegenüber beharrt. In der Februar-Nummer der Jugendschriften-Warte heißt es Herrn Justus Pape gegenüber: »Wir durften doch erwarten, daß nach den sehr ein gehenden Diskussionen im Jahre 1898, die auch im Börsen- blatt sür den Deutschen Buchhandel in breitester Weise zum Abdruck kamen, man sich in Zukunft bei neuen An griffen auf uns an das halten würde, was damals in aller Öffentlichkeit klargestellt worden war, bzw., daß man an neuen Äußerungen oder Handlungen von uns Anstoß genommen hätte.« Zwischen 1898 und 1910 liegt aber ein Vorkommnis, das der Hamburger Prüfungs-Ausschuß heute wohl gern vergessen sehen möchte, das aber bei der Beurteilung der ganzen Sachlage nicht übersehen werden darf. Im Dezember 1904 veranstaltete ein hiesiger »Verein für Kunstpflege« durch den Verlag des sozialdemokratischen Blattes Auer L Co. eine Ausstellung von Büchern, Bildern, Plastiken usw., ver bunden mit Vorträgen von namhaften Vertretern des Jugend- schristen-Ausschusses und eines sozialdemokratischen Reichstags abgeordneten. Der Jugendschriften - Ausschuß forderte die Lehrer auf, die Eltern ihrer Schüler zu der Ausstellung ein zuladen, ohne den Veranstalter zu nennen. Als ich die Aus stellung besichtigte, fand ich neben den empfohlenen Jugend schriften des Prüfungsausschusses die sozialdemokratische Inter nationale Bibliothek (Dietz-Stuttgart), Haeckels Wclträtsel u. dgl. Der von dem damaligen Vorsitzenden für diesen Zweck verfaßte Prospekt enthielt u. a. Zola, Germinal, Darwins Schriften u. a. und 2 Seiten Verleger-Anzeigen ausschließlich Parteiliteratur -mit Preisermäßigung für die Weihnachtssaison». Als die Öffentlichkeit durch die Presse zu diesem Vorgang in scharfer Kritik Stellung nahm, behauptete der Prüfungs-Ausschuß (trotz obiger Erklärung von 1898!), daß die Buchhändler ihn zu dem Zusammengehen mit dem sozialdemokratischen Verlage genötigt hätten, weil sie sich für seine Bestrebungen nicht interessierten. Durch eine Umfrage stellte der Hamburg - Altonaer Buchhändler - Verein aber fest, daß ein Versuch, mit Hilfe von Buchhändlern Ausstellungen zu unternehmen, überhaupt nicht gemacht worden sei. Die Behörde verbot natürlich ein ferneres Zusammenarbeiten mit sozialdemokratischen Organisationen. (Genaueres in der Volks- und Jugendschriften - Rundschau 1904/05). Damals arbeitete der hiesige Prüfungs-Ausschuß mit dem sozial demokratischen Verlage zusammen, weil angeblich die Buch händler kein Interesse für seine Bestrebungen hätten; jetzt unterwirft sich der Hamburg-Altonaer Buchhändler-Verein (die Organisation!) einer Bedingung der Behörde zu gunsten des Jugendschritten-Ausschusses, die dieser nicht einmal seinem damaligen Übernehmer auferlegte, aber der Prüfungs-Aus schuß beantragt Aufhebung der Bestimmungen der Behörde. Wenn cs somit den Anschein hat, als wäre in der Tat, wie Herr Alexander Köhler fürchtet, in Hamburg ein Zu sammengehen zwischen Buchhandel und Lehrerschaft ausge schlossen, west beide Teile schroff auf ihrem Standpunkte be harren, bleibe ich auch heute noch der Meinung, der ich 1899 in der Hamburgischen Schulzeitung »zum Streit um die Jugendschrift« Ausdruck gab, »daß die Gegnerschaft des ehren werten Buchhandels für das gute Gelingen der ganzen Sache verhängnisvoll werden kann». Damals begegnete der Ham burger Prüfungs-Ausschuß der Opposition des Hamburg- Altonaer Buchhändler-Vereins durch ein taktisch sehr ge schicktes Vorgehen, indem er den Interessengegensatz zwischen 314 /
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