2260 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 43. 21. Februar 1911. Demnächst erscheint: ahrbuch öer Schweizerischen Gesellschaft für Schulgefunüheitspßege»X!. Jahrgang 1^10 nebst einem /lnhang: Spftematlfthe Zusammenstellung öer schul- hpgienifthen Vorschriften in öer Schweiz von 1902-1909 v°n Sr. Zr. Schmiü, Sern. Umfang annähernS 820 Seiten, groß 8°. Preis etwa M. 8.—, N. b.—, Ul. S.35. wir liefern nur auf verlangen! Interessenten hierfür stnö: Schul-, Orts- unö Sanitäts behörden, Lehrer, öaumeifter, gemeinnützige Gefellfchasten, Philanthropen, Sibliotheken, Erziehungsanstalten, sowie alle diejenigen, welche sich für die mannigfachen fragen ües !tinüerfchutzes interessieren. Zürcher k Verlag von Egon Fleischet A Co., Berlin W 9. Nur hier angezeigt Demnächst erscheint: Fritz Wittels, Tragische Motive oder Das Unbewußte von Held und Heldin Ord. geheftet M. 2.—, gebunden M. 3.— netto 25°/°, bar 33f/g°/° und 9/8. Einbände 20»/,. Der Autor, dessen Name ohne sein Wollen und Zutun als Lauptbetciligter eines literarischen Gerichtsverfahrens durch die Dresse geschleift wird, beeilt sich, mit seinem neuen Werke „Tragische Motive" den Nachweis zu erbringen, wie ferne ihm Tag.-sgezänke liegt und wie er unbeirrt von Verleumdung und billigem Lob seinen Weg verfolgt, der ihm dies- mal zu t,efen psychologischen Problemen geführt hat. Nach einer kurzen theoretischen Einleitung, deren blühende Sprache gleichwohl Leben verbreitet, unternimmt der Autor eine Art von Höllenfahrt. Der Leser wird durch die Abgründe seiner eigenen Seele geleitet mit tiefem Ernst wird ihm gezeigt daß er in seinem unbewußten Seelenleben selber Brutus, ein Mörder seines Wohltäters, selber Macbeth ein ehr geiziger Verbrecher, selber Prometheus und Belsazar ist. Der Zusammenhang zwischen der überlebensgroßen Seele tragischer und dämonischer Helden und der kleinen Seele des Alltags, der Anschluß eines Napoleon, Mirabeau, Voltaire, ja Gott Vaters sogar und seines Sohnes aus Nazareth an jeden von uns wird gefunden und mit starken, jüngst erkannten psychologischen Gesetzen als wie mit Eisenklammern befestigt. - ^ Wertvoller noch und aufschlußreicher als der männliche Teil scheint uns die feminine Tiefenpsychologie. Medea und Maria, die böseste und die beste Mutter. Lady Macbeth, die ehrgeizige Gattin Judith, das lüsterne Mannweib. Nhodope aus Hebbels Gyges. die Sittlichkeit des Weibes zur feinsten Spitze ausgezogen und wie „die Spitze klirrend bricht". Hier gelingen dem Autor weite Ausblicke auf unsere Gesellschaftsordnung und ihre Hysterie. Die beachtenswerte Gelehrsamkeit, die Resignation und der Ernst des Buches hindert nicht, daß darinnen mit viel Temperament und innerer Heiterkeit Lanzen für Freiheit und Gesundheit gebrochen werden. Nicht sowohl ein pedantischer, vielmehr im guten Sinn ein demagogischer Stil charakterisiert dieses vielseitige Buch eines echten Menschenfreundes. Verlangzettel zur gefl. Benutzung in der Beilage.