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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-02-10
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1911
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- Deutsch
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34, 10. Februar 1911. Fertige Bücher. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 1755 Urteile der Kritik über Löns freilich eines Kleinkrieges, auch hier schlingt ein derber Humor seinen übermütigen Reigen quer durch den Mord und Totschlag hin, auch hier triumphiert schließlich das gesunde, starke deutsche Lebensgefühl über alle Anfech tungen einer bösen Zeit. Die Chronik besticht vor allem durch ihr schönes saftiges Deutsch und die handfeste Art, mit der hier ein Dichter in die Ereignisse greift, unbe hindert durch Zimperlichkeit oder Sentimentalität. Denn in diesem Buche wird rechtschaffen gemordet und ge schlagen, geraubt und gebrannt wie in einer Indianer- crzählung; aber eben dadurch, daß kein Versuch gemacht ist, den starren und heroischen Eindruck dieser Zeit durch sentimentale Gestalten zu konterkarieren, duftet dasBuch von herber, waldiger Würze und aufrechter Männlich keit. Es wirkt durchaus deutsch, im besten Sinne ehrlich, ohne Schönfärberei, heiter ohne Witzigkeit und stark ohne Äberkricbenheit. Gottfried Traub: Es ist mehr als eine Chronik: es ist das bäuerliche Epos des Dreißigjährigen Krieges. Wer das Entsetzen und die Qual noch nicht gekannt hat, die dazumal auf der Brust des Volkes und auf seinem Gewissen lasteten, der greife zu diesem Buch. Er muß gute Nerven haben und darf vor Blut nicht zurück schrecken. Lind doch weiß ich nicht, was dem Verfasser besser gelungen ist, die Schilderung dieser schrecklichen Notwehr des selbstbewußten Bauern um sein Land, oder diese entzückenden, starken und doch so traulichen Mädchengestalten, diewie unbewußt durch dieses Blutes Ströme waten. Der Ver fasser hat uns mit seinem Buch ein ganzes Werk aus einem Guß geschenkt. Christliche Freiheit. Der Tag: Im „Wehrwvlf" habe ich mich nicht ge täuscht, das ist ein Roman von der Großzügigkeit, der Ausdruckskraft und der Wucht unserer alten Vvlksepcn, in dem der Dichter seine großartige und markige Kunst des Erzählens in höchster Vollendung bewiesen hat. Ludwig Finckh: Mit urwüchsiger, rauher und stür mischer Kraft hat er in Heller Schöpferlust Personen hingestellt, die so sein müssen, wie sie sind, und eine Seite des Dreißigjährigen Krieges zu uns hinübergerettet, die wir so nicht kannten und nicht mehr missen wollen; ganz notwendig ist sie, und alles Süßliche, Falschromantische und Bloßabenteuerliche, das uns in älteren Büchern den Stoff ungenießbar machte, ist unter den Boden ge fallen; so konnte die Wirklichkeit sein und so verstehen wir diese Zeit. Das Buch ist eine Errungenschaft und verdient, im ganzen Volk gekannt zu sein. Bayrische Lehrerzeitung: Der Wehrwolf ist eine der ungewöhnlichsten Erscheinungen der letzten Jahre überhaupt; in jeder Beziehung eines der (im schönsten Sinn) eigenartigsten Kunstwerke, ein Beweis dafür, daß Löns nicht nur ein meisterhafter Schilderet-, sondern auch ein überlegener Gestalter mit gewaltiger Schöpferphantasie ist. Löns' Stil ist groß und wuchtig, zuweilen erinnert er an den Rhythmus einer Ballade. Die Sprache ist selbstgewachsen, von urwüchsiger Kraft und Anschaulichkeit; aus den sprach lichen Ausdrucksmöglichkeiten unserer Zeit und der eigen- tümIich-plastischenSprache derBauern ist eine natürliche Einheit geworden. Magdeburgische Zeitung: In diesem kerndeutschen Werke, das die Frische, die Einschlags- und Lebenskraft eines alten Volksepos besitzt, hat Löns ein Symbol des deutschen Bauern und damit des deutschen Volkes überhaupt geschaffen. And als Dichter hat er sich mit diesem prächtigen künstlerischen Volks buche zu den bedeutendsten deutschen Erzählern unserer Zeit gesellt. Westermanns Monatshefte: Wer an einem saf tigen und wuchtigen Chronikenstil Gefallen findet und den epischen Fluß einer Erzählung vor den psycholo gischen Finessen zu schätzen weiß, der wird diesem Buche dankbar sein Manche Kapitel haben etwas von balladenhafter Kraft und von jenem harten Trommelklang,derinunsernhistorischenVolks- liedern klingt. Hamburger Nachrichten: Der unbeugsame Ge rechtigkeitssinn des Bauern, wie er in anderer Weise in Kleists ., Michael Kohlhaas" zum Aus druck kommt, steigert sich hier ins Heldenhafte, Grandiose. So schauerlich die Einzelheiten auch sein mögen, der Wehrwolf wächst durch sie zu einem Judas Makkabäus, den wir wohl bewundern und lieben, aber nie verabscheuen können. Diesem harten Stoffe ist die Sprache des Dichters angepaßt. Sie ist kein üblicher trockner Chronikenstil, sondern auch hier dem lebendigen Volksmunde entnommen: hart, rauh und plastisch in ihrer Anfsile, durchaus nicht mit einem antiquarischen Firnis überzogen, sondern bewußt neuzeitlich in Sprach- und Satzform. Das ist vielleicht neu und gewagt. Aber wird nicht auch in vielen echten und lebensgetreuen Bauernerzählungen der Dialekt vermieden und die Sprache nur dem Volksempfinden angepaßt? And wird nicht von Dürer bis zu Thema die jüdische Maria als eine deutsche Fra» in eine deutsche Landschaft gesetzt? Auf die Äußerlichkeit des Stils kommt es nicht an, son dern auf die innere Wahrhaftigkeit und psychologische Treue und Echtheit der Ausdrucksmittel. Löns hat in dieser Chronik ein Kunstwerk geschaffen, das seine früherenWerketurmhoch überragt und alle Eigenschaften in sich birgt, ein niedersächsisches Volksbuch zu werden! Eugen Diederichs Verlag in Jena 232*
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