28, 3. Februar 1911, Künftig erscheinende Bücher, «Srkndlatt f, d, Dtlch», Buchhand-l, 1471 >M^risars Lutherbiographie wird „hüben und drüben" großes Erstaunen Hervorrufen; denn sie wird als ein Werk gelten müssen, das, aller religiösen Polemik fern, offen jeden Freund der Geschichte zur „Kontrolle über eine ruhige Unparteilichkeit" einlädt. Der Verfasser ging in feinem Werke auf eingehende historische und psychologische Charakteristik der in vieler Hinsicht immer noch so rätselhaften Person Luthers aus. Sein Ziel war eine streng wissenschaftliche, quellenmäßige und doch allgemein ver ständliche Darstellung des Lebens, der Geistesentwicklung und der Werke Luthers, der wie kaum ein zweiter in das europäische Völkerleben eingegriffen hat. Das theologische Element fand dabei nur soweit das geschichtliche Verständnis es erforderte Serücksichtigung. Jedem ernsten Leser wird nicht nur die Gesamterscheinung damaliger Zeit, sondern ganz besonders das psychologisch vertiefte Seelenbilü Luthers, seine moralischen und intellektuellen Kräfte, seine Stärken und Schwächen mit voller Klarheit aus der Lektüre und mehr noch aus dem Studium des Werkes auferstehen. Dieses um so mehr, als der Verfasser, wenn immer möglich, Luthers eigene Worte und Werke im gewahrten Ton und Kolorit seiner Zeit Zur Charakteristik benützt. von der Aberzeugung der reinsten Forschergesinnung ausgehend, daß auch Luthers in der Geschichte der Konfessionen schwankendes Silü endlich einmal mit leidenschafts losem, ruhigem /luge erfaßt werden müsse, richtet der Verfasser einen abwägenden Slick auf das „Zabelwesen", das Luthers Gestalt umschlingt, und verbannt „hüben und drüben" lang mitgeschleppte Legenden. So schwindet manche zu Helle und manche zu dunkle Stelle am Charakterbilde Martin Luthers. Katholiken wie Protestanten werden dem gelehrten Verfasser großen Dank für fein bedeutsames Werk wissen, dessen innerster Grundzug echter Forfchungsgeist ist, und der jede konfessionelle öeleidigung als „widerwärtigen Fehlgriff" betrachtet. In Sand I kommt die Genesis des werdenden Sruches zur Darstellung. ^ Gand II wird behandeln: /luf der höhe des Lebens. Fürstliche Landeskirchen. Gand III: Ethisches, kulturelles, persönliches. Luthers /lusgang. ^ Vir empfehlen öas hochbedeutfame Werk dem besonderen Inter esse des Suchhandels und feiner tatkräftigsten Verwendung. Hochachtungsvoll Herdersche verlagshandlung Freiburg im Sreisgau, Z. Februar Itzll