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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1911
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- Deutsch
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1454 Börsenblatt s. d. Drschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 28. 3. Februar Ikll. Jahren des vorigen Jahrhunderts unternommene Versuch der gctoaltsamen Ausmerzung der deutschen Schrift bekanntlich nach wenigen Jahren so kläglich gescheitert ist!) 2. Von einem Professor an der John Hopkins-University in^Baltimore, welcher meinem Verlag eine zwanglose Reihe von Forschungen zur Veröffentlichung anbot, erhielt ich folgende Antwort auf die Anfrage, wie er sich zu dem Gedanken an Drucklegung in Osfenbacher Schwabacher Schrift stelle: »Was Sie über Format und Schrift bemerken, hat durchaus meinen Beifall. Die Osfenbacher Schwabacher Schrift finde ich sehr schön und glaube, daß sie auch hier in Amerika allgemeinen Bei fall sinden wird. Die Äußerung, auf welche Sie Bezug nehmen, daß man Amerikanern deutsche Bücher nur in lateinischer Schrift verlegen dürfe, ist äußerst töricht. Der betressende Herr scheint nicht zu wissen, daß mail in Amerika nicht nur deutsche Zeitungen (deren es hierzulande wohl gegen hundert gibt) in deutscher Schrift druckt, sondern daß auch deutsche Romane in Fraktur nachgedrnckt werden und daß deutsche Texte zum Schulgebranch auch hier all gemein in deutschen Lettern gedruckt werden. Die größte Berlagsanstalt für Schulbücher, The American Book Company, hat^für ihre Schulbücher eine eigene Schwabacher Type Herstellen lassen, die sie auf Wunsch der Autoren (neben anderen Frakturschriften) verwendet. Antiqua tvird für deutsche Texte nur etwa in demselben Um sange wie in Deutschland gebraucht, d. h. vorzugsweise bei Büchern, die sich der wissenschaftlichen Sphäre nähern. Ich meinerseits sympathisiere aber durchaus mit Ihrem Bestreben, auch für philologische Werke die deutschen Typen wieder mehr einzubürgern. — In diesem Zusammenhangs interessiert Sie vielleicht noch folgende Bemerkung. Amerikaner finden in der Regel, daß die deutsche Schrift wegen der vielen feinen Striche und der Ähnlichkeit mancher Buchstaben die Augen mehr angreife als die Antiqua. Das hängt aber wohl sehr von der Art der Type ab; für die Osfenbacher Schwäbacher trifft es sicher nicht zu, und auch bei der Antiqua wird in dieser Hinsicht ein Artunterschied bestehen. Andererseits kann ich aus meiner Erfahrung sagen, daß Studentinnen am Bryn Mawr College, denen beim Examen deutsche Texte in lateinischer Schrift vorgelegt wurden, sich fast immer dagegen sträubten mit der Bemerkung, es sei ihnen leichter, deutsche Werke in deutscher Schrift zu lesen.« Nimmt man dazu 1. die an gleicher Stelle von mir früher veröffentlichten anerkennenden Urteile anderer ausländischer Gelehrten über deutsche Druckausstattung deutscher wissenschaft licher W e r k e , die ich gern im Sonderdruck zur Verfügung stelle, — 2. daß ein^angesehener Verlag neuerdings bei einer ganzen Reihe von deutschen Philologen, die für ihn Werke schreiben, ausnahmslos Zustimmung dafür gefunden hat, diese Werke in deutscher S ckxr i s t zu veröffentlichen, weil sich daraus allein alles Fremdsprach liche bequem erfaßbar abhebt, bedenkt man endlich S., wie alltäglich die Verwendung gotischer Schrift im Auslande ist, ja daß sogar ein längeres Rundschreiben der Brüsseler Weltausstellung in französischer Sprache (laut Adolf Reineckes Mitteilung an dieser Stelle am 9. Dezember v. I.) ausschließlich in Bruchschrist gedruckt ist, so gewinnt inan die richtige Einschätzung der von dem Vertreter der Regierung in der Petitionskommission mitgeteilten Erfahrung, die er auf den Weltausstellungen in St. Louis und Brüssel bestätigt gesunden habe, daß Ausländer sich weit lieber und intensiver mit deutschen Publikationen befaßten, wenn sie in Lateinschrift gedruckt seien.-Man beachte: in der unüber sichtlicheren und für ^unsere deutsche Sprache mit ihren vielen langen Worten und^. Wortzusammensetzungen un geeigneteren Satzart, in Lateinschrift, sollen unsere Werke den Ausländern genießbarer sein. Da ist mir denn doch das Zeugnis aus Exauiensnöten und die vielfältige Ver sicherung besonnener ausländischer Gelehrter, die deutsche Bücher lesen und studieren, einwandfreier, als das Urteil von Weltausstellungsbesuchern, die vielleicht nach dem äußeren Anblick gehen oder denen wohl gar der Fragesteller seine eigene Vorliebe für Lateinschrift oder Zweifel an der Zweckmäßigkeit der deutschen Schrift hat durchblicken lassen. Nach dem öffentlich verkündeten Urteil von Lateinschrift- Eiferern soll die Weltgeltung der deutschen Literatur und Wissenschaft am Lateindruck hängen. Welche klägliche Auf- sassung! Also unsere berechtigte Spielart der Weltletter, die eine an Charakteristik und Lesbarkeit unendlich über- legene Vervollkommnung und notwendige Anpassung der Lateinschrift an die besonderen Bedürf nisse unserer Sprache darstellt, die so wenig ein Verkehrs hindernis ist, daß Engländer, Italiener und Franzosen sie nachgewiesenermaßen auch bei Unkentnnis der deutschen Sprache glatt lesen können, diese Weltletterspielart sollte gar dem, der die Schrecken der deutschen Grammatik überwunden hat, irgendwelche Schwierigkeiten bereiten? Wer das glaubt und ihre Preisgabe fordert, der müßte folgerichtiger- iveise auch zur Preisgabe der deutschen Sprache kommen. Das halte man nicht für eine zu fern liegende Folgerung. Hat doch der ständige Sekretär der preußischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie, die bei ihrer Gründung aus drücklich die Ausgabe erhalten hat, auch die deutsche Sprache zu pslegen, noch im Jahre I89S eine Rede gehalten, worin er den gebildeten Deutschen empfahl, das Englische als Welt sprache an die Stelle des Deutschen treten zu lassen! (Zeitschr. d. Allgemeinen Deutschen Sprachvereins I8SS, Sp. 251 fs.) Hier heißt es: xrineixiis obsta. Hat es denn unserer Literatur und Wissenschaft bisher etwa an Achtung gefehlt, stehen sie nicht vielmehr im höchsten nur denkbaren Ansehen in der ganzen Welt, so daß wir stolz darauf sein könnten? Deni entspricht nicht, daß ein Reichsvertreter bei der Weltausstellung zaghast erklärt, Ausländer würden sich weit lieber mit deutschen Ver öffentlichungen befassen, wenn sie in Lateinschrift gedruckt wären. Gerade so gut könnte man fordern, daß der Deutsche im Auslande nicht als Deutscher auftreten solle. Dem Auslande paßt es überhaupt nicht, daß wir uns als Volk in der Welt durchsetzen. Das ist auch der einzige Grund, weshalb dreiste Ausländer, wenn wir sie ermutigen, sich von keinerlei Kenntnis getrübte llrteile über unsre Schrift erlauben, dagegen achtungsvoll verständig sich erweisen, sobald wir ihnen zeigen, daß wir unsre Spielart der Weltletter als eine berechtigte und für unsre eigenartige Sprache notwendige schätzen. Nur vor besonnener Selbstachtung hat der Ausländer Respekt, deshalb sollte auch aufhören, daß wir den amtlichen Katalog derdeut - scheu Abteilung internationaler Ausstellungen immer wieder dem Auslande im welschen Kleide vorlegen, während eine ausländische Ausstellungsleitung uns durch ein längeres französisches Rundschreiben in Bruchschrift beschämt. Gerade auf internationalen Ausstellungen soll die berechtigte nationale Eigenart zur Anschauung gebracht werden, denn alles Kopierte macht einen Peinlichen Eindruck, und Kunst und Geschmack blühen nur, wenn sie bodenständig sind. In Rom soll im Jubiläumsjahre 1911 eine internationale Kunstausstellung sein. Mau versuche nur z. B. Rudolf Kochs wundervolle neue Fraktur für den Katalog der deutschen Abteilung, und man tvird einen Prachtkatalog bekommen, würdig deutscher Kunst. Die deutschen Schriftkünstler haben der Welt noch etwas zu bieten. Aber da redet und schreibt man immer von Heimatkunst und tritt sie vor den Augen des Auslandes mit Füßen. Hat man . sich klar gemacht, wie sehr man die Achtung vor dem Deutschtum damit herunterdrückt? Ich empfehle den Beitritt zum Allgemeinen deutschen
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