33, to. Februar 1S0S. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 1779 ^ Wir versandten soeben folgenden Prospekt- Else Jerusalem: Der heilige Skarabäus Roman. Amfang 687 Seiten. Geh. M. 6. — , geb. M. 7.50 Wir haben in der jüngsten deutschen Literatur mehrere Versuche zu verzeichnen, die dunkelsten Teile des sozialen Gefüges — die Prostitution — zur Darstellung zu bringen; das vorliegende Buch gehört in diese Reihe, und, um es von vornherein zu sagen, es streicht alle seine Vorgänger durch; so breit und stark ist es, so kühn und sittlich ernst, so frei von jeder Sentimentalität und von jeder Frivolität. Die Leldin des vorliegenden Buches ist die Prostituierte der Großstadt. Vor den Augen des Lesers entwickelt sich das Dirnenleben vom ersten Stadium, wo das Laster unorganisiert, unbewacht durch die Nacht streicht, im Schlupfwinkel sich birgt, mit dem Verbrechen sich verbrüdert, bis zur Kasernierung der Dirne unter obrigkeitlichem Patronat und der anrüchigen Nachbarschaft des staaterhaltenden Prinzips, zu den Llnternehmern und Agenten des Gewerbe gewordenen Menschenhandels. Es gibt Partien in dem Werk, die Balzacs und Zolas würdig sind; alles ist aus erster Land; alles ist wahr, positiv und mächtig gestaltet. Der künstlerischen und sittlichen Löhe des Buches entspricht die geistige; der Verfasserin ist es nicht nur gelungen, ihr ungeheueres Material ganz zu bewältigen, sie weiß auch noch den symbolischen Gehalt davon zum Ausdruck zu bringen; und sie weiß, daß die Prostitution, die als wirtschaftlicher Faktor innerhalb der staatlichen Ordnung von Elend und Verderben begleitet ist, damit zugleich ein Abbild der Zerstörung ist, die der von keinem höheren Gesetz gebundene Geschlechtstrieb im Individuum bewirken kann. Es ist eines der ernstesten Bücher unserer Tage. S. Fischer, Verlag, Berlin 234*