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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1909
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- Deutsch
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1906 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. ^ 36. 13. Februar 1909. tur tritt der liebenswürdige Charakter dieses Volkes und sein gallischer Esprit lebhaft zu Tage. Als ein Spezimen dieser Literatur möchte ich das Buch von Firmin Maillard anführen, das unter dem Titel: »1-08 pasoiovvös <in livrs» im Jahre 1896 in Paris bei Emile Bordcau erschienen ist. Das ganze Buch ist eine liebens würdige und leichtfließende Plauderei über alles und noch etwas, aber immer mit Bezug auf Bllcherliebhaberei. Bücher- passion und BLchernarrhcit. So schildert er einen verheirateten Bibliophilen, der die Bücherkäufe seiner Frau möglichst ver heimlicht. wenigstens ihr aber einredet, die Bücher weit unter dem regulären Preise gekauft zu haben, so daß seine Käufe eine gute Kapitalanlage für die Zukunft bildeten. Köstlich schildert der Verfasser, wie sich Mann und Frau gegenseitig hinter das Licht zu führen versuchen, wie u. a. die Frau dem Mann einzureden versucht, wie sparsam sie sei, indem sie einen Hut trage, den sie schon zum dritten Male habe ausarbciten lassen, und sich diebisch freut, daß der Mann den eben erstandenen neuen Hut für einen drei Jahre alten sich ausschwatzen läßt. In dem Bande finden sich ferner köstliche Anekdoten über Paul Lacroix (den Bibliophilen Jacob), über seinen Streit mit Naudet. dem Verwalter der Königlichen Biblio thek. ferner die großartige Mystifikation des Abbö Domenech. der das Schreibheft eines hinterwäldlerischen Buben für die ursprüngliche Zcichenkunst der Indianer hält und es zum Gaudium der ganzen gelehrten Welt (mit Ausnahme der Frankreichs) mit Subvention der Kaiserlichen Regierung als Prachtwerk herausgibt unter dem Titel: blunudorit pioto^rapbo umorioain proeöäo ä'uno notioo sur 1'iädogrs.pliio äes Los-ur-IiovgöS. 2L8 plsuobes. Ouvrago pubiiö saus Io8 LU8piee8 äo ktl. Io lilivistro ä'Ltat et äo la Unison äo l'Dmporour. Auch diese Mystifikation war angestiftet von Paul Lacroix, und die deutsche Wissenschaft hat das Verdienst, diese Farce aufgedeckt zu haben?) Dem armen Domenech hat es nichts geholfen, daß er der Petzholdtschen Enthüllung eine Verteidigungsschrift entgegenstellte; er mußte in der Versenkung verschwinden, mit ihm das lürro ckos eauvagss. das die französische Regierung mit beinahe ebenso hohen Kosten, wie die Herstellung erfordert hat. zurückkaufen und einstampfen ließ. Heute ist das Buch eine Seltenheit ersten Ranges und eine Curiosität obendrein. Die reiche Literatur über Bibliophilie, die Frankreich hervorgebracht hat. hat ihren Grund und die Möglichkeit ihrer Entstehung in der »amour äll livro-, die Jahrhunderte alt ist und die von oben, vom Throne und von den Großen ausgellbt. nach und nach sich immer weitere Kreise erobert hat. So haben Frankreichs Könige, ihre Frauen und ihre Freundinnen Bücher gesammelt, sie haben dies mit feinem Takt und Kunstverständnis getan, und nicht nur gesammelt, nein, auch dafür gesorgt, daß diese ihre Kleinodien zierlich bekleidet und herrlich geschmückt wurden. Die Einbände wurden Künstlern zur Anfertigung anvertraut, und Besitzer wie Buchbinder haben in den Einband einen Teil ihres Selbst gelegt, sie haben es verstanden, diese Kunstwerke individuell zu gestalten. Die Könige Franz I.. Heinrich II.. Diana von Poitiers. Karl V.. Ludwig XIV. — alle waren sie Bibliophilen, allen war ihre Bibliothek ein teurer, lieber Besitz. Den Königen folgten die Großen, die Staatsmänner, die Dichter und Schriftsteller. Kardinal Mazarin. Molisre, CH. Nodier. Richelieu, de Thou, alle waren sie leidenschaft liche Bücherliebhaber. Zuletzt, nicht als letzten, nenne ich ') P etzh oldt. 1.6 livio äos suuvaees im Lichte der französischen Eivilisation. Vergleiche auch die Gegenschrift v. Domenech: Jean Grolier, dessen Bibliothek leider in alle Winde zer stiebt ist. deren Bruchstücke aber, wenn sie heute Vorkommen, als Meisterwerke der Buchbindekunst geschätzt und hoch bezahlt werden. In Italien, wo die Buchdruckerkunst früh und in aus gezeichneter Weise vertreten war. finden wir ebenso früh Bibliophilen; ich nenne Thomas Maioli. Lorenzo di Medici, genannt il mLgviüeo. Papst Leo X. Kardinal Bonelli. Von englischen Bücherliebhabern habe ich schon Richard de Bu>y genannt, erwähnt seien noch Eduard IV., Heinrich VII. und VIII., Eart of Arundel, Königin Elisabeth. Robert Dudley. Earl of Leicester, Earl of Ashburnham. Lord Spencer. Deutsche Büchersammler waren Ulrich von Hutten. Kaiser Karl V.. die Fugger, Maria von Listerreich. Goethe war Sammler' in großem Stile, der nicht nur Bücher, sondern auch Kupferstiche. Holzschnitte. Gemmen und vieles andere sammelte. Tieck. der Übersetzer Shakespeares, besaß eine schöne Bibliothek, die namentlich an spanischen Werken sehr reich war und die er verkaufen mußte, um seinen Bruder, den Bildhauer, vor dem Untergange zu retten. Der Katalog der Bibliothek war gewissermaßen das Gesellen stück Albert Cohns, der sie als Angestellter von A. Asher L Co. aufzunehmen hatte und der mit diesem Verzeichnis eine schöne Leistungsfähigkeit in jungen Jahren bewies. Die Bekanntschaft Cohns mit Tieck wurde ausschlaggebend für seine literarische Tätigkeit, und den Anregungen Trecks verdanken wir Cohns Werk: Lünsteepoar« in 6ermavz-. das zuerst ein bis dahin gänzlich dunkles Feld deutscher Theater geschichte aufgehellt hat. Meusebach, der Sammler deutscher Literaturdenkmals, die heute einen wertvollen Besitz der Königlichen Bibliothek in Berlin bilden. Grisebach. der Sänger des Neuen Tannhäusers. besaßen schöne Büchersammlungen. Auch die deutschen Buchhändler Lempertz in Köln, die Familie Weigel in Leipzig, Salomon Hirzel in Leipzig. Freiherr Franz von Lipperheide. Albert Cohn waren persönlich Bibliophilen und haben schöne Prioatbibliotheken zusammengebracht. Endlich will ich noch den holländischen Büchersammler van Voorst und die berühmte Familie der Enschedes kurz erwähnen; von russischen Serge Sobolewski. den ich persön lich noch sehr gut gekannt habe und dessen schöne, namentlich große Reisewerke, darunter ein vollständiges Exemplar von de Brys Reisen, enthaltende Bibliothek im Jahre 1«73 ver steigert worden ist. In dem obigen kurzen Abriß konnte ich nur die großen, allgemein bekannten Sammler') erwähnen, und auch diese keineswegs vollständig; daneben hat es noch eine große Anzahl minder bekannter gegeben, die aber nichtsdestoweniger ebenfalls das Recht haben, sich zu der Edelgilde der Bücher- iiebhaber und Büchersammler zu zählen. Namentlich in den letzten dreißig Jahren hat auch in Deutschland der Wohlstand und infolge dessen die Möglichkeit, größere Summen auf Lieb habereien zu wenden, zugenommen, und dies ist auch dem Büchersammeln zugute gekommen. Auch in Deutschland wenden heute viele, wenn auch noch immer viel zu wenig reiche Leute ihre Liebhaberei den Büchern zu. während früher lediglich Pferde und noch weniger delikate Vergnügungen das Interesse der meisten deutschen uppvr ton in Anspruch ge nommen haben. (Fortsetzung folgt). ') Wer sich mit den großen Sammlern näher beschäftigen will, findet in dem Katalog der Bibliothek des Börsenvereins Bd. l. S. 684 und Bd. II S. 1189 eine Anzahl einschlagender Werke verzeichnet; einige wertvolle englische und französsiche Werke über diesen Gegenstand fehlen leider in der Bibliothek Auch das unerschöpfliche Werk im llouvo^re, Oomaisküriess utilos MIX biblio-
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