46, 25. Februar 1909. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. d Dtschn. Buchhandel. 2463 T Verlag von Egon Fleischet L Co., Berlin VV. 9 Wir versandten folgendes Rundschreiben: Demnächst erscheint: Sehnsucht Ernste Plaudereien von Georg Hermann Geh. M. 2.—; geb. M. Z.— Deutschkloster Ein Ostmarkenroman von Friedrich Paarmann Geh. M. 5.—; geb. M. 6.50 Nicht spannende Handlung, nicht sensationelle Charakter entwicklungen haben den großen Erfolg von Jettchen Geberts Geschichte bewirkt, die Kunst des Ästhetikers, die Grazie des Kulturdeuters, die Poesie des Plauderers haben die Tausende von Lesern dauernd zu fesseln ge wußt und ihnen die Gestalten der Dichtung zu leben digen Freunden gemacht. Der Dichter wurde dort oft zum Essayisten — und in diesem Buch ist der Essayist zum Dichter geworden. Wie Gespräche von Jason Gebert, so lesen sich manche dieser ernsten Plaudereien, in denen sich die Liebenswürdigkeit des Weltmannes mit dem Wissen des Gelehrten vereinigt. Mag die „Sehn sucht" — die abstrakte Sehnsucht, die den Großstädter nie verläßt, das Thema sein, oder die „Kindheit", die „Jagd nach Seelen", der „Ruhm", die „Kunst", kurz irgend ein Begriff, der täglich, stündlich ins Gespräch der Gebildeten geworfen wird, immer erfährt es durch den einzigartigen Geist des Poeten eine besondere Be leuchtung, eine ernste Vertiefung, eine heitere Verspot tung. — DerWeg ins Leben Roman von Emil Ermatinger Geh. M. 3.50; geb. M. 5.- Der junge Schweizer, der mit dieseni Werke zum ersten Male sich der stolzen Reihe schweizerischer Er zähler — der Gotthclf, Keller, Meyer, Zahn — an schließt, ist seinen engeren Landsleuten als Herausgeber des schweizerischen Dichtcrbuchs kein Fremder mehr und hat über diesen Kreis hinaus durch seine Arbeiten über die Dichtungen des klassischen Altertums Beachtung ge funden. Diese Schulung an den strengen Vorbildern der Vergangenheit kommt auch dem modernen Werk zu gute. Der Stoff berührt sich mit manchem andern Roman der Neuzeit, insofern er ein Erziehungs- und Entwicklungsroman ist, die Geschichte eines Schülers, der, mit sich und seinem Lehrer zerfallen, in Sehnsucht nach Liebe und Freiheit einer leichtsinnige» Person seine Zu neigung schenkt und erst nach allen Enttäuschungen die Kraft findet, sich zum Leben zu erziehen. Ein neuer Ostmarkenroman. Jedes Jahr erscheinen ihrer ein paar, doch findet selten einer allgemeinere An erkennung. Für „Deutschklostcr" erhoffen wir sie. Die Darstellung der Ostmarkenkämpfe von heute webt sich um Menschcnschicksale, die auch ohne jene Amgebung der Teilnahme sicher sein dürften. Neben den nationale» ringen andere Frage» um ihre Lösung. Fragen sexueller Sittlichkeit, kirchliche, religiöse. — Es ist der niederdeutsche Erzählertypus, der in „Deutschkloster" sich Ausdruck geschaffen. Der Ver fasser wandelt, als evangelischer Pastor, auf den Bahnen Frenffens, aber mehr noch als an diesen gemahnt die Typisierung von Land und Leuten an den Stromtid- Dichter, mit dem ihn auch die Liebe zur Landwirtschaft verbindet, der Sinn für volkstümlichen Humor und die Freude an edlem Trunk. Wir bitten, das Buch allen national Interessierten, den Mitgliedern des Ost- markcnvereins, des deutschen Schulvcreins, des Alldeutschen Verbandes, des Flottenvcreins vorzulcgcn. Geheimnisland Novellen von Hans Müller Geh. M. 3.-; geb. M. 4 50 Geheimnisland ist das fremde, von sonderbar-farbigen Träumen erfüllte Reich, wo die dunkeln Stimmen des LInhörbaren laut werden, Schicksale, zwischen Tragik und Groteske schillernd, an der Grenzlinie des Begreiflichen sich erfüllen und alles, was unsere Trägheit „Zufall" benennt, jäh einen ungeahnten, erschreckenden oder erhei ternden Zusammenhang erhält ... Schon einmal, im „Buch der Abenteuer", hat der junge, österreichische Dichter den Vorhang von diesem Geheimnisland zu ziehen ver sucht; seitdem ist er stärker, sicherer, in Stoff und Mitteln aparter geworden. Nicht mehr das Anekdotische reizt ihn, er schürst nun tiefer, weitet Schicksale aus und gibt dem Leser neben der stofflichen Spannung so viele phos phoreszierende Reize einer eigenartigen Psychologie, daß sich kein „vernünftiger" Zweifel in diese verblüffende Welt der Zusammenhänge entschleichen wird.