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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1909
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- Deutsch
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2180 «Scsenblat! s. d. Dtsch». «uchho-d-I. Nichtamtlicher Teil- 40, IS. Februar 1S0S. unter Umständen nach mehr, als der Rabatt von 33 Prozent, den er dem Sortimenter gewähren würde und auch gern gewährt hätte, wenn er eben nicht Reklamationen in der angedeuteten Art befürchten müßte; vor allem aber wären bei der Lieferung durch das Sortiment die Verluste des Verlegers viel geringer, denn wie viele von den Be stellern lassen sich häufig mahnen und zahlen überhaupt nicht, ohne daß der Verleger sie bei dem geringen Betrag, um den es sich meistens handelt, zur Zahlung zwingen könnte! Man wird mir vielleicht einwenden, daß es sich wegen eines französischen Romans mehr oder weniger, der abgesetzt wird, -nicht lohnt«, besondere, allgemein gültige Verkauss- besliinmungen zu treffen. Erstens handelt es sich um das Prinzip, das Publikum auch beim Bedarf aus ländischer Literatur zum Bezüge durch das Sortiment zu gewöhnen, zweitens kann der Sortimenter, selbst wenn bei der betreffenden Bestellung ein direkter Nutzen nicht herausschauen sollte, sich den Besteller als Interessenten für französische Literatur für später notieren, und endlich handelt es sich garnicht um einen 3 Fr. SO Cts,-Band, sondern die Zahl der allein nach Deutschland an direkte Adressen gehenden Bände beträgt in jedem größeren Pariser Verlagshans im Lause des Jahres eher über IVOS als darunter. Nehmen wir im Durchschnitt die Zahl 1000 an, so beträgt der Brutlo-Nutzen, der dem Sortiment von einem einzigen Pariser Verleger entgeht, IISO Frs, im Jahre, und in diesem Posten sind Werke in anderer Preislage als 3 Fr. SO Cts, gar nicht mit inbegriffen, dürsten aber wenigstens einen ebenso großen Betrag ausmachen. Rechnen wir endlich die Zahl der Verleger, die große Lieferungen ins Ausland machen, aus nur 20 bis 30, — darunter sind aber mehrere, die entschieden mehr als 1000 Bände jährlich an Privatkunden im Ausland liefern, — und alle kleineren gar nicht, so ergibt sich eine ganz respektable Endsumme, die das Sortiment jedenfalls gut brauchen könnte, die ihm nun aber entgeht und der Post zufällt. Wenn ich vorhin bemerkte, daß der Verdienst des Verlegers an diesem direkten Vertrieb ins Ausland gering sei, so will ich damit nicht sagen, daß der Verleger gerade deshalb zugunsten des Sortimenters darauf verzichten würde. Dieser für den Verleger ungenügende Verdienst ließe sich für das Sortiment ganz bedeutend erhöhen, da dieses in keinem Falle mit so hohen Vertriebs- und Verlnstspesen zu rechnen hat wie der Verleger. Zu den Spesen des Verlegers kommt noch, daß große Pariser Verlagshäuser sich für diesen Zweck einen besonderen Angestellten hatten müssen, der das ganze Jahr hindurch nichts anderes zu tun hat, als diese direkten Bestellungen aus dem Auslande zu erledigen, die eine besondere kleine Abteilung bilden und unter dem Kollektivnamen -Divers« zusammengefaßt werden. Alle diese Spesen könnten vermieden und der daraus entstehende Nutzen dem Sortiment zugeführt werden, wenn eben der französische Bücherpreis auch im Auslande eine einheitliche Geltung hätte. Der französische Verlagsbuchhandel ist in neuer Sorge, Kaum hat er sich von dem Schreck erholt, der durch die in den letzten Jahren mehrfach vorgenommene Unterbietung des bisherigen Einheitspreises von 3 Frcs. 50 Cts. verursacht wurde — d, h. vorläufig hat man sich weder für das eine, noch für das andere definitiv entschieden; ein Teil der Ver leger liefert nach wie vor zu 3 Frcs. 50 Cts,, ein anderer unterbietet diesen Preis fortdauernd weiter, ein dritter tut sogar beides zusammen —, so steigt ein neues Gespenst auf, das noch mehr als die Preisunterbietung dazu an getan ist, die Verleger mit Sorge zu erfüllen. Es handelt sich um eine Reform der französischen Rechtschreibung, und was das, besonders für den Schulbücherverleger bedeutet, wissen wir nach der vor einigen Jahren gemachten Erfahrung ebenfalls und werden daher den französischen Kollegen unsere Teilnahme nicht versagen. Der Vorschlag einer Reform der Orthographie — das Wort soll nach Einführung der in Aussicht genommenen Änderungen »Ortograte« geschrieben werden — ist an und für sich nicht neu. Aber als vor einigen Jahren die Rede davon war, »lag kein Bedürfnis für eine derartige Neuerung vor», und der Vorschlag ging nicht durch. Ein Bedürfnis dafür liegt zwar auch heute nicht vor, aber inzwischen waren die Herren von der Reformpartei eifrig bei der Arbeit und sind mit so bestimmten Vorschlägen an die Regierung herangetreten, daß am 29. Oktober v. I. die Sache in der Deputiertenkammer zur Sprache kam und viel Aussicht hat, diesmal angenommen zu werden. Es ist begreiflich, daß der Schulbücherverleger, der vielleicht heute noch voller Freude Tausende von Exemplaren eines neues Buches vom Buchbinder hat abliesern sehen, sich mit Schrecken sagen muß, daß vielleicht schon morgen alle seine schönen Vorräte durch einen Ukas der Regierung in Makulatur verwandelt werden, und daß er sorgenvoll in die Zukunft blickt. Jeder deutsche Verleger wird ihm dieses unangenehme Gefühl deutlich nachempfinden können. Die Herren von der Resorm- partei behaupten zwar, die Sachs sei gar nicht so schlimm, die alten Bestände dürften ruhig aufgebraucht werden, die Einführung der neuen Rechtschreibung sei nicht plötzlich, nicht als Zwang gedacht, sondern sollte ganz allmählich vor sich gehen, so daß erst die nächste Generation richtig Französisch lesen und schreiben würde. Man bezwecke mit oieser Reform keineswegs eine Schädigung des Verlagsbuchhandels und wolle auch nicht alle der Schule schon entwachsenen Leute zwingen, auf ihre alten Tage noch einmal anfangen zu müssen, »richtig« Französisch schreiben zu lernen, sondern man wolle nur all das Unlogische, was die französische Grammatik enthalte, ausmerzen. (Übiigens: in welcher Sprache ist alles »logisch«, in welcher Grammatik gibt es keine Ausnahmen?!) Es sollten Schulkinder, die noch Bücher nach der alten Recht schreibung besäßen, die alte und die neue Orthographie neben einander benutzen dürfen, ohne daß ihnen für die eine oder andere Schreibweise ein Fehler anzurechnen sei. Was entstehen wird, wenn diese recht sonderbare -Reform« zur Wirklichkeit werden sollte, können wir uns ja ungefähr denken: Wenn kein Zwang besteht, wenn es nicht ganz genaue Regeln gibt für das, was richtig und was falsch sein soll, wenn bis auf weiteres jeder so schreiben und drucken kann, wie er will, so wird auch in der nächsten Generation noch jeder so schreiben, wie er heute schreibt. Es wird eine Konfusion entstehen, wie sie größer gar nicht mehr sein kann, und den Schaden davon wird zum großen Teil wieder der Schulbücherverleger tragen müssen. Man wird cs diesem also nicht verdenken können, daß er den Vorschlägen der Reformpartei sehr mißtrauisch gegenübersteht und sich lieber für eine radikale Änderung mit bestimmtem Einfllhrungstermin entscheiden würde, als für diesen lang samen Übergang, wobei er gar nicht einmal weiß, was für Überraschungen ihm noch bevorstehen. Was die Verleger bei der geplanten allmählichen Einführung besonders und nicht ohne Grund fürchten, ist, daß die Reformatoren womöglich bei Beginn eines jeden neuen Schuljahres mit neuen Ver- besserungsvorschlägen kommen werden, mit etwas, was sie früher »vergessen- hatten, und daß sich dadurch in der Schreibweise eine gewisse Mode herausbilden wird, der Art, daß heute ein Wort so geschrieben wird und im nächsten Jahre wieder anders. Nun muß man allerdings in Frankreich mit einem Faktor rechnen, der zwar keine offizielle Bedeutung hat,
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