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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.03.1909
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- Deutsch
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^ 56, S. März 1909 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 2947 vembec 1764 geboren. In Kasan und Ssimbirsk erhielt er seinen ersten Schulunterricht, kam dann, als der Pugatschewsche Aufruhr ausbrach, mit seinen Eltern nach Moskau und wurde dort in der Schadenschen Pension unterrichtet. Dann trat er in den Militärdienst, verließ ihn jedoch 1788 als Premier-Major und widmete sich dem Staatsdienst. 1798 gab er auch diesen auf und übersiedelte nach Moskau. Hier befand er sich im Mittelpunkte eines Kreises von reichen Aristokraten, denen die alte Zarenstadt ihre damalige Blütezeit verdankte. Es waren dies die Rasumowskij, Naryschkin, Daschkow, Dolgorukij, Apraxin, Woronzow, Kurakin, Scheremeijew, Golitzyn, Sawadowskij und Demidow, die sich nicht damit begnügten, für sich prachtvolle Paläste bauen zu lassen, sondern die auch bedeutende Summen zur Errichtung von großen Armen-, Waisen- und Kranken häusern spendeten, Kirchen und Landschlösser bauten und für die Moskauer Universität in freigebiger Weise sorgten. Moskau war damals die eigentliche Heimstätte der vor nehmsten russischen Adelsfamilien, Petersburg war für sie nur Sitz der Regierung, eine Beamtenstadt. Man kann sich kaum einen Begriff davon machen, was für Kunstschätze, Kostbarkeiten, Gemälde, Skulpturen, Bibliotheken dort vor handen waren. »Man hätte glauben können, ganz Europa sei ausgeplündcrt worden, um Moskau zu bereichern», — sagt Clarke in seinem »Voz-»gs en Russis, ov Tsrtaris et SV Tnrgnis«. Die Bibliotheken von Buturlin, Rasumowskij, Golowkin und Demidow waren in ganz Europa bekannt, und in den Prachtsälen der Golitzin, Golowkin, Gagarin, Koslow be fanden sich die schönsten Perlen der italienischen und holländischen Malerei. Bei Urussow, Schlscherbatow, Odo- jewskij und Buturlin konnte man die kostbarsten natur historischen Sammlungen finden Bon allen diesen Reichtümern ist jetzt fast nichts mehr vorhanden. Manche von den vornehmen Familien sind ausgestorben, und seit die »Adler- der großen Katharina ins Grab gesunken sind, ist Moskaus ehemalige Pracht ver schwunden. In einem jener Herrschaftshäuser an der Schmiede brücke — Moskaus vornehmster Straße — gründete Beketow im Jahre 1801 zuerst eine Buchdruckerei und Schriftgießerei und dann auch einen Bllcherladen, der sich bald zu einem Sammelpunkt für Moskaus Schriftsteller und vornehme Welt gestaltete. Nach und nach erschienen aus Beketows Druckerei über hundert Originalwerke und Übersetzungen, die sich nicht nur durch ihren gediegenen Inhalt, sondern auch durch typographische Schönheit, Kunstbeilagen, Titel in Kupferdruck, Vignetten und anders Vorzüge auszeichneten und die Erzeug nisse der übrigen Moskauer Typographien weit überragten In dieser Beziehung kann sogar ein wichtiger Fortschritt den Nowikowschen Ausgaben gegenüber konstatiert werden. Die Beketowsche Druckerei ist demzufolge, obwohl sie nur zehn bis elf Jahre bestand, sllr die Forscher der russischen Literatur und Geschichte, für Bibliophilen, Sammler und Liebhaber von typographischen Seltenheiten von allergrößter Bedeutung. Beketow hat zwar einiges aus dem Französischen über setzt, selbst aber nur wenig geschrieben, kann daher eigentlich nur als Liebhaber der Literatur und Förderer von Kunst und Wissenschaft bezeichnet werden. Als seine Hauptaufgabe betrachtete er die Herausgabe von Werken bekannter russischer Schriftsteller, und es erschienen in seinem Verlage und wurden in seiner Druckerei hergestellt: Luxusausgaben der Werke von I. Bogdanowitsch, N. Gnjeditsch, W. Shukowskij, I. Dmitrijew, A. Radischtschew, P. Pelskij, S. und F. Glinka, M. Cheraskow, W. Nareshnij, P. und M. Makarow, Mersljakow, W. Filimonow, N. Karamsin, F. Iwanow, W. Jsmailow und den Grafen P. Gole- nischischew-Kutusow, F. Rostopschin, D. Chwostow und A. Mussin-Puschkin. Diese Verlagstätigkeit versammelte um ihn die ganze damalige vornehme Welt von Moskau, namentlich die Schrift steller, und zwar nicht nur in seinen Geschäftsräumen, sondern auch in seiner Wohnung, wo sie des Donnerstags luxuriös bewirtet wurden. Auch zeichnete er sich den Schriftstellern gegenüber durch große Freigebigkeit und Wohltätigkeit aus. Bald nach seiner Übersiedlung begann er in Moskau alte slawisch-russische Handschriften, historische Dokumente, Autographen und Bildnisse zu sammeln. Das Porträt sammeln war seine Leidenschaft, und er faßte den Plan, eine große russische historische Ikonographie herauszugeben. Man verdankt ihm eine Sammlung von Porträts russischer Kriegs helden und anderer ausgezeichneter Männer, die er in Kupfer stechen ließ. Er schuf sogar eine Kupferstecherschule, die hauptsächlich aus Leibeigenen bestand, die Punktiermanier bevorzugte und etwa dreihundert Platten gestochen haben soll, von denen allerdings ziemlich viele künstlerisch höchst mittelmäßig waren. Diese Platten dienten zur Herausgabe des »Pantheons russischer Schriftsteller-, von dem zwanzig Blätter erschienen, und der »Sammlung der Bildnisse von Russen, die sich durch kriegerische und staatliche Verdienste, durch Gelehrsamkeit u. a. ausgezeichnet haben; in chrono logischer Reihenfolge und mit kurzen Lebensbeschreibungen« (Moskau 1821—1824). Hiervon erschienen während des Verlegers Lebenszeit nur fünfzig Blätter. 1837, nach seinem Tode, kamen 306 Platten an die Brüder Kirejewskij, die 8568 Rubel dafür bezahlten und Abdrucke davon in zwei Lieferungen veröffentlichten. Gute Abdrucke dieser Porträts sind jetzt sehr selten. Von Beketows Verlagsartikeln können wir hier, außer den bereits genannten, nur noch wenige erwähnen. W. Ssopikow bemerkt in seinem »Versuch einer russischen Bibliographie-, daß Beketow ein Verzeichnis von Büchern herausgegeben habe, die auf seine Kosten gedruckt wurden (Moskau 1806). Leider ist es Herrn Simony nicht gelungen, ein Exemplar dieses Verzeichnisses aufzutreiben; er mußte daher selbst ein solches zusammenstellen, das aber auf Vollständigkeit keinen Anspruch erheben kann. Wir entnehmen daraus folgende Titel: Franklins gesammelte Werke; Uoungs Nachtgedanken; Vol taires Geschichte Karls XII; Cervantes, Don Quixote; Klop- stock, Adams Tod; Schillers Räuber; Miltons Verlorenes Paradies; eine illustrierte Schilderung der Hochzeit des Zaren Michael Feodorowitsch mit Jewdokia Lukjanowna; eine »kurze Geschichte und chronologische Beschreibung des Lebens und der Taten der russischen Großfürsten, Zaren und Kaiser, mit Bildnissen- s4°. 3 Bde.). Beketows historische und archäologische Kenntnisse und seine Verlagstätigkeit brachten ihm die Vorstandschaft der Gesellschaft für russische Geschichte und Altertum, deren Seele und eifrigster Förderer er war. Auch Mitglied der Gesell schaft von Freunden des russischen Schrifttums und der Naturforscher-Gesellschaft und Ehrenmitglied der Moskauer Universität war er. Während des großen Brandes, der 1812 fast ganz Moskau einäscherte, gingen nicht nur alle diese Gesell schaften, sondern auch alle ihre Sammlungen, Bibliotheken, Handschriften, Medaillen, Münzen zu gründe. Beketows Geschäft hatte gleichfalls furchtbar gelitten; wie und auf welche Weise es endete, konnte nicht ermittelt werden. Was von seinen Sammlungen noch übrig geblieben war, kam nach seinem Tode durch Kauf an P. Korobanow und von diesem in die Kaiserliche Eremitage in St. Petersburg. Daß Beketow die Verlagstätigkeit Nowikows fort setzen wollte, unterliegt keinem Zweifel; aber diese Ab sicht hatte nicht er allein, sondern auch Wfsewoloshskij 384»
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