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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1915
- Strukturtyp
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- 1915-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1915
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- Deutsch
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Redaklioneller Teil. V 233, ?. Oktober 191S. von Stumpfsinn und Irrsinn nicht gefallen zu lassen braucht. Je freier das Volk politisch und sittlich ist, je mehr wird es dafür sorgen, daß seine Glieder, die ihm die geistige Nahrung zuflihren, wirtschaft lich nicht auf die Straße angewiesen sind. Sortimenter. Nur wer selbst hinter dem Ladentisch gestanden hat, sollte bei der Lösung der Frage des Bücherverkauss durch Vermittler mitsprechsn dürfen. Und auch der nur wieder auf dem Gebiete, das er durch und durch kennt. Sonst wird bloß Unsinn geredet, über den der Sorti menter sich nicht einmal mehr ärgert. Ethisch gibt es nur eine An sicht im Sortiment: gute Bücher verbreiten. Was ist sin gutes Buch? Welches Buch ist überflüssig, welches notwendig? Und zwanzig andere grundsätzliche Fragen zeigen sosort, daß bei dem Bücher- Vertrieb jeder nach seiner Art selig werden soll. Wem der Buch händler nicht paßt, soll zum nächsten gehen. Nur Farbe soll der Sorti menter bekennen: darin wird sein geschäftlicher Erfolg liegen. Wirtschaftlich ist er in der unglücklichsten Lage im ganzen Buch handel. Gezwungen zum Kauf auf Risiko, gebunden an bestimmte Verkaufspreise ohne Rücksicht auf seine eigenen Spesen, scheitert er trotz seiner Erfahrung, trotz seinem Streben, gute Bücher zu der- kaufen, stets wieder an dem Problem der Liquidität. Er muß Kauf- mann sein, er hat kaufmännisches Verständnis, er weiß, daß in der Förderung jedes geistigen Strebens und jedes kulturellen Fortschritts sein eigener Nutzen liegt, und kann seine Kenntnis nur in engen Grenzen verwerten. In dieser Rechnung stimmt etwas nicht und muß geändert werden. Man ist am Werk. Falsch aber wäre es, würde man aus diesem wirtschaftlichen Fehler aus Mangel an Fähigkeit der Personen schließen. Mit der Aiustermappc unter dem Arm bin ich zwei Monate nach Kriegsbeginn ausgezogen und war mit kurzen Unterbrechungen unterwegs in Nord und Süd, Ost und West. Ich weiß nicht, wie es in anderen Ständen aussieht, wo man Kriegslieserungcn hat und Ähnliches. Über den deutschen Buchhandel kann ich sagen, daß ich ein unerwartet hohes Maß an gesundem Idealismus, starker geistiger Kraft und sittlichem Wirken gefunden habe. Wenn das deutsche Volk bei seiner Neuord- nung diese geistige Nahrung bringenden Glieder nicht gesund erhält, wird es die Folgen an seinem Körper spüren. Jacques Jolowicz. Aus der Vatican-'. Zum 70. Geburtstage Franz Ehrles, 8. I. (17. Oktober 1915). Obgleich Veröffentlichungen so persönlicher Art wie die von Ihnen gewünschte meiner Schreibart fern liegen, so bietet mir doch Ihre Anregung eine erwünschte Gelegen heit, einer Dankespflicht Kreisen gegenüber zu entsprechen, zu denen meine Dankesworte sonst kaum gelangen würden. Wie ich ans der Adressierung Ihres Schreibens ersehe, ist Ihnen mein gegenwärtiger Aufenthaltsort unbekannt. Als nach Mitte Mai (1915) in Nom die von der weitaus größten Masse der Bevölkerung so sehr gewünschte Neutralität des Landes immer mehr gefährdet wurde, war ich fest entschlossen, in meinem Adoptivvaterlande, das mir durch 35jährigcn Aufenthalt lieb geworden war, anszuharren, auch ans die Gefahr einer Internierung hin. Diese Gefahr schien mir nicht so groß, obgleich ich bei meinem Rücktritt von der Präfektur der vatikanischen Bibliothek (September 1914) ans dem vatikanischen Palaste in das päpstliche Bibelinstitnt übergcsiedelt war. Ich hatte nicht nur 1904 in Turin, nach dem traurigen Bibliotheksbrande, son dern auch später noch zwei Jahre ans Bitten des Ministeriums des Innern für die staatlichen Archive mit einer königlichen Kommission gearbeitet und ans zwei Inspektionsreisen nach dem Staatsarchiv in Pisa als königlicher Kommissar fungiert, und zwar alles in einer Weise, daß mir diese Tätigkeit noch immer in lieber Erinnerung ist. Auch mein Ordensgeneral billigte mein Ansharren, soweit die Inter nierung in Frage kam. Erst am 18. Mai glaubte er mir, in Anbetracht der vom Pöbel drohenden Gefahren, die Abreise nahelegen zu sollen, und die Mailänder Unruhen rechtfertigten bald seine Befürchtungen. Am 20. war ich bereits in Feldkirch (Vorarlberg) in dem von den Jesuiten geleiteten deutschen und österreichischen Privat-Gymnasium, das mir durch fünf herrliche Jngendjahre (1856—61) und durch weitere fünf Jahre Jugcndsorge in Unterricht und Erziehung, wie durch die Nähe meiner heimatlichen Allgäuer Berge lieb und teuer war. Noch am Tage meiner Abreise von Nom fragte ich mit einem Blick ans die ewige Stadt: Ist das ein Volk, das am Vorabend 1350 , seiner Teilnahme an dem grauenhaften Weltkriege steht? Seit einem Jahre hatte ich ans alle Anfragen wiederholt: »Soviel sich bei einem südländischen Volke Vorhersagen läßt, wird das Land neutral blei ben«. Hätte bei einem nicht südländischen Volke eine so schwache Minderheit eine solche Vergewaltigung der Mehrheit auch nur ge wagt? Ich habe nur herzliches Mitleid mit dem nutzlos blutenden Volke. Mit der Firma A. Marcus L E. Wcber's Verlag in Bonn, die den Anlaß zu Ihrem Schreiben gegeben hat, brachte mich Herr Prof. Hans Lictzmann in Verbindung, der es wie wenige versteht, das Verlagsgeschäft den Bedürfnissen der akademischen Lehrtätigkeit dienst bar zu machen. Als er sich für seine Specimina-Sammlung an mich wandte, war glücklicherweise an der Vaticana bereits eine An zahl tüchtiger Spezialisten, wie sie die Verwaltung eines so reichen und viclartigen Hss.-Schatzes fordert, mit seltener Eintracht und Ar beitslust tätig. Für die Specimina der griechischen Paläographie konnte ich ihm daher in Comm. Pio Franchi de Cavalieri einen der ersten Gräzisten Italiens und in Mgr. G. Mercati den besten Kenner der griechischen Hss. der Vaticana zur Verfügung stellen; für die lateinische Paläographie mußte ich, infolge der Erkrankung des in Aussicht, ge nommenen Mgr. Vattasso, mit Or. Liebaert die Arbeit selbst leisten. Leider habe ich Ihnen und den interessierten Kreisen die traurige Mitteilung zu machen, daß I)r. Paul Liebaert aus Conrtrai, Neffe des früheren belgischen Finanzministers, Ehrenskriptor der vatikanischen Bibliothek, anfangs dieses Monats in Pallanza am Lago Maggiore durch Typhus der Wissenschaft entrissen worden ist. Er hatte ans Bitten Prof. Lietzmanns zwei weitere Spccimina-Bände für die Minia- tnrcnknnde schon weit gefördert. Bei seinem Eintritt in die Vaticana hatte ich ihn gebeten, Paläographie, Miniaturen und Einbände als sein Spezialgebiet zu übernehmen. Beim Ausbruche des Krieges 1914 war er eben im Begriff, seine Bibliotheksreisen bis nach St. Peters burg anszndehnen. Der Paß war bereits ausgestellt und das Logis bereit. Möge es Mgr. Natti, meinem trefflichen Nachfolger, gelingen, die schwierige Arbeit glücklich zu Ende zu führen! Mehr vom Glück begünstigt .war unser orientalischer Kollege Abbä Tisserant. Er hatte eben mit hervorragendem Geschick den die orientalische Paläo graphie betreffenden Specimina-Band veröffentlicht, als der Krieg ihn von seiner friedlichen Arbeit in der Vaticana zunächst in die Feuerlinie, dann nach einer Verwundung als Dolmetscher mit Offi- Jcrsrang zu dem Tardanellcn-Unternehmcn nach Griechenland und nun in das Kriegsministerium in Paris führte. In der Wahl des Verlags war Prof. Lietzmann sehr glücklich. Das Entgegenkommen der Firma und ihre aufmerksame Bereitwillig keit erleichtern den Autoren ihre Arbeit in hervorragendem Maße. Dem Verlag gesellten sich mit richtigem Verständnis des inter nationalen Charakters der akademischen Arbeit für den Vertrieb der Sammlung zwei angesehene Firmen bei: Pustet für Nom und Parker für Oxford. Wenn ich nun auf die Anfänge meiner literarischen Tätigkeit zu- rückblicke, so erhielt ich meine ersten Druckbogen von der in vielen Beziehungen mustergültigen Firma B. Herder (Freiburg i. Br.). Es waren Aufsätze für die Zeitschrift der deutschen Jesuiten, »Stimmen aus Maria Laach«, die ich leider als Verbannter ans dem Schlosse des Grafen Stolberg-Nobiano in Terwueren bei Brüssel (1878—79) und in der Nue Noyale in Brüssel selbst (1879—80) korrigierte, wo mir außer der königlichen die für historische Studien hervorragende Bollanöisten-Bibliothek zur Verfügung stand. In diesen Verlag ge hört noch ein Ergänznngsheft derselben Zeitschrift »Zur Geschichte des Armenwesens«, zu dem mich meine Tätigkeit als Kaplan des Workhouse von Prcscot in Lancashire (1877—78) angeregt und un- verwertetc belgische Materialien veranlaßt hatten. Ein Abschnitt dieses Heftes hat so ziemlich in allen späteren Geschichten des Armen wesens, seit der 2. Auflage von Natzingers Arbeit, Aufnahme ge funden. Von Nom ans trat ich zunächst mit der Pariser Firma P. Lethiellenx wegen des Neudrucks zweier philosophischen Wcvie des 17. Jahrhunderts in Verbindung, zu dem mich meine schon aus den Studienjahren herrührcndc Beschäftigung mit der Geschichte der älteren und neueren Scholastik veranlaßt«:. Zn solchen Neudrucken kann sich ein französischer Verleger ungleich leichter entschließen, da sich für ihn bei der ausgedehnten Verwendung, die Franenkräfte in den französischen Druckereien finden, die Herstellungskosten bedeutend niedriger stellen. Bei meinen beiden, allerdings leicht herznstellendcn Drucken habe ich mit den Seherinnen durchaus befriedigende Erfah rungen gemacht. Daß jedoch bei solchen Pariser Neudrucken Vorsicht geboten ist. zeigen einige Veröffentlichungen der ehemaligen Firma Palmo. Die Annahme dieser ersten Arbeit trug der Firma Lethiellenx sofort eine zweite, ungleich bedeutsamere ein. P. Eornely. mein ehe maliger Lehrer von Feldkirch, bat mich, Lethiellenx den Verlag des
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